Kapitel 7
Malin stand dicht an ihrer Zimmertüre, das Ohr gegen das weiß gestrichene Buchenholz gedrückt.
Sie schluckte hart, als sie erneut ein Geräusch aus dem unteren Stockwerk hörte.
Auf Zehenspitzen, so leise wie möglich, durchquerte sie den Raum um erneut aus dem Fenster zu sehen.
Zwei gelbe Lichter eines Autos waren klar erkennbar. Auch wenn sich mittlerweile leichter Nebel gebildet hatte.
Sie klopfte leise gegen das Fenster.
Innerlich wusste sie natürlich, dass dies rein gar nichts bringen konnte. Doch den Versuch war es wert und definitiv der letzte verzweifelte Ausweg. Sie konnte nicht warten bis diese Person die mit ihr in ihrem Haus war sie fand.
Unmöglich.
Einfach raus rennen wurde wohl auch nicht funktionieren.
Schleichen? Vielleicht.
Ohne Handy hätte sie kaum eine Wahl.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, die Angst lähmt ihre Beine und ließ ihre Arme zittern.
Sie tappte erneut ganz leise zur Tür.
Sie wollte nach dem Knauf greifen, wollte sie öffnen.
Sie musste da raus. Das war klar.
Doch hire Schritte entfernten sich erneut von der Tür.
Mit etwas Glück würde die Regenrinne ihr Gewicht halten. Doch wenn nicht würde sie etwa acht Meter in den Hof stürzen.
Einen Sturz den sie vielleicht überleben könnte, doch selbst dann nur schwer verletzt wobei es wieder eine Frage der Zeit wäre, wann und ob sie lebendig gefunden werden würde.
Sie entscheid sich für Deen sicheren Weg. Durch das Haus. Ganz leise.
Wieder stellte sich nah an die Tür, drückte ihren Kopf seitlich dagegen um hinaus zu lauschen.
Im Moment war es ruhig.
Ihre Hand legte sich zitternd auf den runden Knauf. Drehte.
Ganz langsam, so leise wie möglich.
Millimeter für Millimeter bis der Mechanismus sich aus der Vertiefung gelöst hatte und die Tür sich öffnen ließ.
Genauso langsam öffnete sie diese. Nur ein wenig, gerade genug um auf den finsteren Flur zu sehen.
Absolute Stille umgab die Dunkelheit. Nur das Schwache Licht des wolkenverhangenen Mondes ließ sie die Konturen der Möbel sehen. Und die Treppe hinunter.
Auch diese war völlig still.
Ganz leise atmete Malin aus, bevor sie das sichere Schlafzimmer verließ.
Ganz vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den nächsten. Nur darauf bedacht bloß kein Geräusch zu machen. Die erste stufte ächzte unter ihrem Gewicht leise auf. Sofort war sie in Alarmbereitschaft. Blieb ganz still und lauschte. Nichts.
Mit kaltem scheiß auf der Stirn betrat sie die nächste Stufe. Und die nächste. Die nächste. Bis sie auf das Wohnzimmer sehen konnte, bis sie auf die Haustüre sehen konnte.
Ein letztes Mal atmete die Autorin tief ein. Dann stieg sie die letzten fünf Stufen hinab bis sie ihren ersten Fuß auf den Linoleumboden setzte.
Als ihr Gewicht die Stufe verließ gab diese ein lauten Knarren ab. Aus einer undefinierbaren Richtung im Inneren des Hauses folgte ein weiterer Laut. Es klang entfernt wie das schlagen von Flügeln. Oder als wäre etwas weiches auf den Boden gefallen.
Ohne weiter zu zögern rannte Malin los. Hinter sich hörte sie ein lautes Geräusch, doch sie erreichte die Haustüre und schlug sie hinter sich zu.
Am liebste hatte sie sich daran gelehnt, doch sie rannte weiter.
Barfuß über den Kieselweg bis zum benachbarten Gebäude.
