Zaubertränke
Ich warf einen genervten Blick auf das Stück Pergament vor mich, ehe ich mich wieder meinem Toast zuwandte. Das sechste Schuljahr in Hogwarts hatte vor wenigen Stunden begonnen und die Hauslehrer hatten die Stundenpläne verteilt und durchgesprochen, da nach den ZAG Prüfungen nicht jeder Schüler an allen Kursen teilnehmen konnte, allerdings musste ich mir darüber keine großen Gedanken machen. Ich hatte elf ZAGs geschafft und konnte es mir aussuchen, in welche Kurse ich gehen wollte, weswegen ich mich für Zaubertränke, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlung, Zauberkunst, Alte Runen, Kräuterkunde und Astronomie entschieden hatte, zusätzlich dazu war dieses Jahr seit einigen Jahrzehnten mal wieder Alchemie zustande gekommen, was ich ebenfalls belegt hatte. Zwar konnte ich Professor Snape nicht leiden, obwohl er uns Slytherins stark bevorzugte, schließlich war er unser Hauslehrer und setzte alles daran, um den Hauspokal zu gewinnen. Dennoch fand ich das er grausam zu anderen Schülern sein konnte und zudem war er meiner Meinung nach zu jung, um in Hogwarts zu unterrichten, da er selbst erst vor wenigen Jahren seine UTZ Prüfungen abgelegt hatte. Allerdings interessierte ich mich zu sehr für Zaubertränke und alles was dazu gehörte, um mir durch diese Abneigung eine solche Chance entgehen zu lassen, weshalb ich nun zwei weitere Stunden bei unserem Hauslehrer belegte, die zu meiner großen Enttäuschung immer am Abend stattfanden.
„Da hast du dir ja etwas vorgenommen", kam es von Violet, die soeben ihren Stundenplan in ihre Tasche hatte gleiten lassen. „Von nichts kommt nichts", murmelte ich und schenkte ihr nicht weiter Beachtung, während ich in den Tagespropheten meines Sitznachbarn linste. „Und dazu noch das Amt als Vertrauensschüler?", in ihrer Stimme schwang ein leichter Hohn mit. Ich wusste, dass sie eifersüchtig darauf war, dass ich im fünften Jahr zur Vertrauensschülerin ernannt worden war, denn laut ihren eigenen Angaben verkörperte sie perfekt die Prinzipien von Slytherin, während ich nur durch meinen Nachnamen Ansehen erhielt. Tatsächlich war mir sehr wohl bewusst, dass sich mir einige Türe dadurch öffnete, dass ich eine Black war, gleichzeitig waren es nur Türen zu einem dunklen Teil der Zaubererwelt, zu dem ich nicht gerade den Kontakt suchte. Außerdem erreichte ich meine schulischen Leistungen nicht nur durch meinen Namen, weshalb ich nicht sehr viel auf Violet Geschwafel gab. Zudem kam das Violet nicht gerade eine Überfliegerin war und soweit ich wusste, hatte sie mir Ach und Krach gerade einmal fünf ZAGs bestanden, weshalb auch ihr Stundenplan dementsprechend komprimiert war, allerdings hätte ich ihr das niemals an den Kopf geworfen, immerhin wollte ich den nächsten Tag noch erleben.
„Ich muss jetzt los, ich habe Professor Snape in der ersten Stunde und möchte nicht zu spät kommen", erklärte ich ihr, was sie nur mit einem Nicken entgegennahm, ehe ich mich erhob und davon schlenderte. Die Große Halle leerte sich bereits, weswegen es einen kleinen Stau im Eingangsbereich gab, da die Erstklässler nicht genau wussten, wohin sie gehen mussten und ich war froh, dass ich heute Morgen keinen Dienst hatte, es war schon schrecklich genug die neuen Schüler am ersten Abend in den Gemeinschaftsraum zu führen. Letztes Jahr hatte ich sogar drei verloren, da sie sich vor dem Blutigen Baron erschreckt hatten und panisch in einem Seitenkorridor gerannt waren Jonathan O'Carrey und ich hatten eine dreiviertel Stunde die Kerker durchsucht, ehe wir sie in einem Besenschrank gefunden hatten.
