3. Begegnungen

Das "Puh, zum Glück habe ich das alles nur geträumt"-Phänomen hielt bei mir nicht lange an, als ich die Augen aufschlug und mich sofort in unserer heruntergekommen Hütte wiederfand, in der wir für die Nacht Schutz gesucht hatten.

Der Zustand der Wände und des hölzernen Daches der Behausung war mangelhaft, überall waren Löcher und Bruchstellen, doch wir waren gut durch die Nacht gekommen und dafür sollte es reichen.

Scheinbar hatte auch kein Tier an uns Gefallen gefunden, dachte ich zumindest, bis ich mich aufsetzte und überrascht die beiden Koalas, die sich an Youngjae geklebt hatten, ins Visier nahm.

Naja, der eine war - um fair zu bleiben - Jackson.

Der sonst so energiereiche Mann sah ungemein erschöpft aus, selbst im Schlaf noch waren seine expressiven Augenbrauen unwillig zusammen gezogen und er umklammerte Youngjaes Hüfte, als würde sein Leben davon abhängen.

Youngjae hatte es immerhin geschafft die Geste im Traum zu erwidern, war ebenso eng an Jackson gekuschelt und deutlich zufriedener damit als eben jener.

Für seine "wild and sexy"-Kampagne sah Jackson nun ziemlich alt aus.

Aber das sollte mich nicht stören, er war hier und wohlauf und das war mir gerade wichtiger.

Bei Yugyeom hingegen zog ich es immernoch in Erwägung ihn wieder im Wasser zu versenken.

Der Jüngste von uns war - warum auch immer - bereits wach und hatte scheinbar tatsächlich genügend wenige Gehirnzellen, um wirklich zu glauben, dass es eine gute Idee sei innerhalb einer Hütte ein Feuer anzuzünden.

Ich war so kurz davor sein Gesicht in die nicht vorhandene Glut zu drücken, doch ich beherrschte mich, für Jackson.

Also machte ich es dem Mann nur unmissverständlich klar, dass er die Finger weg lassen sollte und zerrte ihn daraufhin mit mir hinaus in die frische Morgenluft, die Sonne war gerade im Begriff feuerrot aus dem Meer empor zu steigen.

"Jackson hat uns gefunden! Ich war extra brav, um ihn nicht aufzuwecken.", grinste Yugyeom mir blind seiner eigenen Dummheit gegenüber treudoof zu, wirkte selbstzufrieden.

Ich seufzte tief.

"Kein Feuer in der Hütte. Komm, wir suchen uns ein Frühstück."

Yugyeom fiel eilig mit mir in den Schritt, sah sich suchend um.

"Leben Pizzen hier überhaupt? Findet man sie im Rudel? Wie jagt man sie? Oh Gott, hyung, ich hab ja gar keine Ahnung!"

Verführerisch rauschten die kleinen Wellen neben mir, ich sprach zufälligerweise ihre Sprache und sie schrien mich regelrecht an ihnen Yugyeom zum Fraß vorzuwerfen.

Für Jackson.

Tief seufzend schlug ich Yugyeom also nur auf den Hinterkopf und sah dann zu, dass ich irgendwelche verzehrbaren Früchte auftreiben konnte, um die Meute zu ernähren.

Ich hasste meinen Job.

-

Als wir mit den Armen voller Obst zum Lager zurückkehrten, war auch der Rest wach und voller Mitleid für Jackson, wo zuvor noch Wut oder Sorge gewesen war. Der sonst glückliche Mann saß nur betrübt und wortlos auf dem Boden und starrte vor sich hin, auf seinem Schoß räkelte sich faul der Koala, den er aufgegabelt hatte.

Wir brachten ihn mit vereinten Kräften dazu etwas zu essen, ich hatte immerzu ein Auge auf ihn, wollte es vermeiden ihn in seiner Gram allein zu lassen.

Noch immer sorgte ich mich um die fehlenden Freunde. Sobald es Jackson etwas besser ging, rief ich darum die Truppe auch sofort zum Aufbruch auf, um sie suchen zu gehen.

