34. Bad Reputation


♪ Bad Reputation – Joan Jett & The Blackhearts


~~~ Niall ~~~


Tage später konnte ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich ein Date mit Blake ergattert hatte. Allerdings ließ sie sich nicht dazu überreden, von mir abgeholt zu werden, vielmehr bestand sie darauf, selbst dorthin zu fahren. Ihre Anmerkung, dass sie eine selbstständige Frau sei, hatte ich mit einem versteckten Grinsen hingenommen.

Dafür überließ sie die Auswahl der Location mir. Da ich bezahlte, wollte ich mich nicht lumpen lassen, deswegen fiel meine Wahl auf ein sehr gutes Restaurant in LA. Die Kohle war mir schnuppe, ich wollte nur einen schönen Abend mir ihr haben, an welchem wir uns besser kennenlernen sollten.

Ihren kleinen Seitenhieb, dass sie anschließend den Streifen auf meine Wand malen wollte, ignorierte ich geflissentlich. Selbst wenn es nicht dazu kommen würde, dass sie meine Wände verschönerte, so würden wir uns nach diesem Treffen hoffentlich nicht mehr streiten und vielleicht sogar mögen. Ich für meine Teil konnte durchaus behaupten neugierig auf Blake geworden zu sein, was nicht zuletzt mit der Tatsache zusammenhing, dass sie ihre Arbeit über alles liebte. Denn genau das tat ich auch.

Um mir seelischen Beistand für das anstehende Date zu holen, kreuzte ich am Tag zuvor bei Eve auf. Selbstverständlich hatte ich mich angemeldet, da meine beste Freundin oftmals unterwegs war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betätigte ich den Fingerscan, schritt anschließend durch den Eingangsbereich, um nach meiner besten Freundin Ausschau zu halten. Allem Anschein nach hielt sie sich auf der Terrasse auf, denn auch nach mehrmaligem Rufen bekam ich keine Antwort.

Voller Elan öffnete ich die großen Glasschiebetüren um sogleich auf Eve zu blicken, die gerade in der Sonne saß und eine Ladung Obstquark in sich hineinschaufelte.

Als sie mich erblickte, begann sie zu grinsen.

„Hey, Niall, du bist schon da? Das ging aber schnell."

„Ja, der Verkehr hält sich noch in Grenzen."

Ohne Aufforderung nahm ich auf dem Sessel neben ihr meinen Platz ein, zog meine Sonnenbrille auf und lehnte mich entspannt zurück

„Ist das nicht ein herrlicher Tag, heute?", begann ich die Konversation, worauf Eve mich sogleich misstrauisch anschaute.

„Was hast du denn gefrühstückt?", wollte sie wissen, während ihr Blick über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg in meine Richtung schweifte. Ich konnte das Glitzern in ihren blauen Augen wahrnehmen, die mich neugierig musterten.

„Ach weißt du, ich habe einfach gute Laune", erklärte ich.

„Das merke ich. Gibt es dafür auch einen bestimmten Grund?"

Das Grinsen in meinem Gesicht wurde breiter und Eves Blick intensiver. Lange wollte ich sie nicht mehr auf die Folter spannen, denn ich platzte fast vor Mitteilungsbedarf.

„Ich habe morgen ein Date mit Blake."

Gemächlich rückte Eve ihre Sonnenbrille zurecht, schlug ihre langen Beine übereinander und schaute zu mir.

„Na, da kann man dir ja wohl gratulieren. Wie kam es denn dazu?"

Meiner besten Freundin konnte ich nichts vormachen, geschweige denn, ihre eine Lüge auftischen, also rückte ich mit der Wahrheit heraus.

„Du hast sie also praktisch mit ihren eigenen Waffen geschlagen", fasste Eve zusammen.

„Ja, wenn du es so nennen möchtest", erwiderte ich mit klopfendem Herzen. Nur alleine der Gedanke an dieses Date ließ mich nervös werden, dabei wusste ich nicht einmal genau warum. Vielleicht weil Blake sich nicht so einfach beeindrucken ließ, vielleicht weil sie mich zuerst ablehnte, vielleicht auch nur, weil ich nicht wusste, worauf das mit uns beiden letztendlich hinauslaufen würde.

„Du wirst das schon meistern, Niall", mischte sich Eves Stimme unter meine Gedanken.

