f o u r t y f o u r

»Seul's Sicht«

Ich weinte seit dem Tag eigentlich ununterbrochen, was total hirnrissig war. Schließlich wollte ich es so, nicht wahr? Dafür hatte ich mich entschieden. Also würde ich das jetzt auch durchstehen.

Vor den anderen veruchte ich so gut es ging meine fröhliche Maske aufrechtzuerhalten, was besonders bei Taehyung schwierig war.

Gemeinsam brachten wir Hoseok zum Bahnhof, der heute leider wieder abreisen würde. Die ganze Zeit hatte ich mir Sorgen darüber gemacht und mir den Kopf darüber zerbrochen wie ich Yoongi gegenübertreten sollte. Doch als ich hörte er würde nicht kommen, war ich nicht so erleichtert wie ich es hätte sein sollen...

In Gedanken versunken verabschiedete ich mich von Hoseok und bekam danach mit wie Minie ihn schmerzerfüllt ansah.

Ich konnte meinen eigenen Schmerz ertragen, doch meine Freunde leiden zu sehen machte mich komplett fertig.

"Also dann...", Hoseok lächelte matt in die Runde.

"Man sieht sich.", sagte er beinahe tonlos.

Ich bemerkte wie er Minie einen letzten verstohlenen Blick zuwarf.

Hoseok hatte mir erzählt, dass er Minie seine Gefühle gestanden, doch ihr auch eine Abfuhr erteilt hatte. Ich hatte ihm daraufhin darüber aufgeklärt, dass es bei mir genauso war.

Ich konnte gut verstehen weshalb er dies tat, doch es war unerträglich Minie deshalb leiden zu sehen. Noch mehr tat es allerdings weh, zu wissen, dass ich Yoongi genau das Gleiche  zugemutet hatte. Hoseoks Zug Richtung Gwangju stand bereits am Gleis, als er davonschritt. Minie, die ein wenig abseits von uns stand, starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen seinen Rücken an. 

Er öffnete die Türen des Zuges und dann geschah etwas argwöhnisches. Hoseok blieb stehen.

"Was ist jetzt los?", warf Soju rhetorisch in den Raum.

Die Türen schlossen sich, doch Hoseok rührte sich nicht, hielt seine Reisetasche fest umklammert. 

Er zögerte.

Ein gröllendes Hupen erönte von dem Zug, der anscheinend wieder Leben in Hoseoks Glieder fahren ließ, da sich endlich bewegte.

Ich lächelte abwesend, als der Zug endlich abfuhr- ohne Jung Hoseok. Denn dieser hatte auf Absatz kehrt gemacht, alles stehen und liegen lassen und kam zurück gerannt. 

"So eine Dramaqueen.", seuftzte Taehyung amüsiert neben mir, während alle anderen perplex ausschauten. Minie schien genauso überrascht zu sein, wie die Anderen. 

Hoseok machte keuchend vor ihr halt. Das dunkle Haar war ganz zerzaust und ähnelte jetzt an eine Sturmfrisur. 

"A-aber...dein... Wieso?", stammelte Minie völlig durcheinander, ihre Stimme klang brüchig.

"Wenn ich es versuche...."

"Versprichst du mir dann keine Nummern von anderen Typen anzunehmen?", beendete Hoseok noch immer schwer atmend seinen Satz.

"Was?"

"Ich...Du...", Hoseoks hilfesuchender Blick striff mich.

Worte waren nicht nötig, deshalb nickte ich entschlossen. 

'Tu es, Pferdeboy'

Erleichtert lächelte er und ließ sich von seinem Publikum nicht weiter stören. Ohne weiteres Zögern legte er der kleineren seine Hand auf ihre Wange, lehte sich vor und küsste sie unschuldig auf die Lippen.

Die anderen quieckten entweder wie Mäuse auf, oder sogen scharf die Luft ein, bevor die Menschen um uns herum anfingen zu klatschen.

Diese Szene hätte auch aus einer kitschigen Liebesschnulze kommen können.

Peinlich berührt lösten die zwei sich voneinander. Ihre Köpfe leuchteten wie Rubine.

"Lasst uns gehen.", ordnete ich an. 