„Kas!", eine freundliche Stimme hinter mir rief plötzlich meinen Namen, was mich umblicken ließ und mein Blick fiel auf Bill Weasley, der sich seinen Weg durch die Schülerscharen bahnte, um zu mir zu gelangen. Da er ziemlich groß war, stellte das kein sonderlich großes Problem dar. „Hast du heute auch frei?", entgegnete ich ihm, als er mich besser verstehen konnte, woraufhin er nickte. „Nun ja frei ist relativ zu sehen. Ich habe jetzt eine Doppelstunde Zaubertränke", erklärte er mir und blickte hinab zu einem kleinen Jungen, der gerade gegen ihn gelaufen war, als wäre er eine Laterne, die plötzlich aus dem Erdboden emporgeschossen war. Glücklicherweise hatte Bill eine sehr freundliche Ausstrahlung und es gab niemanden, der sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte und so wirkte auch der Junge nicht sonderlich verstört über sein Missgeschick, als der den Gang entlang stolperte. „Die werden auch immer kleiner", murmelte er und wandte sich wieder mir zu, hatte aber ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
„Sollen wir gemeinsam in den Kerker gehen? Ich habe auch Zaubertränke?", woraufhin er mir rasch zustimmte, denn er wollte den überfüllten Gang wohl gerne hinter sich lassen. „Heute Abend findet nochmal ein Treffen für die Vertrauensschüler statt, wegen den Diensten in den nächsten Wochen", meinte Bill, als wir die steinernen Stufen in die Kellergewölbe nahmen. „Ich hatte vergessen, was das alles für eine Arbeit ist, aber wenigstens haben wir dieses Jahr keine ZAG-Prüfungen", witzelte ich. „Ach, hör mir auf. Mein kleiner Bruder nervt mich schon die ganze Zeit mit diesem Zeug, dabei ist er gerade einmal im ersten Schuljahr", kam es genervt von Bill, der mir freundlicherweise die Tür zum Kerker aufhielt. „Wie viele Geschwister hast du denn?", ich wusste, dass die Weasleys sehr viele Kinder hatten, allerdings hatte ich mich nie genauer mit dieser Thematik auseinandergesetzt, hatte aber festgestellt, dass dieses Jahr bei der Auswahlzeremonie wieder ein Rotschopf vertreten gewesen war. „Keine Ahnung, ich habe aufgehört zu zählen", entgegnete er mir mit einem schelmischen Grinsen, ehe er anfügte: „Sechs, wenn ich mich nicht verzählt habe: Ich gehe jetzt zu Malcom, wir sehen uns spätestens heute Abend", und ohne meine Antwort abzuwarten, schlenderte er zu einem großen Jungen hinüber, der dichtes schwarzes Haar besaß und ebenfalls in Gryffindor war.
Schon öfter hatte ich mir gewünscht mit Bill Weasley, oder irgendeinem anderen Schüler hier in Hogwarts, tauschen zu können, denn fast jeder in der Zaubererwelt konnte seine Eltern gut leiden und dazu kam, dass beim Klang seines Nachnamens niemand zusammenzuckte. Ich hingegen hatte kaum Freunde hier und wenn, dann wollte sie sich nur im Schein meines Familiennamens sonnen. Jeder kannte Sirius Black nach seiner schrecklichen Gewalttat bei der zwölf Menschen ums Leben gekommen waren und auch der Name meiner perfiden Tante, Bellatrix Lestrange, sorgte für den nötigen Respekt, den man hier in Hogwarts brauchte, hielt aber auch gleichzeitig alle normalen und freundlichen Menschen fern, da sie überlicherweise mit solchen Personen nichts zu tun haben wollten.
Früher hatte ich meine Familie geliebt. Ich mochte es, dass ich alles bekam, was ich mir wünschte. Ich liebte unser altes Anwesen mit den unzähligen Geheimgängen und den Hauselfen, die einem jeden Wunsch von den Augen ablasen und ich mochte es, dass mein Vater ein hohes Tier beim Zaubereiministerium war und die Leute ihm ehrfürchtige Blicke zuwarfen, wenn wir gemeinsam durch die Winkelgasse liefen. Und dann war ich nach Hogwarts gekommen und selbstverständlich waren alle begeistert, als ich nach Slytherin gekommen war, obwohl ich natürlich das angsterfüllte Murmeln hörte, als mein Name ausgerufen wurde. Doch nach einigen Wochen stellte ich fest, dass einem alles Geld der Welt nichts brachte, wenn man Abend für Abend allein vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum saß, wenn man niemanden hatte, der mit einem Partnerübungen machen wollte und das Freunde mehr wert waren, als die Namen berühmter Vorfahren, die einem nicht länger bei Problemen helfen konnten.
Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt die meiste Zeit allein zu sitzen und meine Hausaufgaben stillschweigend im Gemeinschaftsraum zu erledigen, während andere lachten und Zauberschach spielten. Trotzdem nervte es mich, dass es Leute wie Violet gab, die sich nur einschmeicheln wollten, um womöglich mächtige Kontakte zu knüpfen, obwohl auch so einem naiven Dummchen wie ihr klar sein musste, dass der dunkle Lord nicht zurückkehren würde.
