56. (Un) - perfect


♪ Perfect – Ed Sheeran


~~~ Harry ~~~


Seit Tagen kommunizierte ich mit unserer Hochzeitsplanerin, die sich bisher perfekt um alles gekümmert hatte, was Ashley und ich ihr auftrugen. Nun gab es plötzlich Probleme mit der Tischdekoration, da die Blumen, die wir ausgesucht hatten, scheinbar nicht verfügbar waren.

„Es tut mir wahnsinnig leid, Mr Styles, aber ich habe mich um ähnliche Pflanzen bemüht."

„So lange die Farbe stimmt, ist es mir egal", merkte ich an. Mittlerweile ergriff die Aufregung dermaßen Besitz von mir, dass ich sie mir den letzten Nerv raubte.

Heiraten war echt anstrengend, warum hatte mir das keiner vorher gesagt?

Während ich zu einem Nervenbündel mutierte, blieb Ashley die Ruhe selbst.

„Mach' dir doch keinen Kopf, Harry", meinte er, „wenn es keinen Blumen gibt, dann nehmen wir eben Kakteen als Tischdekoration." Sein charmantes Grinsen, das er dabei aufsetzte, ließ mich wissen, dass er mich gehörig foppen wollte.

„Ach und du denkst vielleicht, wir könnten die Kakteen dann später auf den Stühlen verteilen, um die Leute zum Gehen zu bewegen, wenn wir unsere Ruhe haben möchten?", stieg ich mit ein.

„Das wäre eine Überlegung wert. Alternativ könnte ich den Rasenmäher mit der Polizeisirene einpacken. Die Wirkung wäre fast die gleiche, nehme ich an."

„Untersteh' dich!"

Kopfschüttelnd verließ ich das Wohnzimmer und suchte nach meinem Handy, das ich zuletzt in der Küche zu Gesicht bekommen hatte. Einsam und verlassen lag es auf der Anrichte, aber als ich danach griff, zeigte mir das Display eine Nachricht von Niall an.

„Hast du schon die Hosen voll?"

Manchmal war er echt gemein. Alle hatten mitbekommen, dass Ashley als ruhender Pol fungierte, was die Hochzeit anging, ich jedoch total neben mir stand. Ich vergaß, wo ich die Ringe deponiert hatte und fand diese erst gestern wieder. Wohlverwahrt in einem unserem zahlreichen Wandsafes. Zudem hatte ich keine Ahnung mehr, wie viele Gäste wir überhaupt erwarteten, aber das war auch nicht wichtig.

Die Location hatten wir bereits vor einigen Monaten ausgesucht, ein kalifornisches Weingut, eine Fahrstunde nördlich von Los Angeles entfernt. Eine Hochzeit am Strand fiel nämlich aufgrund meines Bekanntheitsgrades definitiv aus. Dort würden wir, trotz Absperrungen, keine ruhige Minute haben. Aus diesem Grund hatten wir uns sofort dagegen entschieden, als Mrs Watson, die Hochzeitsplanerin, diesen Vorschlag machte.

Allerdings fanden wir die Idee mit dem Weingut sensationell. Es lag ein wenig abgeschieden von der Straße, inmitten einer grünen Oase und bot zudem gleich noch Übernachtungsmöglichkeiten mit an. Nicht alle Gäste würden dort bleiben, aber Ashley und ich bezogen die Hochzeitssuite, wie es sich gehörte.

„Sollten wir nicht langsam packen?", fragte ich, als ich wieder zurück ins Wohnzimmer kehrte, wo Ashley gerade den Staubsauberroboter in seine Schranken wies. Dieser hatte sich erdreistet, eine Runde auszusparen und den Flur einfach zu überspringen.

„Ich muss ihn neu programmieren, das mache ich noch schnell, aber du kannst ja schon mal mit dem Packen beginnen", rief er mir über die Schulter zu.

Seufzend begab ich mich zum begehbaren Kleiderschrank und ließ meinen Blick über die Klamotten huschen. Unsere Hochzeitsanzüge hingen ordentlich in einem Kleidersack auf der Stange. Lediglich das Hemd brauchte ich noch herauszusuchen, was ich unverzüglich tat.

