28. Cycle
♪ History – One Direction
~~~ Louis ~~~
Das Piano im Banyan House wurde zu meiner zweiten Heimat. Stundenlang saß ich davor, um neue oder auch bekannte Melodien zu spielen.
Es beruhigte mich.
Es beruhigte mich, wenn El nicht da war, es versüßte mir die Zeit und nahm mir die seelischen Schmerzen, die mich oftmals plötzlich überkamen. Manchmal gab es einen Auslöser dafür, ein anderes Mal eher nicht. Sie traten auf, wann immer sie wollten, schlichen sich in mein Herz und in meine Seele.
Ich vermisste meine Mutter unendlich, doch das war es nicht alleine. Die Angst, einen weiteren Menschen zu verlieren, der mir sehr nahe stand, die war allgegenwärtig. Sie bestimmte einen Teil meines Lebens.
Ich hasste diesen Teil, der mich nachts manchmal nicht schlafen ließ, der mich morgens schon wissen ließ, dass der Tag bescheiden werden würde und der mir nachmittags erklärte, dass der Abend ebenfalls nicht berauschend sein würde.
Genau dann war das Piano mein Freund.
Niemand störte sich daran, wenn ich mit geschlossenen Augen, in meine Welt versunken, die Finger über die Tasten gleiten ließ. Eve saß oft in der Nähe, sprach jedoch nicht, sondern lauschte nur den Tönen. Es fühlte sich an, als wisse sie genau, was in mir vorging, aber sie ließ mich stets in Ruhe musizieren.
Sie gab mir diese Zeit, wie meine Freunde auch.
Es war vollkommen anders, für eine Frau ihres Kalibers ein Album zu schreiben und aufzunehmen, als für eine Girlband. Da lagen Welten dazwischen.
Eve Lancasters Stimme forderte alles von uns. Jeder Tag im Studio zeigte auf, wie viel wir noch erarbeiten mussten, aber auch, wie die Fortschritte sich gestalteten. Das zu beobachten war grandios. Alle halfen mit, jeder gab sein Bestes, denn wir wollten ein Album erschaffen, welches durch seinen außergewöhnlichen Sound bestechen sollte. Noch hatten wir keinen Namen für das angehende Meisterwerk, aber da wir alle kreativ genug waren, würde uns schon noch etwas einfallen. Auf jeden Fall wollte ich es nicht nur einfach 'Eve Lancaster' nennen; dies schien mir angesichts der musikalischen Größe zu profan zu sein.
Ganz in die Melodie versunken, nahm ich nichts anderes mehr wahr, bis auf einmal der Klingelton eines Handys ertönte.
„Louis, das ist deines!", rief eine Stimme aus der Ferne.
Natürlich, der geniale Klingelton von Dr Who war meiner. Wie hatte ich das nur überhören können?
Seufzend nahm ich die Finger von den Tasten und schaute mich nach meinem Handy um, das ich auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa entdeckte. Eigentlich konnte das nur El sein, weswegen ich mein Spiel am Piano gerne unterbrach. Allerdings lag ich mit meiner Vermutung komplett daneben, denn der Name meiner jüngeren Schwester Daisy tauchte im Display auf. Ein wenig verwundert nahm ich den Anruf entgegen, denn in England war es jetzt früh am Morgen, sieben Uhr, um genau zu sein.
„Hey, Daisy, alles klar bei dir?", fragte ich munter, wurde jedoch sofort eines Besseren belehrt.
„Nein, Phoebe hat die ganze Nacht geheult, wegen Mum. Sie ist mal wieder total fertig und ich mittlerweile auch. Fizzy ist nicht da und Lottie auch nicht. Louis, ich vermisse dich, kannst du nicht nach Hause kommen?"
Ein lautes Schluchzen ertönte im Hintergrund. Es zerriss mein Herz.
Die Zwillinge litten wohl am meisten darunter, dass Mum nicht mehr da war. Sie steckten in der Pubertät, wussten nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollten und brauchten ab und zu dringend jemanden zum Reden.
So, wie ich es früher mit meiner Mutter getan hatte.
