08. Headlines
♪ Purple Rain – Etta James
~~~ Eve ~~~
Das Chiltern Firehouse, in dem ich mich am Abend mit Niall und Louis treffen sollte, war eine alte ehemalige Feuerwache im Stadtteil Marleybone. Da ich schon ewig nicht mehr in London ausgegangen war, hatte ich es erst Google befragen müssen, welches mir jegliche Auskunft erteilte. Es handelte sich um ein Hotel, inklusive eines Restaurants, in dem oftmals zahlreiche Stars verkehrten.
Obwohl ich nicht besonders daran interessiert war, weitere Prominente zu treffen, denn das passierte in LA ständig, stellte ich mir den Abend dennoch amüsant vor. Zumindest würde ich etwas zu gucken haben.
Meine Garderobe hatte ich selbstverständlich auf das Ambiente abgestimmt und als ich in das Taxi stieg, das direkt vor dem Hotel hielt, in welchem ich untergekommen war, begann mein Magen wie auf Bestellung zu knurren. Der Taxifahrer zwinkerte mir daraufhin verschmitzt zu, was mich zu einem Lächeln animierte.
Während der Fahrt machte ich mir zahlreiche Gedanken über den bevorstehenden Termin am morgigen Tag, mit meinem hoffentlich zukünftigen Management. Ich verspürte wenig Lust, von Agentur zu Agentur zu hetzen und hoffte einfach, dass ich Niall in dieser Hinsicht vertrauen konnte. Aber das würde sich morgen herausstellen.
Pünktlich um halb acht betrat ich das Restaurant und als der Ober mich nach der Tischreservierung fragte, erklärte ich, dass ich am Tisch von Mr Tomlinson sitzen würde. Sofort führte mich der Bedienstete durch das Lokal, das um diese Uhrzeit gut besucht war. Ohne eine Reservierung fand man hier kaum einen Platz, höchstens noch an der Theke.
Schon von weitem sah ich Niall und Louis an einem runden Tisch, auf einer halbrunden Lederbank mit hoher Lehne, sitzen. Sie waren jedoch nicht alleine, denn in Louis' Gesellschaft befand sich eine junge, bildhübsche Frau.
„Hallo, Eve, schön, dich wieder zu sehen", begrüßte mich mein zukünftiger Produzent. „Darf ich dir meine Freundin Eleanor vorstellen?"
„Aber natürlich. Hallo Eleanor, du kannst einfach Eve zu mir sagen."
„Und du kannst einfach El zu mir sagen."
Wir schüttelten uns die Hände und Niall stand kurz auf, damit ich meinen Platz im hinteren Teil der halbrunden Bank einnehmen konnte. Kurz darauf brachte der Kellner die Speisekarten.
„Ihr seid übrigens heute Abend eingeladen", erklärte Louis. „Das geht alles auf Kosten des Labels."
„Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich vorhin nicht nochmal zu Burger King gefahren", flachste Niall mit einem Augenzwinkern.
„Du Vielfraß", kam es prompt von Louis, dessen Grinsen kein Ende nahm.
Wir orderten zunächst die Getränke, welche prompt serviert wurden und dann das Essen. Alle sprachen an diesem Abend dem Alkohol zu. Eleanor und ich tranken Weißwein, während die beiden jungen Männer sich jeweils ein Bier gönnten.
„Bevor wir besoffen sind, sollten wir den geschäftlichen Teil erledigen", leitete Louis das Gespräch ein. „Eve, welche Staatsangehörigkeit besitzt du?"
Lächelnd erfolgte meine Erwiderung. „Auf diese Frage habe ich gewartet, aber keine Angst, ich habe meine Britische Staatsbürgerschaft nie abgegeben, obwohl ich in LA lebe. Ich besitze noch ein kleines Landhaus in England, habe also demnach einen Wohnsitz hier und einen in den USA."
„Gott sei Dank, jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen." Louis schien regelrecht erleichtert, doch nicht nur er, sondern auch Niall klang befreit, als er sprach.
„Puh, da haben wir nochmal Glück gehabt. Ansonsten hättest du ein Work-Visa für Künstler beantragen müssen."
„Und ich hätte die nächsten drei Monate nicht hier arbeiten dürfen", vollendete ich die Ausführungen meines Songschreibers.
