Chapter 6
Etwas spitzes pikste mich immer wieder an und ich versuchte es wegzuschlagen, um weiter schlafen zu können. Leider hörte es einfach nicht auf und ich öffnete ich meine Augen. Für einen Moment sah ich alles verschwommen und war mir schon sicher, dass der gestrige Tag ein Traum war, bis ich die Augen über mir sah.
Braune große Augen befanden sich vor meinem Gesicht und es fühlte sich an, als würden sie direkt in meine Seele sehen können.
Erschrocken schrie ich auf und setzte mich ruckartig auf. Dabei schmiss ich meine Decke nach ihm und schob mich wo weit nach hinten wie es ging.
Ein kleiner Arm ragte aus der Decke und zog sie langsam weg. Austin kam zum Vorschein und sah mich einfach nur an.
"Was macht du hier?", fragte ich und legte eine Hand auf mein rasendes Herz.
"Wusstest du, dass es keine Mehrzahl von Eis gibt", meinte er aus dem nichts und ich starrte ihn einfach nur an. Ich konnte überhaupt nicht erkennen, was er gerade dachte. Sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, was wirklich sehr verwirrend war.
"Was?", sagte ich verwirrt, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Austin war ein äußerst komischer Junge. Es würde sicher eine Weile brauchen, bis ich so richtig mit ihm zurecht kommen würde.
Statt mir zu antworten sprang er von meinem Bett und rannte zur Tür, um dann mein Zimmer zu verlassen.
Keine Sekunde später ging die Tür wieder auf und Ann kam in mein Zimmer hinein. Als sie sah, dass ich wach war, war sie etwas überrascht, lächelte mich aber freundlich an.
"Guten Morgen. Du bist schon wach", stellte sie fest. "Ich wollte dich gerade wecken. In einer halben Stunde gibt es Frühstück. Wenn du dich fertig gemacht hast, kannst du in Esszimmer kommen."
"Muss ich mich zum Frühstücken auch schick anziehen?", fragte ich nach und hoffte, dass es nicht so war.
Ann lachte leise. "Nein, natürlich nicht. Es war nur für gestern." Sie wartete noch kurz, falls ich was brauchte, aber als ich nichts weiter sagte, verließ sie wieder das Zimmer.
Gestern war also kein Traum gewesen. Dämonen gab es wirklich, ebenso wie Dämonenjäger. Ich war eine Halbdämonin und die Verlobte von Logan O'Shea, womit ich nicht wirklich einverstanden war. Leider konnte ich auch nichts gegen tun. Das hier war wahrscheinlich der einzige Weg, um John zu finden.
Langsam quälte ich mich aus meinem Bett und ging ins Badezimmer. Dort machte ich mich schnell fertig und ging danach zum begehbaren Kleiderschrank. Gestern hatte ich mir meine neuen Klamotten noch nicht richtig angeguckt. Auf dem ersten Blick sahen sie wirklich hübsch und schick aus. Im Gegensatz dazu waren meine eigenen Klamotten ziemlich langweilig.
Heute wollte ich unbedingt etwas neues ausprobieren und nahm mir paar meiner neuen Kleidung. Als ich sie aber anprobieren wollte, schienen sie mir nicht zu passen. Sie waren viel zu eng, oder ich einfach zu dick. Frustriert legte ich die Kleidung wieder weg und zog mir meine Sachen an.
Was soll denn Logan von mir denken, wenn ich die Sachen, die er für mich gekauft hatte nicht anziehe. Ich dachte, dass er alles von mir wüsste, also auch meine Kleidergröße.
Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein, es wäre besser, wenn er meine Kleidergröße nicht kannte. Ich müsste nur ein bisschen abnehmen, dann würde ich schon rein passen. Das wäre definitiv besser, als ihm sagen zu müssen, dass ich zu dick war.
Nachdem ich schnell meine Klamotte, die ich mitgenommen hatte, angezogen hatte, ging ich schnell runter zum Esszimmer.
Logan saß schon am Esstisch und schien irgendwelche Dokumente durchzulesen.
"Guten Morgen", sagte ich und setzte mich an den Tisch. Logan sah kurz hoch und murmelte etwas, was so klang wie 'morgen'. Danach sah er wieder zu seinen Papieren und ignorierte mich.
