22. Verdict
♪ Turn the page - Metallica
~~~ Niall ~~~
Alles war für die Grillparty vorbereitet. Ich hatte eingekauft, die Steaks, Hähnchenteile und Putenbrust in Marinade eingelegt sowie die Salate vorbereitet. Jetzt wartete ich auf Eve, die jede Minute eintreffen sollte. Sie hatte ihren Bodyguard dazu verpflichtet, an der Abgabestation der Mietwagenfirma zu warten, um sie dann zu meinem Heim zu kutschieren. Gerade vor fünf Minuten erhielt ich eine Whatsapp, in welcher Eve ankündigte, bald hier zu sein.
Ein letztes Mal begutachtete ich das eigens für sie frisch bezogene Bett, als Willie, mein Cousin, mit dem ich in London zusammen wohnte, mir über die Schulter spähte.
„Na, Niall, alles klar für deine Prinzessin?"
„Sie ist nicht meine Prinzessin", entfuhr es mir leicht empört. „Eve ist meine beste Freundin und deswegen darf sie in meinem Bett schlafen."
Just in diesem Moment löste das Läuten der Türglocke unsere, noch nicht einmal richtig begonnene Diskussion auf.
„Da ist sie", rief ich erfreut und stob davon in Richtung Haustür.
Wie zu erwarten stand Eve, mit einem großen und einem kleinen Koffer neben sich, auf der Matte. Sogleich presste ich sie in eine feste Umarmung, die sie prompt erwiderte. Zwar hatten wir uns erst vorgestern in ihrem Landhaus voneinander verabschiedet, aber auf das ausgiebige Begrüßungszeremoniell wollte ich nicht verzichten.
„Komm rein", forderte ich die Sängerin auf, nachdem wir uns losgelassen hatten. Eve folgte mir in das Haus und ich geleitete sie direkt zu meinem Schlafzimmer.
„Hier, extra für dich", meinte ich mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen.
„Oh, und wo schläfst du?", kam es prompt zurück.
„Auf dem Sofa, wenn es nach der Party noch heil sein sollte. Falls du also darauf gehofft hast, dass du mit mir kuscheln kannst, muss ich dich leider enttäuschen."
Sofort ließ Eve ihr ansteckendes Lachen ertönen. „Nein, wirklich, Niall, du überraschst mich immer wieder. Dachtest du ernsthaft, ich schlafe mit jedem Typen in einem Bett?"
Willies meckerndes Gelächter, das er in jenem Moment losließ, zeigte mir wie sehr er sich freute, dass ich in Eve meinen Meister gefunden hatte; jemanden, der mir Kontra gab. Ich ignorierte das geflissentlich und sagte nur: „Bin ich jeder?"
Dabei beobachtete ich, wie Eve die beiden Koffer ohne jegliche Hemmungen in mein Schlafzimmer schob. Auf meine letzte Frage bekam ich nur ein Grinsen sowie ein Schulterzucken zur Antwort und anschließend nahmen wir auf dem Sofa im Wohnzimmer Platz.
Wie üblich hatte ich meine Gitarre in der Hand, um darauf zu spielen. Jenen Song, über dessen Refrain ich mir unsicher gewesen war, doch Eve hatte mich während der Tage, die ich in ihrem Landhaus verbrachte, dazu ermutigt, den Versuch zu wagen. Wir hatten einen Text entworfen, der sich um jemanden drehte, der eine wichtige Person in seinem Leben verloren hatte. Im Prinzip konnte da jeder mit gemeint sein, doch Eve hatte mir verraten, dass dieses Lied ihrer besten Freundin Miriam gewidmet sein sollte, deren Sohn vor einigen Jahren an Krebs erkrankte und starb.
Es rührte mich fast zu Tränen, dass Eve mir die Gestaltung eines solch persönlichen Songs überließ. Ich schätzte ihr Vertrauen immens und gab mein Bestes. Nun hatten wir den Text fertig und auch die Melodie stimmte. Die Blockade, welche ich während des Urlaubs stets verspürte, schien wie weggeblasen zu sein, sobald Eve sich in meiner Nähe aufhielt. Louis würde glücklich sein, wenn er hörte, dass wir den nächsten Song quasi fertig gestellt hatten und nur noch aufzunehmen brauchten, nachdem das Feintuning erfolgt war.