„Exakt. Zur Not hätten wir die Single in den Staaten aufnehmen müssen, aber in meinem Studio bin ich der Boss und kann schalten und walten wie ich es gerne möchte", meinte Louis, dessen spitzbübisches Grinsen mich zum Lachen reizte.
Ich fand ihn, genau wie auch Niall, unglaublich sympathisch. In diesem jungen Alter (ich hatte One Direction inzwischen gegoogelt), der Boss eines Record Labels zu sein, zeugte von seinem Arbeitswillen sowie großer Kompetenz. Deshalb setzte ich mein Vertrauen in ihn und gleichzeitig in Niall.
Man spürte, wie gut die beiden harmonierten. Sie waren Freunde und Kollegen und hatten vermutlich schon jede Menge zusammen erlebt, was für unsere Zusammenarbeit nur von Vorteil sein konnte.
Unser Gespräch verlief locker aber professionell, beides Dinge, die ich sehr schätzte. Eleanor störte keineswegs die Unterhaltung, sie hielt sich im Hintergrund, warf Louis nur hin und wieder einen liebevollen Blick zu. In meinen Augen gaben die beiden ein unheimlich harmonisches Paar ab.
Ich kannte es aus den alten Zeiten, der Plattenproduzent nahm oft seine Frau oder Lebensgefährtin zu den Geschäftsessen mit. Das gehörte einfach dazu, deshalb missfiel dies in der Musikbranche keinem der Künstler.
Als das Essen serviert wurde, hatten wir bereits alles Essentielle geklärt, sodass wir uns den Speisen ungehindert widmen konnten. Das Lachsfilet schmeckte ausgezeichnet, ebenso das gedünstete Gemüse, welches dazu gereicht wurde. Zum Schluss war ich so satt, dass ich beinahe auf den Nachtisch verzichten wollte, doch Niall machte mir einen Strich durch die Rechnung.
„Du musst unbedingt den Frozen Apple Pannacotta probieren, Eve", meinte er. „Wir teilen uns das."
Ehe ich mich versah, hatte Niall auch schon das Dessert geordert, sodass mir nichts anderes übrigblieb, als mich seinem Wunsch zu fügen. Aber er hatte nicht zu viel versprochen, der Frozen Apple Pannacotta war wirklich ein Gedicht.
„Ein Gaumengenuss vom Feinsten", urteilte ich zu Nialls Freude.
„Was das Essen angeht, kannst du dich auf mich verlassen", sprach er mit stolz geschwellter Brust.
„Nur was das Essen angeht? Hör mal, da bin ich aber mit meinen Songs aufgeschmissen, oder?", zog ich ihn auf, worauf Louis trocken erwiderte: „Ich kenne außer mir noch zwei Typen, die ebenfalls sehr gute Songs schreiben können. Sollte Niall es also nicht bringen, wende dich vertrauensvoll an mich."
„Hey, das ist unfair! Eve gehört zu mir, wir sind ein Team", verteidigte Niall sofort sein Revier. Ich fand es ja schon sehr süß, wie er immer darauf pochte, die älteren Rechte zu haben. Er besaß genau wie Louis zwei Eigenschaften, die mir unglaublich gefielen. Jugendliche Unbekümmertheit gepaart mit einer großen Erfahrung in der Musikbranche. Etwas Besseres konnte mir wirklich nicht passieren. Anstatt mich mit den alten, teilweise starrköpfigen Säcken herumzuschlagen, hatte ich jetzt zwei junge, dynamische Kerle an der Hand, die sich um meine Karriere kümmerten. Jetzt musste nur noch das Management passen und alles würde in Butter sein.
Nachdem Louis die Rechnung bezahlt hatte, erhob sich Niall und reichte mir galant seine Hand, damit ich besser aufstehen konnte.
„Komm, Eve, wir verlassen vor Louis und El das Lokal. Sonst wimmelt es hier gleich von Paparazzi. Die beiden sind immer ein gefundenes Fressen für diese lästigen Schmeißfliegen."
Louis und auch El umarmten mich sowie Niall zum Abschied, anschließend schritten wir beide zum Ausgang. Taxis standen hier immer bereit, doch ehe wir eines erreichten, überraschte uns ein Blitzgewitter unzähliger Kameras.
„Verdammter Mist, beeil' dich", rief Niall, der vor mir herging, doch der Absatz meines rechten Pumps verhakte sich im Kopfsteinpflaster des Gehsteigs, was natürlich eine erneute Welle des Fotografierens auslöste.