Jackson trug seinen Koala auf seinem Arm und ich beobachtete scharf, wie Youngjae stets an seiner Seite hing und versuchte den kleineren Mann etwas aufzuheitern. Yugyeom und Bambam hingegen tobten ausgelassen über den Strand, genossen ihren unfreiwilligen Urlaub in vollen Zügen und ließen sich hierbei von nichts und niemanden aus dem Konzept bringen.

Ich litt unter der Sonne.

Mir war es einfach zu warm.

Ich mochte die Kälte, eisige Tage draußen, die man bequem mit einem Buch vorm knisternden Holzfeuer verbrachte.

Wer wollte schon den Dschungel.

Yugbam ganz offensichtlich.

Jacksons Koala hieß Wang und war vermutlich mein angenehmster Geselle momentan, er schlief nämlich einfach nur vor sich hin.

Wir waren angenehm überrascht nach einigen Stunden Strandmarsch ein waschechtes Dorf zu finden.

Warum auch immer waren wir kollektiv einfach spontan davon ausgegangen allein auf einer Vulkaninsel gestrandet zu sein, fern ab von aller Zivilisation, aber nein, es gab ein Dorf und es gab auch Zivilisation.

Die Ironie.

Es war ein kleines Fischerörtchen nahe des Strandes, man konnte die bilderbuchreifen Hütten an zwei Händen abzählen. Yugbam rannten uns sofort quietschend davon, johlten und schrien durch die leeren Straßen, bis neugierig die Dorfbewohner begannen nachzusehen, wozu der ganze Radau war.

Aus einer typisch-Strand-Hütte trat uns kurz darauf ein großer, junger Mann entgegen, ein Schopf von türkisnem Haar machte ihn sofort unfreiwillig zu Bambams neuen besten Freund.

Yugbam verwickelten den gebräunten Typen sofort in ein Gespräch, diskutierten wild und mit großen Gesten, während der arme Mann nur verwirrt in seinen Shorts und einem weißen T-Shirt da stand, sie voller Fragen anstarrte.

Als ich mit Jackson und Youngjae näher kam, bemerkte ich neutral, wie gut der Mann tatsächlich aussah, mit kräftigen Gesichtszügen, vollen Lippen und stürmischen Augen.

Er sah nicht besonders koreanisch aus, hatte immerhin helle Augen, aber er sprach zumindest unsere Sprache.

"Hi.", grüßte ich ihn so gelassen wie möglich und der Mann atmete unbemerkt auf, schien erschlagen von Yugbam zu sein.

Bro I feel u.

"...hallo... Ich bin etwas verwirrt. Ihr seid hier gestrandet?" , fragte er mich in einer angenehm rauen und tiefen Stimme, sein Blick ging berechnend durch unsere Reihen.

Bei Jackson hing er etwas fest und ich wandte mich verständnisvoll um, um Jackson zu sagen, dass er seinen Koala wegschicken sollte, als ich den Blick des Blonden bemerkte.

Er beobachtete den Fremden aus schmalen Augen, ganz ungewohnt kalt und abweisend, wie als würden sie einander kennen.

Und nicht mögen.

Ich vermerkte es mir.

"Ja, gestern. Unser Schiff ist im Sturm gesunken.", wandte ich mich bemüht höflich wieder an den Mann, der sich erstaunt über die Stirn strich, schwarze Schlieren darauf hinterließ.

Er hatte Öl an den Händen.

"Oh, wirklich? Naja, warum wäret ihr sonst hier, hm? Wir haben hier leider auch keine Möglichkeit euch heim zu bringen, uns besucht nur einmal im Monat eine Fähre... Aber ich kann euch vielleicht eine Unterkunft besorgen? Gegen Arbeit, versteht sich."

Ich grinste den Mann dankbar an, nahm sein Angebot sofort an.

"Park Jinyoung." Ich reichte ihm geschäftlich meine Hand. "Vielen Dank für deine Hilfe, wir wissen sie zu schätzen."

Der Mann ergriff sie freudig, seine sturmgrauen Augen verschwanden schier unter der Wucht seines Grinsens.

"Koo Junhoe, willkommen in unserem bescheidenen Dorf, fühlt euch wie daheim."

Jackson wich unsicher einen Schritt zurück.

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