Willie, der zu den extrem kritischen Zuhörern zählte, war ganz angetan von der Musik und summte die Melodie leise mit. Jedoch blieb uns nicht viel Zeit, uns weiter damit zu beschäftigen, da die ersten Gäste anrollten.
Außer Ellie Goulding, eine meiner Verflossenen, hatte ich noch meine gute Freundin Laura und natürlich Larissa eingeladen, was den weiblichen Part der Gäste anging. Drei meiner Kumpels, mit denen ich ständig in London zusammenhing und Liam waren die männlichen Gäste, einschließlich Willie, der sowieso hier wohnte. Wir passten alle locker an den langen Esstisch, den man bequem ausziehen konnte.
Nach und nach trafen die Leute ein, ich hatte Eve inzwischen mit Larissa bekannt gemacht, die heute wieder bombig aussah. Ihre Figur glich der eines Models und ihre langen blonden Haare glänzten wie Seide im Schein des Lichts. Sie trug ein kurzes, nachtblaues Kleid, das ihre schmale Taille betonte und Pumps mit hohen Absätzen. Damit überragte sie mich um zwei Zentimeter, was mich jedoch nicht störte.
Als Eve ein Gespräch mit Larissa begann, gesellte ich mich zu Liam, der etwas zerstreut wirkte und sicher Zuspruch vertragen konnte.
„Na, alles fit?", erkundigte ich mich, worauf er den Kopf schüttelte.
„Ich bekomme fast täglich Post von Cheryls Anwalt. Im letzten Brief stand, dass ich nicht als Vater geeignet sei."
Er kippte das Bier in seiner Hand auf ex ab, wischte sich kurz über den Mund und seufzte tief. „Das Leben könnte so schön sein, aber sie muss alles kaputt machen."
Sollte ich jetzt Mitleid mit ihm haben, weil er sich damals einlullen ließ, ein Kind zu zeugen? Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich reagieren sollte und sagte deshalb: „Weißt du, Liam, wenn das Leben einfach wäre, dann besäße es auch keinen Reiz. Die Herausforderung würde einfach fehlen. Aber vielleicht hättest du doch besser den Gummi überziehen sollen."
Sofort ging er an die Decke. „Bist du bekloppt oder was? Dann wäre Bear nicht da und ich liebe ihn über alles. Vielleicht darf ich ihn nie wieder sehen, wer weiß, was Cheryl einfällt."
Genervt fuhr er sich mit der Hand durch sein braunes Haar, da sagte ich auch schon: „Keine Sorge, dein Anwalt wird es sicher regeln, dass du Elijah auch in Zukunft sehen darfst."
Und wieder stand Liam kurz vor dem Explodieren. „Er heißt Bear, verdammt!"
Lächelnd zuckte ich mit den Schultern und wurde zum Glück von Ellie in Beschlag genommen, die ich ewig nicht mehr gesehen hatte. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Eve sich weiterhin mit Larissa unterhielt, was mich zum Teil beruhigte, aber auch nervös werden ließ. Welche Meinung würde sie von ihr haben? Und würde sie mir diese gleich morgen mitteilen?
Eve ließ mich tatsächlich zappeln. Nachdem die Gäste alle verschwunden waren, richtete ich mein Bett auf der Couch und wünschte sowohl Eve als auch Willie eine gute Nacht. Von meiner besten Freundin kam kein Ton bezüglich Larissa und auch am nächsten Tag, nach einem gemeinsamen Frühstück, grinste sie mich nur an.
„Ich werde dir noch nichts sagen, dazu muss ich erst die andere kennenlernen, Niall", lauteten ihre Worte, als ich sie darauf ansprach.
„Gut, dann werde ich mich gedulden", meinte ich. Innerlich saß ich wie auf heißen Kohlen, äußerlich versuchte ich Ruhe zu bewahren.
„Ja, wir sehen uns dann in LA."
Eve hatte für den heutigen Tag ihren Rückflug gebucht, ich hingegen blieb noch bis übermorgen in London. Nach einer innigen Verabschiedung inklusive der Küsschen auf die Wangen, wurde sie von Billy Boy abgeholt, der sie direkt am Flughafen absetzen würde.
