Chapter 9

Sobald sie mein Zimmer verlassen hatten, stand ich vom Frisiertisch auf und wollte rüber zu meinem Bett gehen, aber Stimmen auf der anderen Seite der Tür ließen mich anhalten.
Es waren auf jeden Fall zwei Männerstimmen, die über etwas diskutierten.
Neugierig schlich ich mich an die Tür und horchte vorsichtig daran. Jetzt konnte ich erkennen, dass es sich um Logans und Nicolas Stimme handelte. Selbst von hier konnte ich hören, dass sie leiser miteinander als sonst. Das machte mich noch neugieriger und ich drückte mich noch näher an die Tür, zumindest so weit wie es noch ging.
"Ist er schon aufgewacht?", hörte ich Logan fragen.
"Ja", antwortete ihm Nicolas, " aber er möchte nicht reden. Wir haben ihm auch schon Essen angeboten, aber selbst das rührt er nicht an."
Für einen Moment blieb es still, als würden beide nachdenken müssen.
Er, ich fragte mich, wer es sein könnte. Plötzlich machte es klick und ich wusste, dass sie den Verkäufer meinte, der vom Dämon angegriffen wurde und dem ich retten wollte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er hier war und ich fragte mich, warum es niemand mir gesagt hatte.
"Okay", sagte Logan schließlich. "Lass das Essen ruhig im Zimmer, falls er doch etwas essen möchte. Später werde ich es noch mal versuchen.
Wie geht es Alice?" Mein Herz machte einen kleine Aussetzer, als ich meinen Namen hörte.
"Ihr geht es gut", meinte Nicolas. "Sie scheint keine Schäden davon zu tragen. Außerdem isst sie immer noch ziemlich wenig. Ann hat versucht sie zu überreden, aber sie hat nicht nachgegeben."
"Okay, danke. Sobald etwas ist werde ich dich rufen", sagte Logan und danach hörte ich immer leiser werdende Schritte.
Schnell ging ich rüber zu meinem Bett, wo ein Morgenmantel hing und warf ihn mir um, bevor ich mein Zimmer verließ.
Zur Sicherheit wartete ich noch wenige Sekunden, um sicher zu gehen, dass beide wirklich weg waren und öffnete vorsichtig die Tür.
Zuerst öffnete ich sie nur einen kleinen Spalt, um noch mal nachzugucken. Nachdem ich mir sicher war, dass niemand mehr da war, schlich ich mich aus meinem Zimmer.
Ich war mir sicher, dass Ann und die anderen nicht wollten, dass ich mein Zimmer verließe, dennoch musste ich ihn sehen.
Logan und Nicolas hatten nicht erwähnt wo er sich befand, aber ich schätze mal, dass er im Krankenzimmer war. Nachdem was ihm zugestoßen war, fand ich, dass das Krankenzimmer der beste Ort war, weil dort die ganze medizinische Versorgung war.
Da das Krankenzimmer im Erdgeschoss war, musste ich darauf aufpassen, dass ich nicht von den anderen entdeckt wurde.
Während ich über den Marmorboden lief, hallten die Schritte meiner nackten Füße durch den Flur. Vielleicht hätte ich mir doch noch Socken überziehen sollen.
Mein Herz raste die ganze Zeit wie verrückt und ich fühlte, wie ich immer aufgeregt wurde. Das war das erste Mal, dass ich mich irgendwo hinschleiche und es fühlte es berauschend aber auch beängstigend an. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre erwischt zu werden.
Nach einer Weile erreichte ich das Krankenzimmer und machte vorsichtig die Tür auf. Es befand sich kein Angestellter darin, also stieß ich die Tür ganz auf und schlüpfte schnell hinein.
Leider wurde ich gleich enttäuscht, denn der Verkäufer war nicht in Krankenzimmer. Das hieß, dass er in einem Schlafzimmer sein musste.
Schade, dass sie nicht erwähnt hatten in welchem Zimmer er sich befand. Aber nach meiner Rundtour durchs Haus wusste ich, dass er nur in den oberen Stockwerken sein konnte, denn dort befanden sich die ganzen Schlafzimmer.
Also schlich ich den ganzen Weg noch mal zurück und ging die Räume im ersten Stock durch. Ich sah in jedes Zimmer rein, bis ich endlich das Zimmer fand, in dem sich der Verkäufer befand.
"Ich habe doch gesagt, dass ich nichts essen möchte", fuhr er mich sofort an, aber ohne sich zu mir zu drehen.
"Aber es ist nicht gut, wenn Sie nicht genügend Essen", sagte ich sanft, obwohl ich nicht in der Position stand das zu sagen. Aber ich wollte unbedingt etwas sagen, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.