„Das hoffe ich doch sehr."

„Wie kommt es eigentlich, dass du dich plötzlich für sie interessierst?", horchte meine Freundin mich aus. „Ihr wart wie Hund und Katz' wenn ich das mal so am Rande bemerken darf."

„Warum nur habe ich auf diese Frage gewartet?", erwiderte ich grinsend. „Sagen wir es so, ich glaube sie ist nicht so zickig, wie sie sich mir gegenüber verhalten hat. Außerdem habe ich großen Respekt vor ihrer Arbeit."

Meine Aussage entsprach durchaus der Wahrheit, warum sollte ich auch lügen? Das würde keinen Sinn machen, zudem durchschaute Eve mich ziemlich leicht. Die Sängerin nickte nur, um dann etwas aufzugreifen.

„Apropos Arbeit, bald kommt meine neue Single raus und ich muss noch dafür proben."

„Wo liegt das Problem? Ich begleite dich gerne ins Studio, wenn du moralische Unterstützung brauchen solltest", lautete meine direkte Antwort.

„Dann stehst du mir also weiterhin zur Seite?", kam es schmunzelnd von ihr, was ich mit einem „Natürlich", bestätigte.

Für mich war es selbstverständlich, Eve bei all diesen Dingen behilflich zu sein. Sie war eine unglaubliche Sängerin, jemand, für den ich mit Stolz die Songs schrieb. Jemand, für den sich die harte Arbeit lohnte.

Wir saßen noch eine Weile am Pool, bevor ich mich verabschiedete, um meine Einkäufe für das Wochenende zu tätigen. Ich machte das lieber freitags anstatt samstags, da ich überfüllte Läden nicht leiden konnte. Die Schlangen, welche sich an der Kasse bildeten, gingen mir auf den Keks und freitags war es da doch noch entspannter, zumindest um diese Uhrzeit.

Viel benötigte ich nicht, denn morgen würde ich sowieso nicht großartig kochen, da das Date mit Blake in meinem Terminkalender stand. Heute Abend war ich mit einigen Kumpels verabredet. Wir wollten mexikanisch essen gehen und anschließend etwas trinken. Es sollte ein entspannter Abend werden, damit ich morgen nicht mit einem dicken Kopf durch die Gegend laufen würde.

Nachdem ich eingekauft hatte, schleppte ich die Tüten ins Haus, füllte Kühlschrank und Vorratsregale, um anschließend ein bisschen auf meiner Gitarre zu klimpern. Musik beruhigte mich immens, gleichzeitig regte sich mich jedoch an. Die meisten meiner Songs waren durch Zufall entstanden, zum Beispiel während ich ein Fußballspiel im Fernsehen verfolgte. Das klang ziemlich abgefahren, aber es entsprach den Tatsachen.

Glücklicherweise verging der Freitag recht schnell, einschließlich des lustigen Abends mit meinen Kumpels. Zum Schluss versackten wir in einer Bar, ich nahm jedoch nur einen Whiskey zu mir, was mein Kopf mir am nächsten Morgen dankte.

Gut gelaunt stand ich unter der Dusche und trällerte ein Lied vor mich hin, während ich an das bevorstehende Date mit Blake dachte. Ich hatte ihr gesagt, dass sie sich schick anziehen sollte, denn mit Jeans und Turnschuhen kam man in das Restaurant, das ich ausgesucht hatte, nicht hinein. Dafür wurde einem auch eine gehobene Küche präsentiert. Außerdem besaß das Lokal den Vorteil, dass uns dort keine Fans über den Weg laufen würden, da sich diese außerhalb ihrer Preisklasse befand. Somit sollte einem entspannten Abend nichts im Wege stehen.

Froh darüber, dass ich alles so gut geplant hatte, machte ich es mir später auf einer Liege vor dem Pool gemütlich. Ich hatte noch reichlich Zeit, da wir erst um halb acht verabredet waren und gerade zeigte die Uhr kurz vor vier an. Meine Gitarre in der Hand, saß ich da und versuchte gerade eine neue Melodie zu spielen, die seit wenigen Minuten in meinem Kopf umherspukte, als es plötzlich an der Haustür klingelte.

Mit einem schnellen Blick auf eine der Überwachungskameras, die überall angebracht waren, erkannt ich Justin, der leger gekleidet vor meinem Haus stand. Ohne lange zu überlegen, erhob ich mich, betätigte den Türöffner mittels der Fernbedienung und lief ihm entgegen.

