Epilog || Aaron
»Mach mal halblang!«, beruhigte ich Kira mit ihrem Übereifer.
»Wir warten jetzt erstmal bis die anderen wieder da sind. Jacky scheint nämlich eine Kampfmaschine zu sein. Wenn nicht sie selbst gerade angegriffen wird.«, legte ich meinen Plan offen, der noch einen anderen Vorteil hatte.
Waren die anderen wieder da, könnte ich Alea auch noch einmal sehen, bevor ich quasi Selbstmord begehen würde. Denn ich wollte sie garantiert nicht dabei haben. Sondern soweit weg wie möglich. Schließlich wäre ein lebensmüder Mensch, der mir wichtig war, an einem Ort mit manipulativen Personen, die mich in die Hölle befördern wollten, keine gute Kombination.
»Wenn wir darauf warten, dass die von alleine wiederkommen, dann sitzen wir noch übermorgen hier! Vielleicht lässt sich Jacky ja von dem Suchtrupp entbehren.«, überlegte Kira laut, »Ich werde mal nachschauen gehen!«
»Mich lässt du aber nicht in diesem Versuchslabor alleine!« Meine Drohung machte ich sogleich wahr und folgte ihr.
»In die Cafeteria nehme ich dich aber nicht mit.«, stellte sie direkt klar.
»Hier bleibe ich aber auch nicht!«, protestierte ich, entschlossen nicht nachzugeben.
Um meiner Aussage Glaubwürdigkeit zu verleihen, stellte ich mich neben die Tür und wartete, dass sie diese öffnete. Ob es nun diese Handlung war, die sie umstimmte, weiß ich nicht, jedoch knickte sie letztendlich ein:
»Na schön.«
Wir liefen den Gang bis zum Aufzug zurück. Diesmal befolgte ich ihren Rat und blickte möglichst auf den Boden. Wegschauen war keine Lösung, das war mir klar! Nur fehlte auf dem Rückweg eine ganz bestimmte Person, die mich im Notfall beruhigen könnte.
An der Treppe angekommen, ließ Kira mich mit einem »Warte hier« zurück und verschwand auf dem gleichen Wege, wie sie hergekommen war.
Nun blieb nur noch ich übrig, dachte ich still und kam mir mit einem Mal sehr einsam vor. Ehe ich es verhindern konnte, hatte sich auch schon eine zerdrückende Faust um meine Brust geschlossen.
Das war eine ganz bestimmte Einsamkeit, wurde mir schnell klar. Bekannt war mir das Gefühl von früher, als mich Jana abgeschoben hatte. Erst hatte ich Idiot ihr auch noch glauben wollen, ihr läge meine gute Arbeit am Herzen. In Wahrheit war es bloß die Weltherrschaft, die ich ihr - wie jeder andere, den sie mit ihrem Gift manipulierte, auch - ein Stück näher gebracht hatte. Bis zu dem Tag, an dem ich endlich die Augen geöffnet hatte. So einsam hatte ich mich plötzlich unter den ganzen Mutanten gefühlt. Einsam, dumm, ausgenutzt und vor allem beschmutzt!
Ohne Zak wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen abzuhauen. Und nebenbei noch bei meinem Abgang interessante Standorte und Pläne zu klauen, sowie alle wichtigen Informationen zu entschlüsseln. Natürlich nicht, ohne die Dateien im Anschluss zu vernichten - inklusive Sicherheitskopie, handgefertigte Duplikate und extra Imitationen! Außerdem hatte ich ein paar sehr kompetente Leute dazu überredet, ebenfalls abzuhauen. Somit hatte ich der APG einen riesigen Schaden zugefügt und mir diese Leute zu Feinden gemacht.
Jetzt fühlte ich mich schon wieder einsam, verlassen. Von einer Frau mal wieder. Diesmal war es Alea, die ich ganz bestimmt nicht mit Jana vergleichen würde! Deshalb war das Gefühl, von ihr hintergangen worden zu sein unberechtigt, redete ich mir ein. Trotzdem wuchs der Druck auf meiner Brust mit jeder weiteren Minute die verstrich.
Zusätzlich machte sich mein Gehirn einen Spaß daraus, mir unschöne Szenarien auszumalen. Beispielsweise wie Alea mich durch irgendeine Kamera beobachtete und nun auslachte. Weil ich so dumm war und auf ihren Plan reingefallen bin! Aber als ich mich umsah, entdeckte ich keine Kameras.