Der Plan für LA, oder besser gesagt, für das Treffen mit Allison, stand bereits fest. Fünf Tage später fand wieder eine Party in meinem dortigen Haus statt, dieses Mal mit meinen Freunden, die in Amerika verweilten. Unter anderem hatte ich Justin eingeladen, der mit seinem Wagen angedüst kam.
„Jo, Niall, Bro, bald habe ich ein neues Gefährt", plapperte er drauflos.
„Echt? Das ist cool. Was wird es denn dieses Mal?"
„Ein Ferrari in weiß." Justin grinste mich breit an. Im Grunde genommen war er ein lieber Kerl, der nur manchmal über die Stränge schlug.
„Den zeigst du mir aber dann, okay?" Ich klopfte ihm lachend auf die Schulter
„Na klar, wir machen eine Spritztour, wenn es soweit ist", entgegnete er grinsend.
Darauf konnte ich mich verlassen, denn Justin hielt sein Wort immer.
Allison war die nächste, die auf der Matte stand und mich ganz in ihrer quirligen Art euphorisch begrüßte. Sie hörte überhaupt nicht mehr auf mich zu küssen, so lange bis endlich Eve eintraf. Dies kam mir in diesem Moment wie eine Erlösung vor, denn ich ging unbewusst ein wenig auf Abstand, was die beiden jungen Frauen betraf, zwischen denen ich mich entscheiden wollte. Nachdem ich Eve begrüßt hatte, stellte ich ihr Ally vor, damit unser Plan in Gang kam.
Zu meiner großen Freude konnten auch Louis und Harry meiner Party beiwohnen. Sie erschienen sogar gemeinsam, jedoch ohne Begleitung.
„Wo ist El?", erkundigte ich mich sogleich.
„Zuhause, bei ihren Eltern. Ab und zu muss sie mal vorbeischauen", erwiderte Louis, bevor er sich regelrecht auf Eve stürzte, um diese zu umarmen.
„Na super", brummte ich, „hoffentlich lässt er ihr heute Abend genügend Raum."
„Für was?", kam es prompt von Harry, der mich angrinste.
„Das kann ich dir hier nicht erzählen, sondern nur unter vier Augen", wisperte ich, worauf mein Kumpel dezent nickte. Harry gehörte zu jenen Menschen, die sich niemals über andere lustig machten. Er würde meine Beweggründe, Eve in dieser Angelegenheit zu Rate zu ziehen, sicher verstehen. Deshalb zog ich ihn in die Küche, wo sich gerade niemand aufhielt, um ihm über meinen Plan aufzuklären.
Geduldig hörte Harry zu, nickte und gab zum Schluss einen Kommentar ab.
„Es ist ok, Niall, wenn du dir Eves Meinung anhören willst. Manchmal sieht ein Außenstehender mehr als man selbst."
„Das ist wohl wahr."
Als ich Harrys kleines Seufzen vernahm, berührte ich kurz seinen Arm. „Ist alles ok, Hazza?"
Leicht schüttelte er seinen Kopf. „Nein, Ashley und ich haben gerade ein wenig Stress. Deswegen bin ich auch alleine gekommen."
„Oh, das tut mir leid. Was ist passiert?"
Gerne war ich bereit, seinen Kummer anzuhören, denn Harry war auch immer für mich da, wenn ich jemanden brauchte.
„Das Übliche, du weißt schon." Ein wenig umständlich kramte er eine kleine Schachtel aus der Tasche seines geblümten Jacketts. Meine Augen wurden groß und rund, als ich auf den Verlobungsring blickte, der irre teuer gewesen sein musste.
„Den habe ich heute gekauft. Du weißt, was das bedeutet, Niall."
Tief atmete ich durch. Harry machte wirklich ernst. Er würde der Zweite sein, der heiratete, vorausgesetzt die Wogen zwischen Ashley und ihm glätteten sich.
„Du hast versprochen, mir zu helfen, Niall", sprach Harry.
Seine grünen Augen schauten mich bittend an, eindringlich klang seine Stimme.
„Das werde ich auch, Harry. Ich stehe an deiner Seite, egal, was passiert."
„Niemand hat jemals akzeptiert, wenn ich eine Beziehung hatte, egal mit wem. Ob das nun Taylor war oder Kendall", sagte Harry leise, wobei er sich ziemlich geknickt anhörte.