Das Frühstück war schon bereitgestellt wurden und ich musste mir noch etwas nehmen, aber ich konnte nicht essen. Nicht wenn Logan die ganze Zeit auf seine Papiere fokussiert war.
Das war wohl etwas, was ich von Page übernommen hatte. Jeden morgen würde sie sich zu mir setzten und mit mir essen. Dabei musste alles vom Tisch, was ablenken könnte. Keine Handy, keine Bücher, überhaupt nichts außer das Essen. Page meinte, dass man nicht richtig isst, wenn man von etwas abgelenkt wird. Auch war sie der Überzeugung, dass alleine Essen schlecht für die Gesundheit wäre.
Auch wenn ich nicht alleine am Tisch saß, fühlte es sich so an, da wir an unterschiedlichen Enden saßen. Gestern hatte ich es einfach hingenommen, aber so konnte es nicht weitergehen.
"Logan?" Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Könntest du deine Papiere weglegen?" Überrascht sah Logan mich an, als hätte er damit nicht gerechnet.
"Nein", war seine kurze Antwort und er war wieder in seinem Sachen vertieft.
Ich seufzte, nahm mein Geschirr und Besteck und ging rüber zu Logan. Ohne auf sein Einverständnis oder so zu warten setzte ich mich auf den Stuhl neben ihm. Leicht verwirrt sah er mich an, aber ich ignorierte es. Bevor er aber wieder in seine Unterlagen schauen konnte, nahm ich ihm die Weg und legte sie unter meinen Stuhl.
Ich wartete einige Sekunden, um zu warten, wie er darauf reagieren würde. Hoffentlich würde er nicht wütend auf mich werden.
"Was soll das?", wollte er wissen und sah mich abwartend an.
"Was denn wohl, wir frühstücken", sagte ich und fing an zu essen. Logans Blick blieb noch eine weitere Weile bei mir und ich befürchte schon, dass er mich wieder zurück an meinem eigentlichen Platz schicken würde, aber er tat es nicht und fing auch an zu Essen.
Zufrieden aß ich mein Frühstück und war mir sicher, dass ich jetzt einen Schritt näher an ihn dran war. Auch wenn wir dieses Mal beim Essen nicht miteinander sprachen war es nicht so schlimm. Eher lag meine ganze Konzentration dabei nicht so viel und nicht zu schnell zu essen.
Als wir fertig mit dem Frühstücken waren, kam Nicolas ins Esszimmer und wartete an der Tür.
"Miss Alice, es ist Zeit führ ihren Unterricht", sagte Nicolas und lächelte mich warm an. Ich seufzte und stand langsam auf. Unterricht blieb Unterricht. Egal wo und wann, ich würde nie Lust auf Unterricht haben.
Während ich zur Tür ging, sah ich noch mal zurück und hoffte, dass Logan noch mal etwas sagen würde, wie 'Viel Spaß' oder so, aber da hatte ich wohl zu viel gehofft.
"Was habe ich in der ersten Stunde?", fragte ich Nicolas, während er mich durch die Villa führte.
"Die ersten drei Stunden sind Mathe, Geographie und Englisch", teilte er mir mir und ich starrte ihn einfach nur an. Von diesen Stunden hatte Logan aber nichts gesagt. "Danach wird Ann dir zeigen, wie man sich auf Bällen und weiteren öffentlichen Feiern benimmt, wie du zu reden hast, was du sagen darfst, was du nicht sagen darfst. Nach dem Mittagessen hast du dann noch Tanzunterricht und wenn du damit fertig bist, fast du frei für heute."
"Warte, heißt dass denn etwa, dass ich nicht mehr zur Schule gehen werde?" Wenn ich Mathe, Englisch und Geographie zu Hause beigebracht bekam, hieß es doch, dass ich nicht mehr zur Schule müsste.
"Ja, Miss Alice", bejahte Nicolas.
Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. In der Schule hatte ich meine Freunde und ich wollte sie nicht einfach so zurücklassen. Andererseits war ich wirklich froh nicht mehr zur Schule gehen zu müssen, auch wenn es hier bestimmt nicht besser war.
