11. Deal
We got to live before we get older
Do what we like
We got nothing to lose
Shake off the weight of the world from your shoulders
Oh, we got nothing to prove
One Direction - Alive
< R O B Y N >
„Bitte was soll ich tun?"
Ich starrte meinen besten Freund an, als hätte er völlig den Verstand verloren. Gleichzeitig nagte ich an meiner Unterlippe, wie ich es immer tat, wenn ich verlegen wurde.
„Robyn", seufzte er, „du würdest mir echt einen großen Gefallen damit tun. Oder besser gesagt Niall. Er braucht das Buch sehr dringend, aber man kann es zurzeit nicht kaufen."
Ein tiefes Seufzen entrang meiner Kehle, während ich auf der Internetseite unterschiedlicher Buchhandlungen nachschaute. Harry log nicht, das Buch war überall nicht verfügbar. Zumindest nicht in einem angemessenen Zeitraum.
„Aber Harry, ich kenne diesen Typen doch gar nicht", nuschelte ich bedrückt. „Was ist, wenn-."
Doch mein bester Freund fiel mir ins Wort: „Er ist total nett, richtig cool. Du wirst ihn mögen, ganz ehrlich. Ich würde das nicht sagen, wenn es nicht so wäre. Und er braucht wirklich deine Hilfe."
Nervös nestelte ich am Ärmel meiner Jacke. Es war nicht mein Ding, fremde Jungs anzusprechen, es sei denn, ich war betrunken, wie auf Harrys Geburtstagsparty.
„Und was soll ich ihm sagen?"
Grinsend legte mein bester Freund seinen Arm um meine Schultern: „Mach dir keine Gedanken. Ich bringe dich jetzt zu ihm und alles weitere wird sich schon klären."
Harry zu enttäuschen, lag mir fern, aber trotzdem breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus.
„Wie geht es eigentlich deinem Fuß?", erkundigte sich Harry, als wir zusammen über das Gelände schlenderten.
„Besser, die Physiotherapie, die ich in der Mittagspause immer besucht habe, hat gut geholfen."
Fünf Wochen hatte ich meinem Knöchel diese Behandlung zukommen lassen und das alles nur, weil ich in den Ferien beim Joggen stolperte. Dass die letzte Woche der Behandlung ausgerechnet in die Orientierungswoche der Juilliard fiel, passte mir gar nicht, aber es ließ sich nicht ändern. Harrys und mein Plan, jeden Tag gemeinsam das Mittagessen einzunehmen, scheiterte daran, doch er schien einen guten Ersatz gefunden zu haben. Diesen Niall, mit dem ich mich jetzt auseinandersetzen durfte. Hoffentlich war das nicht so ein Kerl, der glaubte, alle Frauen flachlegen zu können, weil er sich für den Schönsten hielt. Kerle sahen andere Kerle bisweilen anders als Frauen und da bildete Harry sicher keine Ausnahme.
Inzwischen liefen wir über die Grastreppe, wie man sie nannte, denn die Stufen bestanden aus Gras, die Umrandungen hingegen aus Betonfliesen. Am unteren Ende der Grastreppe stand ein Typ, der uns den Rücken zuwandte. Er trug eine Jeans und ein Hilfiger Shirt.
„Hey, Niall", rief Harry und prompt drehte sich der Angesprochene um.
Für einen Moment hielt ich die Luft an.
Schuld daran waren seine blauen Augen, deren intensiver Blick mich leicht aus der Fassung brachte. Himmel, er sah gut aus, aber gerade deshalb ging ich innerlich auf Abstand. Gutaussehende Jungs bedeuteten oftmals Ärger.
„Das ist meine beste Freundin Robyn, die sich das letzte Buch der Musikgeschichte in der Uni Bibliothek ausgeliehen hat", stellte Harry mich seinem neuen Kumpel vor.
„Hallo, ich bin Niall", erwiderte der dunkelblonde Kerl und ich merkte, wie er mich musterte.
