𝐸𝑖𝑛𝑢𝑛𝑑𝑧𝑤𝑎𝑛𝑧𝑖𝑔
Als ich meine Augen aufschlug, konnte ich erst nicht scharf sehen. Egal, auf was ich mich fokussierte, alles verschwamm vor meinen Augen.
Ich konnte einfach nicht verarbeiten, was ich gerade gesehen hatte.
Lance und Luna waren von Feuerbändigern gefangen genommen worden, und Jesper hatte mich verraten. Er hatte mich angelogen. Er hatte mich benutzt.
Und ich hatte gedacht, dass sich einmal ein Junge für mein Leben interessierte. Wie dumm und naiv ich gewesen war.
Auch wenn Lance und Luna absichtlich gegangen waren, um die Gefahr abzuschätzen und dabei ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass sie nicht mehr zurückkamen. Dafür hatte unser Späh-Plan mit dem Busch einfach zu sicher gewirkt.
Erst nach mehreren Minuten schaffte ich es, mich zu beruhigen. Marie, Jugi, Andrew, Zane und die Katze saßen in einem Kreis um mich und beobachteten jeden Atemzug.
Auch sie sahen nicht glücklich über das Gesehene und Geschehene aus, doch so schlimm wir mir, ging es ihnen anscheinend nicht. Aber sie kannten ja auch erst die halbe Wahrheit. Für sie gab es noch Hoffnung, unsere Freunde zu retten.
Den Grund, warum die Feuerbändiger uns hier gefunden hatten, kannten sie nämlich nicht. Daran war ganz allein ich schuld.
Jugi legte ihre Hand auf meine Schulter. „Pia, was ist mit dir? Dass du Angst um Luna und Lance hast ist uns klar, aber ich sehe da noch etwas anderes."
Ich konnte es ihnen nicht sagen, sie würden mich hassen. Sie würden mich nie wieder so liebevoll ansehen, wie sie es jetzt taten.
Aber ich musste es ihnen sagen. Wenn nicht, würden sie mich ebenfalls hassen, sobald die Wahrheit auf einem anderen Weg ans Licht kam.
An sich führten beide Wege zum gleichen Ergebnis. Ich konnte also auch gleich den Mund aufmachen, dann stand ich zumindest nicht als Lügnerin da.
Aber dafür müsste ich den Mut aufbringen, und es aussprechen. Immer wieder versuchte ich, die Worte zu formen, doch kein Laut drang aus meinem Mund.
Marie half mir schlussendlich, ihnen Stück für Stück die Wahrheit zu erzählen. „Du hast irgendetwas erkannt, was wir nicht gesehen haben, oder?", fragte sie.
Ich nickte. Zu mehr war ich noch nicht im Stande. Oh Mann, wenn das so weiterging, würde ich bald nie wieder aus meiner Schockstarre erwachen. Erst bei der Seelenverbindung mit Ade, jetzt das.
„War es ein Gegenstand? Ein Gefühl, oder einer der Feuerbändiger?"
Endlich fand ich meine Stimme wieder. „Letzteres."
„Du kanntest einen der Feuerbändiger?"
Ich musste es ihnen erzählen. Sie mussten die Wahrheit erfahren. Jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei. „Irgendwie schon. Ich habe ihn in Warschau in dem Supermarkt getroffenen, in dem ich mit Valerian war."
„Und da hat er nicht erwähnt, dass er ein Feuerbändiger ist, sondern sich freundlich verhalten", schlussfolgerte Jugi.
„Ja. Wir haben uns unterhalten und ich habe ihm meine Nummer gegeben."
„Er war es, mit dem du im Zug die ganze Zeit geschrieben hast?", fragte Marie aufgebracht.
Na toll. Da hatte sie wohl doch nicht immer geschlafen, während ich mit rosigen Backen auf meinem Telefon herumgetippt hatte.
„Ja", gestand ich.
Marie wurde daraufhin wütend. So sauer hatte ich sie noch nie erlebt. „Warum hast du uns das nicht erzählt? Du hast dich mit einem Menschen unterhalten, denn wir nicht kannten. Das hättest du vorher mit uns absprechen müssen."
Jugi warf mir außerdem vor: „Du hättest wissen müssen, dass das nicht gut ausgeht."
Ich ballte meine Hand zur Faust. Was dachten sie sich? Das ein Vortrag uns hier jetzt weiterbrachte? Lance und Luna waren in Gefahr uns sie hatten nichts Besseres zu tun, als mir Vorwürfe zu machen.