Wir kamen wenig später in einem Raum an, der voller Bücher war. Es war wirklich erstaunlich, wie viele Bücher es hier gab. Ich fragte mich, wie ich diesen Raum übersehen konnte, als ich die Villa erkundigt hatte.
"Das ist unsere Bibliothek. Ich werde dir gleich deinen Stundenplan geben und jedes Mal, wenn du normalen Unterricht hast, kommt du bitte hier her", teilte Nicolas mir mit und ich nickte. Er deutete mir danach mich an einem Tusch zu setzten, was ich auch tat und sah zu, wie der Butler mit einen Zettel auf den Tisch legte, der mein Stundenplan sein sollte. Danach verbeugte er sich kurz und ließ mich im Zimmer alleine.
Wenig später kam dann mein Lehrer und die Stunden begannen. Wie auch in der Schule schon, hatten mich diese drei Fächer nich nie interessiert, aber hier verstand ich es leichter. Der Lehrer passte sich mir an und erklärte alles so, damit ich es verstehen konnte und nicht so wie die Lehrer in der Schuld, die auf mehrere Schüler gleich achten mussten.
Als die Stunden um waren, kam Ann ins Zimmer und führte mich in einen Saal. Den kannte ich aber schon. Nach der Größe zu urteilen musste das der Festsaal sein, wo die Bälle gehalten wurden.
"Also, bei mir wirst du lernen, wie man sich auf solchen Festen verhält und dazu noch deinen Auftritt für die Bekanntgabe deiner Verlobung mit Mister Logan", sagte Ann.
"Du weißt schon von der Verlobung?", fragte ich Ann leicht überrascht. Eigentlich dürfte es keine Überraschung sein. Natürlich mussten die ganzen Angestellten das wissen.
"Ja, aber mache dir keine Sorgen. Mister Logan ist nicht so kaltherzig, wie du im Moment denkst", versicherte mir Ann. Wenn alle das sagten, musste es irgendwie schon so sein.
Der Unterricht begann und es machte wirklich Spaß. Ann war eine tolle Lehrerin und war geduldig mit mir. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer wäre jemanden zu begrüßen. Was man alles dabei beachten musste, um nicht unhöflich zu sein. Auch sagte Ann immer wieder, dass alles was ich machte, auch auf Logan zurückfiele und ihn in ein schlechtes Licht stehen lassen kann.
Das zu wissen machte mir nich mehr Druck und ich hatte Angst, dass ich einen Fehler machen könnte.
Als ich schon fast am Verhungern war, durfte ich endlich zum Mittagessen. Wie beim Frühstück schon, saß Logan bereits am Tisch und wartete auf mich. Mein Teller lag aber dieses Mal schon gleich neben dem von Logan und freudig setzte ich mich an meinen Platz.
"Und? Wie waren die Stunden heute?", wollte Logan wissen und es verwunderte mich leicht, dass er der erste war, der das Gespräch angefangen hatte.
Ich zuckte mit dennSchultern. "Mathe, Geographie und Englisch werden nie besser werden. Diese Fächer sind einfach dafür gemacht worden langweilig zu sein. Aber dafür haben die Stunden mit Ann Spaß machst. Ich hätte niemals gedacht, dass es so aufwändig wäre jemanden zu begrüßen. Oder dass es so viele Sachen gab, die ich nicht sagen durfte. Normalerweise würde ich die auch nicht sagen, aber trotzdem."
Plötzlich bemerkte ich, dass ich viel zu viel geredet hatte und er das bestimmt nicht wissen wollte. Ich warf einen kurzen Blick zu Logan und stellte überrascht fest, dass er lächelte. Es war nur ein kleines Lächeln, aber es war da. Als Logan bemerkte, wie ich ihn anstarrte verschwand das Lächeln wieder und er hatte wieder seinen gewöhnlichen Gesichtsausdruck drauf. Trotzdem konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken. Die anderen hatten wohl recht. Er war gar kein so schlechter Mensch.
Nachdem Mittessen hatte ich Tanzunterricht, der schrecklich war. Aber nicht, weil er langweilig war, sondern eher weil ich mit sicher war, dass mein Tanzlehrer mich jetzt hasst, so oft wie ich ihm auf die Füße getreten war.
