17. Heimweh
Jaebeom wich nicht mehr von meiner Seite, sobald er mich wiedergefunden hatte. Während Hyungwon wie auch immer Changkyun behandelt hatte, hatte ich sorgenvolle Stunden damit verbracht zu hoffen, dass es meinen Freunden gut ging, und dass auch die Mitglieder des Clans nicht in eine Falle tappen würden. Als sie dann endlich beschmutzt und erschöpft auf die Anhöhe gestiegen kamen, war die Freude umso größer.
Jaebeom hatte mich vor den Augen aller gefasst und mir überglücklich die Seele aus dem Leib geküsst, war eigentlich nicht so der Typ für öffentliche Zuneigung doch in diesem Moment hätte es uns nicht egaler sein können.
Mit Mark an ihrer Spitze hatte sich dann auch die restliche Gruppe auf mich gestürzt, löcherten mich besorgt mit Fragen um mein Wohlbefinden und warfen dem Clan immer mal wieder schiefe Blicke zu.
Was ich sehr gut nachvollziehen konnte, in der Tat.
Kihyun bot sich willig an all ihre Fragen zu beantworten und hatte bei Jaebeom und Youngjae dabei auch nicht viel zu tun, die beiden hatten es durch meine Angst bereits geahnt, dass etwas mit dem Wasser nicht stimmte.
Der Rest - so sehr sie auch an Märchen glaubten -, war etwas komplizierter. Yugbam waren sofort Feuer und Flamme, wollten auch mal Fischmenschen werden und fragten einhundert und eine peinliche Frage wie diese Wesen sich bitte fortpflanzten, während Kihyun fast so rot wurde, wie sein Haar.
Jackson hingegen starrte nur ungläubig und Mark glaubte an gar nichts, bevor er es nicht mit eigenen Augen sah.
Schade nur, dass wir Junhoe verloren hatten.
Es war noch immer schwer für mich ihre List zu akzeptieren, viel mehr noch die Macht, die Jinhwan inne hatte. Es war ehrlich gesagt so schon ein Wunder, dass wir hier noch so friedlich Kaffeekränzchen halten konnten.
Dennoch saßen wir abends an einem Lagerfeuer, Jooheon erzählte spannende Geschichten über mythische Wesen und Youngjae saß neben Changkyun an dessen Lager, lugte immer mal wieder neugierig auf den schlafenden Mann hinab. Ich für meinen Teil lehnte mit dem Kopf an Jaebeoms Brust und folgte dem Gespräch ohne darin Anteil zu nehmen, genoss nur still die Nähe meiner Freunde.
"Wir sollten einen Plan schmieden. Ihr seid nicht stark genug, um euch gegen den König der Meere zu wehren, also was wollt ihr tun?", unterbrach allerdings Hyunwoo schon bald die Minuten des heimatlichen Geplänkels und sah ernst in die Runde, nach und nach verstrummten alle.
"Wir wollen heim.", meldete ich mich leise zu Wort, fühlte mich so unheimlich ausgelaugt von all dem hier, ich wusste gar nicht, woher ich noch die Kraft zum Stehen nahm.
Meine Freunde nickten einstimmig, brummten betreten ihre Zusagen.
Hyunwoo wirkte nicht im Geringsten enttäuscht oder auch nur überrascht davon, er nickte nur souverän und sah sich anschließend suchend nach Hoseok um.
"Wir können euch heim bringen, Hoseok hat ein Schiff. Es wird nur nicht ganz einfach das Meer zu überqueren, wenn es gegen uns ist."
Das stimmte wohl.
Aber was blieb uns anderes übrig?
"Wir müssen es dennoch versuchen. Ich denke auch nicht, dass es auf einer Insel ein Entkommen gibt. Wer weiß, vielleicht sind sie uns ja milde gestimmt.", meldete Mark sich zu Wort und Hoseok beobachtete uns ruhig, einen nach dem anderen.
