15. Wellen

Wir waren so beschäftigt damit gewesen Junhoe zu grillen, dass wir die schleichende Bedrohung nicht bemerkt hatten, bis es bereits zu spät war.

Er hatte kaum gepeinigt zu schreien begonnen, da schlug eine gigantische Welle, die sich unbemerkt vom nahen Meer aus angetürmt hatte, bereits über uns zusammen, spülte uns sofort in alle Richtungen davon.

Ich verschluckte eine gute Ladung Wasser, weil ich es verpasste die Luft anzuhalten und versuchte dann strampelnd die Oberfläche zu finden, fühlte mich grob mitgerissen, als die Wellen einfach weiterrauschten. Ich prallte hart mit dem Rücken an und schluckte versehentlich noch mehr Wasser, fühlte mich schnell panisch werden.

Scheinbar wusste das Meer tatsächlich nicht, was es wollte.

Allerdings ebbte das Chaos so schnell wieder ab, wie es gekommen war und das Wasser zog sich wieder zurück, hinterließ einen zerstörten Fleck Wald und einige hustende Menschen auf dem Boden. So auch mich.

Mal wieder würgte ich Wasser, rang panisch um Luft und hob desorientiert den Kopf, als zwei Füße plötzlich vor mir stehen blieben.

Ich ließ die Augen wandern und starrte kurz darauf Jinhwan in sein puppenhaftes Gesicht, dann wurde ich bereits zurück gezerrt und Changkyun stand zwischen uns, beide defensiv gehobenen Fäuste mit Blitzen lodernd.

Schluckend beobachtete ich den ungleichen Austauch.

"Nimm deinen verdammten Fischfreund und verschwinde.", hustete Changkyun tief, ich beobachtete etwas entsetzt, wie sein Husten seine Hände mit Blutspritzern besprenkelte.

"Ich bin auch für Jinyoung hier.", sagte Jinhwan seelenruhig und stemmte eine Hand in seine Hüfte, während er die Augen nicht vom wesentlich größeren Changkyun nahm, der ungut auf seinen Füßen schwankte.

"Ich habe ihn her gebracht, du kannst ihn mir problemlos wieder überlassen. Kein Leid soll ihm geschehen. Du musst deine Wunden behandeln.", waren Jinhwans Worte und konfus starrte ich ihn an.

Er hatte mich her gebracht?

Wovon sprach er?

Changkyun grinste atemlos und blutig.

"Ich traue euch Pack nicht, auch solchen wie dir. Sei dankbar, wenn ich dir den verfluchten Fisch überlasse, aber erwarte keine Extrabehandlung."

"Ich gehe nicht ohne Jinyoung.", stellte der kleine Mann ernst klar und die Luft knisterte, als Changkyun erzürnt vorwärts schoss, mit seinen blitzenden Händen auf Jinhwan zu.

Jinhwan trat einfach nur beiseite und Changkyun stolperte, fiel auf den Boden und schaffte es nicht mehr sich hoch zu stemmen.

Unsicher, was ich tun sollte, starrte ich Jinhwan an.

Er war derjenige, der das Meer kontrolliert? Er war es, der versucht hatte mich zu töten?

Ich konnte es kaum glauben.

Scheinbar war es wahr, was Kihyun mir erzählt hatte. Sie hatten unsere Gedanken bearbeitet.

Jedenfalls wich ich vor ihm zurück, bekam Angst vor seiner Macht, vor seinem Drang mich zu töten.

"Jinyou-"

Es fegte ihn beiseite, als Hoseok in seine Seite rammte, Jinhwans kleiner Körper flog durch die Luft und prallte wie ein fortgeschmissenes Kuscheltier an einen geknickten Baum. Seine Seite rauchte, wo Hoseok ihn berührt hatte, der widerliche Geruch von verkohltem Fleisch stieg mir in die Nase.

Entsetzt starrte ich ihn an, war mir ziemlich sicher, dass er tot war.

"Komm.", murmelte Hoseok mir zu und zog mich zu sich hoch, nah an seine tätowierte Seite.

Scheinbar hatte er nichts abbekommen, aber mein Rücken protestierte unangenehm.

Hoseok zog mich am Handgelenk mit sich fort, sammelte im Gehen noch Changkyun ein und warf ihn sich über die Schulter, bevor er uns weiter von Jinhwan fort zog, eilig den Unglücksplatz verließ.