Außerdem hätte ich doch nicht ahnen können, dass Jesper ein Feuerbändiger war. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass der erste Mensch, auf dem man in einem Supermarkt traf, dein Feind war?
Meine Stimme überschlug sich fast, als ich meinen Freundinnen antwortete: „Das stimmt, ich kannte ihn nicht. Aber ehrlich gesagt, wie gut kenne ich euch denn? Marie, deine Eltern haben mir mein ganzes Leben vorgelogen, nur eine Freundin der Familie zu sein, als würde ich ihnen gar nichts bedeuten.
Statt heute morgen in die Schule zu gehen und mit meinen Freundinnen über unwichtige Probleme zu streiten, reise ich jeden Tag in andere Länder, um Menschen abzuholen, mit denen ich vielleicht die Erde retten kann. Und ihr werft mir vor, dass ich mich mit einem Jungen unterhalten habe, der mir ein bisschen Normalität versprochen hat?
Dass ich einmal am Tag eine Unterhaltung führen konnte, in der nicht die Wörter - Seelenverbindung, Auserwählte oder Erde - vorkamen. Ich dachte, ich habe mich an das Leben in Tag- und Nachtreich gewöhnt, aber das stimmt nicht. Ich vermisse meine Eltern und mein altes Leben. Seit ich hier bin, war die einzige Person, zu der ich wirklich ehrlich war, Luna gewesen, und nun ist sie weg. Und wer ist schuld daran? Ich! Ich habe sie in ihr verderben geführt! Ich bin der Grund, warum die Feuerbändiger unseren Aufenthaltsort kennen!"
Weitersprechen konnte ich nicht, denn ich verfiel in ein Schluchzen, was man sicher auch noch Kilometer weiter entfernt hören konnte. Jugi und Marie wollten zu mir kommen, um mich zu trösten, denn plötzlich sah man das schlechte Gewissen auf ihren Gesichtern, doch nicht währte die Versuche ab. Ich wollte jetzt kein Mitleid von ihnen.
Ich war nicht nur das Opfer, ich war auch der Täter, und diese Erkenntnis traf mich schlimmer, als ich es erwartet hätte. Luna und Lance waren gefangen genommen worden und wer war schuld daran? Ich!
„Pia, hör mir zu." Immer und immer wieder versuchte Marie, zu mir zu finden. Mit Worten, mit Taten oder mit einer Seelenverbindung, doch ich konnte es nicht zulassen. Gerade war meine Wut auf sie zu groß.
Nicht auf sie ...
Auf ihre Eltern.
Doch gerade konnte ich das nicht auseinanderhalten. Ich sah in ihr das Lächeln ihres Vaters und die Gesichtsform ihrer Mutter. Sie hatten die gleiche Statur, die gleiche Mimik und die gleiche Art, sich zu bewegen.
Wieder blockte ich eine Seelenverbindung ab, doch dann bemerkte ich noch eine weitere Energie, eine, die nicht Maries war, die sich mit mir verbinden wollte.
„Pia? Warum weinst du?"
„Luna?"
„Ja, ich bin's. Warum weinst du?"
„Ist nicht so wichtig ..."
Sie wollte ihre Frage wohl noch einmal wiederholen, doch ich schüttelte warnend den Kopf.
„Bitte nicht jetzt."
Sie verstand. Stattdessen wurde ihr schlagartig wieder bewusst, warum sie sich überhaupt mit mir verbunden hatte. „Ihr werdet mich gleich nicht mehr erreichen können, also hör genau zu Pia. Fliegt weg, so schnell es geht. Egal wohin, nur weg von hier."
„Aber was wird mit euch?"
„Das ist egal. Versteckt euch, so dass euch die Feuerbändiger nicht finden."
Ich hörte Lance im Hintergrund leise flüstern. Ob es gut oder schlecht war, dass ich nicht verstand, was er sagte, würde sich noch zeigen.
„Sie werden sicher gleich kommen", sagte Luna angespannt. Ich wusste nicht, ob sie mit mir oder mit Lance sprach. „Anscheinend werden wir der gleichen Behandlung unterzogen wie Ade."
Ade? Behandlung? Was ...?
Dann ging mir ein Licht auf. Sie redeten von dem Feuer, was jemand vor Monaten in Ade platziert hatte! Das Feuer, was ich unter Todesqualen wieder aus ihr herausgebracht habe. Die Feuerbändiger hatten vor, das Gleiche mit Lance und Luna zu machen? Das durfte nicht passieren! Ich würde sie nicht beide retten können!
