59. Shine


♪ Wrapped Around Your Finger – The Police


~~~ Niall ~~~


Der Moment als ich den ersten Schritt auf irischem Boden tat, ließ mich befreit aufatmen. Ich besuchte nicht sehr häufig meine Heimat und war auch nie lange hier, aber mit dieser Reise sollte sich das ändern.

Blake hatte es sich in den Kopf gesetzt, mein Haus fertig zu renovieren. Bisher hatte nur der Flur einen neuen Anstrich bekommen, doch die anderen Räume hatten es ebenso nötig. Außerdem wollten wir gemeinsam einige neue Möbel aussuchen, um es wohnlicher zu gestalten.

Zu tun gab es also genug, dennoch ließen wir das Vergnügen nicht zu kurz kommen. Schließlich bedeutete diese Reise auch Urlaub.

In dieser Hinsicht sah unsere Planung vor, einige Orte aufzusuchen, die touristisch nicht so arg überlaufen waren. Außerdem wollte ich meine Kumpels in Dublin besuchen, um ihnen Blake vorzustellen. Meine Eltern kannten sie ja bereits, da wir über Weihnachten in Irland gewesen waren.

Natürlich freute sich meine Familie, uns zu sehen, allen voran Theo, der schon wieder heftig gewachsen zu sein schien. Zumindest kam es mir so vor. Ich hatte ihm neue Klamotten mitgebracht, in die er nicht einmal mehr hineinzuwachsen brauchte, und Spielsachen. Beides feierte er euphorisch.

„Onkel Niall, gehen wir morgen zusammen reiten?", fragte er in seiner kindlichen Art.

„Reiten?" Erstaunt hob ich die Augenbrauen. „Ich kann nicht reiten, Theo."

„Aber ich", kam er prompt zurück. „Auf einem Pony."

Hätte mich auch gewundert, wenn der Knirps auf einem Pferd thronen würde, dafür war er als fast Sechsjähriger dann doch noch zu klein. Ich schaute zu Blake, die mich angrinste. „Geh' du nur mit deinem Neffen reiten, in dieser Zeit kann ich einiges im Haus arbeiten."

Da ich wusste, worauf das hinauslaufen würde, machte ich gar nicht erst den Versuch sie zu überreden, uns zu begleiten. Blake hatte es sich in den Kopf gesetzt, morgen mit der Renovierung des Schlafzimmers zu beginnen und das würde sie unter allen Umständen durchziehen.

„Na gut, Theo und ich gehen also reiten. Aber ich schaue nur zu, okay?", versuchte ich meinem Neffen zu verklickern.

„Wenn du ganz viele Fotos von mir machst, geht das klar", meinte er grinsend. Sein Wortschatz hatte sich wirklich stark vergrößert, das stellte ich gerade fest.

„Ja, mache ich, von dir und deinem Pony."

Es erübrigte sich zu erwähnen, dass Blake es kaum erwarten konnte, bis ich am nächsten Tag aus dem Haus ging. „Lass dir ruhig Zeit", verabschiedete sich mich an der Tür.

„Das klingt, als ob du mich loswerden willst", raunte ich ihr ins Ohr. „Aber keine Sorge, ich komme wieder."

Ihr Augenaufschlag konkurrierte mühelos mit dem von Greta Gabor, der Hollywood Legende, die zu den größten weiblichen Leinwanddarstellern aller Zeiten gehörte. „Das will ich dir auch geraten haben. Ach, und bevor du wiederkommst, könntest du etwas zu Essen einkaufen."

„Geht klar." Ich hörte mich schon an wie Theo.

Zu zweit machten wir uns auf den Weg in die Reitschule, wo Theo begeistert seinen Helm und Stiefel anzog. Er konnte es kaum erwarten, auf das Pony zu steigen. Seine Mutter war seit jeher eine begeisterte Reiterin und hatte ihre Leidenschaft wohl an ihn vererbt.

Genüsslich schaute ich zu, wie die Reitlehrerin das Pony an der langen Leine im Kreis führte, während mein Neffe stolz wie Oskar im Sattel saß. Ich hatte Spaß daran, ihn zu beobachten, freute mich darüber, wie seine blauen Augen leuchteten und ertappte mich plötzlich bei dem Gedanken daran, wie es sich wohl anfühlen würde, sein eigenes Kind bei solch einer Tätigkeit zu beobachten.