Sie war meine beste Freundin gewesen, es gab nicht viele Geheimnisse zwischen uns. Ich erzählte ihr damals sogar, als ich das erste Mal mit einem Mädchen geschlafen hatte. Mum nahm es eher gelassen hin, ganz ihrem wunderbaren Naturell entsprechend.
Doch ich war nicht Mum, ich würde niemals ihren Platz einnehmen können und meinen jüngeren Geschwistern so zur Verfügung stehen, wie sie das getan hatte. Manchmal, wenn ich nach Doncaster kam, da versuchte ich es, aber El sagte immer, ich könnte mich nicht verteilen und dass ich ein eigenes Leben hätte. Jeder würde lernen, seinen Weg zu gehen.
Ich hatte es gelernt, aber ich war auch der Älteste, derjenige, der mit beiden Beinen im Leben stand. Derjenige, der erfolgreich war. Dennoch vergaß ich meine Familie nicht. Allerdings gab es Situationen wie diese, bei denen ich an meine Grenzen stieß. Es war mir unmöglich, nach England zu fliegen, so sehr ich Daisy und Phoebe verstand und in die Arme nehme wollte, um sie zu trösten.
„Kleines, ich verstehe euch beide", sagte ich sanft. „Glaube mir, für uns alle ist es nicht einfach, aber ich kann leider nicht hier abhauen."
„Wo bist du denn?", wollte Daisy wissen.
„Auf Hawaii,ich nehme ein Album für jemanden auf." Plötzlich kam mir eine Idee. „Warte kurz, Daisy", wies ich meine Schwester an, um dann nach Niall zu rufen, der auch sogleich antwortete. Er saß mit seiner Gitarre auf der überdachten Terrasse.
„Was ist denn, Louis?"
„Kannst du bitte mal herkommen und meinen Schwestern den neuesten Song vorspielen?"
„Na klar."
Es dauerte keine Minute und er saß mit seiner Gitarre vor meinem Handy, um seinem Instrument die Töne des neuesten Liedes zu entlocken, welches wir für Eve schrieben. In diesem Moment verstummte das Schluchzen und als Niall die Gitarre sinken ließ, da hörte ich Phoebe kreischen: „Das ist wundervoll! So schön!"
Daisy stimmte prompt mit ein. „Ja, das war toll! Niall kannst du das nochmal spielen?"
Als ich meinem Freund zunickte, begann er von vorne, nur dass ich ihn dieses Mal mit dem Piano begleitete. Musik zu hören bereitete meinen Geschwistern seit jeher Freude, es beruhigte sie. Genau das wollte ich erreichen, wenn ich schon nicht persönlich anwesend sein konnte.
„Oh, das Lied ist so toll", schwärmte Daisy mit begeisterter Stimme. „Wann wird denn das Album fertig sein?"
„Das dauert noch ein wenig, aber danach schaue ich zu Hause vorbei, versprochen."
„Ja, und bitte bring' El mit", ertönte es sofort aus dem Mund meiner Schwester.
„Natürlich, das weißt du doch."
Für einen Augenblick war es mir gelungen, die Zwillinge ein wenig aufzuheitern, doch wie lange würde das anhalten? Ebenso wie bei mir, kamen die Momente der Trauer immer wieder bei ihnen hoch. Es würde noch lange dauern, bis wir alle einigermaßen darüber hinweg sein würden.
Nachdem ich das Handy wieder auf dem kleinen Tisch abgelegt hatte, gesellte ich mich zu Eve auf das Sofa. Niall, sie und meine Wenigkeit saßen alleine im Wohnbereich. Die beiden anderen hatten sich auf ihre Zimmer zurückgezogen. Vermutlich skypte Harry mit Ashley, bei Liam hatte ich jedoch keine Ahnung, was er tat. Vielleicht pennte er schon, um für den morgigen Tag fit zu sein. Dass ich damit komplett falsch lag, bemerkte ich zwei Minuten später, als er wie eine Furie in das Zimmer gestürmt kam.
„Ich raste noch aus! Mir reicht es total!", sprach er unwirsch. Anschließend ließ er sich neben mich auf das Sofa fallen.
„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", erkundigte sich Niall sofort.
