53. Chicago


♪ Holes Inside – Joe Brooks


~~~ Niall ~~~


Es fühlte sich toll an, Zeit mit Eve verbringen zu können.

Zu zweit saßen wir in einer gemütlichen Sushi Bar in der Innenstadt Chicagos, redeten, lachten und versuchten die Reisteile mit dem Sushi Belag mit Stäbchen zu essen, ohne dass das Zeug in den kleinen Schälchen, die mit Sojasoße gefüllt waren, landeten.

„Ich gebe es auf, gleich nehme ich die Finger und stopfe mir das Zeug rein", meinte Eve.

„Spricht da etwa der unkontrollierte Hunger aus dir?", zog ich sie auf, während ich lässig die nächste Portion mit den Stäbchen in Richtung Mund balancierte.

„Wie kriegst du das nur hin, Niall? Ich glaube, du musst mich füttern." Eve brachte das so drollig hervor, dass ich mich tatsächlich dazu hinreißen ließ, den Versuch zu starten.

„Mach den Mund auf", kommandierte ich, „es muss schnell gehen, bevor das Zeug auf dem Tisch landet."

Gehorsam tat Eve das, was ich verlangte und als den Sushi mit Reis mittels der Stäbchen zu ihrem Mund führte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis Eve kauend und zufrieden vor mir saß.

„Können wir das noch mal machen?", fragte sie, begleitet durch ein Augenzwinkern, aus dem förmlich der Schalk heraussprang.

„Von mir aus gerne, ich weiß nur nicht, wie lange wir dann brauchen, um satt zu werden."

Einmal fütterte ich Eve noch, dann versuchte sie es alleine, wobei der Reisklumpen mit dem Sushibelag prompt in der Sojasoße landete, was für einen erneuten Heiterkeitsausbruch an unserem Tisch sorgte. Schließlich verlangte Eve nach einer Gabel, welche die Bedienung umgehend brachte.

„Ich hab' echt noch nie gesehen, dass jemand Sushi mit einer Gabel isst", zog ich sie auf. Doch Eve nahm es mit Humor.

„Da kannst du mal sehen, geh' mit mir Essen und du bekommst eine Show, die einmalig ist."

Langsam beugte ich mich über den Tisch, in ihre Richtung. „Die einmalige Show, meine Liebe, werden wir beide im Madison Square Garden abliefern."

Vorher erwarteten uns Chicago, Nashville und Orlando – jedoch nicht hintereinander. Dazwischen gab es eine Durststrecke für Eve und mich, denn sie hatte zahlreiche Auftritte ohne mich an ihrer Seite. Unter anderem in Boston, Washington, Houston, Atlanta, Phoenix und Las Vegas.

Kurz überlegte ich, ob es sich einrichten ließ, einen spontanen Trip nach Vegas zu veranstalten, wenn Eve dort ihre Show absolvieren würde. Vielleicht sollte ich Blake mitnehmen, sie würde sich bestimmt freuen, denn das Konzert fand an einem Samstag statt.

Den Abend ließen wir in einer der zahlreichen Bars in Chicago ausklingen. Mit Piano-Musik im Hintergrund und Longdrinks vor uns, lauschten wir den Tönen sowie dem Gesang des jungen Künstlers, der sich auf diese Art und Weise seine Brötchen verdiente.

Ich fand die Atmosphäre wundervoll, genoss es, einfach mal weitab des Trubels zu sein, nicht auf dem Broadway in New York, auf dem Strip in Las Vegas oder in einem der Londoner Clubs, vor welchen ständig die Paparazzi präsent waren, um ja kein Bild zu verpassen.

Eve und ich hatten es wirklich gemütlich. In der kleinen Bar mit dem schummrigen Licht herrschte eine gute Stimmung, das Publikum war durchweg älter als ich und der Barkeeper las uns jeden Wunsch von den Augen ab. Meine Vermutung war, dass er auf Eve stand, denn stets versuchte er mit ihr zu flirten. Sie nahm das jedoch gelassen und verhielt sich äußerst souverän.

„Sag mal, was ist das jetzt eigentlich mit dir und Johnny?", erkundigte ich mich neugierig, nachdem wir die zweite Runde Drinks eingeläutet hatten.

„Oh, er kommt nach New York und schaut sich das Konzert im Madison Square Garden an", erwiderte sie mit einem schelmischen Grinsen, sodass ich mich gezwungen sah, zum Knackpunkt zu kommen.

„Madison Square Garden, uh, er hat sich also die Hauptshow ausgesucht. Ein guter Musiker weiß, was Sache ist, hm?"

Grinsend schaute ich zu Eve, die jedoch nur mit den Schultern zuckte.

„Weißt du, Niall, er fliegt extra von Irland nach New York, um diese Show zu sehen, das ist schon ein gutes Gefühl."

Ich verstand genau, wovon sie sprach. Diese Geste zeigte Wertschätzung, aber nicht nur das. Man fühlte sich geschmeichelt und anerkannt. Ich würde nie vergessen, wie toll es sich angefühlt hatte, als Louis eines meiner Konzerte besuchte. Das wirkte wie in zusätzlicher Motivationsschub für mich, der nicht zu stoppen war.

Dennoch glaubte ich, dass Johnny vielleicht nicht nur aus musiktechnischen Gründen nach New York reisen würden, sondern auch, weil Eve ihm gefiel. Da es keine Geheimnisse zwischen mir und meiner besten Freundin gab, fragte ich geradeheraus: „Bist du in ihn verliebt?"

Nachdenklich blickte Eve mich an. „Darauf kann ich dir im Moment keine Antwort geben. Ich finde ihn sympathisch, aber im Augenblick ist mein Kopf voll mit anderen Dingen. Mit dieser Tour, ob alles klappen wird, wie es wohl im Madison Square Garden sein wird. Glaub' bloß nicht, dass ich kein Lampenfieber mehr habe, weil ich in diesem Jahr fünfzig werde. Ich fühle mich nicht anders, als mit fünfundzwanzig, wenn ich die Bühne betrete."

Sie machte eine kurze Pause. „Na ja, das Spiegelbild hat sich ein wenig verändert, aber mein Inneres ist gleich geblieben."

Ich fand das eine sehr ehrliche Aussage und genau das mochte ich so sehr an Eve. Nie versuchte sie etwas zu beschönigen oder mir auszuweichen. Stets erhielt ich klare Antworten, so wie im nächsten Moment.

„Sollte ich mich verlieben, Niall, dann wirst du der Erste sein, der das erfährt."

Grinsend prostete ich ihr zu. „Na dann muss ich mir ja keine Gedanken machen. Aber wie erklären wir das Johnny, dass ich es vor ihm erfahre?"

Ganz ihrem Naturell entsprechend prustete Eve mit einer Lachslave los. „Oh, Niall, das wird unser Geheimnis bleiben."

„Versprochen?"

„Versprochen?"