„Jo, Niall Bro, alles klar?", meinte er.

Wir klatschten ab und ich nickte. „Ja, alles ok, und bei dir?"

„Mega. Ich wollte dir meinen neuen Wagen zeigen."

Irgendwo in meinem Hinterkopf grub ich aus, dass Justin sich hatte einen neuen Flitzer kaufen wollen und sprang direkt darauf an. „Ist er schon da? Das ging ja schnell."

„Na klar, die Kiste ist mega heiß, dafür würde ich im Moment jede Braut stehenlassen", flachste Justin augenzwinkernd.

„Du meinst wohl eher, du lässt alle an der Ampel stehen, während du mit einer heißen Braut an deiner Seite davonbraust", kam es grinsend von mir, während ich ihm wieder nach draußen folgte.

Hinter meinem Range Rover stand ein perlmuttweißer Ferrari mit allen Schikanen. Aber gut, Justin konnte sich ein solches Gefährt leisten und ich war noch nie jemand, der auf Dinge, die sich jemand gönnte, neidisch gewesen war.

„Oh wow, der sieht echt klasse aus", lautete meine ehrliche Ansicht, als ich den Wagen näher in Augenschein nahm.

Justin ließ mich auf dem Fahrersitz Platznehmen und erklärte mir, was seine neueste Errungenschaft so alles besaß.

„Das Fahrwerk kann man nochmal härter machen, das habe ich gestern gleich ausprobiert."

„Klingt mega cool." Angetan betrachtete ich den Ferrari, als Justin plötzlich sagte: „Komm, Niall, lass uns eine kleine Spritztour machen."

Kurz schielte ich auf die digitale Zeitanzeige des Wagens, um dann zu sagen: „Einverstanden, aber nicht länger als eine Stunde, ich bin heute Abend noch verabredet. Hab' ein Date."

Anschließend überließ ich Justin das Steuer und machte es mir auf dem Beifahrersitz gemütlich. In kurzer Hose, Shirt, Flip Flops sowie meiner Ray Ban Sonnenbrille war ich für LA durchaus passend gekleidet. Justin rückte sein Snapback zurecht, ehe er den Motor aufheulen ließ, dessen Klang jedes Männerherz unweigerlich zum Rasen brachte.

Ohne Vorwarnung drückte Justin heftig das Gaspedal nach unten, sodass ich automatisch in den Sitz gepresst wurde, als wir die Auffahrt entlangbretterten.

„Der geht ja ab wie eine Rakete", sprach ich anerkennend, nachdem wir die erste Kurve im Laurel Canyon genommen hatten, ohne auch nur die Spur einen Hauch zu verlassen. Das Ding lag wie ein Brett auf der Straße, das musste ich neidlos gestehen.

„Bist du heute schon den ganzen Tag herumgefahren?", erkundigte ich mich bei meinem Kumpel, der jedoch den Kopf schüttelte.

„Ich war im Fitnessstudio, muss unbedingt etwas für meinen Body tun", erwiderte er grinsend.

„Ach komm schon, du siehst spitze aus."

Justins Figur war wirklich toll, da konnte man nicht meckern und ich wäre froh gewesen, solch ein Sixpack zu besitzen. Aber dafür waren meine Schultern breiter als seine, was die Sache ein wenig ausglich.

„Mit wem hast du eigentlich nachher ein Date?", wollte Justin plötzlich wissen. Er schielte mich von der Seite aus an und wartete auf eine Antwort. Das konnte ich bereits an seiner Nasenspitze erkennen.

„Du kennst sie nicht, falls du darauf hinauswillst."

„Ja und? Vielleicht läuft sie mir irgendwann über den Weg. Also raus mit der Sprache, Niall, wer ist es?"

Wenn Justin eines konnte, dann war das, mir mit seinen Fragen dermaßen auf die Nerven zu fallen, dass ich diese freiwillig beantwortete. Kurz und bündig knallte ich ihm die Wahrheit an den Kopf, wobei ich genüsslich seinen Gesichtsausdruck beobachtete.

„Eve Lancasters Innenarchitektin."

„Was? Oh, das ist echt cool, mal was anderes, als immer nur eine aus dem Showbiz. Wie kommst du denn an die?"

