8. Vergessen
"Was ist denn mit dir passiert?"
Ich hatte mich vorher schon gewundert, aber meine Klappe gehalten, als ich Jinhwans geschwollene Lippen gesehen hatte, aber nun, nachdem er sein Shirt über seinen Kopf gehoben hatte, fielen mir auch die Rötungen an seinen Hüften und die dunklen Bisse quer über sein Schlüsselbein auf.
Jinhwan vergrub verzweifelnd sein Gesicht in seinem Shirt.
"Frag bitte nicht. Ich hatte die schlimmste Make-Out-Session überhaupt mit Jackson, weil Jiwon seine Kräfte nicht erreicht hat."
Oh?
Ein spöttisches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und zufrieden schlug ich die langen Beine übereinander.
"Naja, deine Kräfte sind ohnehin die stärksten, Jackson war immer nur ein Fall für dich."
Wir hatten mit ihren Gedanken gespielt, sie glauben gemacht, dass sie hier freiwillig bei uns waren. Und wir hatten sie alles über den Unfall und Mino vergessen lassen. Dass auch jetzt niemand von ihnen vom Amulett wusste, bedeutete, dass sie es nicht in ihrer Macht hatten.
Der Befehl von unten war allerdings mit ihnen hier auszuharren und sie zum bleiben zu zwingen, bis wir mehr wussten, also würden wir genau das tun.
Jackson hatte allerdings wesentlich mehr Gedanken an Mino gehabt, die es zu löschen galt und Jinhwan wusste natürlich am besten, wie er in dieser Gestalt noch an seine Meerkräfte kam.
Ich hatte aber auch gut gearbeitet, dem armen Chan Jinyoung abgenommen.
"Trotzdem, das war..." Jinhwans kleiner Menschenkörper erschauderte etwas.
Pflichtbewusst erhob ich mich, um mich selbst umzuziehen, heute hieß es schwimmen gehen.
In dieser Pause hatten wir mehr oder weniger Urlaub, also warum nicht einfach Spaß haben? Wir durften uns nur nicht emotional binden, falls doch noch eine Hinrichtung nötig wäre.
Aber ansonsten durften wir tun und lassen, was wir wollten und diejenigen der anderen Gruppe, die nicht heiß waren, waren immerhin lustige Typen, ich machte mir da keine Sorgen.
"Mein Kopf ist auch fast gerollt, als ich mir Jaebeom gepackt hab, mach dir keine Sorgen." Ich zeigte ihm ein paar blaue Flecken, wo der Mann sich mit Zähnen und Krallen damit gewehrt hatte von mir geküsst zu werden.
Jinhwan akzeptierte es nickend und schlüpfte dann in ein frisches Shirt, fuhr sich durch das weiterhin grüne Haar.
"Wir färben dich morgen, damit Jackson sich nicht plötzlich an dich erinnert."
Ich nickte bloß, hielt es ebenfalls für keine schlechte Idee und folgte Jinhwan dann aus der Hütte hinaus auf den Sand, wo sich bereits so gut wie alle anderen angesammelt hatten.
Donghyuk stand lässig an Yugyeom gelehnt, mit einem Arm um die Schultern des Größeren, während Bambam düster neben ihnen brodelte und auf den Boden stierte. Jinhwan ging los ihn ablenken, während ich mich noch suchend nach Youngjae umsah.
Aber Fehlanzeige, der junge Mann stand direkt neben Jaebeom, der einen Arm um Jinyoungs Hüfte hatte und dem anderen grinsend etwas ins Ohr flüsterte.
Der Röte auf seinen Wangen nach zu schließen, war es sehr interessant.
Youngjae hielt Jacksons Koala, während der eigentliche Besitzer laut und animiert mit Jiwon diskutierte, beide lachten dumm vor sich hin und Jackson warf seinen gesamten Körper in das Gespräch.
Chanwoo hatte Schutz bei Yunhyeong gefunden, die beiden schafften ihren Job nicht so ganz aber naja, so wie die drei da hinten grad aussahen, würde ich das auch nicht wollen.