Nach der Tanzstunde kam Nicolas wieder und führte mich wie heute morgen schon in die Bibliothek. Logan stand an einem Tisch und sah auf eine Karte und mehrere Papiere runter.
"Ich hoffe du hast nicht vergessen, dass wir noch eine Mission haben", meinte Logan und ich musste gestehen, dass ich es wirklich vergessen hatte. Er sah zu mir hoch und seufzte. "Komm, wir haben Arbeit zu tun."
Etwas unsicher ging ich auf Logan zu und warf einen Blick auf die Karte.
Auf der Karte waren mehrere rote Punkte an verschiedenen Orten verteilt, sonst war da nicht wirklich viel.
"Was sollen die roten punkte bedeuten?", fragte ich nach und deutete auf einen.
"Sie stehen für die getöteten Menschen", sagte er.
"Du meinst bestimmt die, bei denen man nicht genau weiß, was die Todesursache war. Ich habe gehört, dass man bei denen nichts gefunden hat. Sie lagen einfach nur tot auf den Boden." Ich erinnerte mich daran zurück, wie es oft im Radio und im Fernsehen gesagt wurde.
"Ja, ich bin mir sicher, dass sie von Dämonen getötet wurden. Ist dir etwas aufgefallen, als du draußen warst? Was ist mit dem mal, als wir uns getroffen haben. Du hast da diesen Mann angestarrt."
"Ja, mir ist tatsächlich was aufgefallen. Auch schon davor. Normalerweise haben Dämonen solche Augen wie meine, aber ich habe auch welche gesehen, die rote Augen hatten. Sie haben sich wie andere Dämonen benommen, nur haben sie rote Augen", erzählte ich Logan.
"Und wie oft hast du sie schon gesehen?", hakte er nach.
"Ich habe nie wirklich auf die geachtet, deshalb habe ich bis jetzt nur zwei von denen gesehen." Aufgefallen sind sie mir erst im Bus. Ich fragte mich, warum sie mir davor nie aufgefallen waren. Vielleicht habe ich mich einfach an den Anblick der Dämonen gewöhnt, dass ich sie nicht mehr wirklich wahrgenommen hatte.
Logan sah von meiner Antwort etwas enttäuscht aus, als hätte er mehr erwartet. Ihn so zu sehen ließ mich schlecht fühlen.
"Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Informationen habe", entschuldigte ich mich.
Er seufzte. "Nein, ist schon okay. Wir haben erst angefangen, außerdem hätte ich ohne dich nicht gewusst, dass es zwei Arten von Dämonen gibt." Ein kleiner Teil an seiner Aussage störte mich, aber er fuhr weiter fort. "Morgen nach dem Frühstück werden wir rausgehen und dann werden wir nach den rotäugigen Dämonen Ausschau halten."
"Es gibt nicht zwei Arten von Dämonen", verbesserte ich ihn. "Mein Leben lang gab es nur die mit den Lilablauen Augen. Das mit den roten Augen ist unnatürlich.
Logan nickte und überlegte kurz. "Du kannst jetzt gehen. Für heute hast du genug getan."
"Ich habe aber noch eine Frage", sagte ich schnell, bevor er mich rausschmeißen konnte.
"Was ist denn?"
"Wenn Dämonen die Menschen umbringen können, warum tun sie das nicht? Ich meine die normalen Dämonen", wollte ich wissen.
"Schon vor Jahrhunderten haben wir einen Vertrag mit den Dämonen gemacht. Sie müssen die Menschen in Ruhe lassen, dürfen aber dafür die bösen Menschen haben. Das heißt, die die im Gefängnissitzen und Lebenslänglich haben und so weiter", erklärte mich Logan.
Auf den ersten Blick schien es ein guter Deal zu sein, aber die Menschen im Gefängnis sind doch auch nur Menschen. Das wäre trotzdem Mord. Oder was ist, wenn die Richter den Falschen verurteilt hatten. Das wäre doch nicht fair.
"Ich weiß, was du denkst", sagte Logan. "Aber das ist der beste Deal, den wir kriegen können." Zuerst wollte ich noch etwas sagen, aber Logan schien nicht so, als würde er mit mir darüber diskutieren wollen, also ließ ich es sein und verließ den Raum. Hoffentlich würden wir morgen mehr rausfinden.
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