f o u r t y s e v e n
Taehyung hat immer gesagt, dass die Entscheidungen, welche wir trafen immer zu zwei unterschiedlichen Ausgangspunkten führten. Happyend oder Badend. Ganz einfach. Wie in den Filmen, meinte er.
Aber das stimmte nicht ganz, denn es gab noch eine dritte Möglichkeit. Es gab genug Filme mit einem offenen Ende. Man erfuhr nicht wie es ausging, sondern musste sich selbst etwas zusammenreimen.
Ich wusste nie in welche Kategorie mein Leben fallen würde, aber ich wollte wissen wie es ausging. Ich wollte erfahren, was aus meinem Leben wurde. Ich wollte nicht im dunkeln tappen und einfach fortgehen, ohne zu wissen, was aus mir wurde.
Deshalb kämpfte ich, als ich spürte wie ein starker Schmerz meinen Körper durchfuhr und ich mich völlig weggetreten erbrach. Alles war verschwommen und ich hörte ein melancholisches Schluchzen aus der Ferne. Es war tief und ich kannte es gut. Es war mein bester Freund. Weinte er wegen mir? Hatte ich ihm Kummer bereitet?
Ich wollte nach ihm rufen, ihn trösten, doch alles was aus mir herauskam, war mein Mageninhalt.
Viel bekam ich nicht mehr mit. Mein Gewissen wurde fortgedrängt, doch das lag bloß daran, dass ich furchtbar erschöpft war. Also schlief ich ein.
[...]
Nachdem ich 13 Stunden durchgeschlafen hatte und der Arzt mir einen Besuch abstattete, erklärte mir der grauhaarige Koreaner später, dass man mir den Magen ausgepumpt hatte. Ich war im Krankenhaus gelandet..
"Hören Sie.... sich das Leben zu nehmen ist keine Lösung...", sagte er mitleidig, als die vergessliche Krankenschwester meine Medikamente holen gegangen war.
Verwirrt blinzelte ich den Älteren Mann an und verstand nicht worauf er hinaus wollte. Zum Ersten Mal kam mir diese Vorstellung absurd vor.
"Ich... habe nicht versucht mich umzubringen.", versicherte ich ihm mit ernster Miene, damit er verstand.
Stimmt... Immerhin wusste ich nicht einmal was passiert war. Eine Alkoholvergiftung konnte es nicht sein. So viel hatte ich nun auch wieder nicht getrunken.
"Ein Mix aus Schlaftabletten und Alkohol? Für mich klingt das ganz schön eindeutig."
Seine Stirn war in Falten gelegt, als er mich misstrauisch über die Brille auf seiner Nase hinweg, musterte.
"Schlaftabletten? Die nehme ich nur vor dem schlafen gehen. Sonst nicht! Wirklich!"
Jetzt wirkte mein Arzt ein wenig verwundert.
"Um welche Schlaftabletten handelt es sich denn?"
"Ehm... Ich glaube... Me... Mepro.."
Er seufzte wissend und kniff sich anschließend in den Nasenrücken.
"Mepronizin.", half er mir nach.
"Ja, die habe ich mir bei einer Apotheke besorgt."
"Diese Tabletten... sind vor kurzem erst Rezeptpflichtig geworden. Ihre Wirkung ist so stark wie Valium oder zum Beispiel Anxiolit und äußerst gefährlich. Es müssen noch Anteile davon in ihrer Blutbahn gewesen sein...und der übermäßige Alkoholkonsum..."
Hatte eins zum anderen geführt, beendete ich den Satz in Gedanken.
"Ich dachte ich sterbe. Mein Herz hat nicht mehr geschlagen.", meine Stimme klang aufgebracht und schwach zugleich.
"Wenn es zu einem Herzstillstand gekommen wäre, dann würden wir dieses Gespräch hier nicht führen. Ihr Körper muss so gelähmt gewesen sein, dass sie es einfach nicht mehr mitbekommen haben."
Ich konnte nicht fassen, dass ich noch lebte. Dabei hatte alles so real gewirkt. Yoongi war auch dort gewesen. Das alles war bloß Einbildung gewesen?
"Wir hätten Sie trotzdem beinahe verloren, doch sie haben durchgehalten.", meinte er streng,
Ich nickte dann und der Doktor erklärte mir außerdem, dass sie meine Familie nach Hause geschickt hatten, weil sie kein Auge zubekommen hatten.
"Wir haben uns bei ihrem Bruder gemeldet, schließlich hat der sie gefunden. Er müsste bald da sein.", als er dies sagte kam gerade die junge Krankenschwester herein und lächelte mich schüchtern an.
Bruder? Sprach er da gerade von Taehyung? Dann hatte ich tatsächlich ihn so weinen hören...
"Wir kommen in einigen Stunden noch einmal und machen ein Check-Up. Wenn sie schmerzen haben sollten, hier.", der bebrillte Mann legte eine Schatulle mit Schmerzmittel auf meinen Nachttisch.
"Eigentlich wollte ich ihnen die nicht aushändigen, aber jetzt vertraue ich Ihnen. Enttäuschen Sie mich nicht."
Der Letzte Satz verursachte eine unangenehme Gänsehaut.
Er verließ mich zusammen mit der Krankenschwester, während ich mich auf den Weg ins Bad machte um mir ansehen zu können, was aus mir geworden war.
Mich traf beinahe der Schlag. Ich sah wirklich aus, als wäre ich von den Toten wiederauferstanden. Schnell wandt ich deshalb den Blick vom Spiegel ab, weil ich mir dachte, dass es schlimmeres gab. Zum Beispiel, dass Taehyung mich bewusstlos auf dem Boden gefunden hatte... Und so wie ich meine Mutter kannte, würde sie sich selbst dafür die Schuld geben.