Ehrlicherweise musste ich zugeben, dass ich mich noch nicht bereit für ein Kind fühlte und Blake erging es ebenso. Sie wollte mit ihren fast siebenundzwanzig Jahren erst beruflich einiges erreichen und ich dachte ähnlich. Natürlich war es schön, Zeit mit Theo verbringen zu können, aber ich war auch froh, als ich ihn am späten Nachmittag wieder bei seinen Eltern abgeben durfte. Auf seine Frage, wann er einmal bei mir und Blake übernachten könnte, antwortete ich ehrlich.

„Wir müssen erst das Haus renovieren, Theo. Wenn es fertig ist, dann darfst du gerne kommen."

„Kriege ich da auch ein eigenes Zimmer?", lautete die nächste Frage des Zwergs.

„Nun ja, ein Gästezimmer, wenn das für dich okay ist."

„Geht klar, Onkel Niall."

Eine andere Aussage hatte ich nicht erwartet.

Auf dem Heimweg stoppte ich bei Tesco, um für unser Abendessen zu sorgen. Das Kochen oblag mir, denn Blake sollte sich nach dem anstrengenden Arbeitstag ausruhen und dementsprechend holte ich die Zutaten für das Rezept ein, das in meinem Kopf fest verankert war. Hähnchenbrustfilet nach Niall Art.

Schon beim Betreten des Hauses schlug mir der Geruch frischer Farbe entgegen und ich erblickte einen großen Müllsack, der neben der Tür stand. Blake hatte sich wohl schon so richtig ausgetobt. Keine Sekunde später kam sie mir entgegengelaufen, in ihre weißen, farbbesprenkelten Latzhose, dem blaugeringelten Shirt und der ebenso mit Farbklecksen übersäten Snapback und Schuhen.

„Hallo, Herkules, na hast du schön eingekauft? Und wie war der Tag mit Theo?"

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ich neigte den Kopf ein wenig nach unten, damit unsere Lippen sich treffen konnten. Ihre schmeckten nach Pfefferminz, ganz klar nach ihren Lieblingsbonbons. Sanft fuhr ich mit der rechten freien Hand durch ihr Haar, in der linken hielt ich die Einkaufstüte und als ich Blakes kleine Hand an meinem Hintern spürte, begann ich automatisch zu grinsen.

„Was gibt es denn zu essen?", flüsterte sie.

„Lass' dich überraschen. Ich koche, du ziehst dich um, beim Essen erzähle ich von Theo und nachher schaue ich mir an, was du im Schlafzimmer gezaubert hast."

„Das klingt nach einem Deal."

Während Blake das Bad besetzte, breitete ich mich in der Küche aus. Kochen zählte seit jeher zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, wenn ich nicht gerade Musik schrieb und dementsprechend machte ich mich gut gelaunt an die Arbeit. Es dauerte nicht lange und die Filets lagen in der Pfanne. Der Duft der Gewürze ließ meinen Magen heftig knurren, denn ich hatte nicht wirklich nach dem Frühstück etwas gegessen. Schnell deckte ich noch den Tisch, damit alles fertig war, wenn Blake frisch geduscht hier auftauchte.

Sie roch nach ihrer Vanillelotion, als sie in die Küche gelaufen kam. Ein Grinsen zierte ihr hübsches Gesicht und ich bekam noch einen Kuss. „Wofür war der denn?"

„Für das Essen."

„Mal sehen, ob es überhaupt schmeckt", erwiderte ich mit einem Zwinkern, bevor ich die Portionen auf die Teller verteilte. Blake trug ihren gleich selbst zum Esstisch und machte sich ohne Umschweife über das Filet, den Kartoffelbrei und das gedünstete Gemüse her. Genießerisch verdrehte sie dabei ihre Augen. „Horan, du bist ein Meisterkoch, das ist köstlich."

„Danke, aber nach dem Essen schaue ich mir an, was die Meisterin der Farben fabriziert hat."

Blake hatte das Bett weggerückt und die Wand dahinter bereits gestrichen. Der zarte Gelbton sah wunderschön aus und als ich näher herantrat, bemerkte ich die winzigen weißen Pinselstriche, die wie Gräser ausschauten und die der Wand das gewisse Etwas gaben.

„Oh mein Gott, das ist toll!", lobte ich ihre Künste.

„Ja, aber wir sollten heute nicht hier schlafen. Die Farbe riecht noch stark, außerdem müssten wir das Bett wieder zurückschieben und es darf noch nicht ganz an die Wand ran. Sie muss erst trocknen."