„Cheryl treibt es auf die Spitze. Es ist unglaublich, aber ich soll morgen bei ihrem Anwalt vorsprechen. Dabei weiß sie genau, dass das nicht geht. Sie macht das absichtlich, um mir eins reinzuwürgen."
Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Eve zu Wort. „Dann solltest du vielleicht deinen Anwalt kontaktieren, damit er das Problem aus der Welt schafft."
Grummelnd zog Liam sein Handy hervor, er befolgte tatsächlich Eves Rat und telefonierte mit seinem Anwalt. Allerdings zog er sich für dieses Gespräch auf die Terrasse zurück.
„Und schon sind wir wieder alleine", kommentierte ich grinsend.
„Vielleicht sollten wir schlafen gehen, morgen wird wieder ein anstrengender Tag", meinte Eve, als sie sich von der Couch erhob. „Gute Nacht, Jungs."
„Hey, wo bleibt mein Kuss?", beschwerte Niall sich, worauf Eve sich kurz zu ihm hinabbeugte, und ihre Lippen sanft auf seine Stirn drückte. Mein Freund strahlte über das ganze Gesicht, was mir ein kleines Lächeln entlockte. Diese besondere Freundschaft der beiden, war das, was ich sehr mochte. Niall respektierte Eve auf eine Art und Weise, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. Gleichzeitig himmelte er sie an. Sie lag ihm sehr am Herzen. Mit jeder Minute, die wir hier gemeinsam verbrachten, spürte ich das mehr.
Doch morgen würde auch ich endlich die Person sehen, die mir total am Herzen lag: Eleanor.
~~~
Es war vier Uhr nachmittags, als ich unser Security Mann sie zu uns ins Studio brachte. Das war abgesprochen und kein Problem, da El uns nicht stören würde. Alle mochten sie und als wir uns vor drei Jahren plötzlich trennten, reagierten die Jungs eher traurig als erfreut. Umso herzlicher wurde El wieder in unserem Kreis empfangen, als wir erneut zusammen kamen.
Auch heute begrüßten die Jungs sie freudig, ebenso wie Eve, die meine Freundin von Anfang an ins Herz geschlossen zu haben schien. El ließ sich auf einem der Sessel im Studio nieder, sie beobachtete die Aufnahmetätigkeiten und zeigte mit dem Daumen nach oben, während ihre Füße im Takt zur Musik wippten.
Das Duett aufzunehmen ging schneller als gedacht, sowohl Eve als auch Niall gaben alles, waren hochkonzentriert und sangen mit Leidenschaft. Ihre Stimmen passten wirklich perfekt zueinander. Nialls raue Note verband sich mit Eves Soul, seine sanfte Seite dagegen mit ihrer weichen Variante. Der Text, den Niall ganz alleine geschrieben hatte, zeichnete sich durch eine hohe Aussagekräftigkeit aus. Ich liebte diesen Song, wir alle taten das.
Während unserer Arbeit im Studio besprachen wir, welches Lied die nächste Single sein sollte. Einstimmig wurde Harrys Song gewählt. Ich fand auch, dass es an der Zeit sei, den Leuten zu zeigen, wie wandelbar Eves Stimme war und wie sich Soul und Rock miteinander verbinden konnten, ohne dass eine Komponente zurückstecken musste. Eves Management wurde über diese Entscheidung informiert, wobei der Termin für die Veröffentlichung der zweiten Single noch nicht genau feststand. Dies würde sich nach unserem Vorankommen im Studio richten, denn so lange wir uns hier aufhielten, konnte Eve keine Promotion betreiben.
„Meine Güte, das war toll, die Aufnahmen gehen ja echt voran", lauteten Els Worte, als wir an diesem Abend das Studio gegen acht Uhr verließen. Kurz vor Schluss hatten wir uns Pizza kommen lassen, um den Abend in der Villa möglichst stressfrei zu beenden.
Eleanor setzte sich während der Fahrt zum Banyan House auf meinen Schoß, da es nicht genügend Sitzplätze im Van gab. Aber das störte niemanden und da wir sowieso alle gute Laune hatten, nahmen die anderen das einfach als gegeben hin.
