12. Astonishment


♪ Stand by your Man – Tammy Wynette


~~~ Niall ~~~


Erleichtert atmete ich auf, öffnete die Tür zu meinem Haus und stellte die Reisetasche auf dem Boden im Flur ab. Endlich war ich wieder in Los Angeles!

Hier war der Medienzirkus im Moment nur halb so schlimm wie in London, lediglich der Flughafen galt immer als einer der Brennpunkte. Glücklicherweise ging es jedoch für mich an diesem Tag ziemlich glimpflich vonstatten. Ich wurde weder zu Boden gerissen, noch dumm angemacht, weil ich nicht für Fotos stoppte. Aber warum sollte ich nicht auch einmal Glück haben?

Die nächsten Tage wollte ich gerne noch in Ruhe genießen, bevor der Rummel um Eve und meine Person startete. Den Vorgeschmack bekam ich täglich auf Twitter, Instagram und in den Klatschblättern zu lesen. Spekulationen, wann die Single auf den Markt kommen sollte, wurden laut. Ihr Management hielt sich jedoch bedeckt, denn der Termin sollte erst kurz vor der Veröffentlichung bekanntgegeben werden.

Natürlich wurden in solch einem Fall die Radiosender und TV-Shows vorher informiert, da man dort für die Promotion rechtzeitig anfragen musste. Ich kannte das Spiel nur zur Genüge.

Während ich meine Mails checkte, lief ich in die Küche, um mir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen. Anschließend pflanzte ich mich auf das große Sofa und schaltete den Fernseher ein, als mir plötzlich eine Mail ins Auge sprang.

Mein Management hatte eine Nachricht von Ellen DeGeneres an mich weitergeleitet. Sie wollte Eve und mich in ihrer Show haben, wenn die Promo in den USA startete. Ich betrachtet dies als eine große Ehre und da ich Ellen sehr mochte, schrieb ich dem Management sofort zurück, dass es in Ordnung gehen würde. Eve bei ihrem Promoauftakt zu unterstützen, war für mich selbstverständlich.

Grinsend schriebe ich ihr noch eine Nachricht, bevor ich ins Reich der Träume wandelte.

„Ich bin wieder im Lande. Würde gerne morgen zum Frühstück bei dir vorbeikommen, wenn du nichts dagegen hast. Gruß, Niall xxx"

Ihre Antwort erfolgte, noch bevor ich einschlief.

„Das ist schön und natürlich darfst du vorbeikommen. Hast du spezielle Wünsche? Gruß, Eve xxx"

„Nein, ich esse alles, was da ist. Schlaf gut und bis morgen, Niall xxx"

Ich pennte wie ein Stein, wurde aber bereits um halb fünf morgens wieder wach. Der Jetlag ließ somit grüßen. Draußen war es noch stockdunkel, sodass die Joggingrunde warten musste. Also schmiss ich mich vor den Fernseher und schaltete den Sportsender ein. Hier wurde man rund um die Uhr gut bedient, da aus aller Welt Übertragungen liefen.

Bis um halb sieben hielt ich es durch, dann zog ich meine Joggingklamotten über und lief meine Runde, die vierzig Minuten dauerte. Anschließend sprang ich unter die Dusche, zog mich an und fuhr auf direktem Weg zu Eve. Ich hatte es vermisst, von Angesicht zu Angesicht mit ihr reden zu können.

Während der Fahrt geriet ich in den morgendlichen Berufsverkehr und brauchte somit viel länger als gewöhnlich. Mein Magen hing bereits in den Kniekehlen, bevor ich in die Straße einbog, in der Eve wohnte und als wäre das nicht genug, stieß ich beinahe mit einem weißen Transporter zusammen, dessen Fahrer sich wohl nicht um Geschwindigkeitsbeschränkungen kümmerte. Ich drückte kräftig auf die Hupe und fluchte: „Du Idiot, pass doch auf!" Gleichzeitig trat ich wie ein Gestörter auf die Bremse.

Zu gerne hätte ich den Fahrer aus seinem Transporter gezerrt, der durch eine Sonne und irgendeinen billigen Slogan verziert war. Kopfschüttelnd fuhr ich weiter, bis ich die Einfahrt zu Eves Haus erreichte.