Verzweifelt versuchte ich mein Gesicht vor den Blitzen zu schützen, die wie ein Sturm auf mich eindroschen. Hinzu kam, dass ich bei dem Versuch, den Absatz aus dem Spalt des Kopfsteinpflasters herauszuziehen, den Schuh verlor. Dieser blieb einfach stecken, während mein Fuß in der Luft hing. Plötzlich spürte ich jedoch, wie jemand nach meiner Hand griff und mich mit sich zog.
Niall war zurückgelaufen, um mir zu Hilfe zu kommen.
„Los, Eve, rein ins Taxi."
Er schob mich förmlich in den Wagen, der am Straßenrand parkte.
„Mein Schuh ist weg." Entzürnt schaute ich nach draußen, nachdem Niall die Autotür zugeknallt hatte, doch ich erntete nur ein schelmisches Grinsen von meinem Sitznachbarn.
„Hier, den habe ich mitgenommen." Niall präsentierte den Schuh und ich griff sofort danach.
„Ich weiß nicht, früher war das nicht so schlimm mit den Paparazzi", stöhnte ich, als das Taxi sich endlich in Bewegung setzte. „Da konnte man wenigstens in Ruhe Essen gehen."
„Zu deiner Zeit gab es auch noch kein Internet, kein Whatsapp, kein Twitter und kein Instagram", erklärte mein Songschreiber seufzend. „Diese ganzen sozialen Medien führen dazu, dass Künstler keinerlei Privatsphäre mehr haben."
„Vermutlich." Ich zog meinen Schuh wieder an und lehnte mich in den Sitz zurück, während Niall sein Handy hervorholte. „Übrigens hast du mir gerade zu verstehen gegeben, dass ich steinalt bin."
„War keine Absicht, sollte nicht so rüberkommen, sorry", meinte er, gleichzeitig eine Nachricht tippend. „Ich will Louis warnen, damit er und El da heil herauskommen."
Dieser Satz sagte eine Menge über die Freundschaft der beiden aus, aber auch eine Menge über ihn selbst. Ich mochte Niall von Mal zu Mal mehr, wenn wir uns trafen und hatte kein Problem damit, meine Songs in seine Hände, die sehr geschickt mit der Gitarre umgingen, zu legen.
„Heute Nacht wird es fürchterlich auf Twitter und Instagram abgehen." Nialls Stimme klang ein wenig angepisst. „Unsere Fans sind schlimmer als das FBI, sie finden einfach alles heraus."
„Oh." Erstaunt zog ich meine Augenbrauen nach oben. „Und das bedeutet was genau?"
„Dass spätestens morgen jeder weiß, dass wir beide zusammen im Chiltern Firehouse waren. Die Gerüchteküche wird brodeln." Niall warf mir von der Seite einen Blick zu, als er, begleitet durch ein Augenzwinkern, sagte: „Vermutlich wird mir noch eine Affäre mit dir angedichtet."
„Denkst du wirklich? Ihr Jungs habt es doch eher mit jüngeren Frauen, oder?"
„Na ja, Liam hat eine Frau, die ist elf Jahre älter als er, man weiß ja nie, was noch kommt. Und Madonna hat außerdem immer jüngere Lover. Demi Moore auch."
Ich stieß ein kurzes Lachen aus. „Hör mal, ich bin weder Madonna, noch Demi Moore, damit das klar ist."
„Ja, aber das wissen die da draußen nicht."
„Dann zeig' dich mit deinen beiden Freundinnen und schon bist du die Sorgen los."
Ein lautes Schnaufen entwich seiner Kehle. „Das wäre Selbstmord, sie wissen nichts voneinander."
„Das ist natürlich Pech für dich."
„Du sagst es."
Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns, dann richtete ich eine Frage an ihn: „Wohin fahren wir eigentlich?"
„Zu deinem Hotel. Ich muss doch dafür sorgen, dass du heil wieder ankommst."
In diesem Moment rührte mich seine Fürsorge wirklich sehr und ich spürte deutlich, dass sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen uns aufbaute.
