Kapitel 38

Auch wenn es schon ein wenig später ist, auf das Kapitel bin ich doch sehr stolz. Ich finde der Schreibstyle kommt hier besonders gut hervor.
Ich hoffe ihr könnt es auch genießen und vergesst den ⭐ nicht.

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ℝ𝕦𝕓𝕪'𝕤 ℙ.𝕆.𝕍.

Das Blut rauschte durch meine Adern, immer schneller spürte ich das nahezu schmerzhafte Pochen meines Herzens in meiner Brust.
Mein Körper brannte, die glühende Energie in jeder letzten Zelle deutlich wahrnehmbar. Und trotz dieser Sensibilität blieb meine Sicht schwarz, verwehrte mir jeglichen Blick auf meine Umgebung.
Nur das schnelle Piepen im Hintergrund und das leise Atmen zu meiner rechten gab mir Aufschluss. Einige Bilder von Orten blitzen in meinem Kopf auf, chronologisch aussortierend an welchem ich mich befinden könnte.
Doch durch das in den Vordergrund tretende Rauschen meines Blutes in meinen Ohren, überdeckte es alle anderen Geräusche und ließ mich ein weiteres Mal ahnungslos und frustriert im Dunkeln zurück.

Also wartete ich ungeduldig, ließ das Blut durch meinen Körper rauschen, spürte die geballte Energie in mir, die sich danach sehnte endlich hervorbrechen zu können, war ihr Käfig doch viel zu eng um sie noch länger darin einzusperren.
Drängend, flehend, lechzend dehnte sie sich bis in den letzten Zentimeter meines Körpers aus, bevor sie sich ein weiteres Mal in meiner Brust ballte und sich dann ein letztes Mal wellenartig ausweitete.
Meine Muskeln spannten sich an, begannen unter der Energie zu erzittern, bevor sie verspannt verweilten.
Unablässig erschütterte die Energie meinen Körper, rüttelte ihn aus seiner Trance und jagte Adrenalin durch meine Venen.

Bis auch endlich ein schmaler Lichtstreifen meine sonst schwarze Sicht flutete und ich nach einigen Wimpernaufschlägen endlich meine Umgebung erkannte.
Meine Beine, tief begraben unter einer weißen Decke, stellten den Mittelpunkt meines Sichtfeldes war. Ebenso weiß die Matratze und das Bettgestell, welches zu meinen Füßen aufragte.
Mein Kopf weich gebettet auf ein flauschiges Kissen, streifte mit dem Kinn leicht den weißen Kittel, der von meinen Schultern herab hing.

Das nächste, dass meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war das nun konstante Piepen, neben meinem linken Ohr.
Langsam drehte ich den Kopf, verzog kurz das Gesicht als der Schmerz durch meinen Körper schoss, kurz darauf jedoch bereits von dem Adrenalin gelindert wurde.
Ein großer Bildschirm schob sich in mein Sichtfeld, schwarz, die einzige Farbe, die weißen Linien die in regelmäßigen Abständen auf jenem erschienen und meinen Herzschlag aufzeichneten, wie mir schnell auffiel.
Und endlich setzten sich auch die letzten Teile zusammen, während ich bewegungslos den Bildschirm anstarrte.

Mein Kopf flog zur Seite, suchte nach einer Bestätigung, als mein Blick auf dem schwarzhaarigen Mann neben mir landete.
Schlafend saß er auf auf dem gepolsterten Stuhl.
Die pechschwarzen Strähnen hingen ihm tief ins Gesicht, was mich einmal mehr lächeln ließ.
Sein Kopf hing schräg nach vorne, seine Augenlider geschlossen, beobachtete ich wie sich sein Brustkorb in regelmäßigen Abständen hob und senkte.
Seine Lippen waren leicht geöffnet, gewährten den Blick auf seine strahlend weißen Zähne.
Eine seiner Hände bemerkte ich nun auf meinem Arm, sanft und dennoch bestimmt umfasste seine riesige Hand meinen Unterarm, unsere Haut weich aufeinander.
Mein ruhig schlafender Mate löste auch in mir ein wohliges Gefühl aus, das sanfte Lächeln auf meinen Lippen instinktiv, spiegelte den Frieden wieder der auch einen Moment lang durch meinen Körper floss.