„Wir haben uns auf Eves Einweihungsparty getroffen." Das war die halbe Wahrheit, die restliche verschwieg ich lieber. Justin musste nicht wissen, dass Blake meinetwegen beinahe von der Leiter gefallen wäre. Er würde mich nur aufziehen, das konnte ich heute gar nicht gebrauchen.

„Sag mal, wollen wir nicht lieber wieder umdrehen? Ich muss mich noch fertig machen und möchte mich nicht hetzen", schlug ich vor, nachdem wir eine halbe Stunde durch den Canyon gefahren waren, dessen Straßen sich zwischen den Häusern entlangschlängelten.

„Ja, klar aber auf dem Rückweg düsen wir noch über den Mullholland Drive, ok?"

„Von mir aus."

Das war nicht wirklich ein Umweg, deswegen stieß Justins Vorschlag bei mir auf Gegenliebe. Ein paar Kurven mehr oder weniger, darauf kam es nicht an. Justin gab nochmal so richtig Gas, da ertönte plötzlich eine Polizeisirene hinter uns, deren Lautstärke nicht zu überhören war.

„Ich hab' doch gar nichts gemacht", brummte Justin, als er eine Vollbremsung hinlegte. „Doch, du bist zu schnell gefahren", erwiderte ich trocken.

Irgendein komisches Geräusch ertönte in meinen Ohren, so, als ob etwas vom Rücksitz gefallen wäre. Ich maß dem aber keinerlei Bedeutung zu, da sich meine Aufmerksamkeit eher auf die Polizei konzentrierte.

Kaum eine halbe Minute später stand ein Cop neben dem Wagen, der Justins Führerschein sowie die Zulassungspapiere des Wagens sehen wollte.

„Hören Sie, den Führerschein habe ich einstecken aber die Papiere noch nicht. Der Wagen ist funkelnagelneu, ich habe sie zu Hause vergessen. Aber da ich Justin Bieber bin, werden sie mir wohl glauben, dass das Fahrzeug nicht gestohlen ist."

Grinsend blickte mein Kumpel dem Polizeibeamten ins Gesicht, während sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch ausbreitete.

„Aussteigen, wir machen einen Alkoholtest", forderte der Beamte grimmig.

Inständig betete ich, dass Justin nichts getrunken hatte, sonst waren wir echt am Arsch. Früher war er besoffen Auto gefahren, bis man ihn schnappte und zu einer hohen Geldstrafe verdonnerte. Hoffentlich hatte er daraus gelernt.

Erleichterung machte sich in mir breit, als der Polizist das Röhrchen betrachtete, in welches Justin hatte pusten müssen. „Null Promille, da haben Sie ja Glück gehabt. Dennoch sind Sie zu schnell gefahren, das wird geahndet."

„Der Wagen ist neu, ich wollte ihn ausprobieren."

Konnte Justin bitte seine Klappe halten? Am liebsten hätte ich ihm den Mund mit Heftpflaster zugeklebt, denn mit seinem Verhalten machte er alles nur noch schlimmer.

Wie schlimm es allerdings werden würde, davon hatte ich noch keine Ahnung.

Erst als der Beamte einen Blick in den Wagen warf und Justin dazu aufforderte, Beiseite zu treten, da wusste ich, dass wir nicht mit einem blauen Auge davonkamen.

„Was ist das für ein Zeug? Sieht nach Drogen aus."

Der Beamte hielt plötzlich eine Dose in der Hand, deren Inhalt sich auf dem Rücksitz verteilte. Weiße Pillen kullerten überall auf dem Boden umher.

„Sie müssen leider auf das Revier mitkommen. Ich verhafte Sie wegen Verdacht auf Drogenbesitz", ertönte es in meinen empfindlichen Ohren.

„Was? Nein, ich habe damit nichts zu tun", blökte ich los.

„Es tut mir leid, Sie sind der Beifahrer. Mitgehangen, mitgefangen. Auch Sie werden festgenommen", erklärte er laut und deutlich.

„Aber ich habe noch einen Termin", versuchte ich es, was er jedoch mit einem Kopfschütteln abtat.

Wie zwei Schwerverbrecher verfrachtete man uns in das Polizeiauto, uns wurden sogar Handschellen angelegt, was ich als äußerst niederschmetternd empfand.

„Ich rufe meinen Anwalt an, der holt uns schon wieder raus, keine Sorge", versprach Justin ruhig.