Ich kam heil im Hotel an und war froh, als ich endlich in mein Zimmer trat. Morgen fand der Termin bei dem Management statt, das Niall auserkoren hatte. Dafür wollte ich unter allen Umständen fit sein. Der Jetlag quälte mich natürlich, indem er mir das Einschlafen erschwerte. Vor drei Uhr morgens bekam ich die Augen nicht zu, doch glücklicherweise lag unser Termin so spät, dass ich trotzdem ausschlafen konnte.
Niall hatte mir die Adresse des Managements genannt, wir trafen uns direkt dort vor dem Eingang. Er wartete schon auf mich, begrüßte mich mit einem Lächeln, ehe wir das Innere des Gebäudes betraten. Erst als wir im Aufzug standen, welchen wir für uns alleine hatten, umarmte er mich zur Begrüßung.
„Ich wollte es nicht draußen machen, die Kacke ist am Dampfen. Hast du eigentlich Twitter oder Instagram?"
„Ja, aber Twitter nutze ich selten, wenn dann eher Instagram. Da ich jedoch lange geschlafen habe, kam ich noch nicht dazu, die Seite in Augenschein zu nehmen."
Unaufgefordert hielt Niall mir sein Handy vor die Nase. Überall waren Bilder von uns zu sehen. Als wir das Restaurant verließen, als ich auf dem Gehsteig versuchte meinen Schuh aus dem Kopfsteinpflaster zu ziehen, als Niall meine Hand ergriff, sich nach dem Schuh bückte und als wir in das Taxi stiegen.
Das FBI war wirklich Müll dagegen.
„Ich könnte kotzen", sagte Niall missmutig. „Das ist so ätzend. Dabei sollte alles noch geheim bleiben."
„Ja wie jetzt? Unsere Liaison sollte geheim bleiben? Das hättest du mir sagen müssen, nun habe ich es überall breitgetreten", unkte ich, worauf er zum wiederholten Male sein schelmisches Grinsen sehen ließ.
„Du bist echt in Ordnung, Eve, wir kriegen das schon irgendwie hin."
Das Management bekam es ohne weiteres hin. Zu meiner großen Freude stimmte auch hier die Chemie zwischen uns, sodass ich sofort mein Ok gab, als es um das Aufsetzen eines Vertrages ging. Solche Dinge auf die lange Bank zu schieben, brachte nichts. Alles sollte schnellstmöglich unter Dach und Fach sein, wie man so schön sagte.
Oliver Anderson, unter dessen Obhut ich nun agierte, zeichnete sich, wie Niall und Louis, durch eine große Kompetenz aus. Er schlug vor, dass man den Medien reinen Wein einschenken sollte, damit nicht irgendwelche hirnrissigen Gerüchte aufkamen. Ohnehin würde die Agentur über kurz oder lang die Zusammenarbeit mit mir bekanntgeben, sodass die Branche erfuhr, dass ich wieder im Geschäft war.
Niall sprach mit Louis, um alles absegnen zu lassen und dann nahm die Sache ihren Lauf. Wir besprachen die Einzelheiten des Vertrages, zum Glück kannte ich mich da noch ein wenig aus, und bevor wir uns wieder verabschiedeten, meinte Oliver Anderson: „An welche Kanzlei sollen wir die Verträge schicken?"
„Am besten zu Willard & Partner. Die kenne ich noch von früher", gab ich zur Antwort.
„Fein, dann machen wir das so."
„Und wieder sind wir einen Schritt weiter", erklärte Niall erleichtert, als wir das Gebäude verließen.
„Ja, und der Rest wird sich auch noch ergeben", stimmte ich zu.
Zum Abschluss des Tages hielten wir es für eine gute Idee, Louis in seinem Studio zu überfallen. Er schien jedoch nicht alleine dort zu sein, denn als ich hinter ihm und Niall den Aufnahmeraum betrat, fiel mein Blick auf einen hübschen jungen Mann mit dunklen Haaren und grünen Augen. Seine Grübchen, die hervortraten, als er mich freundlich angrinste, waren wirklich süß. Auf mich wirkte er wie ein junger Mick Jagger, selbst die Ausstrahlung passte, aber da ich One Direction gegoogelt hatte, wusste ich sofort, wer da vor mir saß.
Artig erhob Harry Styles sich von seinem Platz und hielt mir seine Hand zur Begrüßung entgegen.
„Hallo, ich bin Harry, Louis hat mir schon von dir erzählt. Er hat so von deiner Stimme geschwärmt."
