Chapter 16

Müde wachte ich auf und setzte mich auf. Es fühlte sich an, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen, sondern wäre die ganze Nacht wach geblieben. Das lag alles nur an diesen komischen Traum, den ich hatte.
Wie schon so oft hatte ich in meinen Traum diesen Junge gesehen mit goldenem Haar und unfassbaren, glänzenden bernsteinfarbenen Augen. Er stand direkt vor mir und hatte mich angesehen. Dann kam dieses vertraute Gefühl, dass ich hatte, wenn ich ihn angesehen hatte, als würde ich diese Person schon mein Leben lang kennen, obwohl ich ihn noch nie getroffen hatte.
Bis dahin war der Traum gleich doch dann änderte sich plötzlich alles. Der Junge verblasste langsam und ich konnte nicht mehr nach ihn greifen. Er verschwand Stück für Stück und alles wurde langsam immer kälter und kälter, bis ich anfing am ganzen Körper zu zittern. Nach und nach wurde auch alles immer dunkler, bis man nichts mehr sehen konnte.
Im Traum fühlte ich, wie Panik in mir aufstieg und irrte die ganze Zeit im Nichts umher.
Irgendwann konnte ich den Junge wieder sehen, nur dieses Mal waren seine Haare matt und seine Augen leer. Man konnte kein bisschen Leben mehr in ihm sehen, als wäre er schon tot, oder hätte den Tod einfach hingenommen und wartet jetzt nur darauf erlöst zu werden.
Dieser Anblick war wirklich schrecklich. Niemand sollte jemals aufgeben um sein Leben zu kämpfen. Was musst diese Person durchgemacht haben, um so zu enden? Das war kaum vorstellbar.
Nach und nach wurde der Junge mit Blut bedeckt und es sah, aus als hätte er starke Schmerzen. Ich wollte irgendetwas tun, um ihm zu helfen, aber ich konnte nicht. Je mehr ich es versuchte, desto weiter wurde er von mir entfernt, bis er schließlich zusammen kippt und einfach nur reglos auf dem Boden lag.
Plötzlich wurde in mir alles kalt und ich fühlte mich genau so leer, wie die Augen des Jungen, aber ich wusste nicht wieso.
Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich zog die Decke weiter hoch. Dieses Gefühl würde ich niemals mehr vergessen.
Ein lautes Klopfen erklang und ich zuckte leicht zusammen. Kurz danach kam Ann ins Zimmer und lächelte mich mit einem breiten Lächeln an.
„Guten Morgen", sagte sie fröhlich und sah mich an. Sofort bemerkte sie, dass irgendetwas nicht stimmte und ihr Lächeln erstarb. Stattdessen sah man wie sich Sorge breit machte.
„Was ist passiert?", fragte sie und ging zu mir rüber, um sich auf meine Bettkante zu setzten.
„Nichts", antwortete ich ihr. „Ich hatte nur einen Alptraum." Ich lächelte ich nich kurz zu, um zu zeigen, um meine Antwort zu unterstützen und stieg dann aus dem Bett. „Ich komme gleich runter zum Frühstücken", gab ich ihr noch bescheid, bevor ich ins Badezimmer gehe und mich fertig machte.
Als ich fertig war, ging ich rüber zu meinem Nachtisch und suchte meine Kette. Zuerst fand ich sie nicht und brachte schon fast in Panik aus, aber zum Glück fand ich sie doch. Erleichtert setzte ich mich auf meinem Bett und sah die Kette an.
Immer wenn ich sie ansah, hatte ich das Gefühl in Sicherheit zu sein und dass John genau so wie früher auf mich aufgepasst hat, damit mir nichts böses geschehen kann.
Schon einmal hatte ich gedacht, dass ich sie verloren hätte. Es war schon etwas länger her, ungefähr um die Zeit, als John gegangen war. Ich hatte sie mir jeden Abend angeguckt und irgendwann war sie plötzlich weg. Damals war ich in Panik geraten und hatte das ganze Waisenhaus auf dem Kopf gestellt, um die Kette zu finden. Erst einige Tage später hatte ich sie gefunden und sie war genau da, wo ich sie immer hingepackt hatte, obwohl ich schon mindestens tausend mal da nachgeguckt hatte. Das war wirklich eigenartig gewesen. Aber daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich war nur glücklich gewesen die Kette wieder zu haben.
