Ein unerwarteter Besuch & ernste Gespräche
• Cool - Felix Jaehn •
Kapitel 21
„Bist du nicht-"
„Noah, genau." Der junge Mann unterbrach mich frech und setzte sich ohne zu fragen auf den Stuhl neben meinem Bett. Ich musterte ihn. Bis jetzt kannte ich ihn nur von Matthews Sperrbildschirm, der diesen Noah und Matthew beide lachend mit einer Bierflasche in der Hand nebeneinander zeigte.
„Was machst du hier?" wollte ich wissen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es etwas Ernstes.
„Hör zu," begann er, „ich kenne Matthew seit dem Kindergarten. Er hat echt viel Scheiß durchgemacht und wenn du darauf aus bist, ihn absichtlich zu verletzen, dann-" Diesmal war ich diejenige, die ihn unterbrach.
„Ich habe nicht vor, ihn zu verletzen. Glaubst du, ich habe mir nicht schon gedacht, dass er etwas Schlimmes erlebt haben muss, damals an Neujahr? Er redete etwas von einer Gina und Maja, zu welchen er wohl eine sehr innige Beziehung hatte. Schwestern?"
„Nein." Noah seufzte. „Seine Verlobte und seine zweijährige Tochter. Eigentlich kein großes Geheimnis."
„Oh." Ich blickte betroffen zu Boden. „Was ist denn genau geschehen, wenn ich fragen darf?" Zögerlich und langsam hob ich den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen wollte. Und ob es Matthew recht war, wenn ich es erfuhr. Immerhin hatte er mir noch nie Näheres dazu erzählt.
„Die Nachricht erhielt er während der Arbeit, sein Chef übermittelte ihm diese. Seine Verlobte und seine Tochter kamen bei einem Attentat ums Leben. Die beiden waren zu der Zeit bei der Mutter von Gina und besuchten gemeinsam den großen Markt, als plötzlich ein Lastwagen mitten durch die Menschenmenge fuhr. Matthews Verlobte geriet gemeinsam mit Maja unter die Räder. Er hat es bis heute nicht komplett überwunden."
„Das muss ja schrecklich gewesen sein. Wie können Menschen so grausam sein?" Entsetzt blickte ich Noah an.
„Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Ich weiß nicht, was in solch kranken Gehirnen vorgeht. Doch ich hoffe, nun, da du weißt, wieso Matt so ist, wie er ist, dass du ihn nie absichtlich verletzen wirst. Das hat er wirklich nicht verdient. Ich schätze dich zwar nicht als so hinterlistig ein, aber bitte mache ihm klar, dass es nichts Ernstes ist, bevor er sich mehr darauf einbildet."
„Das werde ich. Ich verspreche es." sagte ich und meinte es wirklich komplett ehrlich.
„Mir liegt mein bester Freund sehr am Herzen und ich könnte es nicht ertragen, ihn noch einmal so kaputt und vollkommen ohne Lebenslust zu sehen. Nimm es mir bitte nicht übel, dass ich so über dich denke, aber ich glaube, du bist einfach nicht der Typ Frau fürs Leben."
„Das weiß ich selbst. Kein Problem." Ich lachte und schüttelte Noah die Hand.
„Dann bedanke ich mich bei dir für deine Aufmerksamkeit. Auf Wiedersehen, Chiara." Er zwinkerte mir zu und schloss dann die Tür.
Ich lehnte mich wieder in meinem Bett zurück und starrte an die weiße Wand. Nicht mehr lange, dann würde ich endlich entlassen werden. Nach so vielen Wochen vermisste ich meine eigene, heimelige Wohnung sehr und würde mich am Liebsten direkt dort hinteleportieren.
Als ich zuhause gewesen war, kamen mich zwar Nick, Collin und die anderen besuchen, doch das war es auch schon. Aber sobald ich im Krankenhaus lag, hatte ich teilweise zwei- bis dreimal am Tag Besuch. Vielleicht sollte ich meinen Freundeskreis noch einmal überdenken. Ich grinste in mich hinein.