Einer inneren Eingebung folgend zog ich mir das Shirt über den Kopf, knöpfte das Hemd auf um dieses noch einmal Probe zu tragen. Mein Gesicht wurde aschfahl, als ich feststellte, dass sich die Knöpfe nicht mehr schließen ließen, weil ich anscheinend zugenommen hatte; ungewollt natürlich.

„Ash!" Mit offenem Hemd stürzte ich ins Wohnzimmer, da drehte mein Partner sich auch bereits nach mir um.

„Was ist denn los, Harry?"

„Das Hemd!", keuchte ich völlig fertig, „es passt nicht mehr, ich kriege die verdammten Knöpfe nicht zu! Ich bin zu fett geworden!"

Ich hätte heulen können vor Wut und Enttäuschung, aber vor allem vor Ratlosigkeit. Wo sollte ich denn bis morgen ein passendes Hemd herbekommen, zumal wir bereits sehr früh los wollten.

Gemächlich erhob Ashley sich und stolzierte auf mich zu. „Lass mich mal sehen."

„Was sehen?", schnaubte ich. „Meine Speckrollen?" In Wahrheit konnte ich keine vorweisen, dennoch musste es ja einen Grund geben, weshalb das verdammte Hemd nicht mehr passte.

„Harry." Ash schaute mich belustigt an. „Du besitzt ungefähr sechsundachtzig Hemden, dann nimm' doch eines, das dir und das auch zum Anzug passt."

„Aber das ist dann nicht das Hochzeitshemd", entwich es mir beinahe schon gekränkt. „Dafür hatte ich es extra gekauft."

Kommentarlos zog Ashley mich in Richtung Schlafzimmer und in den Kleiderschrank hinein. Weiterhin schweigsam begutachtete er die zahlreichen Hemden, bevor er zielsicher nach einem griff.

„Ich würde dieses hier nehmen, das ist nämlich dein Hochzeitshemd. Du hast in der Aufregung das Falsche herausgenommen und das ist vermutlich schon einige Jahre alt. Du solltest dringend mal ausmisten."

In der Tat hatte ich danebengegriffen und das war mir in diesem Augenblick furchtbar peinlich. „Es tut mir leid, Ash, ich bin einfach völlig neben der Spur." Entnervt fuhr ich mit einer Hand durch mein ohnehin schon zerzaustes Haar, da spürte ich plötzlich seine Lippen, die mich zärtlich auf die Wange küssten.

„Ist ja nicht schlimm, es geht ja schließlich um den wichtigsten Tag in unserem Leben."

Kurz schaute ich in seine blaugrünen Augen, die mir zuzwinkerten, so als ob er sagen wollte, dass ich mich voll und ganz auf ihn verlassen konnte. Und das tat ich auch.

Der wichtigste Tag unseres Lebens startete morgens um acht. Aufstehen, duschen, anziehen, frühstücken und auf die Limousine warten, die uns zum Weingut kutschieren würde. So lautete der Plan, der tatsächlich funktionierte.

Meine Hoffnung, dass das Ganze nicht in einem Desaster endete, stieg beträchtlich, denn wir kamen pünktlich am Ziel an und konnten sofort unsere Zimmer beziehen. Einige der Gäste waren gestern Abend bereits angereist, unter anderem Louise mit ihrer Tochter Lux, meinem Patenkind. Beide begrüßten uns fröhlich und Louise erklärte sofort, dass sie sich nachher um mein Styling kümmern würde. Da die Trauung erst am Nachmittag stattfand, hatten wir noch jede Menge Zeit bis dahin, die ich nutzte, um einen kurzen Spaziergang mit Lux entlang der Weinreben zu veranstalten.

Anschließend kehrte ich wieder auf unser Zimmer zurück, wo Ashley gut gelaunt eine Skype Session mit seiner Schwester abhielt, die sich wohl verfahren hatte. Na super, sie fungierte als seine Trauzeugin. Das Chaos schien wieder näher zu kommen als gedacht.

„Hör mir zu, Florence, fahr einfach so, wie ich es dir gesagt habe, dann kommst du pünktlich hier an."

Nachdem Ashley das Gespräch beendet hatte, begann er zu lachen. „Immerhin ist sie noch an einem Ort, wo Wifi und Telefon funktionieren."