Sie schwor sich nicht mehr wegen nichts zu ihm zu rennen, doch das war definitiv nicht nichts!
Die Haustür stand offen. Zwei Tüten gefüllt mit Lebensmitteln standen davor und der Schlüssel steckte noch.
Sie sah kurz zu seinem Wagen, doch dort war er nicht. Also betrat sie vorsichtig das fremde Haus.
»Adam?«, rief sie leise in die Leere.
Langsam führten sie ihre nackten Füße aus Flur weiter ins Innerem
»Bist du hier?«, fragte sie, die Worte aus ihrer Kehle bebte förmlich.
Genauso wie sie zitterte.
Dann endlich hörte sie leise Schritte und dann sah sie ihn die Treppe runter kommen.
Er sah aus als hätte er einen Geist gesehen. Blass, mit mit tiefen Schatten unter den Augen.
Sofort lief sie ihm entgegen.
»Jemand ist in meinem Haus!«
Panik schwang wieder überdeutlich in ihrer Stimme.
Seine Augen weiteten sich als er die Worte verstand, er überbrückte die letzte Distanz zwischen ihnen.
»Sicher?«
»Ja, ich hab jemanden gehört. Jemand ist da drin!«
Er nickte, legte seine Hand kurz auf ihre Schulter.
»Okay, ich schaue mal«, beruhigte er. Jedoch ferfehlte dieser Versuch seine Wirkung. Es beruhigte Malin kein Stück. Im Gegenteil.
»Nein! Lass das die Polizei machen! Was wenn es ein bewaffneter Einbrecher ist?«
Sie klang nur noch Angstlicher und griff nach seinem Mantel.
»Wird es schon nicht«, meinte Adam und ging an ihr vorbei.
»Hast du deinen Schlüssel?«
»Na klar, daran denke ich immer als erstes, wenn jemand in mein Haus einbricht!«
Der Ältere seufzte bevor er weiter ging.
Die Autorin folgte ihm sofort,jedoch mit etwas Abstand.
Die Kiesel bohrten sich unangenehm in ihre Sohlen,aber darauf achtete sie gar nicht.
Als Adam an ihrer Haustür ankam suchte er erneut nach deinem Portemonnaie.
Genau wie er es schon mal getan hatte öffnete er sie erneut.
Wieder dauerte es nur Sekunden.
Das Haus war dunkel und still. Doch er betrat es einfach. Malin folgte zögern, nur langsam trat sie ihm nach.
Sah zu wie er sich umsah, in der Küche, dem Wohnzimmer und dann kurz die Treppe hinauf.
Unvermittelt erklang ein polerndes Geräusch welches Malin sofort dazu brachte näher zu dem Mann vor ihr zu treten.
»Ich sagte doch es ist jemand hier!«, zischte sie leise.
Adam nickte. Er hatte das Geräusch offenbar ausgemacht, denn er Schritt zielstrebig auf eine Tür zu. Diese führte in ihren kleinen Waschraum.
Er sah einmal kurz zu der Hausbesitzerin bevor er die angelehnte Tür aufstieß.
Schlagartig, sobald der Durchgang offen stand, raste etwas auf ihn zu.
Er trat reflexartig einen Schritt zurück. Den einen Arm hielt er vor seinen Kopf, den andern schützend vor Malin welche er mit zurück drängte.
Etwas stieß gegen seinen Arm, jrallte sich kurz daran fest, riss am stoff seines Mantels und ließ dann ab.
Er hatte schon fest mit dem nachsten schmerzhafteren Angriff gerechnet, doch blieb dieser aus.
Stattdessen flog eine Krähe gegen eine Wand und blieb verängstigt.
Adam sah in den Raum. Eine Scheibe war eingeschlagen. Federn und Blut klebten an den messerscharfen Scherben.
»Da hast du deinen Einbrecher«, knurrte der Mann.
»Das arme Tier!«
Die Autorin lief sofort vorsichtig zu dem Rabenvogel.
Das Tier schien sie gar nicht zu bemerken.