Für morgen hatten sich Matthew, Jasmin und Grace angekündigt. Übermorgen würden mich Nick und die anderen vier besuchen kommen und dann würde ich einen Tag darauf auch endlich entlassen werden.
Ich rutschte so lange im Bett herum, bis ich eine gemütliche Position fand und beschloss, noch ein wenig zu schlafen. Ich war müde, denn nachts lag ich oft wach und starrte einfach nur an die Decke. Zu viel ging mir durch den Kopf und dann waren da ja auch noch diese verwirrenden Erinnerungsfetzen, die mir regelmäßig Kopfschmerzen bereiteten.
• • •
Durch das Geräusch einer sich schließenden Türe wurde ich geweckt. Irritiert setzte ich mich langsam auf und rieb mir über die Augen. Für heute hatte ich eigentlich niemanden mehr erwartet.
Doch die Person, welche eintrat, kündigte sich sowieso nie an. Meine Mutter. Sie wusste mehr als nur gut, dass sie nicht erwünscht war. Dementsprechend unfreundlich fiel auch meine Begrüßung aus: „Was willst du schon wieder hier? Spar dir deine erfundenen Geschichten, ich glaube dir nicht!"
Schnell kam die ältere Frau auf mich zu. „Du hörst mir jetzt mal gut zu!" zischte sie. Es klang wie das Geräusch einer Schlange. Das traf es sehr gut. Eine hinterlistige, falsche Schlange.
Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, was mir meine Mutter in meinem Moment der Unachtsamkeit gegen den Hals drückte. Eiskalt und scharf presste sich die glänzende Klinge an meine Kehle. Mein Herz schlug so stark, dass ich fast meinte, meine Rippen könnten zerbersten.
„Wenn du ein bisschen an deinem Leben hängst, dann wirst du jetzt genau das sagen, was ich dir diktieren werde!" herrschte meine Mutter mich an. Ich musste mich korrigieren. Diese Frau war nicht mehr meine Mutter. War sie nie. Sie war immer nur jemand gewesen, der mir das Leben schwer machte und bei allem, was ich tat, Steine in den Weg legte.
Ich spürte, wie die Frau mir die Klinge fester an den Hals drückte, doch ihre Hand zitterte, als sie mir diktierte, was ich sagen sollte. Sie zückte ihr Handy und drückte auf die Aufnahmefunktion, dann forderte sie von mir, das Gesagte zu wiederholen.
„Liam ist unschuldig. Ich war auf einer Party und probierte eine Droge aus, doch dann wurde es zu viel. Er wollte mich nur nach Hause bringen, wurde dann jedoch fälschlicherweise festgenommen und inhaftiert."
„Sehr gut," sagte die ältere Frau vor mir, nachdem sie die Aufnahme beendet hatte. „Kein Wort zu niemandem. Du willst doch nicht, dass deine Mutter Probleme bekommt, oder?"
Aufgrund des Messers an meinem Hals war ich gezwungen, vorsichtig zu nicken. Sie nahm die Klinge endlich weg und packte sie in ihre Handtasche. Dann lächelte sie, als hätte sie mir nicht gerade gedroht, die Kehle durchzuschneiden.
Nach einem letzten Blick zurück zu mir schloss sie die Tür meines Krankenhauszimmers hinter sich und ich war wieder alleine.
Tief atmete ich aus. Was hatte diese Frau nur für ein Problem mit mir, dass sie mir jedesmal, wenn ich dachte, dass mein Leben jetzt endlich gut lief, wieder neue Hindernisse baute?
• • •
Ja, ich bin mit dem versprochenen Kapitel zurück^^
Geplant ist, dass diese Story mit 25 Teilen abgeschlossen wird, jedoch weiß ich nicht, ob ich das auch einhalten kann...
Was denkt ihr so über das Kapi und vor allem über Chiaras Mutter?
Und ein riesiges Dankeschön für das hier:
Ich habe erst gestern gesehen, dass wir die 30k Reads geknackt haben!! Danke, Danke, Danke!! Es ist jedesmal wieder so ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, dass so viele Leute meine Geschichte mitverfolgen! Ich liebe euch! <3
Eure Ms_Creatix
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