Kapitel 5 || Aaron
Neben mir kam die junge Frau, welche sich leider viel zu viele Hoffnungen machte, zum stehen und horchte. Auch ich hatte ein Geräusch gehört und blickt aufmerksam um mich.
»Hallo? Elli?«, fragte sie hoffnungsvoll in die Leere.
Nichts. Die Stille schien aber trotzdem Antwort genug zu sein. Schließlich hätte ihre Freundin doch bestimmt etwas gesagt, wenn sie ihren Namen gesagt hatte. Denn so leise war sie jetzt nun auch wieder nicht gewesen.
Offensichtlich war es ihre Eigenschaft blind ins Ungewisse zu rennen. Dass sie mir - einem völlig fremden und zu dem noch äußerst giftigen Wesen - so schnell gefolgt war, schien daher nicht mit ihrem Vertrauen zu mir in Verbindung zu stehen. Nachdem ich das realisierte hatte traf ein kleiner Pfeil mein Herz und versetzte mir einen Stich.
Und nun war sie so dämlich ahnungslos in diese Gasse zu spazieren. Wer weiß was oder wer da drinnen war! Gerade noch rechtzeitig konnte ich erkennen, wie sich etwas im Dunkeln bewegte und sie aus der Reichweite dieses angriffslustigen Menschen ziehen. Mit einem Mal stand nämlich eine junge, gut bestückte Frau vor uns. Vom Aussehen her passte sie deutlich besser in die momentane Lage. In der Hand ein Metallrohr, welches nur knapp am Kopf meines mutigen Futters vorbei flog.
Wenn die zwei Freundinnen, nach denen wir eigentlich suchten, sich auch so hervorragend zur Wehr zu setzen wussten, hatte ich keine großen Bedenken mehr sie als Menschen anzutreffen. Sie kennenzulernen dagegen schon, denn einem Monster wie mir waren sie dann bestimmt nicht gut gesonnen. Ihre Freundin und die Einstellung dieser, war vermutlich einmalig. Und sie hatte schon jetzt ein Teil meines Herzens für sich gewonnen.
Von dem Schlag nun doch beeindruckt, wich sie sicherheitshalber noch etwas mehr zurück, bevor sie friedlich die Hände hob.
»Alles gut. Ich bin ein Mensch.«, beruhigte mein Fund die fremde Frau.
Dass ich keiner war, ließ sie wohl absichtlich unter den Tisch fallen.
»Ist alles in Ordnung bei dir? Bist du verletzt?«, fragte sie aufrichtig besorgt, als hätte sie gerade mit einem Rohr um sich geschlagen.
Als könnte diese reine, liebevolle Seele giftiges Blut in ihren Adern fließen haben, durchbohrte die Fremde sie mit ihren Augen. Genauso wie die Schönheit neben mir, nutzte ich den Moment die Fremde einmal zu mustern. Die heilen Klamotten ließen keine Schlüsse darauf, dass sie Verletzungen hatten, was sie auch noch mal wörtlich bestätigte:
»Nein, alles in Ordnung bei mir.«
»Jacky.«, stellte sie sich uns dann vor und ergänzte dann noch:
»Ich arbeite in einer Forschungseinrichtung, in der wir uns verstecken -«
Plötzlich hielt ihr Blick mich gefangen, was sie abrupt den Satz abbrechen ließ. Jetzt hatte sie bemerkt, dass ich nicht einer von ihnen war. Sondern einer von der Sorte, die man vernichten musste. Entschlossen begab sie sich wieder in Angriffposition. Vermutlich war es nur noch die unschuldige Person zwischen uns, die sie gerade davon abhielt mich auf der Stelle umzulegen.
Schützend hob diese ihre Hände, als wäre es ihr eigenes Leben, welches bedroht würde. Warum tat sie das für mich? Womit hatte ich sie verdient?
»Es ist alles gut.«, versuchte sie meine Angreiferin zu beschwichtigen.
Doch diese schien ihren Worten keinen Glauben zu schenken.