Im Nachhinein fragte ich mich, wie die Kette weggekommen war. Eigentlich wusste niemand von der Kette, denn ich hatte es niemanden erzählt. Die einzige Person, die davon wusste wag Page, aber sie würde mir niemals die Kette stehlen. Sie wusste wie wichtig sie mir war. Aber ich verstand auch nicht, warum die Person mir die Kette zurückgegeben hatte. Vielleicht wollte die Person sich die nur genau angucken oder so, aber dann verstand ich nicht, warum sie so lange weg war und warum mich diese Person nicht einfach gefragt hatte.
Ein Klopfen hallte durch mein Zimmer und ich packte schnell die Kette weg.
„Ich komme", rief ich und ging schnell zur Tür, wo Ann stand.
Gemeinsam gingen wir nach unten und betraten das Esszimmer. Logan war wie in den letzten Tagen nicht da, was hieß, dass ich wieder alleine essen musste, was ich definitiv nicht wollte.
„Ann, weißt du wo Logan die ganze Zeit ist?", fragte ich sie.
„Nein, leider nicht. Er ist in letzter Zeit ziemlich beschäftigt", meine Ann nachdenklich. „Der Ball steht ja bald an und vielleicht kümmert er sich gerade darum. Oder er versucht immer noch die Dämonen vom Angriff zu finden."
Ich nickte. Logan war schon immer sehr beschäftigt gewesen und hatte nur wenig Freizeit, aber es konnte dich nicht sein, dass er nie zu den Mahlzeiten da war.
„Hast du schon etwas gegessen?", wollte ich wissen und setzte mich an den Tisch. „Oder Austin?"
„Ich habe schon gefrühstückt, aber Austin noch nicht. Den müsste ich gleich Wecken", teilte mir Ann mit.
„Wenn er wach ist, dann würde ich mich freuen, wenn Austin mit mir frühstücken könnte. Es ist einsam alleine zu essen." Ich sah Ann flehend an und sie gab nach einer Weile nach. Aus irgendeinem Grund durften die Angestellten im Haus nicht mit Logan oder mir essen, was ich nicht verstand. Ich wusste nicht genau ob, sie es nicht duften oder einfach nicht machten, aber ich fragte mich wieso?
Nach einer kurzen Zeit kam Austin und setzte sich direkt neben mich.
„Na, wie geht es dir?", erkundigte ich mich bei ihm. Wie sonst auch starrte er mich einfach nur an und sagte nichts. Inzwischen hatte ich es auch aufgegeben eine Antwort zu erwarten und fing an zu essen.
Austin neben mir starrte mich immer noch an und griff vorsichtig nach einem Brötchen, als würde er gucken, wie meine Reaktion darauf war.
„Nimm dir ruhig was du willst. Du kannst essen so viel du willst", sagte ich und versuchte ihn zu ermutigen noch mehr zu nehmen.
Zusammen aßen wir unser Frühstück, als Austin mich plötzlich anstupste.
„Alice." Überrascht sah ich zu Austin und sah mich dann im Raum um. Das war das erste Mal, dass er meinen Namen genannt hatte und ich wollte sichergehen, dass er das auch wirklich gesagt hatte. Manchmal hatte ich mich gefragt, ob er überhaupt wusste, wie ich hieß, weil er mich nie mit Namen angesprochen hatte.
„Was ist los?", wollte ich wissen und sah ihn gespannt an. Was würde er mich wohl sagen, nachdem er zum ersten Mal meinen Namen genannt hatte?
Austin sah mich eindringlich an und lehnte sich näher zu mir. Ich machte es ihm nach und fragte mich, ob er mir gleich ein Geheimnis verraten wird, oder wieder irgendetwas banales sagen wird, wir sonst auch.
„Manchmal", begann Austin und hielt für eine kurze Zeit inne, als würde er lauschen, ob jemand in unserer Nähe war. „Manchmal... höre ich Dinge."
Ich runzelte die Stirn. Dinge? „Was meinst du damit?", hakte ich mir gesenkter Stimme nach. Eigentlich hatte ich etwas total anderes erwartet. Etwas, was nicht so gruselig war, aber ich wusste jetzt nicht, ob Austin das wirklich ernst meinte oder nicht. Auch wenn ich hier schon so lange wohnte, konnte ich ihn noch nicht richtig einschätzen.
„E-es hört sich an, als würde irgendjemand ganz laut schreien und es tut weh, sehr doll", erzählte mir Austin und ich fing mir an sehr große Sorgen zu machen. Das war definitiv nicht normal. Ein kleines Kind würde sich so etwas nicht einfach so ausdenken.
„Wo tut das weh?", wollte ich wissen und sah ihn eindringlich an.
Auf einmal ging die Wohnzimmertür auf und wir beide schreckten hoch. Ein schlechteres Timing könnte es nicht geben.