„Kein Problem, wo soll ich die Matratzen hintragen?", fragte ich sofort.

„Ins Zimmer nebenan, oder?"

„Klar, das ist mir recht."

Es herrschte noch massig Platz in den Räumen, ich war viel zu selten hier, als dass ich mich hätte um eine anständige Einrichtung kümmern können, aber mit Blake an meiner Seite sollte sich das schnell ändern. Vor dem Einschlafen skypte sie noch kurz mit Esther, die sich während unserer Abwesenheit um Romeo kümmerte. Der Kater mauzte, als er Blakes Stimme hörte, die beiden vermissten einander sehr. Beim nächsten längeren Abstecher nach Irland würden wir ihn mitnehmen, das schwor ich mir.

Auch am nächsten Morgen wurde ich liebevoll aus dem Haus geworfen. Ich nutzte die Zeit, um in Mullingar dem Golfen nachzugehen. Schließlich war ich Live-Time-Member im örtlichen Golf-Club und konnte somit den Platz jederzeit aufsuchen. Allerdings kehrte ich früher nach Hause als am Tag zuvor und sah Blake auf der Leiter im Schlafzimmer stehen. Sie hatte gerade die Gardinenstange demontiert, die ich ihr abnahm, nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte. Es passierte mir sicher kein zweites Mal, dass sie meinetwegen fast von der Leiter fiel.

Jedes Mal, wenn ich sie bei der Arbeit sah, keimte ein enormer Stolz in mir auf. Blakes Kreativität überraschte mich stets aufs Neue und sie traf meistens haargenau meinen Geschmack.

Nach zwei Tagen Schufterei war das Schlafzimmer fertig und ich drängt meine Freundin zu einer kleinen Pause, der sie ohne zu murren zustimmte. Wir verbrachten den Tag am Meer, in einem kleinen Ort, der fast nie Touristen sah. Dort aßen wir im Dorfpub Sandwiches, tranken Bier (ich nur ein alkoholfreies) und quatschten mit dem Wirt, bevor wir Hand in Hand am Strand entlangwanderten.

Ich liebte die Ruhe, das Rauschen des Meeres, die frische Luft, aber vor allem liebte ich es, Blake an meiner Seite zu haben.

Der Wechsel zwischen Arbeiten und Ausspannen tat ausgesprochen gut. Einen Tag verbrachten wir in Dublin, blieben dort auch über Nacht bei einem Kumpel, der ein Haus besaß und tranken ganz nach irischer Art; viel und unkontrolliert. Ich sang und spielte Gitarre und zum Schluss stimmten alle mit ein, auch Blake, die zwar keine Töne traf, dafür jedoch den Text einwandfrei beherrschte.

Meine Kumpels mochten Blake total und als wir gingen, umarmte mich Eoghan fest. „Blake ist genial", sprach er augenzwinkernd. „halte sie bloß gut fest."

„Das werde ich."

Es ging stetig mit der Arbeit voran, zwischendurch suchten wir Möbel aus und fanden Entspannung beim Wandern. Wir machten die Klippen von Bray unsicher, diese lagen direkt an der Irischen See, wo meist ein starker Wind wehte. Die Brise ignorierend, gingen wir einfach weiter, bis wir zu einer kleinen Stelle gelangten, an der sich einige Felsen auftürmten, die man als Sitzgelegenheit nutzen konnte.

„Es ist so wunderschön hier", seufzte Blake, als sie sich neben mir niederließ.

„Ja, wir sollten echt öfter nach Irland fliegen."

„Von mir aus gerne. Weihnachten sind wir sowieso hier, darauf freue ich mich schon."

„Wir könnten auch Silvester hier feiern", schlug ich vor und Blake stimmte begeistert zu.

Pläne zu schmieden machte Spaß, obgleich Silvester noch einige Monate entfernt war. Und wieder spürte ich, dass jeder Tag, den ich mit Blake verbrachte, viel zu schnell verging. Ich wünschte, dieser Urlaub würde nie vorübergehen.

Nach drei weiteren arbeitsreichen Tagen (ich half Blake beim Tragen der schweren Farbeimer und packte mit an, wenn sie alles mit Folie abdeckte), besuchten wir ihren Vater in Galway, mit dem ich mich super verstand und fuhren am nächsten Tag hoch bis Sligo, das im Norden lag, aber noch zur Republik Irland zählte.