"Ich habe ihren König ziemlich böse erwischt. Es könnte sein, dass er vorerst nicht genug Kraft hat, um das Wasser zu zähmen.", spekulierte er gelassen, ließ einen kleinen Hoffnungsschimmer in mir aufblühen.
"Das ist gut... Sehr gut. Dann sollten wir so bald wie möglich aufbrechen, nicht?"
Hyunwoo traf lächelnd meinen Blick.
"Dann auf geht's. Jetzt oder nie."
-
Hoseoks Schiff war ein mittelgroßes Motorboot, in dem wir alle noch bequem Platz finden konnten, doch das Gefühl in einem flammenden Käfig einzusteigen bürgerte sich dennoch schneller als angenehm ein.
Wir würden Changkyun mit uns nehmen, würden das Land nutzen, um ihn zu einem richtigen Arzt zu kriegen und waren dabei auch auf Hyungwon angewiesen, der Hoseok nicht alleine lassen würde, aber auch Changkyun bestmöglich behandeln musste.
Wir verließen die Insel also zu zehnt.
Es war bereits spät und das Meer ruhig, so, wie ein Meer es der Wetterlage angemessen auch sein sollte, aber der Schein trog. Ich hatte am eigenen Leib gespürt, was es anrichten konnte und ich würde mich dabei in keiner falschen Sicherheit wiegen.
Wir waren nicht lange unterwegs, eine, höchstens zwei Stunden vielleicht, da drehte mit einem Mal der Wind.
Obwohl wir es alle erwartet hatten, nichts konnte uns auf den plötzlichen Ruck vorbereiten, der durch das Boot ging, die ächzenden Wände erzittern ließ. Da waren mit einem Mal Wellen, gigantische, schäumende Wellen, die nur ein einziges Ziel hatten: uns unter ihnen zu begraben.
Hoseok kämpfte merklich mit dem Ruder, die eindrucksvollen Muskeln an seinen Armen hervortretend, aber selbst sie waren nichts im Vergleich zu der ungleichen Macht der Natur.
Viel weiter schafften wir es nicht.
Das Leck im Schiff kam von keinem Stein oder ähnlichem, es sah mehr so aus, als habe das Wasser das Metall mit Händen auseinander gerissen, der Effekt blieb der gleiche. Wir kenterten.
Das Wasser war kalt, kalt und salzig, es brannte in meiner Kehle, als ich nach Luft schnappte. In meiner Nähe trieben Hyungwon und Changkyun, der Rosahaarige hatte sich seinen bewusstlosen Freund in weiser Vorraussicht umgebunden, auf dass er ihn nicht verlor.
"Versucht euch nicht fassen zu lassen!", rief Hoseok laut durch das Tosen der Wellen, der lächerlich blaue Himmel über uns umgab uns in einem abstrakten Problemfall.
Wir schwammen drauf los, emsig weiter in die Richtung, in der die Sonne stand, Richtung Heimat und kämpften erfolgreich gegen die Wellen an, unseren Surfinteressierten - wieder Yugbam - kam die Situation eher noch gelegen.
Es war zwar schwer auf die Anderen zu achten, aber ich tat es dennoch irgendwie, war selbst erstaunt wie lange es dauerte, bis die ersten begannen gegen den Griff von unten anzukämpfen.
Auch ich wurde bald schon gepackt, doch ich war vorbereitet, hieb mit einem Messer nach meinem Angreifer.
Kurzweilig verschwand die Hand im Wasser wieder, doch sie kam doppelt so stark zurück, wand sich in Form zweier Arme um meine Schultern, um mich abwärts zu ziehen.
Ich erinnerte mich, dass ich wild auf die Arme einstach, mich womöglich gar selbst verletzte, aber das war es dann auch schon, dahinter lag nur Vergessen.
Vergessen und die tiefe Dunkelheit des Meeres, die mich endlich in ihrer Gewalt hatte.
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