Verdammt, ich musste irgendetwas sagen, oder am besten sollte Harry das tun. Er hatte mir schließlich diese Sache eingebrockt. Allerdings war ich nicht auf die knallharte Reaktion meines besten Freundes gefasst.
„So, nun kennt ihr euch, also klärt die Sache mit dem Buch irgendwie. Ich muss mich jetzt leider verabschieden."
Ehe ich ein Wort sagen konnte, kehrte er uns den Rücken zu und verschwand.
„Hat man da noch Töne", entfuhr es Niall, während ich einen langen Seufzer ausstieß. Jetzt stand ich hier allein mit dem fremden Typ, der dieses Buch genauso sehr brauchte wie ich.
„Also wie machen wir das nun mit dem Buch?", richtete Niall seine Frage an mich. „Kriegt es jeder ein paar Tage, oder was schlägst du vor?"
„Vergiss es, ich kann dir das Buch nicht tageweise ausleihen", legte ich meinen Standpunkt klar. „Ich kenne dich nicht und falls das Buch beschädigt werden sollte, halte ich meinen Kopf hin."
Niall zog seine Augenbrauen nach oben und meinte: „Du scheinst ja eine gute Meinung von mir zu haben, wenn du glaubst, dass ich so liederlich mit Büchern umgehe."
Augenblicklich begannen meine Wangen zu brennen. Das taten sie immer, wenn sie sich rot färbten und sie leuchteten mit Sicherheit gerade wie eine reife Tomate.
„Es tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint", nuschelte ich verlegen.
„Aber gesagt", kam es prompt von Niall. „Ach was soll's, dann falle ich eben in Musikgeschichte durch."
Daran wollte ich nun wirklich nicht schuld sein.
„Nein, also ich denke wir finden eine andere Lösung", lenkte ich ein. „Vielleicht können wir uns zum Lernen treffen."
„Okay und wo? Ich wohne nämlich nicht auf dem Campus."
„Ich auch nicht."
Überrascht schaute Niall mich an: „Wieso nicht?"
„Vermutlich aus ähnlichen Gründen wie du." Ich wollte ihm nicht sagen, dass meine Eltern und speziell mein Vater sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass seine Tochter flügge wurde. Seiner Ansicht nach wurden auf dem College zu viele Partys gefeiert, zu viel Alkohol getrunken und gekifft. Von all dem wollte er mich fernhalten. Bei Niall sah es bestimmt anders aus, aber ich traute mich nicht nachzufragen.
„Wir könnten abwechselnd bei dir oder bei mir lernen", schlug ich vor, doch Niall wehrte direkt ab: „Also bei mir geht es auf keinen Fall."
„Okay, und warum nicht?"
„Wir haben gerade Renovierungsarbeiten."
Das war ein guter Grund und deshalb lenkte ich ein: „Dann treffen wir uns bei mir zuhause."
„Wo wohnst du denn? Ist das weit von der Uni?", hakte Niall nach.
„Nein, nicht so arg weit, ich wohne an der Upper East Side."
Kurz räusperte er sich: „Upper East Side, okay. Das ist machbar."
Ein unangenehmes Schweigen entstand zwischen uns, jedoch nur kurz, dann sprach Niall: „Gut, dann sehen wir uns am Montag im Hörsaal und können dann entscheiden, an welchen Tagen wir lernen wollen."
Dieser Vorschlag kam mir sehr entgegen.
„Dann bis Montag", verabschiedete ich mich von ihm und ging vorsichtig die Stufen nach oben.
Auf was ließ ich mich hier gerade ein? Wie gut kannte Harry diesen Niall überhaupt? Seufzend holte ich mein Handy hervor, um eine Nachricht an meinen besten Freund zu schicken. Ich fragte ihn direkt, ob wir uns noch kurz sehen könnten und Harry stimmte glücklicherweise zu.
Als Treffpunkt vereinbarten wir den Eingangsbereich des Gebäudes und ich wartete keine zwei Minuten, da tauchte Harry auf.
„Und? Hat alles geklappt?", hakte er nach.
„Also wir haben vereinbart, dass wir bei mir gemeinsam lernen werden."