Ohne weiter auf Bill zu achten, ließ ich mich auf einem Stuhl sinken und öffnete mein Zaubertränkebuch und nur wenige Augenblicke später, trat Snape ein, der wie immer einen drohenden Blick durch das Klassenzimmer schweifen ließ. Allerdings konnte er sich nun nicht mehr über unsere Unfähigkeit beschweren, schließlich verlangte er ein Ohnegleichen, um überhaupt an seinem Kurs teilnehmen zu dürfen.
Trotzdem war es eine schwere Stunde, die kein Vergleich zu denen in den vorherigen Schuljahren darstellte. Fast niemandem gelang es den vorgegebenen Trank richtig umzusetzen, auch wenn ich erfreut feststellte, dass meiner keine komplette Katastrophe war. Alexis Miller brachte nur eine zähflüssige, violette Masse zustande, während sich der Trank von Digby Bones in Luft auflöste und ich hätte schwören können, dass dabei ein leichtes Grinsen über Professor Snapes Gesicht huschte – ehe er ihm zehn Punkte abzog. Mein Trank hatte am Ende der Stunde eine purpurrote Farbe angenommen und dampfte leicht, obwohl Snape meinte, dass die Farbe blasser und der Dampf intensiver sein musste, trotzdem gab er mir als Anerkennung zehn Punkte für Slytherin. Zu meiner großen Enttäuschung stieg über dem Topf von Bill Weasley deutlich mehr Rauch auf und auch seine Farbe entsprach mehr den Schilderungen des Zaubertrankbuches. Dennoch rümpfte unser Professor nur die Nase und lief, ohne ein weiteres Kommentar weiter, weswegen er auch keine zusätzlichen Punkte für Gryffindor erntete.
„Mein Trank war doch besser als der von Kassiopeia, oder?", vernahm ich Bills Stimme hinter mir, nachdem wir den düsteren Kerker verlassen hatten, und ich spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte. Seine Stimme klang nicht böse, eher ein wenig enttäuscht, im Gegensatz zu der seiner Gesprächspartnerin. Ihr Name war Magdalen Baker und sie war ebenfalls in Gryffindor, zudem wusste quasi die halbe Schule das sie schon seit Jahren auf Bill stand und seitdem sie gemeinsam mit ihm zum Vertrauensschüler ernannt worden war, zog sie immer eine riesige Show ab. Gleichzeitig wusste auch fast die halbe Schule, dass sie mich abgrundtief hasste, obwohl ich nie mehr als zwei Wörter mit ihr gewechselt hatte und trotzdem verleite sie ihrer Abneigung gerne mit Worten und Taten Ausdruck. „Jeder weiß doch, dass Snape die Slytherins bevorzugt, außerdem ist sie eine Black, vielleicht droht sie ihm damit, dass sie ihre mordlustige Verwandtschaft auf ihn hetzt, wenn er ihr keine guten Noten und Punkte gibt. Meiner Meinung nach war sie nie sonderlich gut in diesem Fach oder in irgendetwas anderem. Ich muss immer noch an ihre peinliche Niederlage beim Quidditch im letzten Jahr denken", sie wirkte ziemlich hochnäsig, während sie sprach und obwohl ich mich nicht zu ihr umgedreht hatte, wusste ich, dass sie ihr langes braunes Haar über ihre Schulter geworfen hatte. Leider musste ich mir eingestehen, dass sie wirklich sehr hübsch war und normalerweise war sie sogar sehr humorvoll, wenn sie nicht gerade über mich herzog. Zudem kam das ihre Leistungen in der Schule nicht völlig unterirdisch waren und selbstverständlich war sie hundert Mal beliebter als ich.
„Jetzt hör aber auf Maggy, dass ist nicht nett, außerdem weißt du, dass das Schwachsinn ist. Immerhin war dein Trank am Ende der Stunde kotzgrün und hat nach verfaulten Eiern gestunken", erwiderte Bill Weasley ihr und unwillkürlich fiel mir ein Stein vom Herzen, als mir klar wurde, dass er nicht ihren Standpunkt teilte. Das Gelächter der umliegenden Schüler war ebenfalls ein Triumph und ich hoffte inständig, dass Magdalen puterrot angelaufen war, selbst wenn ich wusste, dass ich dafür zahlen würde – spätestens beim Treffen der Vertrauensschüler, das am Abend stattfinden würde.
Hallo meine Lieben und Willkommen zu meiner neuen Bill Weasley FF. Ich liebe diesen Charakter einfach und es gibt viel zu wenig Fanfictions über ihn, weswegen ich beschlossen habe, dass ich mich selbst an einer versuchen werde.
Außerdem möchte ich mich an dieser Stelle bei @teamloki_4 für das unglaublich tolle Cover bedanken, schaut gerne mal bei ihr vorbei!!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top