„Hey, Niall." Freudestrahlend öffnete sie die Tür und wir umarmten uns, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen.

„Hey, Eve, die kalifornische Sonne steht dir gut", meinte ich grinsend und ging an ihr vorbei, in das Innere des Hauses.

„Das Frühstück ist fertig und apropos Sonne, die hast du gerade verpasst."

„Inwiefern?" Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder, die auf der Terrasse, vor dem gedeckten Tisch standen.

„Du hast gerade meine Raumausstatterin verpasst. Sie hat einen weißen Transporter mit einer Sonne drauf."

„Was? Die Tussi ist mir fast ins Auto gefahren!" Empört blickte ich zu Eve. „Sie ist durch die Gegend gebrettert, als wäre sie alleine auf der Straße."

„Sie hatte es eilig, musste zu ihrem nächsten Kunden."

„Pfff", machte ich nur und bediente mich an den Köstlichkeiten, die Eve aufgetischt hatte.

„Warum wolltet du eigentlich unbedingt zum Frühstück kommen?", hakte Eve nach.

Schnell schluckte ich den Bissen des Pancakes herunter, bevor ich antwortete: „Weil mein Kühlschrank leer ist, was das Essen angeht. Ich muss erst Einkaufen fahren."

„Als ob Walmart nicht vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet hätte", zog Eve mich lachend auf.

Ein Lächeln glitt über mein Gesicht. „Ich wollte dich sehen, ok? Ist das Grund genug?"

„Horan, du bist ein elender Charmeur." Eve schenkte ihre Kaffeetasse voll und zwinkerte mir dabei zu.

Ich lehnte mich ein wenig im Stuhl zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und sagte: „Ja, aber ich betrüge dich wenigstens nicht."

Sofort sah Eve auf, ihre Augen wurden groß und der irritierte Ausdruck, welcher sich auf ihrem Gesicht bildete, war köstlich. „Wie meinst du das denn?"

„Du betrügst mich mit Harry, fährst mit ihm Motorrad, während ich mir in London den Arsch abfriere. Außerdem-." Ich hob meine Stimme an, um der Aussage mehr Gewicht zu verleihen. „Du hast ihm erlaubt, eine Single für dich zu schreiben, du gehst also Fremd. Ich bin dein Songschreiber, oder nicht?"

Als ich sah, dass ihr Gesicht sich mit einer merkwürdigen Blässe überzog, da tat es mir plötzlich leid, dass ich sie auf den Arm genommen hatte.

„Das war ein Scherz, Eve", klärte ich die Sängerin auf. „Ich habe rein gar nichts dagegen, dass Harry ebenfalls einen Song für dich schreibt. Jeder meiner Brüder darf das tun, aber ich teile nur mit ihnen."

Eves erleichtertes Aufatmen erfolgte prompt. „Tu das nie wieder, Niall. Ich dachte echt, du meinst das ernst", schnaufte sie leicht entrüstet.

Um sie vollends zu beruhigen, erhob ich mich, lief um den Tisch und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Du bist die Beste, Eve. Eine wundervolle Sängerin und eine tolle Frau."

Grinsend ließ ich mich wieder auf dem Stuhl nieder und bemerkte im gleichen Moment ihr kleines Lächeln. „Danke für das Kompliment, Niall."

„Es ist die Wahrheit. Und jetzt erzähl mir von dem Motorrad Trip. Harry war ganz begeistert, er meinte, du seist die ideale Sozia."

„Wann hast du mit ihm gesprochen?"

„Vorgestern, vorvorgestern, wir sind eigentlich ständig in Kontakt. Das ist immer so, auch wenn die Medien etwas anderes behaupten."

Ich aß meinen Pancake auf und langte nach dem zweiten, während Eve einen Bagel verspeiste. Für eine Weile genossen wir die Ruhe, die um uns herum herrschte, denn in LA hatte man den Vorteil, dass die Nachbargrundstücke weit genug entfernt lagen, um nicht gestört zu werden.

„Übrigens", nahm ich das Gespräch wieder auf, „wir sind bei der Ellen de Genres Show eingeladen."