Der hatte gut lachen, schließlich besaß er auf diesem Gebiet, im Gegensatz zu mir, einige Erfahrungen. In dieser Hinsicht war ich eine blutige Jungfrau, denn ich war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

„Was ist das für ein Zeug? Nimmst du wieder Drogen?", wisperte ich angepisst.

„Nein, das sind Aufbaupillen aus dem Fitnessstudio", kam es leicht beleidigt zurück.

„Man wird ja wohl noch fragen dürfen", knurrte ich.

Uns lief die Zeit davon und mit jeder Minute, die wir uns von meinem Heim entfernten, sank mein Herz tiefer in die Hose. Ich durfte nicht zu spät zu diesem Date kommen, unter gar keinen Umständen!

Als wir endlich auf dem Revier eintrafen, wurden Justin und ich gemeinsam in eine Zelle verfrachtet.

„Das kann nicht wahr sein", herrschte ich ihn an. „Bring das in Ordnung oder ich werde zu einer Furie."

Da ich mich wohl unmissverständlich ausgedrückt hatte, bat Justin einen der Beamten von seinem Recht, einen Anruf tätigen zu dürfen, Gebrauch zu machen. Es wurde ihm bewilligt, was Hoffnung in mir aufkeimen ließ. Wenn sein Anwalt sich beeilte, kamen wir hier noch einigermaßen pünktlich raus.

„Er bringt die Kaution gleich mit", erklärte Justin grinsend.

Schnaufend ließ ich mich auf der harten Pritsche nieder, knetete nervös meine Hände und betete, dass ich hier schnellstmöglich herausgeholt wurde. Da die angeblichen Drogen zunächst in ein Untersuchungslabor geschickt werden sollte, würde es Tage dauern, um den Sachverhalt aufzuklären. Ich glaubte Justin, denn er machte nicht den Eindruck auf mich, als sei er high. Dennoch befand ich mich in einer Lage, die mich zum Haare raufen brachte. Zudem tauchte Justins Anwalt tauchte erst nach einer geschlagenen Stunde auf, mittlerweile war kurz vor sieben. In einer halben Stunde sollte ich mit Blake in Restaurant sitzen, was schier unmöglich sein würde, da ich aufgrund des starken Verkehrs in LA mindestens eine Dreiviertelstunde nach Hause benötigte. Da ich wohl kaum mit kurzen Hosen und Flip Flops in dem feinen Lokal auftauchen konnte, war es unumgänglich diesen Weg anzutreten. Es sei denn, wir schmissen alles um und ich erklärte Blake was passiert war. Vielleicht konnte ich sie mit einem Anruf aus dem Restaurant herauslocken.

Während ich mir darüber den Kopf zerbrach, wurde die Zellentür aufgeschlossen.

„Mr Bieber, Sie dürfen dann gehen", hörte ich den Beamten sagen.

„Moment mal, und was ist mit mir?", blökte ich los.

„Tut mir leid, die Kaution wurde nur für Mr Bieber hinterlegt", bekam ich zur Antwort.

Eine Antwort, die mich wutschnaubend und mit geballten Fäusten dastehen ließ.

„Ich will hier raus, ich habe nichts verbrochen", herrschte ich den Polizeibeamten an, der jedoch gechillt mit den Schultern zuckte. Währenddessen wirkte Justin gar nicht relaxed. Mit hochrotem Kopf stand er da, schaute mich an und flüsterte: „Es tut mir leid, aber mein Anwalt hat mich missverstanden. Er hat nur die Kaution für mich dabei."

„Du hast mein Date gecrashed!", pfeffert ich ihm ins Gesicht. „Du-." Weiter kam ich nicht, denn der Beamte schob Justin förmlich aus der Zelle.

„Abmarsch, bevor wir es uns anders überlegen", hörte ich ihn sagen.

Da stand ich nun, ohne jegliche Aussicht auf die Freiheit, auf das Date mit Blake, auf das ich so sehnsüchtig gewartet hatte. Ich kam mir vor wie die Witzfigur in einer Komödie und so fühlte ich mich auch.

„Mr Horan, Sie dürfen ebenfalls einen Anruf tätigen."

Leise stahl sich die Stimme des Beamten in meine Gedanken. „Was?"