Selig atmete ich den Geruch ihres Parfums ein, der mich stets betörte, streichelte sanft über ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Mund.
„Hey, Tommo, geknutscht wird später, wenn ihr alleine seid", beschwerte Niall sich lachend.
„Du bist ja nur neidisch", gab ich kontra und hörte Harry sogleich neben mir seufzen.
„Ich wünschte, Ashley hätte auch herkommen können."
Irgendwie tat er mir ja leid, denn während ich nachher eine tolle Nacht mit El haben würde, blieb ihm nur eine Unterhaltung via Facetime oder Skype. Allerdings fand ich, dass Liam noch schlimmer dran war. Er bekriegte sich mit seiner Ehefrau, das war schon nicht mehr feierlich. Lediglich Niall schien es nichts auszumachen, dass er ohne feste Freundin durch die Gegend marschierte. Aber er war in dieser Hinsicht schon immer anders gewesen. Ihm machte es nicht aus alleine zu sein, im Gegensatz zu Liam, der stets jemanden um sich haben musste.
Nachdem ich El die Villa, einschließlich des tollen Gartens gezeigt hatte, zogen wir uns in mein Zimmer zurück. Ich wollte mit ihr alleine sein, mit der Frau, die ich über alles liebte und die ich niemals wieder verlieren wollte. Aber gerade davor hatte ich die meiste Angst.
Einstweilen vergaß ich diese aber, denn El nahm meine volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Das sanfte Streicheln ihrer zarten Hände, die über meinen nackten Brustkorb fuhren löste eine Gänsehaut in meinem Inneren aus. Ihre Küsse, die sie auf meinem Hals verteilte, ließen mich lichterloh brennen und ihr Flüstern, das so sexy klang, gab mir den Rest. El gehörte mir, jetzt und hier ließen wir unseren Gefühlen freien Lauf.
Ich hatte sie so unendlich vermisst, dass es mir einerseits nicht schnell genug gehen konnte ich aber andererseits jeden Moment genießen wollte. Heute siegten jedoch die Ungeduld und das überaus große Verlangen bei uns beiden.
Als wir später eng aneinander gekuschelt in dem großen Doppelbett lagen, spürte ich die Erleichterung in meinem Herzen. Der starre Ring, der sich oftmals darum legte, schien wie weggesprengt zu sein.
Eleanor gab mir den inneren Frieden, den ich benötigte, sie gab mir Hoffnung und Zuversicht. In ihrer Nähe fühlte ich mich frei und gelöst. Sie war mein Halt.
Das Geräusch des Weckers, der mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, war nervig und deshalb griff ich nach dem Handy, um den Ton abzuschalten. El räkelte sich neben mir, ihre Augen waren nur halb geöffnet, als sie sprach. „Müssen wir echt schon aufstehen?"
Sanft küsste ich sie auf die Lippen. „Leider ja. Aber wenn du möchtest, kannst du gerne noch schlafen. Unser Bodyguard wird dich später ins Studio bringen. Genieße doch die Sonne und den Strand."
„Ach alleine macht das nicht so viel Spaß, da sehe ich euch lieber beim Arbeiten zu", erklärte El grinsend. „Schade, dass Ashley nicht mitgekommen ist, wir hätten etwas zusammen unternehmen können", setzte sie noch hinzu.
„Das ist wohl wahr", seufzte ich, bevor ich mich in Richtung Dusche begab.
Wie immer nahmen wir das Frühstück gemeinsam auf der überdachten Terrasse ein. Morgens war die Luft noch angenehm frisch, man bekam einen klaren Kopf. Mittags, wenn die Hitze drückender wurde, befanden wir uns im klimatisierten Studio und abends, wenn wir zurückkehrten, da konnte man es draußen wieder prima aushalten. Lediglich an den Sonntagen suchten wir das Studio nicht auf, ein bisschen Freizeit musste schon sein.