Nicolas und Ann kamen hinein und sahen uns beide an. Abrupt stand Austin auf und rannte aus dem Zimmer, während ich ihm immer noch hinterher sah.
„Worüber habt ihr denn gerade geredet?", fragte mich Ann und schien glücklich darüber zu sein, dass Austin anfing sich mir zu öffnen.
„Nichts", sagte ich achselzuckend und hoffte, dass es natürlich aussah. „Ist irgendetwas?"
„Ich wollte dir nur sagen, dass du heute kein Unterricht hast", meine Nicolas und spürte Freude in mir aufsprudeln. Das hieß, dass ich heute das machen konnte, was ich wollte.
„Dann gehe ich mal nach Austin sehen." Freudig stand ich auf und ging mit schnellen Schritten aus dem Zimmer. Es sollte nicht so aussehen, als würde ich rennen, weil es sonst verdacht schöpfen würde, aber ich wollte auch so schnell wie möglich Austin finden, um herauszufinden, was er da gehört hatte.
Ich suchte ihn gefühlt für Stunden in dieser Villa und konnte ihn nirgends finden. Wahrscheinlich gab es noch mehr Geheimgänge in dieser Villa, wie den, den mir Austin gleich am ersten Tag gezeigt hatte. Überall konnte einer sein und ich wollte jetzt nicht jedes Gemälde, jeden Spiegel und Vorhang beiseite schieben, um einen Gang zu finden. Das sähe wahrscheinlich extrem eigenartig aus. Auch draußen hatte ich schon paar mal nachgeguckt, aber ihn nicht gefunden.
Als ich schließlich zum fünften Mal oder so draußen im Garten sah, fand ich Austin endlich. Er spielte gerade alleine Fußball, während ein Gärten gerade den Laub zusammen hackte und immer Ausschau nach dem Ball hielt, damit er die Blätter nicht wieder verteilte.
Ich ging auf Austin zu und stoppte den Ball, sobald er in meine Nähe kam. Austin blieb direkt vor mir stehen und starrte mich wieder an.
„Wie wärst, wenn wir gemeinsam spielen?", schlug ich vor und er nickte zögernd.
Ich schoss den Ball zu Austin und zusammen spielten wir im Garten Fußball. Immer sah ich mich um, um zu gucken, ob jemand in der Nähe war, damit ich Austin weiter befragen konnte, aber der Gärtner war immer da und ich wollte nicht, dass irgendjemand davon was mitbekam. Sonst würde mir Austin vielleicht nichts mehr erzählen und ich bezweifelte, dass es so leicht war etwas aus ihm heraus zu bekommen.
Fast eine Stunde verging und ich hatte es aufgegeben abzuwarten, bis er Gärten endlich ging. Allmählich bekam ich Durst und stoppte den Ball.
„Ich gehe mir was zu trinken holen, willst du auch etwas?", fragte ich Austin, der nickte. Ich ging davon aus, dass er mitkommen wollte und hielt meine Hand hin, aber er spielte einfach weiter. Dann musste ich wohl alleine gehen.
Schnell machte ich mich auf dem Weg zu Küche und holte zwei Flaschen Saft.
Als ich wieder draußen war, stand Austin alleine mitten im Garten und sah an einem Baum hoch. Ich folgte seinem Blick und entdeckte den Ball oben zwischen zwei Ästen feststecken. Suchend sah ich nach dem Gärtner, aber natürlich musste er jetzt weg sein.
„Hier, dein Trinken. Ich werde dir den Ball runterholen", sagte ich und gab ihm dir Flasche, aber er nahm die nicht. Also legte ich die Flaschen einfach auf den Boden und ging auf den Baum zu. Der hatte ziemlich viele Äste und der Ball war jetzt auch nicht so weit oben. Ich könnte ihn ganz locker alleine runterholen.
Also kletterte ich auf den Baum und bemühte mich nicht darunter zu fallen.
Es war wirklich leichter als ich erwartet hatte und der Ball war auch nicht weit von Stamm entfernt, sodass ich ihn mir einfach nehmen konnte.
„Was machst du da?", ertönte eine tiefe und strenge Stimme. Erschrocken sah ich mich um und erblickt Logan direkt vor dem Baum, der mich besorgt und auch gleichzeitig düster ansah.
„Ich wollte nur für Austin den Ball holen", entgegnete ich und hielt den Ball hoch, damit er den sehen konnte.
