s i x t e e n

»Taehyung's Sicht«

"Dieser verdammte Dreckssack! Ich habe es geahnt!", fluchte ich über den gesamten Platz, als ich auf mein Handy sah und die Nachricht von Seul las.

"Hyung.. Was ist passiert??", erschrocken musterte mich der Jüngere neben mir während ich vor Wut anfing zu kochen.

"Minjae-ah, sag bitte Bescheid, dass ich nicht kommen werde, okay?", bat ich meinen Freund fieberhaft und rannte  samt meinem Saxophon sofort zurück in die Richtung aus der ich zuvor gekommen war, ohne den Jungen überhaupt aufzuklären.

Normalerweise würde ich den Unterricht nicht schwänzen. Doch da meine Familie -zu der auch Sungseul gehörte- meine erste Priorität war, zählte das hier zu einem Notfall. Für eine normale Person war das vielleicht keine große Sache. Doch Shin Sungseul, meine beste Freundin, war mental gerade mal so stabil wie eine Salzstange. Sungseul's Vater hatte  sie und ihre Mutter im Stich gelassen, da war sie wahrscheinlich grade mal acht Monate alt. Ich selbst wusste es bis vor vier Jahren auch nicht, hatte es ausversehen bei einem Gespräch meiner und Seul's Mutter aufgeschnappt. Später, als Seul neun war lernte ihre Mutter Roh Gitaek kennen. Jongmin's Vater. Anders als Seul's alter Herr kümmerte er sich um seine Familie, doch er behandelte Sungseul schlecht und so, als würde sie erst gar nicht dazu gehören. Manchmal schlug er sie sogar und es wunderte mich, dass sie nur ein einziges Mal von Zuhause abgehauen war. Sungseul's Mutter entschied sich nach so vielen Jahren in denen sie bloß zugeschaut hatte, ohne ihre Älteste Tochter richtig Verteidigt zu haben erst letztes Jahr dazu die Scheidung einzureichen. Was ich persönlich lächerlich fand, da Sungseul in Korea bereits 20 war und bald sowieso ausziehen wollte. Meine Mutter hatte mir klar gemacht, dass spät besser war, als nie. Und in diesem Punkt musste ich ihr wirklich zustimmen. Doch das war noch nicht alles.. Sungseul's erste Liebe hatte ihr wahrscheinlich den Rest gegeben, nachdem er ihr Herz gebrochen hatte.    Seitdem leidet sie unter panischen Verlustängsten, selbst wenn sie versuchte es immer wieder vor mir zu verstecken. Sie war ein Wrack, welches ich mühsam versuchte beisammen zu halten. Nicht nur ich, auch die anderen (vorallem die Mädchen) zerrten sie immer wieder aus ihrem Loch hinaus.

Seul hatte eine zwiegespaltene Persönlichkeit entwickelt. Normalerweise war sie das Aliengirl, welches herumalberte, als würde es kein Morgen mehr geben und die anderen gemeinsam mit Jin mit ihren schlechten Witzen nervte. Ihre zweite zweite Seite... die würdet ihr gleich noch kennenlernen.

[...]

"Yah! Kannst du nicht aufpassen!?", wurde ich von einem Typen angemault gegen den gestoßen war, blieb deshalb keuchend stehen, um mich Entschuldigen zu können.

"Taehyung!?", sagte die Person, noch bevor ich zum reden ansetzen konnte und die dunkle Gestalt nahm ihre Kapuze ab, damit ich dessen Gesicht sehen konnte.

"Yoongi!?", jetzt konnte ich ihn sogar in der Dunkelheit erkennen. Was läuft er auch so spät Abends in schwarzen Klamotten rum. Kein Wunder das ich ihn nicht gesehen habe. Die Dunkelheit hatte ihn praktisch verschluckt.

"Wieso bist du hier Hyung?", fragte ich den Kleineren und fuhr mir mit beiden Händen durch mein braunes Haar. Noch immer schwer atmend musterte ich den blonden jungen Mann.

"Ich hab ein wenig trainiert.", entgegtete er gelangweilt und erst jetzt wo er es sagte fiel mir der Basketball unter seinem zweiten Arm auf.

"Ist was passiert? Hast du nicht eigentlich um diese Uhrzeit Saxophon Unterricht?", erkundigte er sich stirnrunzelnd bei mir und rümpfte daraufhin die Nase.

Kraftlos sah ich dem Älteren in die Augen, schluckte schwer und nickte dann.

"Es geht um Seul.."

Vielleicht hätte ich ihm die Sache verschweigen sollen, vielleicht hätte ich darüber nachdenken sollen ob es für Sungseul in Ordnung wäre ihm davon zu erzählen. Wie ging das Sprichwort noch gleich? Hätte, hätte - Fahrradkette. Ja, das war's! Ehh wo war ich stehen geblieben.. Ach ja genau. Vielleicht hätte ich mir auch über Yoongi Gedanken machen müssen, da er in der Vergangenheit ähnliche Probleme hatte. Aber im Endeffekt war ich froh es nicht getan zu haben. Ich war wirklich unfassbar glücklich darüber, in diesem Augenblick so dämlich gewesen zu sein und es ihm erzählt zu haben.

"Seul leidet an einer chronischen Depression."

Und ich würde wohl niemals das Gesicht vergessen, welches er anschließend machte.


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