„Super." Sanft berührte Harry meinen rechten Arm: „Komm, ich zeige dir, wo ich wohne."
Im Gegensatz zu mir durfte er auf dem Campus leben, was mich neidisch machte. Ich gönnte es Harry, keine Frage, aber ich war angepisst, weil meine Eltern es mir nicht erlaubten.
Mit dem Aufzug fuhren wir in den sechzehnten Stock und ich folgte Harry neugierig durch den Gang. An einer Tür stoppte er, zog einen Schlüssel hervor und öffnete die Pforte.
„Bitteschön, hereinspaziert."
Kurz hielt ich den Atem an. Die Wohneinheiten besaßen den Charakter einer Suite, mit einem großen Wohnraum und fünf Schlafräumen; zwei Einzel- und drei Doppelzimmer. Außerdem gab es zwei vollausgestattete Bäder sowie eine extra Toilette.
Harry, das Glückskind, ergatterte ein Einzelzimmer und als wir dieses betraten, bewunderte ich die schöne Aussicht: „Du schaust auf die Upper West Side, wie toll!"
„Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, dass ich jetzt hier wohne", scherzte er, worauf ich ihm liebevoll gegen den Arm schlug. Anschließend ließ ich mich seufzend auf seinem Bett nieder.
„Ich wünschte, meine Eltern würden mich auch hier wohnen lassen. Ich komme mir richtig eingesperrt vor."
„Ach komm schon, bald hast du nette Gesellschaft beim Lernen."
Das war mein Stichwort.
„Weißt du, ich finde du könntest mir sagen, wie lange du Niall schon kennst."
„Ist das wichtig?"
Harry wühlte in einer der Schubladen der Kommode, die links neben dem Bett stand. Dort holte er eine Tafel Schokolade hervor, die er mir zuwarf: „Hier, für dich, deine Lieblingsschoki."
Ich fing die Schokolade auf und erwiderte prompt: „Für mich schon, denn er kam so aus dem nichts."
Harry kreuzte die Arme vor seiner breiten Brust: „Er wohnt in Riverdale."
„Echt? Und weshalb war er nicht bei deiner Geburtstagsparty anwesend?"
Leicht schüttelte mein bester Freund seinen Kopf: „Ich fasse es nicht, dass du mir praktisch ein Verhör aufzwingst. Ich dachte immer, wir vertrauen uns, Robyn."
In diesem Moment kam ich mir ziemlich dumm vor. Wenn ich jemandem vertrauen konnte, dann war das Harry.
„Es tut mir leid", sprach ich zerknirscht. „Du weißt, dass ich dir vertraue."
„Schon besser", grinste er.
Eine Weile saßen wir noch auf seinem Bett und redeten über unsere Studien, sowie die sportlichen Betätigungen, die an der Juilliard angeboten wurden.
„Ich werde mich für den Aerobic Kurs einschreiben", erklärte ich enthusiastisch.
Harry grinste breit: „Und ich werde gemeinsam mit Niall dem Basketball Team beitreten."
„Sehr cool, da komme ich zum Zuschauen."
„Kannst du gerne machen, ach und noch eine Info für dich. Niall ist ein großer Yankee-Fan."
„Wirklich? Das ist zumindest ein Pluspunkt", meinte ich und erhob mich vom Bett. „Ich muss jetzt leider gehen, Harry. Wir sehen uns am Montag."
Mein bester Freund brachte mich noch zum Ausgang und zum Abschied umarmten wir uns wie gewöhnlich. Anschließend lief ich zur nächsten Subway Station und fuhr bis zur 86. Straße, wo ich in den Bus umstieg. Der Busfahrt dauerte nur knappe zehn Minuten, doch ich genoss diese ebenso, wie die Fahrt mit der Subway. Dies vermittelte mir das Gefühl von Freiheit. Zur High School wurde ich stets von unserem Chauffeur kutschiert, aber zur Uni wollte ich das keineswegs. Immerhin stimmten meine Eltern in diesem Punkt meinen Wünschen zu.
