20. Finderlohn
Bei den Inseln in deren Nähe die Marinetruppe mich scheinbar aufgegabelt hatte angekommen, teilten wir uns auf. Wir wollten versuchen das Gebiet möglichst weitläufig abzusuchen und das am besten in der kürzesten Zeit, wer wusste schon, was den anderen passiert sein könnte.
Mit Yongguk, dem Captain und Junhong, dem Frischling zusammen bildete ich also eine Dreiergruppe und wir fuhren mit einem kleineren Motorboot erst einmal um die komplette Insel herum. Die umliegenden Gewässer waren ruhig, wir fanden auch keine Körper, tot oder lebendig, weswegen wir uns nach kurzer Absprache mit den anderen in das gefundeneDorf auf machten, während der Rest die zweite Insel in der Nähe unter die Lupe nehmen würde.
Doch auch der Anblick der kleinen, gedrängten Hütten weckte keinerlei Erinnerungen bei mir, ich konnte meinen beiden Gefährten nicht weiterhelfen, als sie sich suchend umsahen.
"Es macht wenig Sinn, dass dieses Dorf hier ist... Es ist weder auf unseren Karten verzeichnet, noch haben wir irgendwelche Daten von seinem Bau.", stellte Yongguk düster fest, während wir langsam hinüber wanderten, trotz seiner sonnigen Lage wirkte das Dorf geisterhaft.
Wir durchsuchten die Hütten und die umliegende Umgebung, fanden allerdings abermals keine Spur von Leben, alles wirkte wie ausgestorben.
"Vielleicht sind sie ja doch ertrunken...?", spekulierte Junhong ratlos, Yongguk schüttelte allerdings bloß den Kopf.
"Die Strömungen hätten sie an Land gespült."
Dennoch war meine Kehle eng, die Furcht stieg mit jeder vergehenden Minute, in der unsere Suche erfolgslos blieb.
In Yongguks Bursttasche knisterte bald ein Funkgerät los, erschreckte mich.
"Hier ist Daehyun. Kommen."
Yongguk hob sein Funkgerät an seine Lippen.
"Bang. Kommen.", nahm er an und ich verschränkte nervös meine FInger miteinander.
"Wir haben auf der zweiten Insel einen Haufen Leute gefunden, insgesamt 12 an der Zahl, 13, wenn man den, den sie im Käfig haben mitzählt. Einer von ihnen braucht sofort medizinische Behandlung, 6 erscheinen wie Waldeinwohner, die anderen 5 wie die Freunde von Jinyoung. Wir versuchen noch die Person im Käfig zu identifizieren. Habt ihr etwas? Kommen."
Yongguk lauschte Daehyun geduldig, seine Augen beobachteten prüfend jede meiner Reaktionen, wie ich die Augenbrauen zusammen zog, als nur von 5 die Rede war und dass einer verletzt war.
War es einer meiner Freunde, der Hilfe benötigte? Oder einer von ihnen? Und warum saß da jemand in einem Käfig?
Ich erschauderte.
Vielleicht waren diese Ureinwohner ja Kannibalen und das im Käfig war Bambam, der sie so sehr genervt hatte, dass sie nun planten ihn zu essen und Yugyeom könnte Hilfe brauchen, weil sie bereits begonnen hatten ihn zu essen... An sich nicht schlecht, aber das wurde es, sollte es irgendjemand anderes sein.
"Verstanden. Hier ist nur ein Geisterort. Wir kommen zu euch rüber, schick mir die Koordinaten zu. Ende." Damit packte er das Gerät wieder weg und griff zu seinem Handy in seiner anderen Tasche.
Junhong legte mir voll neuer Hoffnung eine schwere Hand auf die Schulter.
"Na siehst du, das klingt doch schon mal gut. Sobald wir wissen, wer das im Käfig sein soll, hast du vielleicht in wenigen Stunden all deine Freunde zurück.", lächelte er mir aufmunternd zu, ich sah nur kommentarlos von ihm zu Yongguk, der meinen Blick verschlossen erwiderte.
"Dann fahren wir rüber und identifizieren sie.", beschloss er dann gelassen und wandte sich um, um uns den Weg zurück zum Boot zu weisen.
Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir dieses auch und fuhren dann über die hübschen Fluten hinüber zur anderen Insel, legten neben dem Schiff der anderen Gruppe an.