„Ach komm schon, weder Taylor noch Kendall können Ashley das Wasser reichen. Das weißt du ebenso gut wie ich", hielt ich dagegen. „Ashleys Figur ist rattenscharf, mal abgesehen davon, dass es auch auf den Charakter ankommt. Und der stimmt ebenfalls."
Harry ließ ein tiefes Seufzen heraus. „Sie werden mir die Hölle heiß machen, wenn ich bekannt gebe, mich verlobt zu haben. Aber eines Tages muss es sein. Ich kann mich nicht immer verstecken, Niall. Louis und El hatten es da sehr viel einfacher. Die Fans lieben sie und bei Liam ist es einfach so, dass Cheryl der ganze Hate am Arsch vorbeigeht, was vermutlich die beste Einstellung ist."
Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Kühlschranktür und kreuzte die Arme vor der Brust, während ich sprach. „Was denkst du, warum ich meine Beziehungen bisher nie öffentlich gemacht habe?"
Grinsend erwiderte mein Freund: „Das hat, denke ich, andere Gründe. Zuzugeben, dass man zwei Frauen parallel vögelt, wäre schon eine harte Nummer."
„Du Arsch."
Frech lachte er mir entgegen und ich konnte nicht anders, als einzustimmen. Im Grunde genommen hatte er ja Recht, aber bald würde sich daran etwas ändern. Wusste der Himmel warum, aber im Moment tendierte ich eher zu Ally und ich hoffte sehr, dass Eve meine Ansicht teilen würde.
Auf der riesigen Terrasse angekommen, stellte ich fest, dass Louis bereits den Grillmeister spielte und die Gäste mit Steaks versorgte. Ally saß neben Eve, die mir kurz zuzwinkerte, was ich als gutes Zeichen deutete. Auch Justin schien sich blendend zu amüsieren, er schäkerte mit der Freundin von Selena Gomez, mit der ich in gutem Kontakt stand. Wenn das mal keinen Stress gab. Das Gefühl, dass Selena nie wirklich mit Justin abgeschlossen hatte, trug ich schon eine ganze Weile in mir. Aber bei ihm war sie wesentlich besser aufgehoben als bei mir; das wurde mir bereits seit einer ganzen Weile klar.
Ich genehmigte mir ein Bier und setzte mich zu Louis, der sich gerade ein Steak und Kartoffelsalat einverleibte.
„Niall, wir sollten kurz über das Album reden", fing er an.
„Welches meinst du? Das zukünftige von One Direction oder das von Eve?", zog ich ihn auf.
Dass wir so schnell kein neues Album aufnehmen würden, stand außer Frage und genau deshalb rollte Louis mit den Augen.
„Bleib mal eine Sekunde ernst. Wir müssen langsam beginnen, einen Zeitplan zu entwerfen. Theoretisch könnte Eve bereits drei weitere Songs aufnehmen und wenn du es endlich gebacken kriegen würdest, vielleicht noch einen vierten."
„Pah", verkündete ich stolz, „ich habe einen weiteren Song fertig und das Duett ist auch in Arbeit."
„Ein Duett? Warum weiß ich davon nichts?"
Jetzt rollte ich mit den Augen. „Wir hätten es dir schon noch gesagt. Eve und ich werden gemeinsam singen, denn unsere Stimmen passen echt zusammen."
Louis' trockene Erwiderung ließ mich prompt schmunzeln. „Das habe ich bei der Late Late Show auch schon bemerkt."
Er kaute den letzten Bissen zu Ende, schaute zu mir und sagte: „Ok, ich werde mich darum kümmern, dass ein Platz im Studio frei wird, damit wir mit dem Feintuning beginnen können. Notfalls machen wir das in LA, ich kenne ja mittlerweile genügend Leute, die ein Studio vermieten. Das in London ist derzeit ausgebucht."
Seit Eves Single herausgekommen war, hatte Louis jede Menge Anfragen. Viele Leute im Tätigkeitsbereich des Musikbusiness wollten ihn als Produzenten verpflichten, aber er blieb nach wie vor bescheiden und suchte sich die Sänger sehr genau aus. Insgeheim war ich froh, dass wir alle gemeinsam an Eves Album arbeiteten, denn so hatten wir wieder engen Kontakt miteinander. Um ehrlich zu sein, hatte mir das sehr gefehlt. Glücklich darüber, zwei meiner besten Freunde heute um mich zu haben, war ich bester Laune, was sich darin zeigte, dass ich dem Bier mehr als nur gut zusprach.
