7. Zögern

Ich entfernte mich frühzeitig vom Partygeschehen, wusste zwar die Musik und die Stimmung zu schätzen, doch es war nichts für die Dauer.

Ich hatte meine inzwischen Sandalen ausgezogen und ging derzeit barfuß durch den feinen Sand, spürte ihn ulkig zwischen meinen Zehen kitzeln.

Natürlich hielt ich es für gut diese Jungs gefunden zu haben, die bereit waren ihre Habe mit uns zu teilen und uns bei sich aufzunehmen, doch ich wünschte mich dennoch immerzu heim, mit einem Buch auf meine Couch oder einem Puzzle und Jaebeom auf den Boden.

Der geplante Urlaub war zwar immernoch ein Urlaub und nicht zum Überlebenskampf geworden, aber er war vom Tod beschattet, wir wussten auch weiterhin nicht, wo die letzten beiden Crewmitglieder abgeblieben waren.

Und Jackson ging es schlecht. Wenn es Jackson schlecht ging, ging es uns allen schlecht.

Ich stolperte mehr oder weniger über Junhoe, der mir mit Youngjae an seinem Arm hängend entgegen kam, plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte.

"Hyuuuuuuung!", begrüßte unsere kleine Sonne mich sofort betrunken, floppte ereignislos in meine Arme.

"Du hättest ihn nicht so viel trinken lassen sollen." Wies ich Junhoe stirnrunzelnd hin, als Youngjae mich nur dämlich anlachte, hatte allerdings auch eine Schwäche für einen süßen Youngjae.

Verfluchte Familie.

"Hmm, sag mal, hab ich hier irgendwo Blut? Ich habe mich vorhin aufgekratzt.", sorgte Junhoe sich wohl um sein gutaussehendes Gesicht, zeigte mir im Dunkeln einen Fleck unter seiner Wange. Ungläubig schnaubend klemmte ich mir Youngjae an die Seite und beugte mich näher zu ihm, um die gezeigte Fläche etwas unter die Lupe zu nehmen.

Junhoe überraschte mich, indem er unvermittelt nach vorne schoss, um seine Lippen auf die meinen zu drücken, mich schlagartig dazu zu bringen geschockt zurück zu weichen.

"Yah!", schimpfte ich mit einer Hand über meinem Mund, er lachte bloß mit glänzenden Augen auf.

"Sorry, das musste sein." Damit wanderte er gut gelaunt von dannen, fragte nicht weiter wegen dem Blut an seiner Wange.

Konfus wandte ich mich einem singenden Youngjae zu und sah resigniert zu, dass ich den lallenden Mann in sein Bett bekam.

-

Einige von uns waren am nächsten Morgen dezent verkatert. Youngjae rollte mit seinem Kissen auf seinem Kopf jammernd in seinem Bett umher, Yugyeom und Bambam waren hoffentlich ganz tot und Mark kochte sich seinen Kaffee ebenfalls murrend.

Es war eigenartig zu erwachen, es fühlte sich so an, als hätte ich etwas verpasst oder übersehen.

Mich verwirrt am Kopf reibend saß ich in der Küche und frühstückte, handelte mir selbst eine Migräne vom vielen Nachdenken ein.

Als Jaebeom sich einige Zeit später mit geschlossenen Augen zu mir gesellte, war ich zwar schon fertig mit Essen, aber ich zog es doch vor ihm Gesellschaft zu leisten.

Er brauchte morgens immer eine Weile, wie eine Blüte im Frühling machte er langsam stetigen Fortschritt, bis er dann endlich die Augen offen hatte, sprach und aß.

"Was steht für heute an? Wir sollten diese drei Monate hier nutzen und so viel Zeit wir möglich auf den Beinen sein."

Und das von einer faulen Socke wie ihm, er musste seine Seele mit der von Jackson vertauscht haben.