„Das weiß ich bereits und das freut mich sehr", erwiderte Eve euphorisch. „Außerdem muss ich in London bei Graham Norton antanzen."

„Ach, der ist nett, mach dir keine Gedanken. Aber da kommt sicher noch mehr an Promo.

Eves kleines Seufzen ertönte in meinen Ohren. „Hoffentlich bin ich all dem gewachsen."

„Ach klar, das kriegst du schon hin und im Übrigen bin ich auch noch da, um dich zu unterstützen."

Das war nicht nur so daher gesagt, ich meinte das ernst, denn ich sah mittlerweile eine gute Freundin in Eve. Jemand, mit dem ich gerne lachte aber auch über ernste Themen redete. Es wurde nie langweilig, wenn wir beide zusammen waren, denn trotz des großen Altersunterschiedes schwammen wir auf einer Wellenlänge.

Nach dem Frühstück half ich ihr den Tisch abzuräumen und als ich mich später verabschiedete, vereinbarten wir miteinander zu telefonieren.

Für mich hieß es nun Einkaufen fahren, was ich prompt in Angriff nahm. Leere Kühlschränke konnte ich gar nicht ausstehen. Der Einkaufswagen, den ich letztendlich zu meinem Range Rover schob, war so vollgepackt, dass man hätte glauben können, ich würde eine vierköpfige Familie ernähren.

Bier, Wasser, Fleisch, Gemüse, Salat, Obst, Eier, Chips, Eis und Toilettenpapier, das alles verstaute ich im Kofferraum. Ich war froh, dass das Verkehrschaos sich inzwischen aufgelöst hatte und ich relativ gut durchkam. Als ich den Range Rover vor meinem Haus abstellte, gab es nichts mehr, was meine gute Laune hätte trüben können.

Bepackt mit Lebensmitteln schritt ich über die Schwelle, brachte den ersten Schwung in die Küche und ging wieder zurück nach draußen. Und dann, ganz plötzlich, sah ich einen Becher Ben & Jerry's Eiscreme neben dem Eingang stehen. Gerade war dieser noch nicht dagewesen, da war ich mir ziemlich sicher.

Natürlich konnte ich mir denken, wer diesen dahingestellt hatte, denn das tat sie immer, wenn sie mir eine Freude machen wollte. Ben & Jerry's war meine Lieblingseiscreme. Ally wusste das haargenau. Allerdings hatte ich noch nicht darüber nachgedacht, ob ich ihr einfach so verzeihen wollte. Die Anschuldigungen bezüglich Eve waren schon knallhart gewesen und brachten mich noch immer zur Weißglut, wenn ich darüber nachdachte.

Zeit, wie ich denn in dieser Hinsicht verfahren sollte, bekam ich leider nicht mehr, denn Allys Wagen fiel in mein Blickfeld und kaum zwei Sekunden später stand sie vor mir.

„Es tut mir leid, Niall. Ich habe das mit Eve und dir gelesen. Also, dass du ihr Songschreiber bist und – oh mein Gott, ich schäme mich so."

Sie schlug die Hände vor das Gesicht, gleichzeitig bemerkte ich das Zittern ihres Körpers.

„Ally?"

Ein lautes Schluchzen war die Antwort. Ich konnte so ziemlich viel verkraften, aber eine Frau weinen zu sehen, das brach mir das Herz.

„Komm schon, Ally, hör auf."

„Niall", schluchzte sie herzzerreißend, was schließlich den Ausschlag gab. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie an mich.

„Hey." Sanft streichelte ich mit einer Hand über ihr weiches Haar. „Es ist alles gut, du hast dich entschuldigt."

„N- nein, ich hätte das niemals sagen dürfen."

Die Verzweiflung in ihrer Stimme gab mir den Rest. Vorsichtig griff ich nach ihren Händen, damit ich diese von ihrem Gesicht lösen konnte und einige Sekunden später lagen unsere Lippen aufeinander. Ich hatte Ally vermisst, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Zwei Wochen Larissa reichten, um meine Sehnsucht nach der hübschen Amerikanerin erneut aufkeimen zu lassen.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schob ich Ally ins Haus und ließ mich mit ihr auf dem Sofa nieder, damit sie sich ein wenig beruhigte. Ich nahm sie in meine Arme, ließ mich von ihrem Duft betören, ehe sie zu reden anfing.