Offensichtlich konnte ich in der Aufregung, die ich nach Lunas ausgesprochener Befürchtung verspürte, meine Gedanken nicht schützen, denn Luna sagte schnell. „Pia, ich bitte dich. Kommt uns nicht helfen. Ihr seid zu wichtig, ihr dürft euch nicht wegen zwei ganz normalen Natesim in Gefahr begeben."
„Ihr seid aber mehr für mich als ganz normale Natesim. Ihr seid meine Freunde!"
„Pia, ich warne dich. Ich habe keine Unterhaltung mit dir gestartet, um dich Hilfe zu beten. Ich will, das ihr flieht! Darum rede ich gerade mit dir. Versprich mir, dass du Marie und die anderen schnappst und von der Erde verschwindest!"
Ich schickte ihr über die Seelenverbindung mein schiefstes Lächeln. „Tja. Das kannst du vergessen."
Und damit beendete ich die Seelenverbindung.
Ich hätte vor dem heutigen Tag niemals für möglich gehalten, dass man seine Gefühle in Sekundenschnelle ändern konnte, doch meine Trauer und meine Wut waren schlagartig verschwunden.
Stattdessen dominierten nun Sorge, aber auch Entschlossenheit. Ich musste meine Freunde retten!
Luna hatte offenbar nur mit mir über die Seelenverbindung gesprochen, denn die anderen sahen mich fragend an. Sie schienen verwirrt, über meinen plötzlichen Gefühlswandel. Und ich konnte es ihnen nicht verübeln.
Doch statt eine ellenlange Rede über meine wechselnden Gefühle und Lunas und Lance Aufopferungsbereitschaft zu halten, sagte ich nur: „Ich habe einen Plan."
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Wenige Minuten später standen wir alle vor dem Haus, ausgerüstet mit allen möglichen scharfen Gegenständen. Ich zum Beispiel trug eine Gartenhake bei mir.
Hoffentlich mussten ich sie nicht einsetzten. Blut oder abgetrennte Körperteile in Horrorfilmen zu sehen, war für mich in Ordnung, aber es war nochmal etwas ganz anders, als es in der Realität vor sich zu haben. Ob ich dann auch noch so ruhig bleiben konnte, wie im Kino, bezweifelte ich.
So entschlossen wie ich eben nach Lunas Bitte gewirkt hatte, war ich leider nicht mehr. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob der Plan aufgehen würde. Doch wahrscheinlich war das wirklich nur die Aufregung. Eben war ich doch noch überzeugt gewesen.
Einen Plan B hatte ich zwar auch, doch der war bei weitem nicht so gut wie der erste, und außerdem sehr gefährlich.
Die Stimmung unter meinen Mitreisenden war angespannt, was neben der Aufregung auch daran liegen könnte, dass wir noch nicht über meinen Nervenzusammenbruch geredet hatten.
„Habe ich das richtig verstanden?", fragte Andrew. „Wir werden alle versuchen, die Seelenkontrolle durchzuführen? Die Seelenkontrolle, die in den Reichen verboten ist, weil sie zu gefährlich und unberechenbar ist?"
Ich nickte. „Außer Jugi und du wisst bereits, ob ihr es könnt. Dann braucht ihr es nicht mehr versuchen."
Jugi verneinte, doch Andrew nickte.
„Nathalie und ich haben es in der Zeit mal ausprobiert, in der wir zusammen auf die Geburt gewartet haben. Ihr habt Glück. Wenn ich es nicht verlernt habe, müsste ich es hinbekommen."
Zane sah wenig zuversichtlich über seine Kräfte aus. „Soll ich es überhaupt versuchen?", fragte er unsicher. „Ich habe doch gar keine Kontrolle über diese neue Magie."
„Natürlich." Jugi tätschelte ihm liebevoll die Schulter. „Eigentlich schaffen die Auserwählten alles, was auch die normalen Bewohner können."
Marie schüttelte leicht den Kopf. „Aber die Seelenkontrolle können ja nicht alle Natesim. Vielleicht werden sie auch nicht alle Auserwählten beherrschen können."
„Hier sind drei von acht Auserwählten. Irgendwer von uns wird es schon können. Wenn Andrew es schafft, brauchen wir ja auch nur noch einen anderen, ich bin sicher, dann schaffen wir es, Luna und Lance da herauszuholen."
Ich versuchte, optimistisch zu bleiben, doch so langsam überwog die Panik.
Was war, wenn wir es nicht schafften, Lance und Luna zu befreien? Wenn auch wir gefangen genommen wurden? Dann standen nicht nur ihre und unsere Leben, sondern das von allen Natesim auf dem Spiel.