Unser beider Liebe zu der grünen Insel wurde deutlicher, je länger wir hierblieben. Normalerweise hielt es in Irland nicht länger als eine Woche aus, aber nun waren wir schon drei Wochen hier, ohne dass ich den Wunsch verspürte, nach LA zurückzukehren wollen. Aber es gab jemanden, den ich echt vermisste: Eve.

Nach dem Abendessen rief ich sie an und da sie sich ebenfalls in Irland aufhielt, würde sich wohl ein Treffen arrangieren lassen. Zu meiner großen Freude befanden sich Eve und Johnny gerade in Dublin.

„Es ist toll, dass du dich meldest, Niall. Johnny und ich hatten sowieso vor, euch zu besuchen. Da kommt dein Anruf sehr gelegen."

„Wann wollt ihr vorbeischauen? Blake hat geschafft wie eine Verrückte, aber es ist noch nicht alles fertig, aber das Wichtigste haben wir schon. Schlafzimmer, Wohnzimmer, mein Arbeitszimmer und eines der Gästezimmer. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne über Nacht bleiben."

Als Eve zustimmte, begann ich augenblicklich zu jubeln. „Das ist super! Ich freue mich total! Wann kommt ihr? Morgen?"

Aus dem Morgen wurde ein Übermorgen, damit konnte ich jedoch leben.

Geschäftig eilte ich durch das Haus, half Blake bei den letzten Arbeiten. Sie hatte das Gästebad rosa gestrichen, was zum ersten Mal in einer heftigen Diskussion zwischen uns endete, aber ich ließ ihr letztendlich den Willen. Ich hielt mich dort sowieso so gut wie nie auf und die Gäste würden es sicher verschmerzen. Auf jeden Fall würde Theo es cool finden, denn eigenartigerweise liebte er diese Farbe.

Zu später Stunde bezogen wir das Bett für Eve und Johnny. Ich konnte es kaum erwarten, meine beste Freundin hier in meinem Heim zu begrüßen. „Noch einmal schlafen", seufzte ich, als wir anschließend zu Bett gingen.

„Du klingst wie ein kleines Kind, das sich auf Weihnachten freut", lachte meine Freundin, bevor sie sich in meine Arme kuschelte. Es blieb aber nicht nur beim Kuscheln, denn wir waren keineswegs müde und zudem nicht ausgepowert genug. Ich bedeckte ihren Körper mit meinen Küssen, spürte wie sie sich mir entgegendrängte und wie ihre kleinen Hände schließlich in meine Boxershorts wanderten.

Mir wurde heiß, die Shorts zu eng und schließlich befreite ich mich mit Blakes Hilfe von dem störenden Kleidungsstück. Ihren BH hatte ich bereits ausgezogen, ebenso das Höschen und als ich ihre nackte Haut spürte, ließ ich meine Hände zwischen ihre Beine gleiten. Zu fühlen, wie unsere Körper sich miteinander verbanden, eins wurden, sich im selben Rhythmus bewegten, machte mich verrückt und gleichzeitig spürte ich diese unergründliche Liebe zwischen uns.

Wie heiße Lava pulsierte das Blut durch meine Adern und doch hörte ich auf ihren Körper, der eine deutliche Sprache von sich gab. Ihre Bewegungen wurden drängender, forderten plötzlich alles von mir und ich konnte mich nicht mehr zurücknehmen. Hoffend, dass Blake den Absprung gemeinsam mit mir schaffte, ließ ich los, spürte die geballte Ladung an Gefühlen, die sich nun lösten. Doch wie fühlte auch, wie Blake losließ, wie sie sich an mich klammerte und gemeinsam schwebten wir dem Abgrund entgegen.

Blake war meine Eine, nicht nur der Sex zählte, sondern unsere Seelen und Herzen waren auf eine Art und Weise miteinander verwebt, die einzigartig war, die ich nur bei ihr spürte.

Am nächsten Tag erwachte ich schon früh, da wie die Morgensonne den Weg durch die Jalousien suchte. Heute würden Eve und Johnny kommen, ich freute mich riesig darauf. Neben mir räkelte sich Blake im Bett, gähnte herzhaft und forderte ihren Morgenkuss, den ich ihr keineswegs vorenthielt.

Sanft strich ich eine der Haarsträhnen aus ihrem hübschen Gesicht, bevor unsere Lippen sich zu einem Kuss verbanden. Da war es wieder, das Gefühl, das mir sagte, dass wir zusammengehörten, dass ich sie nicht mehr hergeben würde.