"Lasst mich einfach in Ruhe", meinte er wütend, aber er sah mich immer nich nicht an.
"Okay, dann essen Sie es nicht, wenn Sie es wirklich nicht wollen. Dürfte ich Ihren Namen wissen?", wechselte ich schnell das Thema.
"Matt", beantwortete er meine Frage ruhiger.
"Mein Name ist Alice", stellte ich mich ihm vor. "Weißt du, warum du hier bist?" Ich wusste nicht, ob ich zu weit gegangen war, denn Matt sagte für eine Weile nichts.
"Ich bin mir nicht sicher", sagte er schließlich und rief sich den Kopf.
"Möchtest du davon erzählen?", fragte ich vorsichtig.
Eine Weile blieb es still, bis er schließlich anfing zu erzählen. "Ich weiß nur noch, dass ich Pause gemacht habe, bis mich jemand an der Schulter berührt hatte. Alles was ich sehen konnte waren rote Augen, die sich in meinen Körper bohrten.... Mir wurde plötzlich ganz kalt und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich wollte nur noch weg, aber ich konnte mich nicht bewegen." Matt schauderte und schlang sich seine Arme um seinen Körper. "Nach einer Weile hatte es dann aufgehört, bis es dann wieder angefangen hatte. Danach hörte es aber ganz auf und ich bin auf den Boden geknallt.
Als ich da lag habe ich nich etwas anderes gesehen. Es hatte genau so hell geleuchtet wie die Augen des Etwas, welches mich attackiert hatte." Wieder hörte er auf zu erzählen und schien sich daran zurück zu erinnern.
Neugierig bin ich näher an sein Bett gekommen. Ich wollte unbedingt wissen, was er gesehen hatte. Was war da noch, außer dem Dämonen? Das könnte vielleicht ein Hinweis sein.
Ich wusste nicht, wie es war von einem Dämonen attackiert zu werden, aber vielleicht kommt man für eine kurze Zeit in eine andere Welt oder so. Schließlich wurde die Seele des Mannes raus gesaugt.
Langsam drehte Matt sich endlich zu mir und ich konnte sein Gesicht sehen. Es sah sehr mager und schwach aus. Vielleicht hätte ich ihn nicht befragen dürfen.
Aber in dem Moment, als er mich sah, weiteten sich seine Augen und er starrte mich erschrocken an. Langsam hob er seine Hand und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich.
"Du!", rief er mit zittriger Stimme und ich erstarrte. "Du bist es! Ich habe dich Gesehen!" Auf einmal sprang der Matt aus dem Bett in meine Richtung. "Diese lilablauen Augen! Ich werde sie niemals vergessen! Ich weiß, dass du es warst, gib es zu."
Verängstigt machte ich mehrere Schritte rückwärts, aber Matt folgte mir und kam immer näher. Es konnte nicht sein, dass er meine Augenfarbe gesehen hatte. Nicolas hatte mir doch den Trank gegeben. Das konnte nicht sein. Möglicherweise war etwas falsch mit dem Trank. Vielleicht hatte es bei ihm aber keine Wirkung, weil ein Dämon seine Seele aufsaugen wollte. Das war die logischste Erklärung.
"Ich werde das nicht zulassen! Nicht ein zweites Mal!", schrie er und warf mich zu Boden, bevor ich was machen machen konnte.
Matt saß auf mir drauf und drückte mich mit einem festen Griff zu Boden. Auch wenn er nichts gegessen hatte war er ziemlich stark, viel zu stark für mich.
Seine Augen sahen mich mit einem irren Blick an und ich konnte eine Mischung aus Angst, Wut und Entschlossenheit rauslesen.
"Lass mich los!", rief ich mehrmals und versuchte mich zu befreien.
"Nein! Niemals! Ich weiß, warum du hier bist. Du bist hier um zu ende zu bringen, was du letztes Mal nicht geschafft hast", schrie Matt und er kam mir vor wie ein wildes Tier. "Du bist hier, um mich zu töten! Ich weiß es! Aber ich werde es nicht zulassen, denn ich werde dich zuerst töten."
Bei seinem letzten Satz erstarrte ich und Panik und Angst brach in mir aus. Nachdem ich mich aus meiner Starre gelöst hatte, versuchte ich mich verzweifelt zu wehren.
"Logan!", kreischte ich verzweifelt und Tränen liefen mir über die Wangen. "Ann! Nicolas! Logan!" Immer wieder kreischte ich Logans Namen, bis endlich die Zimmertür auf ging und Matt von mir weggezerrt wurde.
Sofort setzte ich mich auf und keine Sekunde später wurden zwei Arme um mich gelegt. Ich erkannte direkt, dass es nicht Logan war.