„Das halte ich im Kopf nicht aus", stöhnte ich. Diese Feier brachte mich wirklich mental an meine Grenzen, dabei wollte ich doch nur mit dem Mann, der mir am meisten bedeutete, in den Stand der Ehe treten. Scheinbar erwies sich dies schwieriger als gedacht.

Nach und nach trafen die Gäste ein, die auf dem Weingut ebenfalls ein Zimmer gebucht hatten. Unter anderem meine Mutter, Gemma, Niall, Blake, Eve und Johnny. Letzteren hatte ich gleich miteingeladen, zumal wir uns in New York während der After Show Party von Eves Konzert blendend verstanden hatten. Auch Ashleys Eltern und seine beiden Cousins rollten an, fast zeitgleich mit meinem Cousin, Onkel und meiner Tante.

Während die Gäste ihre Zimmer bezogen, checkte ich kurz mein Handy, um sofort auf etwaigen Hiobsbotschaften reagieren zu können. Zum Glück tat sich in dieser Hinsicht nichts und die Ruhe kehrte ein wenig in mein Innerstes zurück.

Da es Zeit für das Styling wurde, stand Louise pünktlich auf der Matte, hinter sich zog sie einen Koffer her, der die ganzen Utensilien enthielt, die sie dafür benötigte. Meine Locken zeigten sich am heutigen Tage besonders widerspenstig, sodass Lou sämtliche Register ziehen musste, um sie zu bändigen.

„Es ist echt wie verhext", seufzte ich, wurde jedoch durch das Klopfen an der Tür unterbrochen.

„Wer ist da?", erkundigte sich Lou, allerdings ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.

„Niall."

„Komm rein", forderte ich ihn auf. Immerhin war Niall mein Trauzeuge, deswegen sprach nichts dagegen, wenn er mich vor dem großen Auftritt sah.

Kaum war Niall durch die Tür geschlüpft, platzte ich heraus: „Heute geht auch alles schief, Ashleys Schwester hat sich verfahren und meine Haare treten in den Streik."

„Ach was", meinte mein Freund, „das wird schon alles klappen. Die Hochzeitstorte wurde gerade geliefert und die Tischdeko finde ich super. Mal was anderes, als das Übliche."

Was immer er damit meinte, ich ging nicht weiter darauf ein, denn die Erleichterung darüber, dass man die Torte bereits geliefert hatte, überwog in diesem Moment viel zu stark.

Ashley und ich hatten uns für eine Regenbogentorte entschieden. Wir liebten es bunt, außerdem besaß die Torte je nach Stockwerk, unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Fünf Stockwerke sollten genügen, damit jeder ein Stück erhielt. Schließlich wurden noch diverse andere Kuchen sowie Torten angeboten.

Nach drei Versuchen blieb Lou der Sieger über meine Haare, sie ließen sich dazu herab, so zu liegen, wie sie es vorgesehen hatte. Eine Nachricht von Ash traf ein, dass Florence nun auch eingetroffen sei uns somit atmete ich erleichtert auf.

„Na siehst du", sagte Niall, „alle Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf."

Wäre er doch nur lieber still geblieben.

Sichtlich zufrieden machte ich mich nun daran, die Hochzeitskleidung anzuziehen. Da ich dieses Mal das richtige Hemd zur Hand hatte, ließen sich die Knöpfe auf Anhieb schließen und auch der Smoking stellte kein Problem dar. Niall half mir bei der Fliege und als ich mich in dem großen Spiegel betrachtete, der in der Suite stand, stellte ich fest, dass alles perfekt harmonierte.

Ash wurde gerade von Lou im Zimmer seiner Schwester gestylt, sodass Niall und mir noch ein wenig Zeit blieb.

„Wo hast du die Ringe, Harry? Ich möchte sie an mich nehmen. Schließlich bin ich als dein Trauzeuge dafür verantwortlich, dir die Dinger zum passenden Zeitpunkt auszuhändigen."