"Hmm da müssen wir Jinanie fragen, er wollte doch die erste Woche schmeißen.", gab ich ratlos zurück, war selbst aufgeregt wegen unseres Urlaubs und all dem Spaß, den wir haben würden.

Ich hob die Hand, wischte zuneigungsvoll einen verlorenen Krümel von Jaebeoms Wange und lächelte warm, als er den günstigen Moment nutzte, um meine Fingerspitzen zu küssen.

Unisono sahen wir auf, als Jiwon die Küche betrat und uns beiden verschwörerisch zuzwinkerte.

Meine prickelnde Hand kehrte kleinlaut wieder an meine Seite zurück.

"Heute gehen wir fischen, ihr Turteltäubchen benehmt euch bitte.", grinste er ansteckend und ich wandte mich bemüht desinteressiert ab, während Jaebeom nur verlegen grinsend in seinem Essen herumstocherte.

"Könnt ihr dann den Rest wecken gehen? Wir kriegen Yunhyeong gerade nicht aus den Federn."

Wir nickten ihm knapp zu und Jiwon ging grinsend wieder.

Ich erhob mich, als Jaebeom fertig war mit essen und nahm sein Geschirr mit mir, um es erst weg zu räumen, bevor er es mal wieder stehen ließ.

Jaebeom beobachtete mich dabei, wie ich mich über den Geschirrspüler beugte, um die Sachen darin zu platzieren und danach die Cornflakes wieder in das Regal stellte.

Seine dunklen Augen trafen meine, als ich mich danach wieder zu ihm herum drehte und einladend legte er den Kopf schief.

Ohne Worte trat ich auf ihn zu und zwischen seine geöffneten Beine, beugte mich zu ihm hinab, um ihn zu küssen, während seine großen Hände vertraut meine Taille fanden.

Uuuund Mark wanderte in die Küche.

Das war der Fluch des Zusammenlebens.

"Lasst euch nicht stören, ich bin sofort wieder weg.", murmelte er ohne aufzusehen, doch der Moment war bereits gebrochen und ich trat von Jaebeom weg, entzog mich seinen unwilligen Händen.

"Bleib. Ich muss die Kinder wecken gehen."

Damit wanderte ich hinaus und von Zimmer zu Zimmer, um alle zu wecken.

Bei Jackson verharrte ich allerdings.

Der Mann saß wach auf seinem Bett, das Kinn auf der Hand abgestützt und starrte so eingehend auf den Boden, als versuche er ein Loch in diesen hinein zu brennen.

"Alles klar bei dir?", verlangte ich behutsam zu erfahren und sah dann an ihm herab auf seinen Schoß, wo ein Buch lag, ein Buch über Meerjungfrauen und andere Meeresbwohner.

Ich wartete, sah konfus zwischen Jackson und dem Buch auf und ab.

"Hier stimmt etwas nicht, Jinyoung. Ich habe ihn gesehen, mit einer Schwanzflosse, wie er ihn ins Wasser gezerrt hat! Er kann unmöglich Beine haben!"

Ich blinzelte zweimal.

"Wovon reden wir hier gerade, Jackson?"

Ich begann mir Sorgen um meinen Freund zu machen, überlegte es mir Mark um Hilfe zu rufen.

"Von Junhoe! Am Tag, als wir angekommen sind, ich sah ihn im Wald, wie er den Körper mit sich ins Wasser gezogen hat! Er hatte ganz eindeutig eine Schwanzflosse und alles! Und jetzt ist er ein Mensch."

Ich begriff nichts.

Was redete er da schon wieder?

Es machte mir Angst.

"Jackson... Welchen Körper?"

"Von Minho! Er hat Minhos Leiche mit sich gezogen!"

Mich überlief es eiskalt, mir schien es, als gefriere mit einem Mal die Zeit um mich herum.

Meine Stimme sank zu einem kraftlosen Flüstern herab.

"Jackson.", sagte ich schockiert.

"Wer bitte ist Minho?"

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