Es war halb zwei, als ich die letzten Gäste verabschiedete und mich anschließend auf das Bett fallen ließ, um meinen Rausch auszuschlafen.
Am nächsten Morgen kam das böse Erwachen, welches Kopfschmerzen vom Feinsten bescherte. Mit halb geschlossenen Augen tapste ich durch das Haus, um nach den Kopfschmerztabletten zu suchen, die mir stets gute Dienste leisteten. Nachdem ich diese in einer der Badezimmerschubladen gefunden hatte, spülte ich die Pille mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Just in diesem Moment läutete es an der Haustür.
„Wer ist denn das so früh am Morgen?", brummte ich, ohne auf die Uhr zu schauen.
Dafür blickte ich auf den Monitor der Kamera, um Eves Gesicht vor mir zu sehen. Natürlich, sie hatte heute vorbeikommen wollen, um ihr Urteil abzugeben. Allerdings hatte ich erst sehr viel später mit ihr gerechnet und begrüßte sie dementsprechend.
„Hey, Eve, bist du aus dem Bett gefallen?"
Grinsend umarmte sie mich, wobei mir der vertraute Duft ihres Parfums in die Nase stieg. „Nein, es ist bereits halb zwei. Aber ich dachte mir schon, dass du heute nicht taufrisch sein würdest."
„Ist spät geworden und ich hatte einige Biere intus", erwiderte ich seufzend, während wir in Richtung Terrasse liefen. Da sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Überall lagen leere Chipstüten verstreut auf dem Boden, ein umgekipptes Bier beschmutzte einen der Tische und der Grill bedurfte einer Grundreinigung. Zum Glück hatte ich eine Putzfrau aber die ließ ich nicht an den teuren Grill, dessen Reinigung ich später höchstpersönlich übernehmen würde.
„Willst du etwas trinken?", erkundigte ich mich bei Eve.
„Ich hätte gerne ein Wasser aber ich kann es mir auch selbst nehmen."
Ohne meine Antwort abzuwarten, lief sie in die Küche und brachte eine Flasche Wasser sowie zwei Gläser mit, welche sie auf dem Tisch platzierte. Wie konnte diese Frau nur so fit sein und voller Energie sprühen, während ich dezent in den Seilen hing?
Nervös rieb ich mir die Schläfen, denn ich wusste, dass Eve gleich loslegen würde. Gerade als ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte, da sprach sie auch schon.
„Du wolltest meine Meinung hören, Niall. Ich hoffe nicht, dass du beleidigt sein wirst oder dies gar unsere Freundschaft beeinträchtigt. Zuallererst muss ich dir sagen, dass ich dein Verhalten beiden Gegenüber nicht sehr fair finde. Es sind nämlich keine Groupies, die nur mit den Stars ins Bett steigen wollen. Ich hoffe, du nimmst mir diese Bemerkung am Rande nicht übel."
„Warum sollte es? Du sagst mir die Wahrheit, also so, wie du es siehst und ich werde darüber nachdenken", antwortete ich noch immer mit geschlossenen Augen, welche ich jedoch sofort aufriss, als sie den nächsten Satz aussprach.
„Es ist keine von beiden, Niall."
Ich brauchte einige Sekunden, um mich zu fassen. „K-Keine von beiden? Wie meinst du das? Also was sind die Gründe?"
Meine Atmung ging rascher, als ich Eve in die Augen blickte, die nun beschwichtigend eine Hand auf meinen Arm legte.
„Ganz ruhig, Niall. Ich werde ehrlich zu dir sein und dir die Gründe für meine Ansicht erläutern."
„Darum bitte ich", würgte ich hervor. Ich war mir so sicher gewesen, dass sie Ally mochte, aber scheinbar hatte ich mich getäuscht.
Als Eve ihre langen Beine übereinanderschlug, fiel mir auf, die toll sie heute gekleidet war. So, als ob sie zu einem Date verabredet sei. Normalerweise hätte ich direkt danach gefragt aber ich war so ungeduldig bezüglich ihrer Antworten, dass ich mir dies verkniff.
