19
Als wir später allein sind, kuscheln wir uns in seinem Bett aneinander.
Noch immer haben wir nicht geklärt was wir für eine Beziehung führen, aber ich spüre, dass es sich um einen schlechten Zeitpunkt handelt, um die anzusprechen.
„Kommst du nächstes Wochenende mit nach Maryland?", bittet Jace mich.
Damit sind wir indirekt doch bei dem Thema. „Und wie stellst du mich dann deinen Geschwistern vor?", frage ich vorsichtig, während ich mit den Fingern über seine Bauchmuskeln streiche.
„Sophia", fängt er bittend an.
„Jace, wenn wir nicht zusammen sind, was sind wir dann? Wenn es dir wirklich nur darum geht, dass du Angst hast, es könnte bei einem deiner Ausrüster etwas passieren, dann weißt du, dass mir das nichts ausmacht. Ich vertraue dir und ich liebe dich Jace. Ich liebe dich mit deinen Fehlern und ich flehe dich an, lass es uns wenigstens versuchen!"
„Sophia..."
„Bitte."
„Verdammt, jetzt lass mich doch mal ausreden."
„Oh. Entschuldige."
„Ich habe dich auch sehr gern, Sophia und genau das macht mir Angst. Ich könnte mir das niemals verzeihen, wenn ich dir etwas antun würde."
„Du wirst mir nichts antun, Jace", sage ich sanft und streiche ihm durch die dunklen Haare, während mein Herz sich leicht zusammen zieht. Er hat nicht "Ich liebe dich" gesagt.
Er küsst mich.
„Lass es darauf ankommen", bitte ich ihn.
„Okay", sagt er dann endlich und ein ganzes Gebirge fällt mir von den Schultern.
Ich küsse ihn und wir lieben uns.
Die folgende Woche im Büro versuche ich Jaces Geschwistern aus dem Weg zu gehen, weil ich keine Lust auf Fragen habe.
Trotzdem lässt es sich nicht wirklich vermeiden, erst recht nicht, wenn diese darauf brennen mit mir zu sprechen.
Am Montagnachmittag steht Noah bei mir im Büro.
„Oh, hi Noah", begrüße ich ihn.
„Gehst du mir aus dem Weg?", fragt er und kommt auf meinen Schreibtisch zu.
„Nein, wie kommst du darauf?", lüge ich.
„Naja, weil du sonst immer in der Mittagspause bei Maja, Lucian und mir vorbeischaust und weil du die Besprechung hast sausen lassen."
„Tut mir leid. Da ist mir etwas wichtiges dazwischengekommen", schwindel ich weiter.
„Ach, Sophia. Du bist eine wirklich schlechte Lügnerin, das weißt du oder?", fragt er und grinst mich unverschämt an.
Ich laufe rot an.
„Also hat das AusdemWeggehen etwas mit Jace zu tun?"
Ich schüttle den Kopf.
Noah zieht eine Augenbraue hoch. „Anna hat erzählt, du hast bei ihm übernachtet!", fährt er fort.
Ich schlucke. „Ja, kann schon sein."
„Und hast du mit ihm darüber gesprochen?"
„Worauf willst du hinaus, Noah?", frage ich leicht wütend. Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl mich und Jace verteidigen zu müssen.
„Ich will das du dich nicht verrennst. Ich habe es dir schon einmal gesagt, Jace führt keine Beziehungen!"
„Tja, Momentan schon", gifte ich.
Noahs Augenbrauen schießen in die Höhe. „Oh wow. Warte mal, hast du das mit ihm besprochen oder?"
„Was unterstellst du mir? Dass ich das erfinde? Jace, hat selber gesagt, dass er es versuchen möchte."
„Entschuldige. Ich bin nur so überrascht", macht er einen Rückzieher.
Ich atme tief durch, um mich zu beruhigen.
„Ist schon okay", sage ich dann.
„Das freut mich für euch. Ehrlich Sophia."
„Danke."
„Kann ich noch über etwas anderes mit dir sprechen?", erkundigt er sich.
„Sicher, schieß los."
„Ich habe mit deinem Bruder telefoniert. Das war wirklich hilfreich, dankeschön."
„Oh keine Ursache." Ich bin froh, dass Noah jemanden gleichgesinnten gefunden hat.
„Er hat übrigens auch gesagt, du sollest ihn mal anrufen."
„Das mache ich. Wie geht es mit Lucian voran?", frage ich vorsichtig.
Er verzieht gequält das Gesicht. „Eigentlich gar nicht."
Ich springe auf und schließe ihn in die Arme. „Hey, das wird schon. Vielleicht musst du alles auf eine Karte setzten und es ihm einfach sagen", mache ich den Vorschlag.
Er schüttelt entschieden den Kopf. „Nein. Das kann ich nicht. Wenn er es abstoßend findet, verliere ich ihn ganz."
„Aber dann hat er dich auch nicht verdient. Vielleicht schaffst du es dann von ihm los zu kommen und jemand anderes zu finden."
Ungläubig sieht er mich an. „Lucian ist mein bester Freund, Phia. Wie soll ich von ihm einfach loskommen?"
„Ich weiß, das klingt hart, aber manchmal muss man Dinge opfern."
„Etwas ähnliches hat dein Bruder auch gesagt", gesteht er.
„Ja, Paul musste sich zwischen seinen Eltern und seiner Liebe entscheiden."
„Ich glaube nicht, dass ich das kann."
„Wo wir schon beim Thema Familie sind, wann sagst du es deinen Geschwistern?"
„Ich weiß nicht."
