6. Schlachtplan

Ich lag wieder in meinem Bett, presste mir einen Beutel Eis an den Kopf, wo ich mich gestern angeschlagen hatte und litt.

"Du bist selbst schuld. Du wurdest vor Jinyoung gewarnt, es war ganz offensichtlich, als es ihm so wichtig war ihn zu sehen, dass Jaebeom auch nicht ganz einfach ist.", schalt Jinhwan mich von wo er gerade auf dem Tisch seine Wäsche faltete und ich warf ihm einen genervten Blick zu.

"Mir tut alles weh, wie machst du das freiwillig?" Ich setzte mich irritiert auf und piekte meine langen, haarigen Beine, von denen ich es nie erwartet hatte, dass sie sich so widerlich anfühlten, wie sie aussahen.

"Es ist nicht jedermanns Geschmack. Sei lieber froh, dass du sie hast und dass sie lang sind. Ich hasse meine Größe als Mensch."

Er platzierte eingeschnappt einen Stapel Hemden in seinem Schrank.

Ich beobachtete mit einer ekligen Faszination, wie meine Zehen sich unabhängig voneinader bewegten, dann beendete ich das absurde Spiel und kam wieder auf die Beine, Hüfte, Knie und Knöchel protestierten gleichzeitig.

Ich spannte den Kiefer an.

"Wo sind Hanbin und Jiwon?"

Jinhwan nickte mit seinem zierlichen Gesichtchen zum Fenster hin, hinter dem sich das Meer erstreckte.

"Sie sind draußen Surfen gegangen."

Yeah whatever.

Die beiden hatten ohnehin gewaltig eine Schraube locker.

Meine Beine gaben allein bei dem Gedanken schier unter mir nach.

"Gut, dann plane ich sie einfach ein. Wir müssen irgendwie an sie heran kommen, ich habe überlegt, dass jeder von uns sich etwas auf einen spezialisiert, damit es kein Chaos gibt.", teilte ich dem Ältesten ernst mit, schürzte dann skeptisch die Lippen, als er seinen Kopf lachend zurückwarf.

"Junhoe hat nachgedacht, dass ich diesen Tag noch erleben darf, wow."

Ich schlug nach ihm, bis sein kichern wieder abebbte, dann fuhr ich mir seufzend durch die Haare, fand meinen Plan so großartig, während er nur lachte.

"Du solltest die Bohnenstange übernehmen.", versuchte ich es anschließend erneut und Jinhwan wandte mir fragend den Kopf zu, mich juckte es in den Fingern sein Haar aus seinen Augen zu streichen, damit es nicht mehr das hübsche Muttermal auf seiner Wange versteckte.

"Bambam? Warum er? Machst du dann Jinyoung?" Sein Grinsen wurde verschlagen.

Er auch gleich, wenn er so weiter machte.

"Ganz offensichtlich nicht. Ich nehme den kleinen pretty boy."

"Mark?"

"Der Andere."

"Ahh." Er dachte kurz nach. "Youngjae. Eine schlechte Idee ehrlich gesagt, wenn er Jaebeoms Bruder ist. Wen planst du bitte für Jaebeom ein?"

Grinsend verschränkte ich die Arme.

"Hanbin.", erwiderte ich dann schlicht, Jinhwan schaffte es tatsächlich sich an der Luft zu verschlucken und schier zu sterben.

"Ein furchtbarer Plan, wirklich.", brachte er nach all dem Husten unter Tränen hervor und ich grinste nur schief.

Ich mochte ihn.

-

Über den Tag hinweg hatte ich jeden meiner Freunde getroffen und ihnen ihre Rolle erklärt. Wir mussten gezielt nach dem Besitzer von Minos Amulett suchen und durften dabei keinen Stein umgedreht lassen.

Je schneller, desto besser. Ich wollte diese Beine nie mehr wiedersehen.

Ich schmiss also spontan eine Willkommensparty.

Wir bauten eine Musikanlage auf, einen im Wind flatternden Baldachin mit bunten Lichtern darunter, die uns etwas verunsicherten und eine Cocktailbar.

Fragt mich nicht, mit welcher Hexerei unser Rat das alles ermöglichte, ich wusste es selbst nicht besser.

Yunhyeong platzierte sich sofort hinter der Cocktailbar, war viel zu altmodisch für Parties und Jiwon bezog mit Jackson hinter dem DJ-Pult Posten.