„Er ist ein Schleimer", erwiderte ich trocken, worauf Niall in lautes Gelächter ausbrach, während Louis versuchte eine angepisste Miene aufzusetzen, was jedoch gründlich misslang. Stattdessen entfuhr ihm ebenfalls ein Lachen.
„Setz' dich, Eve. Ist beim Management alles glatt gelaufen?"
Niall und ich berichteten abwechselnd über das Gespräch, was Louis mit einem zufriedenen Nicken quittierte.
„Fein, dann kann es ja bald losgehen, vorausgesetzt Niall strengt sich an."
„Ach komm schon, Louis, Nialler weiß wie es geht", nahm Harry seinen Bandkollegen in Schutz. „Er hat so ein tolles Album geschrieben."
„Aber zehn oder mehr Songs für jemand anderen zu fabrizieren, ist gar nicht so einfach", erklärte Louis. „Ich weiß, wovon ich spreche."
„Sicher", kam es von Niall, „aber die erste Single gehört mir alleine. Und was den Rest angeht, werde ich mir noch überlegen, ob ich Eve mit euch teile."
Als ich ihn so reden hörte, musste ich schon wieder lächeln. Uns verband etwas, das spürte ich deutlich, denn auch ich wollte ihn als Songschreiber nicht hergeben müssen. Innerhalb weniger Tage hatte sich ein gesundes Vertrauen zwischen uns aufgebaut. Allerdings musste ich Louis ebenfalls zustimmen. Alleine ein Album für einen anderen Künstler zu schreiben, das war verdammt schwer.
Wir verbrachten mehrere Stunden in Louis' Studio, bestellten Pizza, tranken Wasser und Cola und redeten über Gott und die Welt. Es war so leicht, mit diesen jungen Männern zu kommunizieren, denn sie besaßen einen außerordentlich tollen Humor. Manchmal fehlte mir das bei den Amerikanern, der typische britische Witz. Was Niall anging, er konnte da als Ire locker mit den Briten mithalten.
„Du lebst in LA, hat Louis mir erzählt. Ich habe auch ein Haus dort", sprach Harry, bevor er in sein letztes Stück Salami-Pizza biss.
Ein kleines Seufzen entwich mir. „Ich liebe das Klima dort, es ist meist sonnig und warm."
„Ja, deswegen habe ich dort ein Motorrad."
Kaum hatte Harry diesen Satz ausgesprochen, wurde ich hellhörig. Ich liebte Motorradfahren, nur leider konnte keiner meiner Kumpels mit einem solchen Gefährt aufwarten. Mein Ex hatte eines besessen und ich saß stets als Sozia hinter ihm. Wie oft waren wir an der Küstenstraße entlanggebraust, nur zu gut erinnerte ich mich an die schöne Zeit.
„Es ist toll, dass du Motorrad fährst. Ich mochte es immer, hinter meinem Ex-Mann zu sitzen", erklärte ich, worauf Harry spitzbübisch grinste. Da war er wieder, der Mick-Jagger-Blick, der bestimmt alle Frauenherzen zum Schmelzen brachte. Aber Niall und Louis brauchten sich keineswegs hinter ihm zu verstecken. Alle drei waren total unterschiedliche Typen und bedienten demnach auch die verschiedenen Geschmäcker der weiblichen Fans. Nur den Vierten im Bunde kannte ich noch nicht, war mir jedoch sicher, dass es sich auch bei ihm um einen interessanten jungen Mann handelte.
„Wo ist eigentlich euer Liam?", fragte ich und klappte den leeren Pizzakarton zu.
Alle drei antworteten wie aus einem Munde: „Windeln wechseln."
Prompt brachen alle in Gelächter aus, einschließlich meiner Wenigkeit, denn die Jungs brachten ihre Bemerkung so trocken hervor, dass mir gar keine andere Wahl blieb, als mitzulachen.
So lustig dieser Tag zu Ende ging, so ernst startete der neue. Überall in der Klatschpresse waren Meldungen über Niall und mich zu lesen. Die SUN brachte einen Riesenartikel mit den Bildern, welche die Paparazzi geschossen hatten.
„Niall Horan und Eve Lancaster, heimliche Affäre?", lautete die fette Schlagzeile.