„Ich bin so dumm, Niall. Du würdest mich nie betrügen."

Für einen Moment geriet ich mental ins Schwanken, denn wenn man es genau nahm betrog ich sie jedes Mal, wenn ich mich in London aufhielt. Nicht aus niederen Beweggründen, denn es ging nicht primär um den Sex. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden – ich versuchte noch immer herauszufinden, welche Frau besser zu mir passte. Larissa oder Allison.

Und im Moment wollte ich einfach nur, dass Ally sich beruhigte, was zunehmend eintrat. Sie kuschelte sich in meine Arme, erwiderte meine Küsse und streichelte mein Gesicht.

„Niall", raunte sie mir ins Ohr, „ich hab' dich so vermisst."

Es war klar, worauf es hinauslaufen würde aber bevor wir richtig loslegen konnten, musste ich die Kondome ins Haus holen, die ich ebenfalls besorgt hatte und die sich noch in meinem Auto befanden. In London hatte ich nämlich das Letzte verwendet, als ich mit Larissa schlief.

„Ally, warte, ich muss erst den Rest der Einkäufe holen", flüsterte ich ihr ins Ohr.

„Ich helfe dir." Sofort war sie auf den Beinen, um mich nach draußen zu begleiten. Gemeinsam trugen wir die Papptüten in die Küche. Ich fand die Kondome relativ schnell und fischte das Päckchen im Handumdrehen aus der braunen Tüte.

Ally kicherte kurz und legte ihre Arme um meinen Nacken. Dabei schaute sie mir tief in die Augen.

„Du machst mich heiß, Niall. Du bist einfach der Beste und ich will nur dich", hauchte sie mir entgegen.

In jenem Moment wollte ich auch nur sie und keine andere. Ally besaß meine volle Aufmerksamkeit und das ließ ich sie spüren. Ich verwöhnte ihren Körper, zuerst mit meinen Händen und dann mit meiner Zunge. Aber Allison hatte genau das Gleiche bei mir vor und somit dauerte es nicht lange, bis sie ihre vollen Lippen und ihren süßen Mund einsetzte, um meine Erektion größer werden zu lassen.

„Oh Fuck", stöhnte ich auf, „ist das geil."

Sie war einfach Spitze, was den Blowjob anging. Dafür besaß Larissa andere Qualitäten, was meine Entscheidung keineswegs einfacher, sondern eher schwieriger machte.

Einstweilen ließ ich mich aber von Ally verwöhnen, kostete es total aus, wie hingebungsvoll sie dabei agierte und machte mir um nichts Gedanken.

Später, als wir erschöpft auf dem Sofa langen, erinnerte ich mich an das gute Ben & Jerry's Eis. Zum Glück hatte ich dieses mit hineingenommen und im Gefrierfach deponiert, sodass dem Genuss meiner Lieblingseiscreme nichts im Wege stand. Ich teilte sie sogar mit Ally.

Die hübsche Amerikanerin blieb über Nacht bei mir, wir genossen die gemeinsame Zeit, denn der Streit bezüglich Eve schien endgültig vergessen. Endlich hatte Allison gerafft, dass ich der Songschreiber war und nicht Eves Toyboy, wie die Medien es gerne verkauften.

Allerdings würde ich die sich langsam aber stetig entwickelnde Freundschaft zwischen der Sängerin und mir niemals aufgeben wollen. Eve hatte sich einen Platz in meinem Herzen ergattert. Ich fand sie einfach umwerfend und nahm mir vor, noch ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen, bevor wir beide Zwecks Promotion nach London reisen durften.

So kam es, dass ich Eve am nächsten Tag anrief, nachdem Ally wieder gegangen war.

„Hey, Niall, schön, dass du dich meldest", begrüßte sie mich freudig. „Ich bin schon ganz aufgeregt, denn morgen findet der Videodreh für meine Single statt."

„Echt? Darf ich dabei sein?"