»Gut?! Er ist ein Monster. Komm da weg!«
Besorgt streckte sie eine Hand nach ihr aus, um sie von mir weg zu ziehen. Doch anstatt sich in Sicherheit zu bringen, wich sie der Hand aus und blieb an meiner Seite stehen.
»Nein. Man wird noch lange nicht, durch einen giftigen Stoff in seinem Blut, zu einem Monster. Das was einen zu einem Monster macht sind die inneren Überzeugungen und sein äußerliches Handeln. Und demnach zu Folge sind wir Menschen auch nicht viel besser.«, verteidigte sie mich, wobei mir die Luft weg blieb.
Kein Monster?! Wusste sie überhaupt was sie da sagte? Viel Zeit darüber nach zu denken ließ sie mir nicht, denn fordernd streckte sie ihre Hand aus und umschloss vorsichtig das Rohr.
»Gib mir das. Vertrau mir.«
»Nein.«, platzte es aus meinem Mund bevor ich es verhindern konnte.
Wenn sie sich mit Waffe mir gegenüber sicherer fühlte, dann sollte sie diese behalten. Mir selbst war ja nicht einmal klar, wie lange ich mich noch unter Kontrolle halten konnte. Mit jeder Minute wurde das Brennen langsam schlimmer.
Um die viel zu gutmütige Frau vor einem Fehler bewahren zu können, machte ich einen Schritt auf sie zu. Gleichzeitig griff ich nach ihrer Schulter, damit ich sie stoppen konnte. Doch durch meine Bewegung schreckte ich Jacky auf, die sofort zum Schlag ausholte. Somit entriss sie urplötzlich die Waffe den Händen meiner Beschützerin.
»Stopp! Hört auf, bitte.«, flehte sie.
Mit ausgebreiteten Armen stellte sie sich zwischen uns und legte mir beruhigend eine Hand auf die Brust. Sofort machte ein Herz einen weiteren Satz, wie bei jedem Blick den sie mir schenkte. Und mit jedem Mal verlor ich ein Stückchen mehr meines Herzes an sie.
»Wo soll das denn hin führen? Aus Angst zu handeln führt nur zu noch mehr Angst und Ärger.«
Jacky schien tatsächlich erstmal besänftigt, denn sie nahm ihre Waffe langsam runter.
»Jeden Tag hab ich es mit Mutanten zu tun. Ich kenne sie besser als du, naives Mädchen. Und vermutlich auch besser als er sich selbst. Wer also sagt mir, dass ich ihm wirklich vertrauen kann?«, machte sie ihren Standpunkt klar und ermöglichte uns einen kleinen Einblick in ihr Leben.
»Alles was ich daraus höre ist, dass dir dein Verstand sagt, du sollest uns nicht trauen. Aber was sagt dir dein Bauchgefühl? Dein Herz?«, hackte das naive Mädchen, fast schon bettelnd, nach und ignorierte dabei den unfreundlichen Untertons.
Keine Ahnung wie sie es wieder geschafft hatte die richtigen Worte zu finden, aber Jacky dachte wirklich darüber nach. Dabei sah sie mir prüfend und mit einer solchen Intensität in die Augen, dass es mir den Boden unter den Füßen weg riss. Zum Glück nicht wortwörtlich. Auch dem, aus ihrer Sicht, naiven Mädchen schaute sie forschend in die Augen. Wer weiß was sie gehofft hatte zu finden, die zwei Blicke reichten ihr für eine Entscheidung:
»Na prima. Aber ich schließe hier jetzt keinen Blutspackt mit euch oder bastele Beste-Freunde-Armbänder. Ich kenn nicht mal eure Namen.«
Breit grinsend streckte die bewundernswerte Frau ihre Hand dieser Jacky hin:
»Mein Name ist Alea. Freut mich dich kennen zu lernen.«
Endlich kannte ich ihren Namen! Bis jetzt hatte ich noch gar nicht danach gefragt, fiel mir auf. Zwei Augenpaare richteten sich interessiert auf mich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die wollten von mir jetzt auch einen Namen hören.
»Aaron.«, murmelte ich schnell.
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