Ich musste aufpassen, dass mir all die schrägen Worte nicht wieder entfielen.

Die Stimmung war gut. Wir begannen unsere Feier bei Sonnenuntergang und dennoch war es warm genug, dass wir alle oben ohne herumwandern konnten - ihr wollt gar nicht wissen, wie schlimm sich Klamotten anfühlten.

Jedenfalls spornte unser Opfer auch Jackson - meinen Feind - dazu an sich zu entkleiden, Bambam ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten.

Der Alkohol lockerte sie auf, war unser bester Freund und es dauerte nicht lang, bis Bambam und Yugyeom johlend in unserem Zentrum begannen zu dem lauten Bass zu tanzen, ihre Hüften in einer absurden Art kreisen zu lassen.

Like, wie brachen die sich nichts?

Donghyuk wollte jedenfalls lernen und stiftete auch Jinhwan dazu an, weswegen sie kurz darauf zu viert waren.

Jackson stieg ein, überließ Jiwon sein Pult und lächelte zum ersten Mal, seit sie hier waren.

Er war schwer, Minos Tod schien ihn arg erwischt zu haben. Das Thema war somit empfindlich, allerdings lockte es ihn auch aus der Reserve.

Ich stand mit Mark etwas abseits der Tanzfläche und beobachtete das chaotische Geschehen, wie Jackson mehr und mehr Leute in seinen Bann zog und zum Tanzen brachte.

Er war wie Jiwon, unwiderstehlich. Meine Spannung, ob wir ihn knacken konnten, stieg.

Ich gesellte mich irgendwann mit Mark zu ihnen, der Alkohol in meinem Blut hatte auch mich etwas aufgewärmt und den Ernst der Situation genommen.

Da war Youngjae, mit weit geöffnetem Mund mit Chanwoo lachend, also peilte ich ihn an, schubste Chanwoo unauffällig etwas zu Jinyoung hinüber, der so tanzte, wie ich mich auf meinen Beinen fühlte.

"Junhoe!", begrüßte Youngjae mich freudig, seine Wangen waren rosig und der Blick etwas glasig, aber er war noch halbwegs zurechnungsfähig.

"Hey.", grüßte ich ihn mit dem Killer und Youngjae lächelte mir freudig zu, bevor er mich bestmöglich in den ziellosen Tanz integrierte.

Dass Jaebeom mir nicht augenblicklich das Genick brach, bedeutete, dass Hanbin es in der Tat geschafft hatte ihn abzulenken, was ich natürlich ausnutzte.

Ich tanzte etwas mit ihm, verabreichte ihm dann noch etwas mehr Alkohol und schaffte es schlussendlich ihn etwas abseits zu ziehen, aus dem Machtbereich seiner hyungs hinaus.

Ich setzte ihn in den Sand, machte es mir dann neben ihm bequem und grinste auf ihn herab, als er schwerfällig seinen Kopf auf meine Schulter fallen ließ.

"Es ist ja sooooo schön hier zu sein.", lallte er kichernd, zog meinen Arm auf seinen Schoß, um sich gleich Jacksons Koala daran zu hängen.

Ich lachte etwas nervös in mich hinein, dann wandte ich ihm meinen Kopf zu, schielte nachdenklich auf sein entspanntes Gesicht hinab, wie seine Augen geschlossen waren und seine Lippen leicht geöffnet.

"Wäre es mit Mino nicht besser?", fragte ich achtsam auf seine Reaktionen und Youngjae seufzte nur.

"Hyung war derjenige, der so eng mit Minho war. Wir kannten ihn kaum...", nuschelte Youngjae ungeschickt vor sich hin, bestätigte meine Theorie, dass Jackson am ehesten derjenige war, der das Amulett in seinem Besitz hatte.

"Aber da fragst du am besten Jaebeom, wobei, ich kann mal für dich fragen." Er drehte den Kopf etwas und holte tief Luft.

"Jae-!"

Ich unterbrach seinen Schrei eilig, indem ich ihm meinen Zeigefinger unter das Kinn legte, ihn zu mir drehte, um ihn tief zu küssen.

Youngjae schmolz wiederstandlos in den Kuss hinein, während ich mit den Gedanken bereits anderswo war.

Wir mussten Jackson fokussieren.

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