"Die Beiden werden sicher ein Paar Dinge besprechen wollen."

Ich war froh, dass er sich noch umentschieden hatte. Wenigstens die Beiden hatten zueinander finden können. Sie verdienten ein Happy-End. 

[...]

-Einen Monat später-

Yoongi hatte sich seit seiner Geburtstagsfeier nicht mehr bei mir blicken, oder hören lassen. Ich war mir sicher, dass er mich ab jetzt meiden wollte und das war wahrscheinlich auch das Beste für uns. Das versuchte ich mir zumindest einzureden.

"So kann es nicht weiter gehen, Sungseul!", brüllte meine Mutter, weshalb ich lustlos die Augen verdrehte. 

"Jaja."

Ich wollte mich gerade umdrehen, als meine Mutter mit einem Teller nach mir warf, der mich nur um wenige Millimeter verfehlt hatte. Der Teller zerbarst klirrend neben meinem Ohr.

Mit großen Augen starrte ich in ihr Gesicht, dass vor Wut beinahe blau anlief.

"Du bist genauso faul und schludrig wie dein Vater!"

Wie ein Messer stachen ihre Worte mir ins Herz und machten meine Augen seit Ewigkeiten wässrig, ganz unerwartet.

Mein Vater hat eine junge Mutter mit einem acht Monate altem Kind im Stich gelassen und sich nie wieder blicken lassen und sie verglich mich mit ihm?

Weil ich unordentlich war? Weil ich ein stubenhocker war?

Waren das die Gründe, für die man mit so einer unverantwortlichen Person auf die Gleiche Stufe gestellt wurde?

"Deine Art, wie du manchmal schaust!  Exakt wie er! Es ekelt mich an!"

Traurigerweise war das nicht das Erste mal. Ich wurde oft für ihren eigenen Fehler bestraft. Doch noch nie hatte ich das ausgesprochen, was ich dachte.

Denn meine Mutter war noch kaputter, als ich. Sie versuchte mit ihrem krankhaften Putzzwang ihre schwere Kindheit überwinden. Zwei Kinder von zwei gescheiterten Ehen. Es kam nicht selten vor, dass sie Wutausbrüche bekam und mich bei den Haaren zog und 15 Minuten später weinend in mein Zimmer kam, um sich bei mir zu entschuldigen.

Doch ich war diesmal selbst zu verletzt, als das ich Rücksicht zeigte.

Voller Spott und Schmerz lachte ich auf.

"Komisch oder?", ich kämpfte gegen die Tränen in meinen Augen, doch das Salz brannte fürchterlich.

"Und trotzdem bist mit ihm ins Bett gesprungen.", dann folgte ein hallendes Klatschen.

Meine Wange glühte stechend von ihrer Ohrfeige, doch ich genoss den Schmerz. Denn ich hatte recht.

Sie war selbst Schuld. Sie hat mich in die Welt gesetzt, sie hätte mich auch los werden können.

In ihren Augen lag pures Entsetzen und ich grinste selbstgefällig, bevor ich an ihr vorbei zischte.

Zum Glück schlief Jongmin schon und bekam von dem Theater nichts mit.

Gedankenlos stürmte ich aus dem Haus, denn ich hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Ich rannte und rannte ohne ein Ziel zu haben, wollte einfach irgendwo hin, wo sie mich niemlas finden würde.

Als ich weit genug entfernt war konnte ich endlich loslassen. Laut wimmerte ich, bevor sich die heißen Tränen über meine Wangen ergossen.

Es war nicht fair, dieses Leben. Aber welches war das schon.

Ich musste dafür büßen, dass meine naive Mutter sich mit 21 Jahren schwängern hatte lassen.

Nach einiger Zeit, als ich so planlos herumirrte, bermerkte ich jedoch, dass ich überhaupt nicht planlos war.

Denn aus der Ferne konnte ich es bereits sehen. Das kleine Häuschen in dem er mit seiner Großmutter lebte.

Wieso trieben meine Beine mich ausgerechnet hierher?

-

Leute...
Dieses Kapitel war echt ne schwere Geburt für mich...
Es fiel mir so schwer, weil einige Dinge echt persönlich sind und ich totale Formulierungsblockaden habe momentan...

Mianhae!

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