„Es müssen nicht alle auf einmal sein. Fang klein an, Noah."
„Danke. Darf ich dich noch einmal drücken?"
„Da fragst du noch?" Ich schließe ihn wieder in meine Arme.
In diesem Moment geht die Türe auf und Jace kommt herein. Ruckartig bleibt er stehen, als er mich in Noahs Armen sieht.
„Jace", sage ich erfreut, aber dieser dreht sich um und geht.
„Oh nein", entfährt es Noah besorgt.
„Das ist nicht deine Schuld. Ich sollte vielleicht..." Ich deute in die Richtung in die Jace verschwunden ist.
Noah nickt. „Sophia, würdest du es ihm sagen", hält er mich zurück, „dann würde es auch die Situation erklären. Ich habe Angst vor seiner Reaktion."
Ich nicke langsam und renne dann los hinter Jace her.
„Jace, warte", rufe ich, als er ins Treppenhaus abbiegt.
Zwei Treppenabsätze später hole ich ihn ein.
„Verdammt. Jace, jetzt halt an."
Wütend wirbelt er zu mir herum. „Dafür das du so wild auf eine Beziehung bist, liegst du aber ziemlich schnell in den Armen anderer Männer."
„Du hast überhaupt keinen Grund so eifersüchtig zu sein", erwidere ich betont ruhig.
„Ich bin nicht eifersüchtig! Es ist mir total egal, mit wem du dich abgibst, aber dann halt mich daraus."
Seine Worte tun weh.
„Noah ist schwul, Jace", platze ich dann einfach mit der Nachricht heraus.
Sein Blick schießt zu mir zurück. „Wie bitte?", er klingt total verstört.
„homosexuell, vom anderen Ufer, steht auf Männer,..."
„Ich weiß, was schwul bedeutet", fährt er mich an.
„Gut, dann hast du ja auch verstanden was ich gesagt habe."
„Das meinst du doch nicht ernst", sagt er fassungslos und fährt sich durch die eh schon verstrubbelten Haare.
„Bist du so blind?", frage ich ungläubig, „ja, das meine ich ernst."
„Woher weißt du das?", fragt er mit angespannter Stimme.
„Ich habe es vermutet und ihn dann darauf angesprochen. Ich habe das ganze schon einmal mit meinem Bruder erlebt. Vielleicht habe ich deshalb ein Gefühl für so etwas."
Jace ist baff.
„Ist das ein Problem für dich?", frage ich ihn vorsichtig.
„Ich weiß es ehrlich gesagt gerade nicht. Das ganze kommt mir total absurd vor", gesteht er.
„Das ist schon okay. Vielleicht hilft es dir mit ihm darüber zu reden. Ihm würde es sicher helfen", sage ich und sehe Jace ernst an.
„Und zwischen dir und ihm ist wirklich nichst?", fragt er dann.
Ich muss lachen. „Um Himmels Willen, nein. Auf gar keinen Fall. Wir sind gut befreundet und ich liebe dich Jace, aber weißt du? Du bist echt verdammt süß, wenn du eifersüchtig bist", lache ich.
Er verzieht das Gesicht.
„Ich bin nicht süß und auch nicht eifersüchtig", streitet er ab.
Ich lache noch immer, beuge mich aber vor und küsse ihn. Da ich eine Stufe über ihm stehe, muss ich mich noch nicht einmal strecken.
Er zieht mich ansich und intensiviert den Kuss, doch plötzlich fällt mir etwas ein und ich löse mich von ihm.
„Warum bist du eigentlich hier?", frage ich.
„Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend mit mir essen gehst, aber ich glaube ich ziehe das Dessert vor."
Er wirbelt uns herum und presst mich an die grauen Betonwand.
„Jace, wir sind in einem Treppenhaus", ermahne ich ihn, als er sich meinen Hals hinunter zu meinem Ausschnitt küsst.
Er hebt den Kopf und grinst mich frech an. „Ja, ich weiß. Ist doch aufregend!"
„Was wenn jemand kommt?", gebe ich zu bedenken.
„Es kommt niemand."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, als eine Etage höher die Brandschutztür aufgeht.
„So viel dazu", sage ich lachend und schiebe ihn von mir weg.
Er stöhnt frustriert.
„Und außerdem", füge ich hinzu, „muss ich arbeiten."
Er verzeiht beleidigt den Mund und ich lache ihn aus. „Du Armer."
Ich tätschle seine Wange und gehe dann die Treppen wieder rauf.
„Wir sehen uns heute Abend", verspreche ich und gehe weiter die Treppe hoch.
„Hey", Jace hat mich mit wenigen Schritten wieder eingeholt, „Bekomme ich keinen Abschiedskuss?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Nein."
Seine Augen verdunkeln sich und er reißt mich in seine Arme und küsst mich leidenschaftlich.
Ich grinse in den Kuss hinein und spüre wie auch er lächelt. Es ist wundervoll wie wir uns gegenseitig ergänzen. Wie hatte ich je glauben können Adam wäre die Liebe meines Lebens, wenn die Liebe noch so viel mehr bereithielt?
Noah wartet in meinem Büro. „Und hast du...", setzt er an.
„Ja", vorsichtig warte ich auf seine Reaktion.
„O-okay, wie hat er reagiert?", fragt Noah, während er unsicher seine Hände ineinander verknotet.
„Er ist ein bisschen überrumpelt, aber ich glaube er kommt damit klar", sage ich.
„Danke, Phia. Ehrlich, ich weiß gar nicht, wie ich dir je danken soll."
„Das mache ich gerne, Noah."
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