~~~

Es war nach zwei Uhr, als wir in das Hotel zurückkehrten und uns schlafen legten. Eves Zimmer lag im gleichen Stockwerk wie meines, ich geleitete sie noch zu ihrer Tür und drückte ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn.

„Schlaf gut, bis morgen."

„Du auch, Niall." Eve hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Ich bin froh, dass du da bist, denn manchmal brauche ich dich mehr, als du denkst."

„Ich dich aber auch", lautete meine ehrliche Antwort. Eve hatte mir im letzten Jahr sehr viel geholfen, indem sie stets unverblümt ihre Meinung darlegte. Wir beiden gehörten als Freunde einfach zusammen, der Altersunterschied von vierundzwanzig Jahren beeinträchtigte dies keineswegs.

Da der Zeitunterschied zu LA drei Stunden betrug und es dort gerade mal elf Uhr am Abend war, rief ich Blake via Facetime an. Als ich in ihr hübsches Gesicht blickte, überkam mich sofort die Sehnsucht nach ihr. Blake wirkte ein wenig müde, aber die Euphorie, mich zu sehen und mit mir reden zu können, ließ die Müdigkeit zusehends verschwinden.

„Hey, Shorty, wie läuft es in LA?", fragte ich grinsend.

„Bestens, aber du fehlst mir, Niall."

„Du mir auch."

Für einen Moment ließ ich nur ihr Gesicht auf mich wirken und fühlte einen warmen Schauer durch meinen Körper rieseln. Der Gedanke daran, sie jetzt küssen und in meinen Armen halten zu wollen, brach nicht nur in meinem Kopf, sondern in sämtlichen Fasern meines Körpers aus. Ich vermisste Blake, obwohl wir noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden voneinander getrennt waren.

„Wie läuft es bei Liam?", erkundigte ich mich schließlich.

„Super, ich habe heute begonnen, sein Wohnzimmer zu renovieren. Es wird sicher viel Arbeit aber auch toll werden. Zumindest hoffe ich das." Als ihr Lachen erklang, tauchte erneut der Wunsch in mir auf, sie in meine Arme nehmen zu wollen.

„Ach, du machst das schon. Liam wird begeistert sein, da bin ich mir sicher. Und wenn nicht, trete ich ihm in den Hintern."