„Was hast du an den beiden auszusetzen?", fragte ich und bemerkte nun langsam die Wirkung der Kopfschmerztablette. Das Hämmern in meinem Schädel verflüchtigte sich nach und nach. Dafür setzte es nun in meinem Herzen ein, als Eve weitersprach.
„Du weißt, dass ich dich sehr gerne habe, Niall. Und deswegen möchte ich nicht, dass du in dein Unglück rennst. Eine der beiden Frauen ist nur auf dein Geld und auf deinen Status scharf, mehr nicht. Das konnte ich mühelos herausfiltern. Sie redete bereits davon, dass sie dich heiraten möchte und Kinder mit dir haben will. Möglichst in absehbarer Zeit."
Nervös trommelte ich mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Das konnte echt nicht wahr sein! Gott sei Dank hatte ich immer ein Kondom benutzt.
„Wer ist es?", brachte ich verärgert hervor. Die beiden Mädels wussten genau, dass ich noch keine Kinder wollte – ich war weit davon entfernt.
„Allison."
Als der Name über Eves Lippen kam, da wurde mir echt übel, gleichzeitig spürte ich Wut und Enttäuschung, die sich in mir breit machten.
„Das darf nicht wahr sein", stöhnte ich laut. „Hat sie das echt gesagt?"
„Es gibt keinen Grund weshalb ich dich anlügen sollte, Niall."
Eve blieb sehr ruhig, geradezu gelassen, als sie weitersprach. „Bei Larissa bin ich mir ziemlich sicher, dass ihre Gefühle dir gegenüber echt sind. Aber da gibt es ein anderes Problem."
Ich kippte das Wasser in einem Schluck hinunter und fragte dann: „Welches? Klär mich auf."
Eve strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ihre blauen Augen musterten mich, wobei ihr Blick leicht traurig wirkte.
„Du brauchst eine Frau, die neben dir erstrahlt, Niall, und keine die neben dir verblasst. Larissa wird deinem Wesen und deiner Ausstrahlung nicht gerecht. Du würdest auf lange Zeit gesehen nicht glücklich mit ihr werden. Sie tut alles, um dir zu gefallen, weil sie dich liebt, aber was ist eine Beziehung, in der es keine Meinungsverschiedenheit gibt? In der nicht mal die Fetzen fliegen, bis man sich schließlich wieder versöhnt und das auch noch genießt. Sag mir, ob du lieber das Feuer oder die Langeweile spüren möchtest."
Wie vor den Kopf gestoßen saß ich da, wusste nicht, was ich sagen sollte. Eve war knallhart, sie setzte mich Dingen aus, die ich die ganze Zeit über nicht sehen oder gar verdrängen wollte.
Der Kloß in meinem Hals wurde dicker, das Schlucken fiel mir plötzlich schwer und bevor ich etwas sagen konnte, erhob Eve sich von ihrem Platz.
„Ich werde jetzt gehen, Niall. Du brauchst sicher Zeit für dich."
Mit hängendem Kopf geleitete ich sie zur Tür, wo wir uns mit der üblichen herzlichen Umarmung verabschiedeten.
„Melde dich, wenn du über alles nachgedacht hast, okay?", wisperte Eve mir ins Ohr, bevor sie einen zarten Kuss auf meine Wange hauchte.
Als sie ging, da realisierte ich es erst richtig. Ich war vollkommen alleine und musste eine sehr schwierige Entscheidung treffen.
Dabei konnte mir niemand mehr helfen.
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Hey ihr Lieben, hier kommt das neue Soul Update und ja, was soll ich sagen? Es war fast klar, dass Eve diese Meinung hat, oder?
Ich fand es war Zeit, dass jemand Niall mal seine Ansicht der Dinge dargelegt hat. Sicher seid ihr jetzt gespannt, was er tun wird.
Außerdem wurde in diesem Kapitel der Handlungsstrang für Harrys Geschichte gebildet. Was haltet ihr davon, dass er sich verloben will?
Danke für all euren Support in Form von Votes, Kommentaren und PNs. Ich nehme auch gerne Fanart an, wenn sich jemand austoben möchte. :)
LG, Ambi xxx
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