El im Studio dabei zu haben, wirkte sich auf meine Kreativität durchaus positiv aus. Nachdem wir alle Songs, die bereits fertiggeschrieben waren, aufgenommen hatten, stand uns nun erneut eine Writing-Session bevor. Mit Eve an unserer Seite, die uns jede Menge Inspirationen gab und zudem Profi genug war, um nicht gleich auszurasten, wenn eine Idee verworfen wurde, machte es auf jeden Fall Spaß. Niall legte sich mächtig ins Zeug, er schrieb bereits den vierten Song für Eve, welchen wir alle toll fanden. Nach nur einem Tag stand das Grundgerüst und wir konnten mit der Aufnahme von 'Glorious' beginnen.
Jeder Song und jeder Tag zählte. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, dass Eves Album vor dem 30. September diesen Jahres veröffentlicht werden sollte. Dafür gab es einen ganz bestimmten Grund, den ich jedoch für mich behielt. Niemand sollte unter Stress geraten, es reichte vollauf, wenn ich im Bilde war, welche Gewichtung dieses Album vielleicht in der Zukunft haben könnte.
Da das Studio über genügend Räume verfügte, teilten wir uns nach der Aufnahme von Nialls Song, was zwei Tage dauerte, in zwei Gruppen auf. Niall und Harry belegten den einen Raum, Liam und ich den anderen. Am Abend zuvor hatte ich auf dem Piano im Banyan House eine Melodie gespielt, welche mich nicht mehr losließ. Liam half nun dabei die Feinheiten auszuarbeiten und gemeinsam schrieben wir einen Text. Der Song sollte 'Forever' heißen und bezog sich auf die manchmal endgültigen Entscheidungen, die man im Leben traf. Eve zeigte sich hellauf begeistert, als wir ihr das Stück vorspielten.
„Das ist toll, ich liebe diese Melodie", erklang ihre euphorische Stimme in unseren Ohren.
Das Arbeiten mit ihr machte ungeheuren Spaß und dass sie sich so gut mit El verstand, war ein ganz besonderer Bonus. Manchmal verschwanden die beiden während der Mittagspause einfach nach draußen und kehrten mit Einkaufstüten zurück. Neue Bikinis, Flip-Flops, Sonnenhüte, all das kam zum Vorschein.
„Und uns habt ihr nichts mitgebracht?", motzte Niall, wobei er Eve ein liebevolles Zwinkern schenkte.
Sie lachte nur und meinte: „Wenn ich noch etwas Schönes finden sollte, bringe ich es beim nächsten Bummel mit."
„Es wird keinen nächsten Bummel geben, die Mittagspausen sind gestrichen." Als Niall diesen Satz losließ, fing der Rest zu lachen an.
„Als ob du auf das Essen verzichten könntest", zog Harry ihn auf und Liam stimmte mit ein: „Ja, genau, außerdem arbeitet es sich mit leerem Magen nicht gut."
Dass alles nur Spaß war, das wussten wir schließlich alle und somit wandten wir uns wieder der Arbeit zu.
In den nächsten Tagen kamen wir gut voran, wenngleich ich morgens, bevor wir ins Studio fuhren noch einmal von Daisy angerufen wurde. Doch El war sofort zur Stelle, um mir zur Seite zu stehen. Sie sprach sehr lange und ausgiebig mit den Zwillingen, nachdem ich ihr irgendwann das Handy übergab, weil ich nicht mehr wusste, was ich noch sagen sollte. Jemandem Trost zu spenden und Mut zuzusprechen, wenn man selbst nicht richtig über die Sache hinweg war, gestaltete sich sehr schwierig. El fand jedoch die richtigen Worte, wofür ich ihr überaus dankbar war. Gleichzeitig machte sich die Angst in mir breit, sie erneut verlieren zu können.
Eleanor war meine große Liebe, das wusste ich schon lange und daran würde sich nichts ändern. Eine Liebe, wie es sie vermutlich nur einmal im Leben gab. Aus meinen Fehlern in der Vergangenheit hatte ich gelernt. Dieses Mal wollte ich es besser machen, doch die Angst, sie eines Tages auf die gleiche Art und Weise verlieren zu können wie meine Mutter, schnürte mir oftmals die Kehle zu.