Blakes Augenaufschlag, welchen sie nun an den Tag legte, brachte mühelos einen Eisberg zum Schmelzen. „Oh ja, da bin ich mir sicher, aber das wird nicht nötig sein."

Für einen Moment herrschte Stille, dann stellte ich die unweigerliche Frage. „Wie geht es ihm?"

„Na ja", Blake fuhr sich mit der Hand durch ihr Haar, „er versucht sein Bestes, glaube ich. Und wir lassen ihn nicht alleine."

„Das weiß ich, außerdem bin ich nicht für ewig fort."

„Gott sei Dank", seufzte sie.

Unser Gespräch driftete nun in eine andere Richtung. Ich schwenkte das Handy, ließ Blake mein Zimmer sehen und sprach: „Es wird ziemlich einsam heute Nacht werden."

„Für mich doch auch", kam es prompt zurück.

„Ja, aber du hast wenigstens ein Fellknäuel namens Romeo", erwiderte ich grinsend. „Er wärmt dich, schnurrt dir ins Ohr und kuschelt mit dir."

Blake schelmischer Blick sagte mir, dass gleich ein Spruch kommen würde und ich hatte mich nicht getäuscht. „Dann kuschele doch mit deiner Gitarre."

„Na warte", lachte ich, während ich mich auf das Bett setzte. „Das werde ich tun, wenn ich wieder in LA bin. Dann ist der Platz neben mir besetzt und du hast das Nachsehen."

Demonstrativ legte ich die Gitarre mit der freien Hand auf das Kopfkissen und deckte sie anschließend mit einer fürsorglichen Geste zu. „Das sieht dann so aus."

Blakes fröhliches Lachen erheiterte mein Gemüt und für den Augenblick beruhigte es mich einfach. Ihr auf diese Art und Weise nahe zu sein, fühlte sich himmlisch an.

„Ich wünsche dir ganz viel Glück für das Konzert morgen", verabschiedete Blake sich von mir, nachdem wir noch einige Worte gewechselt hatten.

„Danke, Eve und ich werden es schon rocken."

Die Proben am nächsten Tag waren am frühen Nachmittag angesetzt worden, sodass wir anschließend noch genügend Zeit hatten, ein wenig zu relaxen. Wie üblich hingen wir mit der Band und Erwin ab, der uns mit Getränken, Süßigkeiten und was immer wir noch so verlangten, versorgte.

Dabei vergaß er nicht, gute Laune zu verbreiten, ein Umstand, den ich als sehr wichtig empfand. Das Tourleben war kein Zuckerschlecken, man bekam in der Regel zu wenig Schlaf und die kurzen Nächte ließen sich nur schwer kompensieren.

Ich wusste, wie der Hase lief und obgleich Eve nicht mehr in dem Alter war, einen Nightclub aufzusuchen, so gehörte sie doch zu den Nachtschwärmern. Ebenso wie ich war sie kein Tag-Mensch.

Zwei Tassen Kaffee brachten mich wieder einigermaßen auf Vordermann, doch Eve schaute noch immer ein wenig müde drein. Kurz verschwand sie nach draußen, da tauchte auch schon Erwin mit der Ansage auf, dass wir gleich mit den Proben starten würden.

Automatisch griff ich nach meiner Gitarre, obwohl ich noch lange nicht an der Reihe war, mit Eve zu singen. Das passierte meistens aus einem inneren Reflex heraus, denn meine Gitarre und ich gehörten zusammen. Wir bildeten eine Einheit und ich brannte darauf, heute Abend endlich wieder vor dem Publikum zu spielen. Auch wenn es nur ein einziger Song war, den ich, gemeinsam mit Eve, präsentierte, so blieb doch stets das befriedigende Gefühl zurück.

Das Gefühl, dass man den Menschen die Musik nahegebracht hatte.

Die Band rüstete sich für die Proben, der Schlagzeuger saß als Erster auf seinem Platz, die anderen folgten kurz danach. Erwin, der wie immer alles im Griff hatte, sprach nonchalant: „Eve, Schätzchen, husch, husch, auf die Bühne. Es wird Zeit, den Jungs einzuheizen."

Welche Jungs er damit meinte, das war dahingestellt. Vermutlich bezog sich der Ausspruch auf die Tontechniker und Roadies, die allesamt immer den Proben beiwohnten. Das Team um Eve war größer als mein eigenes, als ich meine Solo Tour veranstaltet hatte, was aber damit in Zusammenhand stand, dass sie eine völlig andere Bühnendekoration präsentierte.