„Ich sagte, Sie dürfen einen Anruf tätigen, Ihren Anwalt können Sie doch sicher erreichen, oder?"

Ein wenig verblüfft schaute ich dem Milchgesicht in die Visage, als ich antwortete: „Ich habe keinen Anwalt."

„Dann irgendjemand, der bereit wäre, die Kaution für Sie aufzubringen."

„Wie hoch?"

„Zehntausend. Da Sie sich bisher nie etwas zuschulden kommen lassen haben, fällt der Betrag niedrig aus."

Tief atmete ich durch. Zehntausend Dollar hatte man eben nicht mal so herumliegen, es sei denn, man war Justin Biebers Anwalt und stellte einen Scheck aus. Da war guter Rat echt teuer. Louis hätte mich sicher hier rausgeholt, aber er war heute nach London geflogen, um einiges im Studio zu klären, ebenso wie Liam, der sich in der Heimat mit Cheryl oder besser gesagt mit ihrem Anwalt stritt. Harry und Ashley hatten es vorgezogen am Freitag nach Jamaika zu fliegen, demnach saß ich ganz schön in der Tinte.

Und doch gab es diese eine Person, an die ich mich stets wenden konnte, egal was passierte. Zehntausend Dollar waren für sie ein Klacks und ich mir sicher, dass Eve mir helfen würde.

Tief atmete ich durch. „Ok, ich möchte telefonieren."

Es dauerte nicht lange und ich hatte meine beste Freundin am Ohr, der ich den Sachverhalt aufgeregt erklärte. Eve fackelte nicht lange und versprach sofort auf der Polizeistation vorbeizuschauen, um mich auszulösen. Innerlich atmete ich auf, dennoch wurde ich von Minute zu Minute nervöser, als ich auf meine Armbanduhr schaute. Das Date mit Blake konnte ich vergessen.

Es war bereits halb neun, als die Zellentür aufgeschlossen wurde, der Beamte mich hinausführte und ich Eve erblickte, die gerade ihre Kreditkarte wieder in ihrer Geldbörse verschwinden ließ. Sie sagte kein einziges Wort.

Wenige Minuten später aßen wir in ihrem Wagen und erst als dieser anrollte, begann Eve zu sprechen.

„Da hast du dir was Schönes eingebrockt, mein Lieber."

Automatisch zog ich den Kopf ein. „Ich weiß." Mit einer fahrigen Handbewegung fuhr ich durch mein ohnehin schon zerzaustes Haar. „Ich bin am Arsch. Blake wird mich hassen, wie nie zuvor. Warum nur bin ich in Justins Auto eingestiegen? Er beschwört meist Chaos herauf, das hätte ich einfach wissen müssen."

Als ich abgrundtief seufzte, sagte Eve nur: „Du musst dir etwas einfallen lassen, um das wieder gerade zu biegen."

„Vielleicht sollte ich ihr Blumen schicken." Kaum hatte ich das ausgesprochen, begann meine beste Freundin sarkastisch zu lachen.

„Ein Blumenstrauß wird es in diesem Fall nicht tun, Niall. Da muss schon etwas Besseres her."

„Und was?"

„Tja, lass dir was einfallen, denn ich kann dir dabei eher nicht helfen."

Sie hatte also nicht vor, ein gutes Wort für mich einzulegen, sondern ließ mich eiskalt im Regen stehen. Ich nahm es Eve nicht übel, denn sie war nicht mein Kindermädchen oder jemand, der meine Sachen regeln sollte. Vielleicht gehörte das verkorkste Date mit Blake zu den Erfahrungen in meinem Leben, die ich noch machen musste.

Mit geschlossenen Augen dachte ich darüber nach, wie ich am besten aus dieser Misere herauskommen würde.

Wenn ich es nicht schaffte, Blake erneut zu einem Date zu überreden, dann hatte ich auf ganzer Linie versagt.

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Hallo meine Lieben, hier kommt das Update von SOUL. Und wie so oft habe ich Chaos fabriziert, wie sollte es auch anders sein?

Ob Niall es wohl schafft, das alles hinzubiegen? Und was denkt ihr, wird er dafür tun?

Danke für die vielen lieben Kommentare, gerade die zum letzten Kapitel haben mich sehr aufgebaut. Ihr seid tolle Leser und meine Motivation, indem ich so leidenschaftlich kommentiert.

LG, Ambi xxx


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