Youngjae war bereits vom Berg hinab gekommen, um uns zu empfangen und an seiner Seite war Mark. Dem kleineren der beiden sprangen sofort die Tränen in die Augen, als er mich sah und mein Herz quetschte sich in Emotion zusammen.
Ich hüpfte die letzten Schritte platschend durchs Wasser, um ihn zu erreichen und er sprang mir regelrecht in die Arme, hielt mich mit Armen und Beinen nah an sich gepresst.
"Wir dachten du wärest tot! Wir dachten du würdest nie wieder kommen! Wir dachten-" Schluchzend vergrub er sein Gesicht an meinem Hals, ich drückte ihn so eng wie möglich an mich und brachte kein Wort heraus.
Wie konnte ich nur so viel vergessen?
"Ich bin hier.", sagte ich, sobald ich wieder reden konnte und Mark schniefte herzzerreissend an meiner Haut, ich spürte seine Tränen meinen Kragen nässen.
Mark sagte nichts mehr, er entknotete sich nur irgendwann von mir und griff sich meine Hand, um mich sehr ernst und besorgniserregend tiefer in den Wald zu führen.
Die Marinesoldaten folgten uns leise, aber ich fukossierte nur Mark, wie er sich an mir fest klammerte wie als hinge sein Leben daran ab und drängender denn je musste ich wissen, was geschehen war.
Die Pfade den Wald hinauf waren verschlungen und der Aufstieg war schweißtreibend, aber Mark zog mich stur mit sich, hielt nicht an, um sich das nasse Haar aus der Stirn zu streichen.
Ich wollte sprechen, ihn um eine Erklärung bitten, aber keine Worte fanden ihren Weg aus meinem Hals, weswegen wir nur liefen, die drei weiteren Männer hinter uns eisern ignorierten.
Als wir endlich unser Ziel erreichten, waren wir weit oben am Berg, viel höher ging es eigentlich gar nicht.
Hier war eine Art Plateau, auf der ein Lager errichtet worden war, ich zählte drei Hütten und davor eine große Feuerstelle. Um diese erloschene Feuerstelle herum saßen einige Männer, ich erkannte das hervorstechende türkisne Haar von Bambam sofort.
Also war er noch nicht gegrillt worden.
Mark zog mich zu ihnen herüber und ich war sofort begraben unterm einem weinenden Youngjae, zwei zur Abwechslung sehr mitleidswürdigen Maknaes und einem kreischenden Jackson.
Unser Wiedersehen dauerte etwas und bestand nur aus Vorwürfen mir gegenüber, während ich nur ratlos nebendran sitzen konnte.
Danach saß ich mit ihnen in einem Kreis und lauschte ihrem Gebrabbel, ab und zu folgten meine Blicke unruhig den gefährlich wirkenden Wilden, die im Lager umher gingen.
"Und dann stand da plötzlich Hoseok in der Tür und wollte, dass wir ihm folgen, ich sage dir, das war ein Schock! Junhoe und die anderen waren da gerade nicht da und wir sind mit, als sie sagten, dass sie in Jinyoungies Namen da wären aber wow, das war kein Spaß! Wir hatten alle panische Angst!", plapperte Jackson gerade außerhalb vom Kontext vor sich hin und ich lauschte mit schief gelegtem Kopf, suchte noch eine Verbindung zwischen all den Geschichten hier.
"Wir dachten damals schon, dass du im Meer verschwunden wärest, aber als du dann das zweite Mal nicht mehr aufgetaucht bist, rechneten wir mit dem Schlimmsten! Und dann ohne Jaebeom... Wir wussten nicht, was wir tun sollten." Mit Youngjae zusammen verstummte auch der Rest der Gespräche, ich bekam das Gefühl, dass auch sie nicht alle ganz auf dem gleichen Stand waren.
Wie ich.
"Wo ist Jaebeom?", fragte ich also neugierig die Frage, die mir die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte, hatte immerhin noch die Hoffnung, dass nicht er derjenige war, den die Marinejungs zuvor mit einem Wilden zusammen abtransportiert hatten.
"Jinyoung.", sagte Mark sanft, griff sich wieder meine Hand und warf einen hilfesuchenden Blick in die Runde, traf nur abgewandte Gesichter.
Mein Hals wurde wieder eng.
"Er ist verschwunden. Wir gehen davon aus, dass das Meervolk ihn entführt hat."
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