Allerdings war das Team im Vergleich zu jenem, mit dem One Direction um die Welt reiste, echt klein. Für einen kurzen Augenblick dachte ich an die Jungs und wie es sich wohl anfühlen würde, wieder mit ihnen auf Tour zu gehen. All das wieder gemeinsam zu erleben, erwachsener, aber dennoch euphorisch und mit der gleichen Liebe zur Musik, wie wir sie vorher schon besessen hatten.

Im Madison Square Garden würden wir alle zusammentreffen. Das war Eves Abschlusskonzert der SOUL-Tournee. Und nichts würde diesen Abend übertreffen, da war ich mir sicher.

Drei Songs später, die ich mir wie immer mit Freude anhörte, war ich an der Reihe, auf die Bühne zu gehen. Eve zwinkerte mir zu und automatisch dachte ich an unsere erste misslungene Generalprobe in Dublin. Heute sollte es wohl keine Probleme dahingehend geben, denn mein Kopf war absolut frei. Es gab nur die Musik, Eve und mich.

Schon als die ersten Takte erklangen, fühlte ich mich in meiner Komfortzone sehr wohl. Doch es war Eve, die am heutigen Tag Probleme zu haben schien. Sie wirkte furchtbar unkonzentriert und ich wurde das Gefühl nicht los, dass dies mit Johnny in Zusammenhang stand. Vielleicht hatte sie sich doch verliebt und wollte es sich selbst nicht eingestehen.

Ich nahm mir fest vor, nach den Proben ein ernstes Wort mit ihr zu reden, denn beim heutigen Auftritt sollten ihre Gedanken ganz bei der Musik sein. Wir begannen den Song erneut, es klappte etwas besser, doch Erwin und auch Eve, schienen beide nicht zufrieden zu sein.

„Ich weiß auch nicht, was los ist, ich bin so zerstreut", schnaufte Eve leicht brüskiert. „Das ärgert mich selbst total."

„Nur mit der Ruhe", sprach ich lächelnd, „wir kriegen das schon hin. Denk' dran, in Dublin war ich es, der die Generalprobe versaut hatte. Also steht es dir auch einmal zu."

Erwin zeigte mit beiden Daumen nach oben, wohl um zu demonstrieren, dass er meine ermunternden Worte schätzte und wir beließen es einfach dabei. Den Song ein drittes Mal zu starten hätte nicht viel Sinn gemacht. Ich kannte das aus One Direction Zeiten. Nach zwei Versuchen, so erbärmlich diese auch sein mochten, hatten wir es immer gelassen und uns einfach nur darauf konzentriert, die Show abzuziehen. Meist gelang dies auch, die gelegentlichen Texthänger, welche wir in jungen Jahren fabrizierten, nahm uns das ebenso junge Publikum nicht krumm.

Natürlich ließ sich Eves Publikum nicht mit unseren jugendliche Anhängerinnen vergleichen, dennoch setzte ich darauf, dass sie ruhiger werden würde, sobald der erste Song überstanden war.

Nach den Proben genehmigten wir uns eine leckere Mahlzeit in Form von gemischtem Salat, der Eier und Thunfisch enthielt. Das lag nicht zu schwer im Magen, dennoch blieb man bis nach dem Auftritt satt.

Wie üblich fabrizierten Erwin und ich irgendeinen Blödsinn, sonst wurde es ja langweilig. Heute versteckten wir die Drumsticks des Schlagzeugers, der wie wild zu suchen begann. Erwin und ich lachten uns ins Fäustchen, während der arme Kerl zunehmend ins Schwitzen geriet.

„Verdammt, die Dinger können doch nicht einfach verschwinden", blökte er los.

„An deiner Stelle würde ich auf der Toilette suchen", gab Erwin ihm einen heißen Tipp. Darauf starrte Kenneth uns an, als hätten wir den Verstand verloren, aber er begab sich augenblicklich auf die Suche. Nachdem er fündig geworden war, hörten wir in laut rufen: „Beim nächsten Mal schiebe ich euch die Drumsticks in eure Ärsche!"

Daraufhin brachen Erwin und ich in lautes Gelächter aus, das durch die Stylisten unterbrochen wurde, die pünktlich auftauchte, um Eve und meine Wenigkeit in die Garderobe zu pfeifen.

Ich liebte es, dass ich in Hemd und einer schickten Stoffhose auftreten durfte. Meine Hose war stets der Farbe des Kleides der Sängerin angepasst und da Eve heute dunkelblau trug, tat ich das ebenfalls.

„Komm' bloß nicht auf die Idee, irgendwann ein pinkes Kleid anzuziehen", witzelte ich, als ich vor Eve stand, der man gerade die Haare hochsteckte.