Wir warteten noch auf Mark und sobald dieser dann auch zu uns stieß, gingen wir los, zu einer versteckten Bucht, an der man die meisten Fische fangen konnte.
Sobald ihnen ihre unguten Erinnerungen fehlten, wirkten diese Jungs sofort ganz anders.
Sie lachten deutlich mehr, waren ehrlicher und ausgelassener, uns gar nicht so unähnlich, wenn man sie so beobachtete.
Yugyeom und Bambam hatten von Anfang an kein Interesse am Fischen und bauten stattdessen Sandburgen, prächtige Schlösser, die wirklich nicht so gut halten sollten, wie sie es taten. Bambam war für einen Tag am Strand lächerlich stylisch gekleidet, wir hatten ihre Klamotten herzaubern lassen und wirklich, was waren diese hautengen Ledershorts, Mann. Und sonst zwei Lederketten und eine Sonnebrille? Ohrringe? Wie er wollte.
Ich war heute faul, hatte immerhin jetzt keinen Grund mehr irgendwen zu piesacken und ließ mich etwas im Wasser treiben, vermisste es ungemein dieses die ganze Zeit um mich zu haben.
Natürlich war es hier oben auch ganz in Ordnung, aber die Sonne, das Land, die Trockenheit, es war alles nichts, dass ich in diesem Ausmaß gewohnt war.
Ich hörte Jacksons lautes, kreischendes Lachen und meine Mundwinkel zuckten ebenfalls, doch meine Augen blieben träge geschlossen.
Bis es irgendjemand für eine gute Idee hielt mir eine Ladung Wasser ins Gesicht zu schmeißen.
Sofort verschluckte ich mich daran, bekam es in den Rachen und verfluchte sofort das unangenehme Gefühl, das sich daraufhin in meinen Atemwegen ausbreitete.
Auch an dieses hatte ich mich erst gewöhnen müssen, so ganz ohne Kiemen.
Ich fuhr hoch, erwischte Chanwoo am Kragen bevor er es schaffte mir davon zu kommen und versenkte ihn ihm Wasser, flog irgendwann selbst außer Gleichgewicht rückwärts.
Aus unserem Geblödel entwickelte sich ein reines Chaos.
Plötzlich war da Jackson unter mir und hob mich auf seine starken Schultern hoch, verschaffte mir einen Vorteil Chanwoo gegenüber, der in Panik eilig nach Jiwon rief.
Bevor ich meinen Sieg allerdings lange genießen konnte, griff mich auch schon Youngjae unerwartet von der Seite an, trug ein lautes, offenes Lachen auf dem Gesicht, als Jackson und ich nach hinten kippten, unsanft im Wasser aufschlugen.
Jaebeom musste unter Youngjae ebenfalls unfreiwillig grinsen, als das glückliche Lachen seines Bruders alle zum Lächeln kollektiv brachte.
Ich griff mir Jinhwan, sobald ich wieder aufgetaucht war und nahm ihn hoch, wusste genau, dass er alle anderen platt machen würde.
Da hatte ich allerdings noch nicht so ganz mit Bambam und Yugyeom gerechnet, die ebenfalls begeistert angerannt kamen und ohne weitere Diskussion das beste Team waren, uns gnadenlos in den Wellen versenkten.
Ich lachte so viel, dass mir nach all dem das Gesicht weh tat, meine Wangen sich ungerecht behandelt fühlten.
Wir verbrachten Stunden damit durch das klare Wasser zu toben, miteinander zu spielen und zu scherzen und als ich das nächste Mal eine Verschnaufspause machte, war es bereits Abend und die Sonne versank feurig im Meer.
Voller Wunder betrachteten wir gemeinsam das Schauspiel.
Zwar war ich schon des Öfteren abends zu den Felsen gekommen, um mich an ihnen empor zu ziehen und den Sonnenuntergang zu betrachten, aber er erstaunte einen doch immer wieder auf's neue.
Mein Blick glitt von ihm suchend zu Jinhwan, dessen sanftes Gesicht zärtlich vom orangenen Licht umspielt wurde und sofort spürte ich, wie ein Riegel, der den ganzen Tag über offen gewesen war vor meinem Herz zu fiel.
Das Leben war unfair.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top