11. "Da hab ich dich wohl echt umgehauen!"
Kleinlaut nickt Kuroo und lehnt sich unschlüssig gegen einen der Schränke hinter sich. Als wir allein sind, setzt er an etwas zu sagen, ich reagiere nicht: „Ich wollte dir nicht wehtun. Wirklich nicht. Ich hab mich schlichtweg in der Länge vertan. Sowas passiert mir sonst nie. Ich war wohl doch zu aufgebracht, aber es war hundertprozentig keine Absicht. So was würde ich nie tun. Aber ganz besonders nicht bei dir."
Erschöpft hebe ich den Kopf und sehe ihn an. So gut es eben geht. „Wenn meine Nase gebrochen sein sollte, brechen ich dir die Beine", drohe ich ihm, er grinst und setzt sich neben mich auf die Liege. „Du siehst schlimm aus" meint er behutsam, fährt sich durch die schwarzen Haare. „Wie schlimm?", hake ich nach, er zieht scharf die Luft ein und entgegnet: „Splattermovieverdächtig." „Das ist kein Wort", murre ich, „Gib mir bitte den Spiegel." Auf einem der Beistellwagen habe ich einen kleinen Handspiegel entdeckt, den Kuroo mir nun reicht.
Beim Anblick meines eigenen Spiegelbildes wird mir schlecht. Ach du Schande. Kein Wunder, dass die Leute so blöd geguckt haben! Mein halbes Gesicht ist blutverschmiert, nur Augen und Stirn sind verschont geblieben. Mein Shirt ist teils regelrecht getränkt mit Blut, unschöne Tropfen und Rinnsale zieren den Stoff in den weniger durchleuchten Bereichen. Bin ich blutleer? Wieviel Blut kam denn da bitte aus meiner Nase? Schockiert lege ich den Spiegel beiseite. „Splattermovieverdächtig ist ab heute doch ein Wort. Ich bin aktuell die Definition davon", stimme ich Kuroo zu, der verlegen nickt.
Das Nasenbluten ist endlich zum Stillstand gekommen und ich lege das Kühlpad wieder vorsichtig aufs Gesicht. „Mann Kuroo, du musst dich echt besser unter Kontrolle haben." Wieder stützt er sein Kinn auf meine Schulter auf und raunt mir zu: „Es war ein Unfall, glaub mir bitte." „Ja, schon gut", gebe ich nach und schließe die Augen, weil er mir einen zärtlichen Kuss auf den Hals gibt und mich in den Arm nimmt.
Hinter uns schwingt die Tür auf, die Schwester kehrt mit einem geschäftig wirkenden jungen Mann zurück, der einen weißen Kittel trägt. „Und Sie haben was auf die Nase bekommen?", fragt er überflüssigerweise und untersucht mich, ohne sich vorzustellen. „Sieht schlimmer aus, als es ist", stellt er am Ende fest, „da ist nichts kaputt, das würde stärkere Schmerzen verursachen." Erleichtert höre ich Kuroo schwer ausatmen. Mit einem Seitenblick auf diesen meint der Arzt: „Da haben Sie aber Glück gehabt, dass Sie Ihrer Freundin nicht ihr hübsches Gesicht dauerhaft ramponiert haben!" Zu mir sagt er: „Sie kühlen das heute noch brav, nehmen die nächsten zwei Tage Schmerzmittel dreimal täglich und setzten auch mit dem Sport aus. Sollten Sie auch am dritten Tag noch Schmerzen oder irgendetwas haben, kommen Sie wieder her. Und kommen Sie früher, falls es Ihnen schlechter geht. Okay? Sie haben wahrscheinlich eine kleine Gehirnerschütterung. Und Volleyball würde ich an Ihrer Stelle wohl vom Trainingsplan streichen. Alles Gute!" Er reicht mir zum Abschied die Hand und verlässt eilig wieder den Behandlungsraum.
Die Krankenschwester macht sich daran mein Gesicht und meinen Hals zu waschen. Ich beiße die Zähne zusammen, weil es teilweise echt schmerzt. Artig wartet Kuroo bis sie fertig ist, fischt dann mein Top aus der Hosentasche, das auf meiner Trainingstasche gelegen hatte. Offenbar hatte er das mitgenommen. Wie geistesgegenwärtig von ihm.
Hinter einem Paravent tausche ich mein Shirt gegen das saubere Top und stelle dabei fest, dass auch mein SportBH was abbekommen hat. Ich habe sowieso vor, mir alsbald eine Dusche zu gönnen, dann fliegt das Teil auch ins Wasser, damit die Flecken wieder raus gehen.
Versorgt mit einer Packung Schmerztabletten und einem frischen Kühlpack werde ich entlassen. Unsicher schielt Kuroo auf dem Weg zu meinem Bungalow zu mir hinüber, ich ergreife seine Hand ohne ihn anzusehen und nuschle: „Schon gut. Ich werde es überleben." Hand in Hand setzen wir unseren Weg fort und trennen uns erst bei meiner Unterkunft. „Sehe ich dich nachher?", fragt er leise, zieht mich an sich und küsst liebevoll meine Stirn. Kurz kann ich meine Kopfschmerzen vergessen, er duftet einfach so gut. Einen Moment lang schmiege ich mich an ihn, schlinge meine Arme um ihn und antworte: „Ja, aber lass mich erstmal duschen. Ich will diesen Geruch und Geschmack loswerden." Seine Hand streicht über mein Haar, ich spüre einen weiteren Kuss auf meiner Schläfe, dann lächelt er. „Da hab ich dich wohl echt umgehauen." Lachen tut weh, weshalb ich nur mühsam schmunzle und ihn dann von der Terrasse schiebe, damit ich endlich duschen gehen kann. Ohne ihn.
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Ach die Zwei <3 Selbst jetzt kann sie ihm nicht lange böse sein xD Aber scheinbar war es wirklich ein Versehen, da muss man nicht noch ewig bockig sein.
Hoffentlich lässt der Schmerz bald nach, dann macht das Knutschen auch wieder mehr Spaß xD
Ich wünsche euch ein wunderbares WE!
Knutscha,
eure Mercy <3
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