„Natürlich."

Nachdem Eve mir Zeit und Ort genannt hatte, vermerkt ich alles in meinem Handy, damit ich es am Ende nicht verpeilte. Anschließend redeten wir noch geschlagene zwanzig Minuten, wobei es auch um das Probesingen ging, das in London stattfinden sollten, bevor Eve ihre Single live vortrug. Erst als ihre Türglocke läutete, beendeten wir unser Gespräch.

„Wir sehen uns morgen, ich freue mich schon sehr", verabschiedete ich mich schließlich, was sie mit einem „Bis dann, Niall, ich mich auch", beantwortete.

Pünktlich um acht Uhr in der Früh stand ich vor dem Gebäude, in welchem der Dreh stattfand. Einige Leute waren schon anwesend und als ich mich als der Songschreiber vorstellte, kam von hinten ein Typ angestürmt, den ich sogar durch einen früheren Dreh mit One Direction kannte.

„Hallo, Niall, schön, dass du auch da bist." Mike klopfte mir auf die Schulter, ehe er mir einen All Access Pass umhängte, mit dem ich ohne Probleme in alle Bereiche gelangte. Eve war noch in der Maske, als sie endlich auftauchte, blieb mir allerdings fast die Spucke weg. Sie sah glatt zehn Jahre jünger aus.

Ein wenig unsicher schritt sie auf mich zu, doch als ich zu strahlen begann, lächelte sie zaghaft.

„Wie sehe ich aus?", lautete ihre Frage, auf die es nur eine Antwort gab: „Umwerfend."

„Dann bin ich beruhigt."

In der nächsten Sekunde ertönte die Stimme des Aufnahmeleiters, worauf wir unser Gespräch unterbrechen mussten, denn jetzt ging es los.

Man projizierte Uhren der unterschiedlichsten Art an die hohen Wände. Armbanduhren, Sonnenuhren, Sanduhren, Eieruhren, Standuhren, einen Wecker, eben alles, was die Zeit anzeigte. Im Gegensatz dazu kam das Leben ins Spiel, hervorgebracht durch alles, was die Natur zu bieten hatte. Außerdem wurde ein schlagendes Herz eingesetzt. Mir gefiel die Idee ausgesprochen gut.

Natürlich dauerte es bis zum Abend, etwas anderes hatte ich nicht erwartet, und als wir fertig waren, bot ich Eve an, sie nach Hause zu bringen. Dankend nahm sie an, kletterte in meinen Range Rover und schloss ihre Augen, während ich den Wagen durch LA steuerte.

„Ich bin müde", hörte ich sie murmeln.

„Keine Sorge, zur Not trage ich dich ins Bett."

„Du kriegst die Haustür nicht auf. Ich habe den Schlüssel nicht mitgenommen, man kann also nur den Fingerprint benutzen."

Eves hielt ihre Augenlider noch immer geschlossen, doch sie schlief nicht, sondern antwortete stets, wenn ich eine Bemerkung machte. Als wir ihr Haus erreichten, meinte ich nur: „Jetzt musst du leider aufstehen."

„Wolltest du mich nicht tragen?", kam es lässig zurück.

„Ach so Eine bist du also. Na mal schauen, was ich tun kann."

Ich trug sie tatsächlich bis zur Haustür, dann allerdings war Eve gezwungen, auf ihren Beinen zu stehen, die Augen zu öffnen und den Fingerprint zu betätigen.

„Komm rein, Niall. Ich möchte deine Finger einscannen, wenn du nichts dagegen hast", forderte sie mich prompt auf.

„Echt jetzt?"

Eves Nicken verdeutlichte die Ernsthaftigkeit ihrer Aussage. Ich sah dies als einen riesigen Vertrauensbeweis an, allerdings auch als einen weiteren Schritt vorwärts, was unsere Freundschaft betraf.

Nachdem wir meine Fingerabdrücke eingescannt hatten, war Eve wieder putzmunter und plapperte drauflos.

„Ich glaube, ich kann jetzt gar nicht schlafen. Mir geht so vieles im Kopf herum und der heutige Tag trägt dazu bei."