Zuhause angekommen suchte ich meinen Wohnbereich auf, der über dem meiner Eltern lag, die im Moment nicht anwesend waren. Schnell durchquerte ich das Wohnzimmer und stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. Dort wechselte ich die Klamotten, zog eine bequeme graue Jogginghose und ein hellblaues T-Shirt an und nahm das iPad zur Hand, um eine Videounterhaltung mit Kani zu starten. Wir taten das täglich und die Glückliche hatte mir bereits ihren Raum in der Uni gezeigt, den sie mit einer anderen Studentin teilte.
„Hey, Robyn, alles klar bei dir?" Ihre dunklen mandelförmigen Augen leuchteten mir entgegen.
„Ja, und bei dir?"
Intensiv tauschten wir die Neuigkeiten aus und sie berichtete, dass sie nächste Woche den Kampfsportkurs in der Uni belegen würde.
„Und was gibt's bei dir Neues?", horchte sie nach.
„Im Gegensatz zu dir begnüge ich mich mit einfacher Aerobic", meinte ich und schraubte die Wasserflasche auf, die ich mir aus dem Kühlschrank geholt hatte.
„Wie geht es deinem Fuß? Macht er das schon mit?"
Natürlich war meine beste Freundin über mein Missgeschick informiert, doch ich beruhigte sie: „Ja, alles wieder okay. Aber es gibt etwas, dass ich dir unbedingt erzählen muss."
Neugierig blickte Kani mich an und dann haute ich die Sache mit dem Buch über Musikgeschichte heraus.
„Oh wow, du wirst also mit einem Typen gemeinsam lernen, den du nicht mal kennst?"
Tief seufzte ich auf: „Wenn man bedenkt, dass ich mit einem Typen ins Bett gestiegen bin, dessen Namen ich nicht mal weiß, ist das wohl keine große Sache, oder?"
„Ach Robyn, nimm es nicht so schwer. Das ist passiert und fertig. Und wenn Harry diesen Kerl kennt, würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen."
Kanis Stärke, mich beruhigen zu können, spielte sie auch hier gekonnt aus.
„Sieht er eigentlich gut aus? Wie war doch gleich sein Name? Niall?"
„Ja, Niall und ja, er sieht gut aus. Er ist etwas kleiner als Harry, schlank und hat blaue Augen."
„Uhhh, dann halte ihn bloß von mir fern, du weißt ja, da stehe ich drauf." Kani lachte laut. „Gott sei Dank habe ich Derek, denn seine blauen Augen toppt nichts."
„Weißt du, Kani, ich werde nur mit ihm zusammen lernen, den Rest kannst du gerne erledigen, wenn du Derek entsorgen möchtest", zog ich die Asiatin auf.
„Keine Chance, Derek gehört zu mir."
Eine Weile plauderten wir noch, dann wurde Kani von ihrer Zimmergenossin angesprochen und wir beendeten unseren Video Talk.
Lustlos nahm ich das Buch der Musikgeschichte zur Hand. So viel Theorie, dabei lechzte ich nach der Praxis, nach dem Spielen eines Instrumentes. Aber leider blieb das keinem von uns erspart.
Um ein wenig von dem Tag und der gesamten Orientierungswoche runterzukommen, spielte ich auf meinem Piano. Musik katapultierte mich in meine eigene Welt, in der ich träumen konnte. Klassische Musik war einfach mein Ding, nur selten hörte ich die aktuellen Charts, kannte aber durch Kani und Harry einige der Lieder, die gerade angesagt waren.
Mein Vater hielt es für eine Phase, weil ich Musik studieren wollte, doch er hatte auch nichts dagegen. Meine Mutter hingegen bekräftige mich, das zu tun, was mir Spaß machte.
Es war acht Uhr, als meine Eltern zurückkehrten und ich nahm gemeinsam mit ihnen das Abendessen ein. Bestellt wurde bei einem Nobelasiaten und ich stopfte mich mit Sushi voll, bis ich fast platzte.
„Wie war dein Tag heute, Schatz?", erkundigte sich meine Mutter, während sie ihr Glas mit Weißwein füllte.
„Der war okay, wir haben die Bücherliste bekommen und ich werde gemeinsam mit jemandem hier lernen."
