#5 Wut

Obwohl mir der Besuch von Partys gestattet war, wurde der Schulweg von Blake als zu riskant eingestuft. Dies war für mich nicht nachvollziehbar. Rick hatte mir angeboten, mit ihm zu fahren, was ich dankend annahm. Ich informierte Blake sogar per SMS über meine Entscheidung, da es ihm wichtig war, stets über meinen Aufenthaltsort informiert zu sein. Dies erwies sich letztlich als überflüssig, da ich Blake nach Schulschluss bereits aus der Ferne sah und er uns anschließend mit seinem Auto folgte.

Während der Fahrt entschuldigte ich mich bei Rick für mein Verhalten in der Schule und erklärte ihm, dass ich lediglich Kelly aufziehen wollte. Er war nicht einmal verärgert und hatte diese Vermutung ohnehin schon. Bis vor meine Haustür fuhr er uns, und obwohl das Auto bereits zum Stillstand gekommen war, blieb ich sitzen. Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er blieb regungslos, doch seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er rührte sich kein Stück, lediglich seine Augen weiteten sich.

»Ich möchte mich herzlich für die Mitfahrgelegenheit und deine Bereitschaft, mitzuspielen, bedanken. Das war wirklich sehr nett von dir«, sagte ich, als ich aus dem Auto stieg. »Hey Isabelle, eine Sache solltest du immer im Hinterkopf behalten: Wir sind nicht nett«, bemerkte Rick, während er aus dem geöffneten Fenster sprach. Und anschließend davon fuhr. Ich hing seinen Worten gedanklich noch nach, als Blake bereits in die Einfahrt einbog und sich mir mit wütendem Gesicht näherte.

»Du bist also mit jemandem mitgefahren? Aber bei mir fährst du nicht mit? Wer war dieser Junge? Ihr habt euch geküsst!«, wetterte er unaufhörlich. Ausgerechnet jetzt musste auch noch Ian mit seinen Wagen, um die Ecke kommen. »Du bist kaum hier und machst so etwas, und dann auch noch mit diesem Kerl. Ich untersage dir das! Du bist zu jung dafür!« Gerade jetzt wollte er also die Rolle des Vaters übernehmen? Was erhofft er sich davon? »Wofür? Für sexuelle Kontakte? In dieser Hinsicht bist du bei mir zu spät, Blake!«

Er blickte entsetzt auf und fragte: »Was bedeutet das?« Daraufhin entgegnete ich: »Dass ich mit jedem schlafen werde, mit dem ich es möchte, sei es im Auto, in der Schule oder auf der Toilette. Ich bin achtzehn Jahre alt und kein Kind mehr. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.« Ein tiefes Gefühl des Schmerzes überkam mich, während ich diese Worte aussprach.
Verwirrt und frustriert betrat ich das Haus, schloss die Zimmertür mit einem kräftigen Schwung und stellte die Musik auf eine hohe Lautstärke.

Blake klopfte mit Nachdruck gegen die Tür. Dennoch war mir bewusst, dass er letztlich zur Arbeit gehen musste und aufhören würde. Darüber hinaus konnte ich selbst nicht nachvollziehen, warum ich so reagiert hatte. Ich war mir nicht einmal im Klaren darüber, ob ich tatsächlich bereit war, die Dinge mit Rick so weit zu gehen. Die Einsamkeit, die ich verspürte, belastete mich sehr. Diese anhaltende Wut ebenso. Ich wünschte, sie würde endlich zum Erliegen kommen. Doch sie verharrt unvermindert.

Vielleicht waren meine Schmerzen auch deshalb so intensiv. Anscheinend hatte mein Körper genug davon. Das kann doch auch nicht gesund sein. Kaum war Blake gegangen, befand ich mich in Sportkleidung im Garten. Ich musste etwas unternehmen, um meine Grübeleien zu vertreiben. »Also, du und Rick? Ich glaube, die gesamte Nachbarschaft ist über deine Pläne informiert. Er ist ein netter Kerl.« War er also doch nett? Was stimmt denn nun wirklich? Warum hatte er dann behauptet, sie wären nicht nett?

»Planst du tatsächlich, mit ihm zu schlafen?«, fragte er weiter. »Ich würde es sehr schätzen, wenn ich die Freiheit hätte, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, also lasst mich einfach in Ruhe." »Es wäre unklug, aus Rache an deinem Vater eine intime Beziehung zu ihm einzugehen. Das wirst du später bereuen - es sei denn, du hegst wirklich echte Gefühle für ihn.« Da war sie wieder diese Wut. »Für mich ist er Blake und niemand sonst«, entgegne ich scharf, ohne weiter auf seine Aussage einzugehen.

Ethan nickte lediglich und unterstützte mich im Anschluss beim Training, was mir half, mich zu entspannen und innere Ruhe zu finden. Außerdem hatte er sich für sein Verhalten beim letzten Mal entschuldigt. »Wir haben deinen Ausbruch gehört und die Überreste am Mülleimer bemerkt. Es wäre schön, wenn du mir erzählen könntest, was dazu geführt hat.« Als er mir in die Augen blickte, war es mir selbst nicht möglich, das Wort auszusprechen, um das es ging. »Niemand darf mich mehr so nennen. Ich heiße Isabelle«, erklärte ich mit brüchiger Stimme und er verstand.

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