Na also! Sie war ja auch hier, um nach ihrer Freundin zu suchen, beruhigte ich mich.
Moment mal! Eine Forschungseinrichtung, die nicht videoüberwacht wurde? Hier gab es mit Sicherheit zig wichtige Unterlagen, kaum vorstellbar wie millionenschwer die ganzen Forschungsergebnisse hier waren! Und da gibt es keine Kameras?! Da war doch irgendwas faul!
Plötzlich hörte ich Stimmen und Gelächter von der Treppe. Sofort stellte ich mich kerzengerade auf und setzte ein extra breites Lächeln auf, um mir ja nicht anmerken zu lassen, worüber ich mir gerade den Kopf zerbrochen hatte.
Zuerst kam Kira wieder zum Vorschein. Dahinter folgte tatsächlich Jacky. Sie hatte ihre Kollegin also gefunden! Dann könnten wir jetzt Zak abholen und in die Schlacht ziehen, dachte ich motiviert. Nur von Alea konnte ich mich nicht mehr verabschieden.
Hinter Jacky verbarg sich aber noch eine Person! Elli. Und auch Alea lief neben ihrer Freundin die Treppe hinunter. Etwas zu offensichtlich sackten meine Mundwinkel wieder ab. War schließlich eh nur Show gewesen.
»Was ist los? Was machen die beiden denn hier? Habt ihr die vermisste Freundin gefunden?«, textete ich meine neue Verbündete mit Fragen zu.
»Alles gut! Freundin ist aufgetaucht, aber mitkommen wollte sie nicht.«, berichtete Kira.
»Mitkommen?!«
Elli und Alea wollten doch nicht etwa mitkommen?! Das könnte der Kleinen wohl so passen! Sich erst in mein Herz schleichen und dann keine Gelegenheit auslassen ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
»Ja, Juliana hat wohl eine Abneigung gegen nette Leute entwickelt.«, scherzte Elli, doch es klang auch eine gewisse Härte mit.
Meine Augen flogen kurz zu Alea. Offenbar war da oben etwas vorgefallen und ich wollte sichergehen, dass es ihr gut geht. Sobald mein Blick auf ihr lag, kamen auch schon die Wörter aus ihr heraus:
»Ihr geht es körperlich soweit ganz gut. Aber sie hat Angst ... das Gebäude zu verlassen.«
»Sag wie es ist: Sie hat Angst vor Aaron!«, keifte Jacky in kaltem Tonfall.
Wow, diese Juliana wollte ich nicht sein, so wie Jacky von ihr Sprach. ... Und mich damit verteidigte?
»Moment mal, bin ich etwa die nette Person?«, schlich sich die Frage über meine Lippen und hinterließ ein kleines Grinsen.
Wie konnte ich nur jemals denken, sie würden mich alleine lassen?
»Ihre Worte!«, verteidigte sich Jacky und zeigte auf Alea.
Mein Grinsen wurde noch breiter, während mein Blick zu ihr wanderte. Soso, sie fand mich also nett?
Für sie war das Thema offenbar nach einem Schulterzucken erledigt, deswegen ging ich zum nächsten Punkt der Tagesordnung über:
»Ihr kommt aber nicht mit.«
»Aaron«, seufzte Alea.
Sie sollte mich öfter beim Namen nennen! Es klang so schön aus ihrem Mund, fiel mir auf. Aber eigentlich klang alles schön, was aus ihrem Mund kam.
»Nur weil ich kein Studium habe bedeutet das nicht, mein Recht fürs Leben zu kämpfen sei geringer! Ich werde dich diesen Kampf nicht alleine austragen lassen, also find dich damit ab. Andere Optionen gibt es nicht!«
Warum fand ich das heiß, wenn sie sich für etwas einsetzte, das sie wirklich wollte. Spätestens jetzt sollte ich mir eingestehen, ich hatte mich möglicherweise verliebt. In eine atemberaubende Frau, die mich nicht alleingelassen hatte.
Unsere Blicke trafen sich. Sekundenlang wendete sich keiner ab. Wir beide standen zwar kurz vor einer dämlichen Mission, von der wir wohl kaum beide unversehrt zurückkehren würden. Dennoch war in dieser Sekunde alles perfekt.
Die Liebe durchdrang mein Herz, öffnete es für die Wunder des Lebens und ließ es höher schlagen. War es das - dieses Gefühl - was man Glück nannte?
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