Ich schüttelte mich. Ich durfte solche Gedanken jetzt nicht zulassen. Ich musste mich konzentrieren.
„Wisst ihr was?" Jugi sah uns an. „Lasst uns einfach loslegen. Egal, wie es nachher ausgeht. Wenn wir jetzt anfangen, haben wir es zumindest versucht."
Marie nickte. „Nicht mehr denken, machen."
„Also gut."
Zuallererst verbanden wir unsere Seelen, damit wir mitbekamen, wenn jemand anderes es schaffen sollte, die Seelenkontrolle durchzuführen.
„Na dann. Viel Glück", wünschte ich meinen Mitreisenden und schloss die Augen.
Ich durfte mich jetzt nur auf meine Energie konzentrieren.
Doch schon erweckte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ich war so geschockt, dass mein Herz einen Schlag aussetzte.
Keine zweihundert Meter von der Range entfernt, kam eine Horde Körper auf uns zu. Es mussten über zwanzig sein.
Ich schluckte. Oh nein!
Obwohl ich sowieso nur in den Köpfen der anderen, und nicht laut, sprach, flüsterte ich, als ich sagte: „Wir müssen schnell sein. Die Feuerbändiger sind auf dem Weg zu uns."
Nachdem mir alle zugenickt hatten, versuchte ich, mich wieder auf meine Energie zu konzentrieren. Ich flog mit ihr, körperlos durch den Raum. Meine Kraft zog ihre Kreise durch die Hitze Texas.
Ich wusste nicht genau, wo ich anfangen sollte. Ich nahm die Körper der Bändiger in ihrem Zeltlager war, doch wo waren Lance und Luna? Ich musste sie finden, um mir einen Bändiger aussuchen zu können, der sich in ihrer Nähe befand. Sollte die Seelenkontrolle bei mir funktionieren, würde ich so die besten Chancen haben, sie aus dem Lager befreien zu können.
Kurz kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht schon zu spät kam. Das ich Lance und Luna nicht wahrnahm, weil sie schon mit dem Feuer infiziert waren. Doch ich schob den Gedanken beiseite.
Ich musste mich konzentrieren.
Dann endlich fand ich etwas, was meiner eigenen Energie sehr nahekam. Zwei Energien aus dem Nachtreich, deren Körpereigentümer an einen Pfahl gefesselt waren.
Und um sie herum standen ... zehn andere Körper.
„Habt ihr alle jemanden gefunden, auf den ihr euch konzentrieren wollt?", fragte ich die anderen, während meine Energie vor einem der Feuerbändiger zum Halt kam. Ich nahm an, dass es eine Frau war, denn der Körper trug hohe Schuhe und hatte einen weiblichen Körperbau.
Da ich ja selbst nicht vor Ort war, sondern nur die Energie die Umgebung erfühlte, hatte ich kein Bild vor Augen.
„Ja, bereit." Das kam von Andrew. In seiner Stimme schwang Optimismus mit. Es wirkte beruhigend auf mich. Immerhin einer von uns würde gleich die Seelenkontrolle durchführen können.
„Ja." Das von Marie.
„Ja." Das von Jugi.
Zane seufzte. „Ich glaube nicht, dass ich das hinkriege. Ich glaube, meine Kraft ist in eine komplett falsche Richtung geflogen."
Andrew schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht. Warte, ich helfe dir."
„Wir haben keine Zeit", erinnerte ich Vater und Sohn.
„Schon fertig."
Andrews und Zanes Energien gesellten sich zu unseren.
„Also gut, auf drei."
„Eins."
„Zwei."
„Drei."
Mit aller Kraft versuchte ich, meine Energie in den Körper der Frau zu drücken. Kurzzeitig wehrte sie sich, doch dann schlüpfte ich hinein. Ich wollte schon triumphieren, doch dann fiel mir auf, dass dies nichts Besonderes war. Man konnte sich in jeden Körper bewegen, ob man diesen aber auch kontrollieren konnte, war eine andere Frage.
Andrew hatte uns eben eine kurze Zusammenfassung über die Seelenkontrolle gegeben, und deshalb wusste ich ungefähr, was ich zu tun hatte.
Ich verteilte meine Energie in dem Kopf der Frau. Ich floss durch ihre Blutbahnen und ihre Nervenströme, bis hinein in ihr Gehirn.
„Heb deine Hand."
Ich erschrak. Ich hatte den Befehl ausersehen laut ausgesprochen, doch als auch Maries: „Schüttele den Kopf." Nicht nur in meinen Gedanken, sondern auch auf der Erde widerhallte, entspannte ich mich wieder.