„Oh, das ist schön, dann hast du also schon eine Freundin gefunden", merkte mein Vater lächelnd an.
Nervös nagte ich an meiner Unterlippe: „Es ist keine Sie, sondern ein Er." Für einen Moment herrschte Stille am Tisch und ich schob hinterher: „Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen, denn Harry kennt ihn. Er kommt ebenfalls aus Riverdale."
„Dann sind wir beruhigt, nicht wahr, Quentin", meinte meine Mutter, worauf mein Vater schweigend nickte. Wahrscheinlich war er in Gedanken schon wieder bei seinen Geschäften.
Das Wochenende verlief für mich quälend langsam. Während Harry eine Party in seiner neuen Behausung feierte (er schickte mir Bilder davon) und Kani Besuch von Derek erhielt, hockte ich allein zuhause. Morgens joggte ich im Central Park und nachmittags übte ich auf meinem Piano. Das Ganze wiederholte sich am Sonntag und als ich abends zu Bett ging, war ich froh, dass der Montag nahte. Die Orientierungswoche war vorbei und wir würden endlich die relevanten Kurse besuchen.
Neben Musikgeschichte umfasste das Studium unter anderem Fächer wie Harmonielehre, Rhythmik, Gehörbildung, Musikausbildung in verschiedenen Stilrichtungen und Instrumentallehre. Das Bachelorstudium dauerte acht Semester und nicht wie üblich sechs, da dieses auch über einen praktischen Teil verfügte. Vier Jahre, in denen ich Zeit hatte, mir Gedanken zu machen, welchen Weg ich danach einschlagen wollte.
Motiviert packte ich meine Sachen zusammen und startete den Tag mit guter Laune. Der Bus war brechend voll und auch die Subway, mit der ich das letzte Stück zur Juilliard zurücklegte.
Am Eingang der Uni zeigten sich zwar keine Menschenmassen, wohl aber im Inneren. Egal wohin ich ging, ich hatte ständig das Gefühl im Weg zu stehen und wich mehrfach zurück, um einen Zusammenstoß mit anderen Studenten zu vermeiden. Erst als ich zum Hörsaal gelangte, in dem meine Vorlesung stattfand, fühlte ich mich nicht mehr wie ein Hindernis.
Die Tür zum Hörsaal war bereits geöffnet und ich sah zwei Leute in den hinteren Reihen sitzen. Ich suchte mir einen Platz in den der zweiten Reihe und kaum hatte ich es mir bequem gemacht, füllte sich der kleine Saal recht schnell. Von Niall sah ich nichts, was die Vermutung nahelegte, dass er irgendwo hinter mir saß.
Eine ältere Dozentin, die sich mit dem Namen Mrs Carrington vorstellte, gab uns die Einführung in die Musikgeschichte. Obwohl ich versuchte aufmerksam zuzuhören, packte mich die Art nicht, wie die Dozentin erklärte. Es war gähnend langweilig, aber da musste ich durch. Jedes Studium hatte seine zwei Seiten.
Nach Einführung in die Musikgeschichte wechselte ich den Hörsaal zu den Räumen, in denen die praktischen Kurse stattfanden. Instrumentallehre war angesagt und weil diese in die unterschiedlichen Instrumente aufgeteilt wurde, die man spielte, war die Gruppe wesentlich kleiner als im Hörsaal. Ich entdeckte Niall, der vorne seinen Platz eingenommen hatte und kämpfte mich bis zu ihm durch.
Sein Blick fixierte sich auf das Piano, dass sehr edel wirkte und erst als ich mich neben ihn setzte, schaute er auf: „Hey, Robyn."
„Hey, Niall. Fandest du die letzte Vorlesung auch so langweilig?"
„Nicht direkt langweilig. Sie hat es vielleicht ein bisschen trocken erklärt."
So konnte man es natürlich auch sehen.
„Die nächste Vorlesung für Musikgeschichte ist am Freitag. Wollen wir donnerstags zusammen lernen?", wisperte ich und er nickte.
„Das geht klar."