Zwei Wochen blieb El bei uns, dann musste auch sie ihren Verpflichtungen wieder nachkommen. In dieser Zeit hatten wir unheimlich viel geackert aber auch ebenso viel Spaß gehabt. Am Strand, am Lagerfeuer, im Pool, selbst in die Hängematte legten wir uns zu zweit. Meine Freundin war einfach für jeden Scherz zu haben und ich hatte die Zeit in vollen Zügen genossen.
Irgendwie ging es nun wieder ruhiger zu, El fehlte mir, besonders wenn ich nachts alleine in meinem Bett lag. Auch heute konnte ich nicht schlafen, stand schließlich auf, um das Piano aufzusuchen.
Langsam legte ich die Finger auf die Tasten und begann darauf herum zu klimpern. Einfach nur um mich zu entspannen, sonst nichts. Ich merkte nicht, wie die Zeit verging und ich nahm ebenfalls nicht wahr, dass sich jemand auf das Sofa gesetzt hatte, um mir zuzuhören. Erst als ich eine Pause machte und eine tiefe Stimme sagte: „Du kannst wohl auch nicht schlafen?", fuhr ich augenblicklich herum.
„Liam, was machst du denn hier?" Er trug nur eine Boxershorts sowie seine dicke goldene Kette.
„Ich wollte einfach mal abschalten von der ganzen Scheiße, die Cheryl mir serviert", lautet seine ehrliche Antwort.
Aufmerksam musterte ich meinen Kumpel. „Möchtest du darüber reden?"
Leicht schüttelte Liam seinen Kopf, entgegnete jedoch: „Nein, aber willst du vielleicht darüber reden, warum du hier sitzt?"
Er kannte die Antwort genau, trotzdem verneinte ich, bevor ich mich in die offene Küche begab, um ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Für Liam brachte ich gleich eines mit. Wir stießen an und saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Währenddessen durchstreiften etliche Gedanken meinen Kopf.
Es hatte unglaublichen Spaß gemacht, einen Song für Eve gemeinsam mit Liam zu schreiben. Unendlich lange schien es her zu sein, seit wir beide dies zum letzten Mal getan hatten. Drei Jahre, um genau zu sein. Wo flog die Zeit nur hin? Niemand von uns hätte jemals gedacht, dass unsere Pause so lange dauern würde und obwohl wir noch immer an unserem Kodex festhielten, eines Tages wieder als eine Band zurückzukehren, sprach es keiner von uns an.
Auch hier in Hawaii nicht, wo wir jeden Tag auf engstem Raum aufeinander hockten. One Direction war unsere Heimat, unser Ursprung, unsere Familie und ich würde diese niemals aufgeben wollen. Nicht für alles in der Welt, denn meine Seele steckte darin.
„An was denkst du, Louis?" Liams Stimme holte mich zurück in die Realität.
Und so wie er mir vorhin die Wahrheit gesagt hatte, so antwortete ich ihm ebenso ehrlich. „An One Direction."
Für einen Moment starrte Liam mich an, dann sprach er leise. „Dir fehlt die Band also auch."
„Ja."
Diese wenigen Sätze wurden der Auslöser einer langen Nacht. Liam und ich setzten uns zusammen, um das zu tun, was wir schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gemacht hatten; um das zu tun, was wir am besten zu zweit konnten.
Nach einer dreijährigen Pause schrieben wir unseren ersten Song für One Direction.
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Hey ihr Lieben, wir haben gerade einen kleinen Ausflug zu Louis' Story gemacht aber auch einen Abstecher zu 1D.
Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel, ich habe jedenfalls Spaß beim Schreiben gehabt, obwohl es eher ein "nachdenkliches" Kapitel war.
Was haltet ihr von Louis' Ängsten? Könnt ihr diese ein bisschen nachvollziehen?
Und wie gefällt es euch, dass Louis und Liam gemeinsam einen Song für Eve aber auch einen für 1D geschrieben haben?
Für alle, die auf Blake warten, keine Sorge, sie taucht bald wieder auf. :)
Tausend Dank für euren tollen Support. Ich freue mich immer sehr, wenn neue Leser hinzukommen und deswegen widme ich das heutige Kapitel meiner neuesten Leserin. Danke, dass du mich deinen lieben Kommentaren motiviert hast.
LG, Ambi xxx
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