„Niall, wir sollten aufstehen, sonst werden wir nicht fertig", murmelte Blake.

„Du hast ja Recht und ich freue mich schon auf die beiden, besonders auf Eve."

Wir schafften es gerade so, denn meine beste Freundin war wie immer pünktlich. Hand in Hand stand sie mit Johnny vor unserem Haus, doch als ich die Arme ausbreitete, ließ sie ihn los und umarmte mich ebenfalls herzlich.

„Niall, du bist ja noch ganz verwuschelt, hast du dir nicht die Haare gekämmt?", zog sie mich auf.

„Nein, das ist meine neue Frisur, du hast mir geraten, meine Haare nicht mehr von Larry King schneiden zu lassen, deshalb sind die wieder etwas länger."

Lauthals lachte Eve los, so wie ich es von ihr gewöhnt war und schon war die gute Stimmung da. Gemeinsam betraten wir den Flur, der bestaunt wurde, ehe Blake in Erscheinung trat. Sie hatte sich umgezogen und trug ein blaues Kleid, das ich noch nie an ihr gesehen hatte, das jedoch überaus sexy an ihr wirkte. Meine bewundernden Blicke entgingen Eve nicht, sie lächelte mir zu und es war einfach ein schönes Gefühl, sie an meiner Seite zu haben.

Egal, wo in der Welt wir uns aufhalten würden, Eve und ich würden immer eine Möglichkeit finden, uns zu sehen oder miteinander zu sprechen. Unser Gedankenaustausch blieb äußerst wichtig für mich. Denn genauso wie ich mit Blake verbunden war, so besaß ich auch zu Eve eine außergewöhnliche Verbindung.

Die Zeit schien viel zu schnell zu vergehen, ein Tag war nicht lange genug, um mich mit meiner besten Freundin auszutauschen, deren Rat ich öfter brauchte.

Nach wie vor besaß ich ein unerschütterliches Vertrauen in Eve. Es gab nichts, was ich mit ihr nicht besprechen würde, nichts, was ich ihr jemals verheimlichen würde, außer wenn es um ihr Geburtstagsgeschenk ging.

Sie und Johnny passten hervorragend zusammen, ich gönnte ihr das Glück von Herzen, denn an seiner Seite war sie nochmals aufgeblüht. Angst um ihre Gesundheit machte ich mir im Moment eher mäßig, da sie brav ihre Tabletten schluckte und außerdem ihre freie Zeit genoss.

An diesem Abend blieben wir sehr lange auf. Während ich mich mit Johnny unterhielt, führten Eve und Blake abseits ein Gespräch. Manchmal schauten sie zu uns rüber, was mich vermuten ließ, dass es entweder um mich oder um Johnny oder sogar um uns beide ging. Da ich den Damen den Spaß aber nicht verderben wollte, hielt ich mich später bedeckt, indem ich Blake nicht mit Fragen löcherte, auf die ich sowieso keine Antwort erhalten würde.

Zum Schluss saßen wir alle vier mit einem guten irischen Whiskey in den Gläsern auf dem Sofa, stießen an und tranken auf unsere Freundschaft, auf Irland und auf das, was noch kommen mochte. Danach hatten Eve und ich unseren Moment, da Blake Johnny kurz auf die Terrasse entführte.

„Weißt du, Niall", sagte Eve, „ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du ein sehr besondere Mensch für mich sein würdest und wie so oft habe ich mich nicht getäuscht."

„Du bist auch besonders für mich, ich hoffe, du vergisst das nicht", sprach ich.

„Niemals, wir werden immer Freunde bleiben, Niall. Und ich freue mich schon drauf zu sehen, was das Leben noch für dich zu bieten hat."

„In welcher Hinsicht?"

„In jeglicher." Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu und prompt entwich mir ein Lachen.

„Okay, dann nehme ich das so hin und werde dich über alles auf dem Laufenden halten. Vergiss nicht, dass du nächstes Jahr jede Menge Konzert vor dir hast, die du besuchen musst."

„One Direction, ja, das vergesse ich nicht. Ich kann es kaum erwarten, euch zusammen auf der Bühne stehen zu sehen."

„Du hast uns den Weg geebnet", sagte ich leise, „und dafür werden wir dir immer dankbar sein."

Lächelnd legte Eve ihre Hand auf meine. „Und ich werde euch immer dankbar sein, für dieses wunderschöne Album, aber besonders danke ich dir für Time."