Somit war es beschlossene Sache, dass ich Niall am Donnerstag nach der Uni mit zu mir nehmen würde. Hoffentlich endete das nicht in einem Fiasko.
Der praktische Unterricht, die Instrumentallehre, sagte mir sehr viel mehr zu als die Theorie, zumal unser Dozent auch alles sehr anschaulich erklärte. Piano zu spielen erforderte, wie bei jedem anderen Instrument auch, eine konstante Übung. Letztendlich ergänzten sich die Kurse und bauten auf einem System auf.
Direkt im Anschluss fand die Mittagspause statt, die ich gemeinsam mit Harry und Niall verbrachte. Begeistert erzählte Harry von der Schauspielerei und dass er in die Rolle einer Frau schlüpfen durfte. Prompt begann ich zu lachen, denn ich konnte mir das bildlich vorstellen. Auch Niall lachte herzlich und mir fiel auf, wie ansteckend sein Lachen auf mich wirkte.
Wir hatten uns noch nicht richtig beruhigt, da schlenderte eine junge blonde Frau auf unseren Tisch zu. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass es sich bei ihr um die Studentin handelte, die bei uns den Kurs für die Bibliotheksnutzung abhielt.
„Hallo, Niall, darf ich mich kurz setzen?"
Als sie Niall direkt ansprach, fragte ich mich, woher die beiden sich kannten, denn das hatte sie bereits in unserem Kurs getan. Allerdings schaute Niall ziemlich verlegen drein und antwortete: „Hallo Taylor und ja, du darfst dich selbstverständlich setzen."
Die Blondine belegte den Platz neben Niall und redete gar nicht erst um den heißen Brei herum.
„Ihr seid alle drei Erstsemester und ich wollte euch darüber informieren, dass am Freitagabend eine Party zur Begrüßung der Erstis stattfindet. Sie fängt um neun Uhr an und es wird alles ganz locker."
„Das ist super." Harry strahlte die Blondine an, worauf sie ihm freundlich zunickte. Dann erhob sie sich wieder: „Wir sehen uns dann am Freitag. Bis dann." Sie entfernte sich zwei Schritte von unserem Tisch, dann drehte sie sich nochmals kurz um: „Und Niall, ich glaube, wir müssen noch ein Gespräch führen."
Nialls Gesichtsfarbe hatte den Ton einer reifen Tomate angenommen, als er antwortete: „Ja, das glaube ich auch."
Harrys amüsiertes Grinsen verriet, dass er wusste, um was es in diesem Gespräch ging. Bevor ich ihn darauf ansprechen konnte, begann er zu schwärmen: „Ich finde das so klasse, dass es am Freitag eine Party gibt. „Aber für euch ist das ja Stress. Ihr müsstet erst nach Hause, euch umziehen und so und vielleicht etwas essen."
„Das kriege ich schon irgendwie hin", meinte Niall und bevor ich erwidern konnte, dass ich nicht auf Partys stand, machte Harry uns ein Angebot: „Ihr könnt andere Klamotten mitnehmen, die in meinem Zimmer bunkern und euch dort duschen und für die Party umziehen. Außerdem können wir Pizza bestellen. Na, wie klingt das?"
Niall nickte ihm zu: „Ich bin auf jeden Fall dabei."
„Gut und Robyn, mach nicht so ein Gesicht. Partys sind toll, das wirst du schon noch merken."
Auf der einen Seite hasste ich Partys, aber auf der anderen Seite war das meine Chance dem goldenen Käfig zu entfliehen.
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Hello, ein Kapitel aus Robyns Sicht, das musste ja nun kommen.
Wie denkt ihr über die Sache mit dem gemeinsamen Lernen?
Wird Niall sich in der Upper East Side wohlfühlen?
Wie mag das Gespräch zwischen Niall und Taylor wohl ausfallen?
Was wird wohl auf der Party alles passieren?
Danke für die unglaublichen Kommentare zum letzten Kapitel. Ihr habt mich förmlich damit überhäuft und das liebe ich total. Bitte macht weiter so :)
LG, Ambi xxx
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