Niall hatte es prophezeit, wir steckten beide in einem heftigen Schlamassel. Hinzu kam, dass mir plötzlich jede Menge komischer Menschen auf Instagram, aber auch auf Twitter, folgten. Wildfremde Leute schrieben mich an, meine Nachrichten auf den sozialen Plattformen nahmen ein bedrohliches Ausmaß an und ich verlor so langsam aber sicher den Überblick. Schließlich rief ich Niall an, der sich auch sofort meldete.
„Hallo, Eve, na hast du auch gelesen, dass wir eine Affäre haben sollen?", begrüßte er mich.
„Ja, aber das ist nicht mein Problem."
„Oh, du wärst also nicht abgeneigt?", frotzelte er.
„Schalte dein Hirn ein, Horan", knurrte ich, „und sage mir, wie ich diese Nachrichten abstelle."
„Welche meinst du?"
„Twitter und Instagram. Ich bin mir sicher, dass da die Möglichkeit gibt, dass man nur von Personen angeschrieben werden kann, die man wirklich kennt."
„Das ist einfach, liegt nur an einer Einstellung."
Nachdem Niall mir alles genauestens erklärt hatte, versuchte ich mein Glück. Gott sei Dank hatte ich Erfolg, den ich sogleich an Niall berichtete.
„Es hat geklappt, ich danke dir."
„Gut, dass Küsschen kannst du mir später geben", lautete seine lässige Antwort.
„Küsschen? Wie kommst du denn darauf? Und wo bitte soll ich dir das geben?"
„Ich war so frei, dir ein Taxi zu schicken, dass dich zu mir bringen wird. Der Zirkus in der Stadt geht mir auf die Nerven. Wir müssen den Song in Ruhe schreiben. Und die haben wir bei mir zuhause."
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Eine Stunde später betrat ich zum ersten Mal Nialls Haus, in einem der Londoner Außenbezirke. Dabei handelte es sich um einen hübschen Bungalow, der sehr geschmackvoll eingerichtet war. Als ich ihm diesbezüglich ein Kompliment machte, lächelte er nur und sagte: „Das habe ich alles selbst ausgesucht. Die Möbel, den Fußbodenbelag und die Farbzusammenstellung."
„Wenn es mit der Musik nicht mehr klappt, kannst du Innenarchitekt werden", zog ich ihn auf.
Nialls Blick sprach Bände und plötzlich hielt er mir seine rechte Wange hin.
„Soll ich dir eine Klatschen oder was?", fragte ich, was ihn zu einem Lachen animierte.
„Nein, aber ich hätte gerne mein Küsschen. Schließlich habe ich dich gerettet."
Gut, dass hier keine Paparazzi Zutritt hatten, denn ich drückte ihm wahrhaftig einen leichten Kuss auf die Wange, der unsere Freundschaft endgültig besiegelte.
„Danke, lieber Niall, dass du mich gerettet hast."
„Bitte, liebe Eve, gern geschehen. Und jetzt lass uns an deinem Song weiterschreiben."
Da die erste Strophe bereits stand, widmeten wir uns der zweiten. Als wir damit begannen, kannten wir das Ende nicht, doch als wir das Ende erreichten, da waren wir beide überrascht.
Wir spürten, dass es ein ganz besonderer Song werden würde.
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Hallo ihr Lieben, ein österliches Update für SOUL - Ich bin so gespannt, was ihr zu diesem Kapitel sagt, denn es ist ja einiges passiert. Ich habe mich jedenfalls beim Schreiben köstlich amüsiert.
Was denkt ihr über Nialls und Eves Freundschaft? Und über die Schlagzeilen in der SUN? Wird das noch schlimmer werden?
Der Songtitel, den ich für dieses Kapitel ausgesucht habe, wird im Original von Prince gesungen. Etta James hat im Jahr 2006 ein Album veröffentlich, auf welchem sie ihre Lieblingslieder anderer Interpreten nachgesungen hat. Ich finde ihre Version des Songs ist super toll. Das Album heißt übrigens "All the Way", falls es jemanden interessiert.
Ich danke euch ganz herzlich für die unglaubliche Anteilnahme an dieser Geschichte. Obwohl die Leserschaft recht klein ist (im Vergleich zu meinen anderen Stories), so bekomme ich doch sehr viele tolle Kommentare, die mich spüren lassen, dass ihr mit ganzen Herzen dabei seid. Danke, danke, danke! ♥♥♥
LG, Ambi xxx
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