Seufzend fuhr ich mir durch mein kurzes Haar, als ich Tumult vom Flur aus wahrnahm. Gerade als ich nachsehen wollte, stürmte ein großer junger Mann mit brauner Mähne herein, die in alle Richtungen abstand. Er stand am anderen Ende des sterilen Raumes, während sein Brustkorb sich stark hob und wieder senkte. Das atmen fiel ihm schwer.
Regungslos betrachtete ich meinen besten Freund, der mich aus leeren Augen anstarrte. Es schnürrte mir die Kehle ab, weil ich nicht deuten konnte, was er dachte.
Schließlich kam ich mir ein wenig blöd vor und wollte nicht länger in dieser seltsamen Situation befangen sein, weshalb ich versuchte die Stille zu brechen.
"T-tae..."
Ich fuhr zusammen, denn mit einem Mal schoss er auf mich zu und ich riss die Augen weit auf, als seine Handfläche schellend auf meiner linken Wange landete.
"Das verzeihe ich dir nie!", brüllte er mir ins Gesicht, während ich fassungslos da stand.
Seine Adern stachen an seinem Hals hervor und seine Augen waren glasig vor Wut.
"Du bist so egoistisch! Hast du überhaupt an uns gedacht?! An deine Mutter, an Jongmin.... Und was ist mit mir? Wäre ich nicht früher aufgetaucht, hätte ich dich jetzt für immer verloren!", seine Stimme war schrill und versetzte mir einen Stich.
Denn es schwang so viel Furcht, Liebe und Verzweiflung mit, dass es mir schwindeln bereitete.
Ich musste erneut weinen, aber diesmal nicht vor Traurigkeit. Nein, ich war froh am Leben zu sein.
"Ohne ein Wort wolltest du mich verlassen, Seul. Ich hatte so Angst..", der letzte Satz war nur noch ein zittriges Schluchzen.
Taehyung biss sich auf die Unterlippe, versuchte nicht die Fassung zu verlieren, weil er mir anscheinend noch viel mehr an den Kopf werfen wollte.
"Ich wollte mich nicht umbringen, Tae...", brachte ich kaum hörbar heraus, sah dabei zu wie seine Augen groß wurden und dann perplex flatterten.
"Die Wirkung der Schlaftabletten, die ich nehme war nur so stark, dass sie noch vom Vorabend gewirkt haben müssen. Ich hatte nie vor dich hier alleine zu lassen... Wirklich nicht.."
Stille Tränen rinnten mir die Wangen hinunter und als er mir dabei zusah, blieb sein Blick an meiner pochenden linken Wange hängen, dort wo er mich zuvor noch geohrfeigt hatte.
"Du...du hast nicht?"
Der Kummer in seinen Dunkelbraunen Augen war zum greifen nah.
"Nein."
Aufgewühlt seufzte er, versuchte bei aller Kraft sich zusammenzureißen, ohne Erfolg.
"Oh mein Gott. Es tut mir so leid.", wimmerte er schlussendlich, schlang seine Arme um mich und vergrub sein Gesicht an meiner Schulter, wo er sich ausheulte.
"Ich habe gedacht, dass ich dich nie mehr lachen hören, oder dich nerven kann. Das meine kleine Schwester auf ewig weg sein würde.", sein Körper bebte. Unbeholfen probierte ich ihn zu beruhigen, allerdings nützte es nicht viel.
"Und ich hätte dir nicht mehr sagen können wie sehr du eigentlich von Yoongi geliebt wirst, Sungseul."
Nun stockte mir der Atem.
"Das er jetzt nur noch wegen dir in Daegu ist...", nuschelte er und löste sich dann von mir.
Sein hübsches Gesicht glänzte, doch es schien ihn keineswegs zu stören.
"Aber Basketball...", sofort schnitt der Ältere mir das Wort ab.
"Er spielt kein Basketball mehr, er hat aufgehört."
Das ergab überhaupt keinen Sinn. Min Yoongi ohne Basketball? Das schien für mich unvorstellbar zu sein.
"Wieso sollte er seinen Traum so einfach aufgeben? Das ist lächerlich."
"Er hat nicht damit aufgehört, weil er wollte, sondern weil er musste. An dem Abend von seiner Geburtstagsparty ist er verschwunden und hatte einen Unfall. Er hat sich an seiner Schulter verletzt, Seul. Er wird nie wieder so spielen können wie vorher."
Ich hielt mir die Hand vor den Mund.
"Unfall? Wieso habe ich nie etwas davon gehört?!", empört schnappte ich nach Luft.
"Es war sein Wusch, dass wir es für uns behalten. Damit du dich nicht dafür verantwortlich fühlst.", sagte Taehyung.
Aber ich schüttelte meinen Kopf, denn schließlich war es doch so... Hätte ich ihn an diesem Tag nicht hinausgezerrt und...
"Er hat meinetwegen seinen Traum verloren..."
Und dann war ich noch so dämlich ihn zu fragen, wie es beim Training lief..
Kurz bevor ich hysterisch werden konnte, wiedersprach mein bester Freund mir.
"Aber er hat einen neuen gewonnen. Was glaubst du, weshalb er denn noch hier ist? Er hätte doch längst nach Seoul verschwinden können."
Seine Worte waren mir ein Rätsel, denn ich verstand nicht worauf er hinaus wollte.
Taehyung schien dies an meiner Miene deuten zu können, legte mir sanft beide Hände sanft auf die Schultern.
"Du, Shin Sungseul. Das bist du.
Er hätte diesmal nicht nur erneut seinen Traum verloren, sondern auch seine Seelenverwandte."
-
Reingefallen!!!
Ihr dachtet doch nicht ehrlich ich lasse sie einfach so sterben 😂😂😂😂
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