Mit Time hatte ich ein Werk geschaffen, das mich endgültig in die Welt der Erwachsenen katapultierte und nach wie vor war ich stolz auf diesen Song. Auf das erste Lied, das ich für einen fremden Künstler geschrieben hatte und nicht für mich selbst. Dieser Umstand blieb immer Teil meiner eigenen, persönlichen Musikgeschichte.

Die Tage in Irland vergingen zu rasend schnell, dass ich es kaum glauben konnte. Aber mit dem Vergehen der Zeit, machte auch die Renovierung im Haus ihre Fortschritte.

Blake legte Hand an die letzten Arbeiten im Wohnzimmer an und hatte mich mal wieder zum Golfspielen geschickt, da ich nur, laut ihrer Aussage, im Weg stehen würde.

„Die Gardinen interessieren dich doch sowieso nicht", lauteten ihre Worte und da sie damit voll ins Schwarze traf, hatte ich kein Problem damit, meinem Lieblingssport nachzugehen.

Allerdings rechnete ich nicht damit, Blake erneut auf der Leiter anzutreffen, als ich am späten Nachmittag zurückkehrte. Ich hatte ihr vorher extra einen WhatsApp Nachricht mit der Frage geschickt, ob ich wieder erwünscht sei, welche sie positiv beantwortete.

„Ich dachte, du bist schon fertig", sagte ich leicht verwundert.

„Die Gardinen hängen, wie du siehst."

„Was hast du dann in deiner Hand?"

Es waren keine Stoffe, soviel erkannte ich, denn was, was sie zwischen ihren Fingern hielt, sah eher nach großen Papierblättern aus. Blake antwortete nicht sofort, sondern legte die Blätter auf dem oberen Teil der Leiter ab. Sie selbst stand auf der dritten Stufe, überragte mich also hiermit locker.

„Ich wollte dir etwas zeigen, Niall." Irgendwie klang ihre Stimme nervös. „Also eigentlich wollte ich, dass du mir laut vorliest, was ich auf den Blättern notiert habe. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich gut anhört, deshalb brauche ich eine Meinung."

Ein wenig verwundert war ich schon, denn mir fehlte der Bezug zu der Sache ansich. Für wen schrieb sie etwas auf? Trotz der Fragen, die sich in meinem Kopf auftürmten, erklärte ich mich bereit, ihr zu helfen.

„Dann leg' mal los, ich lese es vor."

„Gut." Blake nickte und griff nach dem ersten Blatt und urplötzlich glaubte ich zu wissen, für wen sie das tat. Eve hatte demnächst Geburtstag, es war ihr fünfzigster und da dieser groß gefeiert werden würde, wollte Blake bestimmt daran mitwirken.

Grinsend stand ich in einiger Entfernung vor der Leiter und war mächtig gespannt darauf, was meine Freundin fabriziert hatte.

Als sie das erste Blatt in die Höhe hielt, erkannte ich zu meiner Verwunderung, dass dieses nur ein Wort enthielt. Ein Wort, welches mit roter Farbe geschrieben worden war. Laut begann ich vorzulesen.

„Willst."

„Du."

„Mich."

„Heiraten?"

Es dauerte genau eine Sekunde, ehe ich den Sinn vollends erfasste und den Satz nun in einem aussprach. „Willst du mich heiraten?"

Mein Herz raste, als ich in die blauen Augen meiner Freundin blickte, der die Nervosität deutlich anzumerken war. Zwei Schritte und ich stand direkt vor der Leiter. „Du willst mich echt heiraten?"  Blake rührte sich keinen Zentimeter, ihre Atmung ging heftig, als sie die Worte zitternd hervorbrachte. „Ja, ich will."

Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen und lauter Schmetterlingen im Bauch schnappte ich sie, hob sie von der Leiter und drehte mich, mit ihr in meinem Armen, einmal um die eigene Achse. „Du willst mich echt heiraten? Das ist der Wahnsinn!"

Der tiefe, leidenschaftliche Kuss, in dem wir beide versanken, besiegelte unser vollkommenes Glück.

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Na, das war doch mal eine Überraschung von Blake, oder?

Wer hat denn nun eigentlich den Antrag gemacht? Das wird wohl für immer ungeklärt bleiben. ^^

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, denn ich hatte ihm beim Schreiben auf jeden Fall.

Danke für all euren Support, die tollen Kommentare. ♥♥♥ Ihr seid großartig.

Das nächste Update kommt am Samstag.

LG, Ambi xxx


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