Damit hatte er wohl Recht und meine Entscheidung, Niall mit diesem wichtigen Amt zu betrauen wurde nochmals bekräftigt. Auf ihn war eben Verlass. Bei den anderen beiden war ich mir nämlich nicht sicher, ob das Ganze in einem Desaster geendet hätte. Vielleicht hätte Louis die Ringe zum Spaß versteckt und sie dann nicht mehr gefunden. Und Liam, er war noch nicht einmal aufgetaucht, vielleicht hatte er die Hochzeit ganz und gar vergessen.

„Warte kurz."

Dieses Mal hatte ich die kostbaren Schmuckstücke nicht verlegt, sondern händigte Niall sofort das kleine Kästchen aus. Vorsichtig öffnete er es und das Funkeln in seinen Augen bestätigte mir, dass ihm die Ringe gefielen.

„Wunderschön, sie passen zu euch beiden."

Als er das Wort 'passen' aussprach, entriss ich ihm schnell das Kästchen und während ein verblüffter Niall mich fassungslos anstarrte, probierte ich kurz meinen Ring an.

„Passt."

Misstrauisch beäugte Niall mich von der Seite. „Ist alles in Ordnung mit dir, Harry?"

Ein wenig druckste ich herum, dann entschied ich mich dazu, ihm die Sache mit dem Hemd zu erzählen, was Niall mit einem lauten Lachen kommentierte.

„Jetzt hast du ja das richtige Hemd an", meinte er und mit einem Blick auf die Uhr: „Es wird Zeit, Harry, wir müssen Ash einsammeln."

Unsere Planung sah vor, dass Ashley und ich gemeinsam zum Standesbeamten schreiten sollten, der die Trauung im Freien, auf dem Gelände des Weinguts, durchführen sollte.

Meine Hände begannen zu zittern, als ich die Tür der Suite hinter mir verschloss und in diesem Moment war ich froh, Niall an meiner Seite zu haben. Wie lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet, ihm regelrecht entgegen gefiebert. Bald würden Ashley und ich ganz offiziell verheiratet sein, unser beider Herzenswunsch erfüllte sich in wenigen Minuten.

Was konnte diesen Tag noch schöner machen?

Behutsam klopfte ich gegen die Tür, da ertönte auch schon die Stimme von Ashleys Schwester. „Komm rein, wenn du Harry bist, wenn nicht, dann bleib' wo der Pfeffer wächst." Ich mochte ihren Humor, der Ashleys ähnelte, total.

Sekunden später stand ich im Raum und konnte meine Augen kaum von dem Mann abwenden, der mir gleich das Ja-Wort geben würde. Ash sah in seinem cremefarbenen Smoking einfach umwerfend aus und im Gegensatz zu mir wirkte er total lässig und cool. Dennoch erblickte ich die Nervosität in seinem Gesicht. Nur jemand, der ihm sehr nahe stand, vermochte diese auszumachen.

„Auf zur Schlachtbank", lauteten seine Worte, worauf Niall ihm einen Ellenbogencheck in die Rippen verpasste, der Ash gequält aufstöhnen ließ.

„Das gibt Rache, mein Lieblingsire", knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Und dann wandten wir uns den wirklich wichtigen Dingen zu.

Florence schritt neben Niall her, der uns sicher in Richtung Ausgang geleitete und sogar die Tür aufhielt. Mein Atem stockte, als ich neben Ashley über die Schwelle trat. Die Hochzeitsgesellschaft hatte bereits ihre Plätze eingenommen und wartete nun darauf, dass wir den langen Weg entlangschritten, an dessen Ende der Standesbeamte uns in Empfang nehmen würde. Allerdings liefen die Blumenkinder vor uns her, allen voran Lux, mein ältestes Patenkind. Sie führte die kleine Truppe, welche die Blüten, die in Regenbogenfarben, passend zur Torte gehalten waren, an.

Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass es sich dabei um drei Jungs, meine Patenkinder Arlo und Jackson sowie Freddie, Louis' Sohn, und natürlich Lux handeln würde. Zu meiner großen Überraschung ging jedoch ein fremder kleiner Junge an Luxis Hand.