Einige Minuten betrachtete ich ihn still, genoss den Anblick, konnte jedoch das leise Verlangen nach ihm und seiner Aufmerksamkeit nicht ganz ausblenden.
Leicht sehnsüchtig Wand ich den Blick von ihm ab, konnte jedoch nicht wiederstehen meine Hand auf die seine zu legen und einmal genüsslich auszuatmen als ich seine raue Haut unter der meinen spürte.

Langsam ließ ich meinen Blick durch das Zimmer wandern, entdeckte hinter Nolan's breiten Schultern ein Fenster durch welches Sonnenstrahlen den Raum mit Licht füllten. Strahlend wurden sie von dem weißen Wänden zurückgeworfen und verursachten eine schon beinahe unnatürlich reine, helle Atmosphäre. Sobald sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, erkannte ich den Parkplatz mit den vielen verschieden farbigen Autos und dem saftig grünen Baum direkt vor dem Fenster. Dieser warf einen Schatten in das Zimmer und verhinderte mit seinen großen fingerartigen Blättern, dass das Licht unerträglich hell wurde.
Wachsam beobachtete ich meine Umgebung, ließ meinen Blick einmal, zweimal, dreimal über den Parkplatz und das rege Treiben außerhalb der gläsernen Barriere schweifen, bevor ich mich wieder Nolan zuwandte.

Er schlief noch immer ruhig, tiefe Atemzüge verließen seinen Mund und ihr regelmäßiger Takt rief auch bei mir die Schläfrigkeit wieder hervor.
Mein Herz passte sich langsam dem seinen an, welches ich leise in seiner Brust pochen hörte.
Und auch mein Atem änderte den Takt, bis meine Atmung mit der seinen übereinstimmte.
Die tiefen Atemzüge ließen meine Augenlider schwer werden und wenige Momente später gab ich mich dem Schlaf ein weiteres Mal hin, während mein Daumen sanft über Nolans Handrücken strich.

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Als ich das nächste Mal erwachte, funkelten mir die Sterne entgegen. Die Welt vor dem Fenster war in Dunkelheit getaucht, der Parkplatz leer, nur noch vereinzelt belegten die farbigen Gefährte einen der Plätze.
Nahezu alle Geräusche waren verstummt, nur die Tiefe Atmung Nolans und das konstante Piepen drangen klar an meine Ohren.
Der Bildschirm, der meinen Herzschlag verzeichnete, war auch die einzige Lichtquelle im Raum und warf einen kalten Schimmer in jenen, schickte ein leichtes Zittern durch meinen Körper.