"Es wird alles gut", flüsterte mir an zu und strich mir sanft durch die Haare, wie Logan es auch gemacht hatte.
Während ich mich noch beruhigte wurde Matt zurück zum Bett gezerrt und dort festgehalten.
Nachdem ich einiger maßen wieder okay war, wurde ich ohne lange zu zögern aus dem Zimmer gebracht zurück in mein eigenes.
Ann setzte mich auf meinem Bett ab und wischte mir die restlichen Tränen weg.
"Was hast du dir dabei gedacht?", rief plötzlich eine laute Stimme und Logan kam auf mich zugestürmt. Ich zuckte leicht zusammen und sah ihn erschrocken an. "Du solltest doch in dein Zimmer bleiben! Warum kannst du nicht einmal auf mich hören? Außerdem, wer hat dir verraten, dass dieser Mann hier ist?"
Wütend sah Logan zu Ann, aber sie schüttelte sofort den Kopf, dann zu Nicolas, der erst vor kurzem ins Zimmer gekommen war.
"Ich war es nicht, mein Herr", antwortete Nicolas ruhig, als wäre er das schon gewohnt.
"Ich habe euch draußen vor meiner Tür reden hören", sagte ich leise und zog damit die ganze Aufmerksamkeit auf mich. "Ich wollte auch wissen, was hier vorgeht."
"Du musst nur wissen, was ich dir sage, mehr hat dich nicht zu interessieren", meinte Logan immer noch wütend.
"Warum nicht?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass ich jetzt lieber nichts mehr sagen sollte. "Du hast mich selber angestellt, damit ich für dich nach Dämonen Ausschau halten kann. Ich bin Teil des Ganzen! Natürlich hat es mich zu interessieren."
"Nein, hat es nicht und du bist nicht Teil des Ganzen. Alles was du tun musst, ist dich nach Dämonen umzusehen und mir bescheid zu sagen", teilte mir Logan deutlich mit.
"Aber ich sollte dir doch helfen das alles aufzuklären", argumentierte ich. "Wenn ich nicht alles weiß, wie kann ich dir dann helfen?"
"Ja, du hilfst mir, in dem du mir Informationen gibst und um das zu machen, musst du nicht alles wissen."
"Aber..."
"Nichts aber! Diese Unterhaltung ist beendet. Ich möchte, dass du für den Rest des Tages hier drin bleibst und nicht in die Nähe von dem Mann gehst! Nicolas, stelle Wachen vor seiner Tür auf, damit sie nicht mehr in seine Nähe kommt." Nicolas nickte und ohne mich noch mal anzusehen, stürmte Logan aus meinem Zimmer raus.
Wütend griff ich nach meinem Kissen und warf damit in die Richtung, wo Logan gerade mein Zimmer verlassen hatte.
In mir spürte ich meine Wut, die ich noch nie gespürt hatte. All die Jahre hatte nichts geschafft mich so wütend zu machen, noch nicht mal John, als er einfach so gegangen war. Warum hatte Logan solche Macht über meine Gefühle? Am liebsten würde ich aus meinem Zimmer stürmen, ihm hinterher rennen und ihn anschreien und all meine Frust rauslassen.
Ich wollte ihm nur helfen und alles was er tat war mich anzuschreien. Logan versuchte es noch nicht mal mit mir auszukommen. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto komplizierter wurde er. Wenn ich Mal dachte ihn ein bisschen zu verstehen, zeigte er mir jedes Mal das Gegenteil. Mal war er nett, für seine Verhältnisse, fürsorglich und schien sich wirklich um mich zu Sorgen, aber dann wurde er auch wegen nichts wütend, schrie mich an und war eiskalt.
Ich krallte meine Nägel in meine Decke fest, um mich daran zu hindern total auszurasten.
"Sei bitte nicht böse auf ihn", sagte Ann sanft, aber ich sah sie einfach nur verständnislos an. Wie konnte ich nicht wütend ihn sein? Sie hatte doch gesehen, was eben gerade passiert war.
"Logan musste in der Vergangenheit viel durchmachen. Er ist nicht freiwillig so geworden", redete Ann weiter.
Mir wurde schön öfters gesagt, dass es wegen seiner Vergangenheit war, trotzdem hatte er nicht das Recht mich so zu behandeln. Ich hatte auch meine Grenzen.
"Könnt ihr mich bitte alleine lassen?", bat ich Ann und Nicolas und schloss meine Augen. Ich wollte jetzt Zeit für mich haben.
Es waren Schritte zu hören und nachdem das erlösende Klicken ertönte, öffnete ich wieder meine Augen und Atmete langsam aus. So konnte es nicht weiter gehen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top