Hatte ich schon mal erwaähnt, dass ich heim wollte?

Am liebsten mit einem Buch auf meine Couch oder einem Puzzle und Jaebeom auf den Boden.

Ich hatte Nachholbedarf, Jaebeom würde nurnoch puzzeln müssen, wenn wir endlich wieder daheim waren.

"Wir sammeln uns und sehen dann, wie es weiter geht. Wir haben nicht damit gerechnet den König persönlich hier zu treffen.", erklärte Hoseok mir angespannt, ich nickte bemüht ruhig, während ich neben ihm her joggte.

Ich auch nicht.

Jooheon gesellte sich noch im Rennen zu uns, hatte Minhyuk bei sich und der Mann mit den Grübchen lächelte mir beruhigend zu, gab sich Mühe die Krise zu erleichtern.

Nett von ihm.

Das Wissen, dass Jinhwan der König des Meeres war, war unheimlich ernüchternd. Ich war nicht plötzlich wütend auf ihn oder ähnliches, es war mehr eine stille Akzeptanz, dass der König der Meere mich scheinbar genug hasste, um mich ertränken zu wollen.

Es klang nach etwas, das mir passieren würde, ja.

Ich sah mich nicht mehr nach ihm um, floh stattdessen mit dem Clan.

Wir rannten einige Zeit lang durch den Wald, weiter ins Inselinnere und brachten mehr Distanz zwischen uns und das bedrohliche Meer.

Auch Kihyun, Hyungwon und Hyunwoo gesellten sich irgendwann zu uns, hatten nur kleinere Kratzer davon getragen.

Wir stoppten irgendwann auf einer Lichtung und Hoseok legte Changkyun dort ab, Hyungwon und Kihyun waren sofort über ihm, um sich um ihn zu kümmern. Ich plumpste nur eventlos ins Gras und zog die Knie an den Körper an, bevor ich locker die Arme darum legte.

Von nun an würde ich nichts mehr hier in Frage stellen, ich würde nurnoch stillschweigend akzeptieren.

"Verdammt, das war unerwartet... Hat er noch etwas gesagt?", erkundigte Hyunwoo sich bei Hoseok und der nickte zu mir hin. "Er redete nur mit Changkyun und ihm, bevor ich ankam."

Ich traf besorgt Hyunwoos Blick, fühlte mich schlecht, dass seine Gruppe unter anderem wegen mir angegriffen worden war.

"Er meinte er sei wegen mir und Junhoe hier... Dass er es war, der mich her gebracht hatte.", rief ich mir seine verworrenen Worte wieder ins Gedächtnis und Hyunwoo nickte ernst, dann wandte er sich Jooheon und Minhyuk zu.

"Solange er nicht dort ist, solltet ihr den Rest von Jinyoungs Freunden dort raus holen. Kämpft, wenn nötig, aber tötet nicht.", wies er sie ernst an und sie nickten, bevor sie gemeinsam mit Kihyun und Hoseok aufbrachen, mich mit Hyungwon, Changkyun und Hyunwoo allein ließen.

Ich legte erschöpft meinen Kopf auf meinen Knien ab, hatte in den letzten Tagen eindeutig zu viel mitgemacht, ich fühlte mich um Jahre gealtert.

Zeit in den Ruhestand zu gehen und zu puzzlen.

"Er hat ein paar innere Blutungen, ich fürchte ich muss ihn aufschneiden.", diagnostizierte Hyungwon Changkyun und ich sah besorgt zu ihnen hinab, bemerkte das eindeutige Fehlen der Ausrüstung, die es brauchte, um jemanden aufzuschneiden.

"Es ist Changkyun, du weißt, was zu tun ist.", erwiderte Hyunwoo sehr gelassen im Angesicht der Situation und zog mich dann hoch und abseits, damit Hyungwon in Ruhe arbeiten konnte.

Was auch immer er jetzt tat, aber ich wollte nicht hinsehen.

"Wir müssen einen Weg finden sie aufzuhalten.", stellte Hyunwoo grimmig fest und ich nickt nur langsam.

Ich hoffte, dass Jinhwan meinen Freunden nichts angetan hatte, während ich fort gewesen war.



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