Lediglich Nolans Hand die gemächlich Kreise auf meine Haut malte, vermittelte noch wärme und ersetzte die Kälte in meinen Körper mit etwas behaglichem.
Erst da bemerkte ich, dass Nolan seine stürmisch blauen Augen auf mich fixiert hatte und mich mit einem wachsamen und zugleich liebevollen Blick musterte.
Noch etwas verschlafen erwiderte ich seinen Blick und warf ihm ein müdes Lächeln zu, was auch seine Mundwinkel zucken ließ.
,, Warum bist du wach? ", durchbrach er die Stille, sanft und dennoch rau erklang seine Stimme leise in den sonst leeren Raum.
Ich brauchte einige Anläufe, damit meine Stimme nicht bei dem kleinsten Ton brach, doch nach einigen Augenblicken antwortete ich ihm noch immer mit leicht kratziger Stimme :,, Ich konnte nicht mehr schlafen, so viel Ruhe bin ich nicht gewöhnt."
Wieder umspielte ein leichtes Lächeln meine Lippen, welches Nolan sanft erwiderte.
,, Du brauchst die Ruhe.", stellte er fest, bevor sein Blick kurz wehmütig abschweifte.
Verwirrt runzelte ich die Stirn, sah ihn fragend an, doch er sprach weiter, erklärte seine Worte.
,, Ich weiß nicht was du getan hast, warum du dir dieses Ding angesteckt hast, was es ist und vor allem was es tut.
Aber ich habe deine Schmerzen gespürt und deine Schreie gehört, Ruby.
Es war unerträglich, schmerzvoll, grausam und quälend und keines dieser Wörter beschreibt es auch nur annähernd. Doch ich habe keine Ahnung wie ich dich davor schützen soll, besonders wenn du solche Aktionen durchziehst. ", endete er leicht gequält und der flehende Ausdruck in seinen Augen blieb mit nicht verborgen, der mich darum bat so etwas nie wieder fühlen zu müssen, nicht nur um seinet Willen sondern auch wegen des meinen.
,, Ich-ich...", versuchte ich meine Handlungen zu rechtfertigen bis mir klar wurde, dass er recht hatte. Es war so schmerzvoll, quälend, verletzend, dass kein Wort jemals ausreichen würde um es zu beschreiben und dennoch hatte ich es getan.
Ich wusste nicht warum, was mich dazu getrieben hatte, doch in diesem Moment hatte die Dunkelheit meinen Körper zu seinem Sklaven gemacht, mir seinen Willen aufgezwungen und seinen Befehlen unterworfen.

Zögerlich nickte ich nur, schweigsam zustimmend.

Einige Minuten blieb der Raum still, kein einziges Wort durchschnitt die schwere Luft und wir sahen uns nur an.
Seine blauen Augen auf die meinen fixiert, musterten mich, suchten nach der Wahrheit die ich hinter dieser kleinen Geste verstecken konnte und füllten sich mit Wärme, als sie nichts als tiefstes Vertrauen und Ehrlichkeit fanden.
Ich lächelte zu ihm herauf und er streifte langsam mit seiner Hand über meinen Arm, schickte ein Schaudern durch meinen Körper.
Umgriff meine Finger mit den seinen und streichelte liebevoll einige Muster auf meinen Handrücken.
,, Wir haben versucht das Ding zu entfernen, aber es hat sich irgendwie durch dein Fleisch gedrängt.",er deutete mit einem Kopfnicken auf mein Ohr, während er sorgenvoll die Stirn runzelte,,Ich wollte dir nicht noch mehr Schmerzen zufügen"

Mein Lächeln weitete sich noch etwas
,, Ich denke nicht, dass ich es ablegen werde"
Mit diesen Worten verschwand das warme Lächeln von seinen Lippen und wurde durch einen harten Strich ersetzt.
,, Das meinst du nicht ernst oder? ", fragte er zähneknirschend, die Kiefermuskeln deutlich erkennbar.
Doch als auch mein Blick entschlossener wurde, unterließ er die Liebkosung meiner Hand und augenblicklich vermisste ich die zärtliche Berührung.
Stattdessen wurde sein Griff um meine Hand fester, beinahe schmerzhaft bis ich zischend die Luft einsog und er diesen erschrocken lockerte.
Jedoch weigerte er sich den Hautkontakt komplett zu unterbrechen und auch wenn ich es niemals offen zugeben würde, war ich dankbar dafür.