„Komm sofort wieder runter! Weißt du wie gefährlich das ist? Du könntest da runter fallen und dich ernsthaft verletzten." In der Zwischenzeit ist Nicolas auch aufgetaucht und beobachtete mich besorgt, wie ich den Ball runterfallen ließ.
„Ich komme ja schon", rief ich zurück und kletterte langsam wieder runter. Als ich nur noch einen Meter vom Boden entfernt war, rutschte ich aus und machte mich darauf gefasst den Bode unter mit zu spüren, aber stattdessen fühlte ich zwei starke Arme.
„Deswegen sollst du nicht einfach so auf Bäume klettern", meinte Logan und sah mich immer noch düster an.
„Mir ist aber nichts passierte", sagte ich und versuchte so cool wie möglich zu sein, obwohl mein Herz hämmerte wie verrückt und ich ganz genau wusste, dass es nicht wegen dem Fall war.
„Ja, weil ich hier war, um dich aufzufangen", argumentierte er. „Was wenn ich nicht hier gewesen wäre? Oder dich nicht aufgefangen hätte?"
„Das würdest du nicht tun. Ich bin mir sicher, dass du mich immer auffangen wirst", meinte ich auch, wenn ich ein kleines bisschen daran zweifelte.
Ich erwartete, dass Logan das jetzt abstritt, aber stattdessen seufzte er und stellte mich auf den Boden hin. Mein Herz fing an wie verrückt zu klopfen und ich sah ihn einfach nur an.
Logan hatte das nicht abgestritten, was hieß, dass er mich wirklich immer auffangen würde.
„Ich muss wieder los. Und dieses Mal bliebst du auf den Boden und kletterst nicht mehr an Bäumen hoch, denn ich bin nicht mehr da, um dich aufzufangen", warnte er mich und ich nickte.
„Wohin musst du denn?", fragte ich noch schnell, bevor er ging.
„Brauchst du nicht zu wissen", meinte er nur und war dann auch schon weg. Fragend sah ich Nicolas an und hoffte, dass er mir irgendetwas sagen würde, aber er schüttelte einfach nur mit dem Kopf.
„Ich weiß es leider auch nicht. In letzter Zeit ist Mr. O'Shea öfters weg als vorher und niemand weiß wohin", erzählte mir Nicolas und ging dann wieder rein in die Villa. Ich fragte mich, was so wichtig war, dass Logan immer wieder weg geht, ohne dass irgendjemand wusste wohin. Dabei wollte ich doch mehr Zeit mit ihm verbringen. Dagegen kann man wohl nichts machen.
Ich ging rüber zum Ball, um ihn aufzuheben und dann zu Austin, der immer noch am selben Fleck stand und paralysiert vor sich hinstarrte.
„Austin? Alles okay?" Vorsichtig kniete ich mich auf den Boden und legte den Ball ab. Besorgt packte ich Austin mit beiden Händen, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
„Austin! Was ist los?" Leichte Panik brach in mir aus und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Er reagiert einfach nicht und starrte einfach nur ins Leere.
Endlich drehte sich Austin zu mir und seine glänzenden Augen waren geweitet, als hätte er etwas schreckliches gesehen. Einzelne Tränen liefen ihm übers Gesicht und er drückte seine beiden Hände fest an seine Ohren.
„Es tut weh", weinte er und wand sich. „Bitte mach, dass das aufhört. Bitte!"
Fest schlang ich meine Arme um seinen kleinen zitternden Körper und drückte ihn an mich. Ich würde gerne losgehen und Hilfe holen, aber ich konnte ihn nicht alleine hier lassen. Schreien wollte ich auch nicht, da es seine Schmerzen verstärken könnte.
Plötzlich drängte sich ein zweiten Geräusch zwischen Austins Weinen. Es war ein grauenhaftes Kreischen, dass durch Mark und Knochen ging. Sofort erkannte ich, was das war. Ich hatte es schon mal gehört.
Es war ein Dämon.

•••
Hallo!
Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat.
Vielleicht habt ihr es ja mit bekommen, aber ich habe letzte Woche ein Update gemacht. Wie ich schon mitgeteilt habe, bin ich gerade in der Klausrenphase und ich weiß nicht, ob ich noch regelmäßig neue Kapitel hochladen kann, weil ich einfach keine Zeit habe welche zu schreiben und mich auf die Klausuren vorbereiten muss. Ich werde aber versuchen so oft wie möglich zu schreiben, damit schnell neue Kapitel raus kommen, also bitte wundert euch nicht, wenn mal für eine längere Zeit kein Kapitel mehr kommt.
Sobald ich wieder etwas Zeit habe kommt das nächste Kapitel.

Eure Story245

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