Die Verblüffung schluckte ich in diesem Moment hinunter, denn meine komplette Konzentration lenkte sich auf den Weg, um nicht ins Stolpern zu geraten. Ashley hatte sich bei mir eingehakt und gemeinsam schritten wir den Weg entlang. Alle Augen richteten sich auf uns, ich erkannte das strahlende Gesicht meiner Mutter, Gemmas umwerfendes Lächeln und ich fing den Blick von Ashleys Eltern auf, die unglaublich stolz auf ihren Sohn waren. Seine Mutter tupfte sich die Tränen mit einem Taschentuch aus den Augen und ich musste prompt schlucken.

Aus den Augenwinkeln erkannte ich Liam, er saß zwischen Johnny McDaid und Louis, der mir zuzwinkerte, als ich an ihm vorbeiging. Während wir weiter den Weg entlang wanderten, lauschte ich der Musik, dem Song, den wir ausgesucht hatten.

Perfect von Ed Sheeran.

Ashley war perfekt für mich und ich für ihn. Wir waren wie gemacht füreinander und gleich würden wir dies besiegeln.

Die Rede des Standesbeamten erfolgte nach unseren Wünschen, nicht zu lang aber auch nicht zu kurz und der Moment, als Niall mir die Ringe überreichte, da fühlte ich, wie die Nervosität erneut von mir Besitz ergriff.

Es war gar nicht so einfach, seinem Partner diesen Ring überzustreifen, wenn alle Gäste dabei zuschauten, doch ich bekam es irgendwie hin. Dabei sprach ich die Worte, die ein enormes Gewicht für mich hatten. Ich nahm die Ehe sehr ernst und Ashley tat dies ebenso.

Auch er steckte mir den Ring an den Finger, welchen ich ihm entgegenstreckte und mit einem Kuss besiegelten wir diesen wundervollen Augenblick. Ashley und ich waren verheiratet, unser Traum hatte sich erfüllt.

Jetzt konnte die Party endlich losgehen.

Einer nach dem anderen sprach seine Gratulationen aus, wir wurden umarmt, geküsst und zum Schluss befanden sich wohl ungefähr zwanzig verschiedene Lippenstiftfarben auf meinen Wangen.

„Du siehst aus wie eine Transe", rundete Louis das Bild in meinem Kopf ab, welches ich von mir selbst bereits hatte. Der nächste der uns gratulierte war Liam. Er sah verdammt gut aus in seinem dunkelgrauen Anzug, dem weißen Hemd und einer grau-pink-gestreiften Krawatte.

„Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden. Ich finde Bear hat das als Blumenjunge toll hinbekommen, oder?"

In dieser Sekunde blieb mir fast die Luft weg. „Elijah ist hier? Der kleine Junge bei Luxi ist Elijah?"

„Bear", wiederholte Liam unnötigerweise, denn auf diesem Ohr waren wir alle komplett taub. „Cheryl hat endlich eingelenkt. Ich darf ihn wieder sehen und er verbringt die nächsten drei Wochen bei mir in Los Angeles. Blake hat ein ganz tolles Kinderzimmer hergerichtet." Das klang wie Musik in meinen Ohren, Liam war auf dem besten Weg, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.

Als Eve mir einen Kuss auf die Wange hauchte, durchströmten die Erinnerungen an eine wundervolle aber auch arbeitsreichte und verrückte Zeit meinen Kopf. „Ich muss dir meine Mum vorstellen, ihr werdet euch bestimmt gut verstehen", sprach ich.

In der Tat plauderten die beiden Damen bereits angeregt, kurz nachdem ich sie miteinander bekannt gemacht hatte.

„Wir sollten jetzt anfangen, ihr beiden", ermahnte Florence uns, die sich ein bisschen um den Ablauf des Festes kümmerte. Der Fotograf hatte zwar schon Bilder geschossen, aber direkt nach dem Kaffee war geplant, noch weitere mit der kompletten Hochzeitsgesellschaft aufzunehmen. Ich nickte Florence zu, tastete nach Ashleys Hand und gemeinsam gingen wir voran.

Schon beim Betreten des großen weißen und edel wirkenden Festzeltes, welches sich auf dem Gelände des Weinguts befand, nahmen meine Augen einen ungläubigen Ausdruck an. Die Tischdekoration sah komplett anders aus, als wir sie bestellt hatten. Grüne Pflanzen mit dicken Wülsten saßen in kleinen, mit Sand gefüllten Glas-Töpfchen, die durch weiße Zierbänder umschlossen wurden.