,, Nolan, du kannst es nicht spüren, aber es ist da. Diese Energie die durch jede Ader und Vene meines Körpers pulsiert.
Die Hitze, die durch meinen Körper strömt und ihn stärkt...So real war es noch nie und ich denke, dass ich damit arbeiten sollte, ich sollte diesen Umstand nutzen.", versuchte ich ihm klar zu machen, auch meine Stimme nun angespannt, während meine Augen wachsam jede seiner Reaktionen beobachteten.
Einige Augenblicke vergingen in denen er mich lediglich weiter musterte, der Blick verständnislos, seine Lippen zu einem schmalen Strich gepresst und seine Muskeln angespannt, sodass sie unter seiner Haut deutlich zu erkennen waren.
,, Ich halte das für eine sehr
dumme Idee. ", presste er schließlich hervor, schien innerlich mit seinem rationalen Verstand und der Mateverbindung zu kämpfen, welche auch mich unterschwellig dazu drängte ihm nachzugeben.
Doch ich wiederstand, ließ nicht zu, dass sie meine Entscheidung beeinflusste.
Ich konnte nicht wissen ob dies die richtige Entscheidung war, doch wie sollte ich es herausfinden, wenn ich es nicht wenigstens einmal testete.
,, Ruby, das ist das wie vielte Mal, dass du fast gestorben wärst? Aber es wird nicht noch einmal vorkommen, ich werde nicht zulassen, dass diese Möglichkeit noch einmal besteht.",knirschte er schließlich entschlossen, sah mir tief in die Augen und ließ mein Herz einen Schlag aussetzen.
Der Blick in seinen Augen, so mörderisch, entschlossen, mächtig und gleichzeitig verletzt. Doch etwas machte mir mehr Angst, ließ mich meine Hand hektisch aus der seinen lösen. Es war das geradezu besessene Funkeln in seinen Augen, dass seine Worte so real und zeitgleich verrückt erscheinen ließ, dass es mir einen kalten Schauer die Wirbelsäule hinauf jagte.

Ungläubig sah ich ihn an, verängstigt begegnete ich seinem Blick und konnte mich nicht von diesem los reißen, bis Nolan selbst, sich plötzlich erhob und mich erschrocken zusammen zucken ließ.
Seine Hand glitt von der Matratze, als er sich weiter von mir entfernte.
Wieder versuchte ich seinen Blick aufzufangen, zu erfahren ob er gesagtes wirklich ernst meinte, mich vergewissern, dass ich mir dieses Funkeln nur eingebildet hätte. Dass er seinen Blick jedoch stur auf die Tür gerichtet hatte und seine Augen vor mir verbarg, bewies mir das Gegenteil,
ich hatte mir dieses besessene Funkeln nicht eingebildet, es war da gewesen.

,, Du solltest dich ausruhen, vielleicht noch etwas schlafen, bevor die Sonne aufgeht. Ich hole etwas Wasser. ", hielt er noch einmal an, mied jedoch weiterhin meinen Blick.
Während seine Schritte sich durch den Raum bewegten, griff seine Hand nach meinen Bein, wollte liebevoll darüber streichen. Ich war allerdings schneller, zog es hastig weg und wandte mich von ihm ab.

Erst als sich die Tür hinter ihm schloss, gestattete ich es mir wieder zu atmen.
Mein Herzschlag hingegen auch nach Minuten noch immer nicht ruhiger, während ich versuchte mich auf den Nachthimmel zu konzentrieren.
Die abertausenden von Gedanken die im sekunden Takt durch meinen Kopf schossen, trugen nicht zur Beruhigung bei.
Alle drehten sich um Nolan, immer wieder tauchte sein angespanntes, wütendes Gesicht vor meinem geistigen Auge auf, ließ meinen Körper ein weiteres Mal erbeben.
Kroch die Angst doch noch immer unangenehm durch meinen Körper, angestachelt von diesem dunklen Funkeln in seinen Augen.

In der Schwärze tauchten sie ein weiteres Mal auf, bevor ich meine Augen panisch wieder aufriss und sie daraufhin erneut zusammen kniff, mich zwang tief ein und aus zu atmen.
In der Hoffnung einzuschlafen bevor er wiederkam und einer weiteren Konversation zu entgehen und vor allem seinen Augen, die eigentlich dem, was man als Heimat bezeichnete, für mich am nächsten kamen.

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