„Ja, so ein Videodreh ist aufregend", stimmte ich ihr zu, während ich ihr zum Wohnbereich folgte.

„Kommt heute nicht irgendein Boxkampf im Fernsehen?", fragte Eve plötzlich.

Meine Erwiderung erfolgte sofort. „Ja, den wollte ich mir sogar anschauen. Wenn du möchtest, dann bleibe ich hier und wir gucken zusammen."

„Einverstanden."

Wenige Minuten später hatten wir es uns auf dem riesigen Sofa bequem gemacht. Eve belegte die eine Seite und ich die andere. Wir konnten uns beide ausstrecken, die Beine lang machen und knabberten Erdnüsse. Dazu tranken wir Cola.

„Ich kriege noch einen Zuckerschock", flachste ich, da ich ansonsten entweder Wasser oder Bier bevorzugte.

„Ach was, so schlimm wird es nicht werden", tat Eve meine Bemerkung ab.

Der Kampf startete und ich erlebte zum ersten Mal, wie begeistert Eve einen sportlichen Event verfolgte. Der Fight war sehr spannend, wurde dann aber in der achten Runde abgebrochen, um das Schlimmste zu verhindern.

„Gott war das cool, so einen tollen Boxkampf habe ich schon lange nicht mehr gesehen", meinte Eve.

Da konnte ich nur zustimmen. „Immer noch nicht müde?", richtete ich meine Frage an sie, worauf sie den Kopf schüttelte.

„Gut, dann können wir noch ein bisschen quatschen."

Eve legte eine Decke über ihre Füße, bevor sie sprach. „Hast du ein bestimmtes Thema über das du gerne reden möchtest?"

Für einen Moment überlegte ich, wusste nicht, wie ich es am besten formulieren sollte, ohne aufdringlich zu wirken. Schließlich fasste ich mir ein Herz und redete.

„Du hast vor einiger Zeit gesagt, dass ich nicht alles über dich weiß."

„Das stimmt", erwiderte Eve im Bruchteil der nächsten Sekunde.

Meine Augen begegneten ihrem Blick, als ich die Frage stellte, welche mir bereits seit einiger Zeit im Kopf herumspukte.

„Warum habt ihr euch getrennt, du und dein Mann?"

Sie wirkte unglaublich ruhig, als sie mich anschaute. „Du willst die Wahrheit wissen?"

Während sie sprach erhob sie sich und wanderte zu der Anrichte, auf welcher eine Flasche Scotch stand. Eve brachte die Flasche zum Tisch, holte zwei Gläser, sowie Eiswürfel aus der Küche, um sich dann neben mir niederzulassen.

„Trink, Niall, du wirst es vermutlich brauchen."

Verblüfft sah ich auf. „Wenn ich jetzt mit dir trinke, dann muss ich ein Taxi nach Hause nehmen. Aber gut, ich lasse mich darauf ein."

Wir stießen an und als ich das Brennen in meiner Kehle spürte, da hatte ich das Gefühl, dass Eve mir gleich einen Hammer servieren würde. Einen Hammer, der dieses Brennen in ein Nichts verwandelte.

Ich vernahm das Klirren als Eve ihr leeres Glas unsanft auf dem Tisch abstellte und unsere Blicke begegneten sich erneut. Das war der Moment in dem sie ihr Geständnis hervorbrachte.

„Ich habe ihn betrogen, Niall."

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Bähm! Ihr konntet nicht annehmen, dass einer meiner Hauptfiguren perfekt ist, oder? Jeder Mensch hat Fehler und macht Fehler. Die Hauptsache ist jedoch, dass man aus seinen Fehlern lernt.

Ich breche gerne Klischees oder drehe sie um, außerdem passt eine Opferrolle nicht zu meiner Eve.

Wie wird Niall jetzt damit umgehen? Was denkt ihr?

Und mögt ihr Eve jetzt weniger? Das würde mich interressieren.

Wie hat es euch gefallen, dass Niall sich wieder mit Allison versöhnt hat?

Danke für den tollen Support zu meiner Geschichte, das macht mich richtig glücklich.

LG, Ambi xxx

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