A new Friend for Bruno

Es war inzwischen später Nachmittag. Nach der zweiten Geschichte waren die drei jüngsten Kinder eingeschlafen. Anscheinend waren sie von der ganzen Rennerei doch ziemlich erschöpft gewesen und das warme Wetter tat sein Übriges. Es war warm genug, dass ich mir keine Sorgen machen musste das sie sich erkälten könnten, also ließ ich sie schlafen. Eigentlich kam mir das ganz gelegen. Verschwörerisch lehnte ich mich zu Dolores rüber und winkte Isabell mit heran. Kurz flog mein Blick rüber zu Bruno, doch er schaute nicht in unsere Richtung. Sehr gut. „Könnt ihr zwei euch eine Weile alleine beschäftigen? Ich würde mich gerne mit eurem Tio unterhalten", flüsterte ich verschwörerisch leise. Kichernd nickten die beiden. Isabella lies sogar eine Rose wachsen und gab sie mir mit einem breiten Grinsen, was Dolores noch mehr zum Kichern brachte. Spielend verdrehte ich die Augen und schaute sie böse an, bevor ich auch kicherte und die Rose annahm. „Ha ha, danke, damit kann er gar nicht anders als mit mir zu reden. Passt auf das ihr eure Geschwister nicht weckt." So elegant wie möglich stand ich auf und klopfte mir den Dreck von meinem Rock. Tief holte ich Luft und schlenderte zu meinem Zielobjekt. Hier ging gar nichts.

Schelmisch grinsend hielt ich ihn die Rose vor die Nase. „Hey, hier für dich, Isa dachte das du sie mögen könntest." Verdutzt starrte er von der Rose zu mir und dann zu Isa die mit Dolores spielte. Als er jedoch nicht die Anstalten machte sie zu nehmen ließ ich sie in seinen Schoß fallen und setzte mich neben ihn. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mich zu dir geselle?" Die Frage war natürlich rein rhetorisch, also wunderte ich mich als er darauf eine Antwort suchte. „Ja... also ähm, nein.. nein ich habe nichts dagegen. Ich bin nur sicher nicht unbedingt die Gesellschaft, die du haben willst." Nervös schaute er überall hin nur nicht zu mir, was mir ein Lachen entlockte. Das schien ihn jedoch noch unangenehmer zu sein, sodass ich meine Schulter kurz an seine stieß. „Denk nicht so viel nach. Du bist genau die Gesellschaft, die ich gerade haben möchte, sonst säße ich nicht hier. Heck, wenn ich dich nicht hier haben wollte, dann hätte ich dich vorhin nicht gefragt, ob du mitkommst. Denkst du nicht auch?"

Ein Schulterzucken seinerseits. Oh Mann, und ich hatte schon gedacht das ich introvertiert war, aber er brachte es auf ein neues Level. Obwohl... Meine Gedanken wanderten zu dem Getuschel der Dorfbewohner. Es wurde wirklich viel Schlechtes über ihn und seine Gabe geredet. So viel, dass sogar ich das mitbekommen hatte. Normalerweise bekam ich nichts um mich herum mit und da ich so viel Zeit allein verbrachte, hatte ich noch nie sehr gut über das was vor sich ging bescheid gewusst. Bis vor ein paar Tagen, war alles was ich über die Madrigals gewusst hatte darauf beschränkt gewesen, dass sie magische Fähigkeiten besaßen. Dabei wohnte ich schon mein ganzes Leben in diesem Dorf und nachdem was ich in den letzten Tagen mitbekommen hatten waren alle bis auf Bruno sehr präsent und halfen, wo es nur ging. Und dennoch war er der Madrigal von dem ich am meisten gehört hatte. Wenn ich jedoch an seiner Stelle wäre, würde ich mich auch im Haus verbarrikadieren. Jeden Tag das Gerede der ignoranten Dorfbewohner zu hören, ging ihm sicher unter die Haut. Gut, dass ich mir nichts aus anderer Leute Meinung machte.

Mein Blick flog wieder zu ihm rüber. Er saß immer noch total angespannt dort und zupfte an den Fransen seines Ponchos. Amüsiert verdrehte ich die Augen. „Du siehst aus als erwartest du dass ich dir gleich einen Stein an den Kopf werfe und dich anbrülle."

Wieder ein Schulterzucken. „Wäre nicht das erste Mal...", nuschelte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. Blinzeln legte ich den Kopf schief, während ich seine Antwort noch einmal im Kopf wiederholte, um sicher zu sein das ich es richtig verstanden hatte. Dann beugte ich mich abrupt zu ihm rüber. „Bitte was?! Jemand hat schon Mal mit Absicht einen Stein nach dir geworfen??", rief ich aufgebracht. Mein plötzlicher Gefühlsausbruch ließ ihn zurückschrecken. Als ich realisierte was ich getan hatte, rutschte ich wieder ein Stück weg und hob beschwichtigend die Hände. „Tut mir leid! Es ist nur... Das ist unbegreiflich. Wieso würde man einen Stein auf dich werfen?"

Der Blick den er mir darauf gab war komplett verständnislos. „Ihnen haben die Prophezeiungen ihrer Zukunft nicht gefallen. Also wollten sie, verständlicher Weise, dass ich so schnell wie möglich verschwinde."

„Verständlicher Weise?? Sie wollten es doch wissen! Nur weil es nicht so gelaufen ist wie sie sich das gewünscht haben, können sie dich doch nicht verletzen", fuhr ich ihn entgeistert an.

Nebenbei nahm ich wahr, wie er seine Hände in seinen Poncho krallte. „Ich versteh dich nicht. Du weißt doch wer ich bin. Dann weißt du sicher auch für was mich die Dorfbewohner halten. Wieso solltest du dich also über ihr Verhalten mir gegenüber aufregen... Du kennst mich nicht. Soweit du weißt, könnte alles was sie sagen wahr sein..." Er redete so schnell, dass ich nicht alles verstehen konnte, aber das was ich verstand war genug.

Sanft legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Bruno, es stimmt das ich dich nicht kenne, aber das würde ich gerne ändern. Mir ist es egal was über dich gesagt wird. Ich kann mir meine eigene Meinung bilden. Also wie wärs? Wollen wir Freunde sein?"

Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du bist echt seltsam..." Trotzdem nahm er meine ausgestreckt Hand an. Grinsend schüttelte ich sie. „Danke, das gebe ich gerne zurück!"

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