Leider geschah aber nichts. Bei mir nicht, und bei ihr auch nicht.
„Andrew, es funktioniert nicht. Können wir noch etwas anderes machen?"
„Ich denke nicht. Tut mir leid."
„Jugi, Zane? Habt ihr Erfolg?"
Jugi seufzte, was wohl ein nein war. Zane antwortete nicht. Ich nahm ihn auch in der Verbindung nicht mehr war. Neben meinem Körper spürte ich allerdings eine kleine Person laut mit dem Fuß auf den Boden stampfen. Offensichtlich war er sauer auf sich selbst.
„Dann haben wir also verloren?" Marie sagte es in ihrem üblichen Tonfall. Als hätte sie sowieso nie daran geglaubt, dass wir es schafften.
„Das akzeptiere ich nicht", sagte ich wütend. „Wir müssen Luna und Lance da irgendwie rausbekommen."
„Ich kann es erst einmal allein versuchen", schlug Andrew vor. „Ich übernehme einen Feuerbändiger und sehe dann, wie weit ich komme."
„Einverstanden."
Wir alle sahen gespannt dabei zu, wie Andrew den Körper eines Feuerbändigers übernahm und sich damit langsam auf die Gefangenen zubewegte. Er richtete seine Waffe auf einen Bewacher, als dieser versuchte, ihn am Vorbeigehen zu hindern.
Als dieser ebenfalls nach seiner Waffe griff, holte Andrews Feuerbändiger zum Schlag aus. Er traf die Wache mit seinem Schwert mitten ins Gesicht.
Ich war fast glücklich darüber, dass ich alles nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Sowohl durch die Seelenverbindung als auch durch meine anwesende Energie war das Bild nicht einbandfrei.
Hoffentlich sah Zane ebenfalls nicht so genau hin. Auch wenn es ihm nicht helfen würde, trat ich zu ihm, und legte ihm die Hand vor die Augen.
Hey, der Gedanke zählte.
Die anderen Wachen bemerkten den desertierten Kollegen, in dessen Gehirn Andrew am Werk war, und gingen schnell zum Angriff über.
„Pia, seid ihr das?" Plötzlich hörte ich Lunas Stimme in meinem Kopf. Anscheinend hatte die Aufregung im Lager dafür gesorgt, dass die Seelenverbindung nun wieder funktionierte.
„Ja! Wir versuchen, euch zu retten."
„Das ist nett, aber ich hatte ausdrücklich gesagt, dass ihr das lassen sollt."
Marie klinkte sich mit in die Unterhaltung ein. „Zu spät."
Meine Konzentration schwankte zwischen Luna und Andrew hin und her.
Dieser war nun von Feuerbändigern umzingelt. Es sah nicht gut für ihn aus. Zum Glück war nicht Andrew selbst da am Kämpfen, sonst wäre ich in der Sorge um ihn gar nicht im Stande, gleichzeitig ein Gespräch zu führen.
Luna sprach so schnell, dass es mir schwerfiel, ihr zu folgen. „Ich habe einen besseren Plan: Marie, du kannst dich doch sicher noch an unseren Ausbruch aus Jacob Williams Keller erinnern?"
Marie nickte.
„Gut. Genau das machen wir wieder. Wir führen unsere Energien zusammen und lassen so das Zeltlager in die Luft fliegen."
„Was ist mit euch?", fragte ich panisch. „Werdet ihr dann nicht auch in die Luft fliegen?"
„Nicht, wenn wir uns durch unsere Energie schützen."
„Also zerstören wir das Zelt und ihr kümmert euch um euer Überleben?"
Lance war nun ebenfalls in der Seelenverbindung angekommen und nickte. „Genau."
Mir wurde unwohl zumute. „Das gefällt mir nicht."
„Aber es ist die beste Möglichkeit. Bereit?"
„Also schön."
Kurz flammte das Bild von Jesper in meinem inneren Auge auf. Vielleicht würde er bei dieser Aktion getötet werden. Ich wusste nicht, ob er sich noch im Lager befand.
Aber dann dachte ich wieder daran, was er mir angetan hatte, und plötzlich war mir egal, was mit ihm geschah.
„Los."
Innerhalb weniger Sekunden zog sich Andrew aus dem Feuerbändiger zurück. Maries, Jugis, seine und meine Energien flogen so schnell es ging aufeinander zu, währenddessen spürte ich, wie sich um Lance und Luna ein Schutzschild aufbaute.
Mit einem lauten Knall brach alles zusammen. Die Energien, das Zelt und die Seelenverbindung.
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