Adam kam ebenfalls näher.
»Gib mir deinen Mantel«, flüsterte die jüngere.
»Hast du nicht n' Handtuch da oder so?«
»Oben. Jetzt gib' her«, Malin streckte die Arme aus.
Der Mann seufzte, zog sich allerdings tatsächlich des schwarze Kleidungsstück von den Schultern um es der kleineren entgegen zu drücken.
»Danke.«
Sie zielte kurz und warf den Mantel dann schnell auf das Tier.
»Pass auf den Schnabel auf!«
»Ja doch!«
Sie hob das eingepackte, zitternde Wesen auf ihre Arme.
Zusammen mit dem Bündel setzte sie sich auf die Couch.
»Licht!«, verlangte sie.
Der angesprochene durchquerte den Raum und betätigte schnell den Schalter neben welchen er sich lehnte.
Die Autorin öffnete vorsichtig den Mantel. Sie legte erst einen Flügel frei. Dieser wirkte soweit bis auf einige wenige fehlender Federn unversehrt.
Auch der Rücken des Vogels sah in Ordnung aus.
An der brust hatte er ein paar sehr Oberflächliche Kratzer. Nichts was nicht von selbst heilen würde.
»Sieht fast so aus als hätte der kleine Kerl Glück gehabt«, sie sah zu Adam auf.
Dieser wirkte zwar nicht sonderlich interessiert, nickte aber und sah zu.
Sie sah noch den zweiten Flügel an. Auch dort war kaum eine Verletzung. Minimale Schnitte vom Glas.
Dann legte sie gabz vorsichtig den Kopf frei.
Alle Farbe wich ihr aus dem Gesicht.
Sie deckte das Tier sofort zu.
»Adam...«
Pure Panik lag in ihren Augen und ihre Stimme klang gepresst.
Er stieß sich ab und und lief zu ihr um sich vor das Sofa zu hocken.
Wortlos drückte sie ihm den Stoff mit dem Vogel im Inneren in die Hände bevor sie ruckartig aufstand.
Sie stürmte aus dem Wohnzimmer zu einer weiteren Türe.
Adam hörte, dass sie sich übergab.
Er zog den Stoff beiseite. Kurz sah er weg.
Dann nahm er den Stoff, packte den Hals des Tieres und drehte diesen schnell nach oben. Sofort erschlaffte das Bündel in seinen Händen.
Es war schrecklich.
Die Feldern auf auf dem Kopf waren ausgerissen. Haut hatte sich mit ihnen gelöst. Tiefe offene Wunden legten Knochen, sogar die pulsierende Halsschlagader frei und abgerissene Hautfetzen hingen an vielen Stellen des kleinen Kopfes. Der Unterkiefer wurde entfernt, eines der winzigen Augen hing nur noch an wenigen Fäden.
Der Skalp war offen gelegt und zeigte guten Knochen.
Das konnte keinesfalls durch eine Kollision mit einem Fenster geschehen sein. Jemand hatte es absichtlich getan.
Jemand der schnell genug war um einen scheuen Vogel gefangen zu haben.
Jemand oder etwas.
Adam brachte das Tier hinaus. Den Kadaver warf er in den Wald.
Zurück im Haus sah er Malin welche stumm, emotionslos auf einem der Küchenstühle saß.
Sie starrte einfach geradeaus.
Statt etwas zu sagen ging er in den Waschraum. Er sammelte die federn und die Scherben ein, warf sie achtlos aus dem Fenster. Das restliche Blut auf dem Boden wischte er mit einem Lappen der glücklicherweise auf dem trockner lag auf.
Erst dann lief er zurück zu Malin.
Die Autorin beobachtete ihn als er dich neben sie an den Tisch lehnte und die Arme auf der Brust verschränkte.
»Das kam nicht vom Fenster... Oder?«
»Nein.«
Malin nickte.
Der Anblick hatte sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt.
Ja, sie hatte ein schlechtes Gedächtnis. Doch das wurde sie sich definitiv merken.
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