„Oh, das wäre doch was für Vegas, danke, dass du mich auf diese Idee gebracht hast, Niall", grinste mich die Sängerin an.

Sogleich erfolgte mein Konter. „Dann bin ich raus, dann kannst du Harry fragen, ob er mit dir singt."

„Wie sieht es mit pinken Streifen auf einer grauen Hose aus?", mischte sich Bridget, die Stylistin ein.

„Wage es nicht", zischte ich gespielt empört, grinste jedoch im nächsten Augenblick und zwinkerte den beiden Frauen zu.

Da ich als erster die Garderobe wieder verließ, hatte ich noch ein wenig Zeit und hörte den ersten Klängen des Voracts zu. Joe Brooks klang wirklich gut, er riss die Leute mit, sodass die Stimmung bereits angeheizt war, bevor Eve die Bühne betrat. Zudem verstand ich mich super mit dem Sänger, der nur ein paar Jahre älter war als ich. Wenn ich nicht anwesend war, performte er gemeinsam mit Eve das Duett. So gesehen baute sich für das Publikum jedes Mal ein enormer Spannungspegel auf. Wer kommt auf die Bühne, Niall oder Joe?

Sie wussten nicht, dass ich es heute sein würde, weshalb ich breit grinsend hinter der Bühne hervorlugte, um Joe zu beobachten, der sich einen Applaus nach dem anderen abholte. Dass Eve an mich herantrat, hörte ich zunächst nicht, aber ich roch ihr Parfum, das mir nur allzu bekannt vorkam.

Langsam drehte ich mich zu ihr und erhaschte mit einem Blick, dass sie viel entspannter wirkte, als noch vor einer Stunde.

„Bald geht es los", flüsterte ich ihr ins Ohr.

„Ja und ich", sie brach ab, um an ihrem Dekolleté herumzutasten. „Ich habe meinen Glückbringer in meiner Garderobe vergessen. Du weißt schon, die Kette von dir."

Seit ich diese Eve zum Geschenk gemacht hatte, trug sie das Stück bei jedem Konzert.

„Soll ich sie holen?", bot ich sogleich an, was Eve bejahte.

„Sie liegt auf dem Tisch, du kannst sie nicht übersehen."

Schnell machte ich auf dem Absatz kehrt und lief zur Garderobe. Auf dem Weg dorthin begegnete mir Erwin, den ich kurz über meine Absicht informierte. Er nickte nur, denn wir hatten noch ein wenig Zeit, bis Eve auf die Bühne musste. Joe hatte schließlich gerade erst seinen Auftritt beendet und der Umbau dauerte ungefähr eine halbe Stunde.

Gut gelaunt stieß ich die Tür zur Garderobe auf, lief zum Tisch, um nach der Kette mit dem Kleeblatt Ausschau zu halten. Sie blitzte mir entgegen, doch als ich danach griff, rutschte sie mir aus den Fingern und landete auf dem Boden. Seufzend bückte ich mich danach und gerade als ich das Schmuckstück aufheben wollte, fiel mir etwas ins Auge.

Eves große Tasche, die sie stets dabei hatte und deren Reißverschluss geöffnet war, gab den Blick auf eine Verpackung preis, eine Tablettenbox. Und es handelte sich dabei nicht um ihre Hormontabletten, denn deren Aussehen kannte ich mittlerweile.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch debattierte ich kurz mit meinem Gewissen, um dieses dann hemmungslos Beiseite zu schieben.

„Scheiß drauf", murmelte ich und griff nach der Box, welche der Größe nach zu urteilen, mindestens fünfzig Tabletten enthielt.

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich mit der Kette in meiner rechten Hand und der Tablettenbox in der linken, aus der Garderobe über den Gang stürmte. Eve stand an einer Wand gelehnt lässig da und während ich auf sie zulief, schmetterte ich ihr die Worte entgegen, deren Sinn mich innerlich unheimlich wütend werden ließen.

„Wann verdammt wolltest du mir sagen, dass du wieder tablettensüchtig bist?"

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Muhahaha, es ist ja oft so, dass meine Kapitel harmonisch beginnen, um dann schrecklich zu enden.

Es tut mir leid, dass ihr so lange auf ein Update warten musstet, was aber zum Teil an Wattpd lag und zum Teil daran, dass ich für dieses Kapitel einfach Zeit benötigte.

Was glaubt ihr, wird jetzt passieren? Geht alles den Bach hinunter?

Danke für euren Support, danke an alle, die noch hier sind und lesen.

LG, Ambi xxx

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