„Ash", murmelte ich einer Ohnmacht nahe, „das sind keine Kakteen, oder?"

„Nein, Harry, Sukkulenten, Grünpflanzen die sehr wenig Wasser benötigen", ertönte Nialls Stimme neben mir. „Ich dachte, du hast sie ausgesucht, dann musst du das doch wissen."

„Nein, habe ich nicht", zischte ich leise. Was zum Teufel erlaubte sich diese Hochzeitsplanerin? Der würde ich gehörig aufs Dach steigen, wenn wir von den Flitterwochen zurückkehrten.

Allerdings schienen sich die Gäste nicht an der Dekoration zu stören und ganz besonders den Kindern gefielen die skurrilen Pflanzen.

„Dürfen wir die mitnehmen, Papa?", erkundigte sich Freddie bei seinem Vater.

„Wenn du Harry und Ash ganz lieb fragst, haben sie sicher nichts dagegen", hörte ich Louis antworten. Tatsächlich war es mir egal, was man hinterher mit der Deko anfing, weshalb ich Freddie erlaubte, später so viele davon mitzunehmen, wie es ihm beliebte.

Die Ansprache an die Gäste erledigten Ash und ich gemeinsam. Jeder hatte seinen Part und es lief auch alles glatt. Erwartungsvoll sah ich nun der Hochzeitstorte entgegen, die auf die Minute genau in das Zelt geschoben wurde. Ihr Anblick löste den nächsten Schock in mir aus.

Keine Regenbogenfarben, dafür mintgrün, passend zu diesen komischen Gewächsen, die auf den Tischen standen.

„Ich bringe Mrs Watson eigenhändig um", murmelte ich, doch Ash lachte nur.

„Das sieht aus wie meine Lieblingstorte, würde ich mal behaupten."

„Machst du Witze? Das wird wohl kaum eine After-Eight-Torte sein."

Ich sollte halbwegs Recht behalten, denn nur der obere Teil schmeckte nach After-Eight. Der Rest wurde ganz nach unseren Wünschen angefertigt. Da Ash über das ganze Gesicht strahlte, als er das Stück Torte kostete, legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Wenn er zufrieden war, dann war ich es auch.

„Keine Regenbogenfarben?", zog Niall mich auf, als er sein Stück in Empfang nahm. „Und ich hatte mich so darauf gefreut."

„Nein, wie du siehst, ist auch hier was schief gelaufen, allerdings ist Ashley selig und deswegen sehe ich darüber hinweg."

„Es ist nur eine andere Farbe, Harry", meinte Blake grinsend, bevor sie ihr Tortenstück in Empfang nahm. „Ich bin mir sicher, die Torte schmeckt himmlisch."

Ich nahm mir ihre Worte zu Herzen und nachdem jeder versorgt war, ließ ich meinen Blick durch die Runde schweifen. Elijah bekam von Lux den Kuchen in den Mund gestopft, Freddie aß wie ein Schwein und Jackson bewarf Arlo mit den kleinen Kugeln aus Zucker, welche als Verzierung dienten. Die Kinder waren glücklich, Ash war glücklich und somit war ich es auch. Zudem hatten wir alle Menschen um uns, die uns etwas bedeuteten.

Auch wenn manche Dinge bezüglich unserer Hochzeit anders verliefen als geplant, so gab es doch eine Sache die alles aufwog. Ich hatte den perfekten Mann an meiner Seite.

Ashley.

__________________

Hallo meine Lieben, ich wollte mal etwas anderes schreiben als die perfekten Hochzeiten und deswegen habe ich mich für diesen Weg entschieden. Außerdem dachte ich ein lustiges Kapitel wäre nach all den Emotionen mal an der Reihe.

Ashley und Harry haben es nun geschafft und ich hoffe, ich konnte euch das eine oder andere Lächeln entlocken.

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ich habe oft beim Schreiben gelacht und es hat super Spaß gemacht.

Oben im Bild seht ihr Sukkulenten, damit ihr eine Vorstellung davon habt, wie die Tischdekoration aussah. :)

Danke für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel, sie haben mich total glücklich gemacht.

LG, Ambi xxx

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