Kapitel 6

»Das ist ein Meisterwerk!«
Adam klappte das Buch zu welches Malin ihm vorher als Probe ihres Könnens in die Hände gedrückt hatte. Sie war tatsächlich stolz auf sich, als sie zusah wie der Mann die ersten Kapitel förmlich verschlungen hatte.
»Ach was, eins der schlechter bewerteten Werke«, murmelte sie mit erröteten Wangen.
»Mach dich nicht runter, das ist verdammt gut!«
Malin schnappte sich einen Stift von ihrem runden Wohnzimmertisch. Sie schlug die erste Seite auf und schreib sauber, doch schnell ihre Unterschrift hinein.
»Du kannst es gern behalten, wenn es dir gefällt«, bot sie an als sie ihm das Buch erneut auf den schoß legte.
»Danke«, lächelte er. Dieses verschwand jedoch als sie ihren Kopf an seine Schulter legte.  »Nein. Ich muss mich bedanken.«
Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.
Die Sonne schob sich schon wieder hinter den Wäldern hervor. Sie hatten tatsächlich die ganze nach lang geredet und Tee getrunken. Wie klischeehaft.

Gegen 7 Uhr verließ Adam das Haus und verschwand in der Kälte der Morgenstunden. Malin Stand in der Tür und sah ihm nach. Er schloss seinen Mercedes auf und stieg ein. Als die Autorin die Türe Schloss war nur noch das dröhnen des Motors zu hören welches sich auch langsam entfernte. Er hatte gesagt, dass er in die nächste große Stadt müsse um dort Besorgungen zu machen. Kein Wunder, in Erants bekam man nur das wichtigste. Nahrungsmittel eben und bedingt Elektronikartikel. Glücklicherweise war die nächste Stadt mit dem Zug oder dem Auto schnell erreicht. So konnte auch Malin, wenn es denn nötig war, recht einfach dort hin kommen.
Natürlich tat sie das selten, wann brauchte sie schon mehr als Lebensmittel in vielleicht mal ein neues Ladegerät für ihr Smartphone.
Sie war altmodisch, keine Frage. Doch sie liebte ihr simples Dasein.

Das abgedunkelte Zimmer der alten Villa stand leer. Einzig die tiefen Furchen im Boden und die Ketten die aus der Wand gerissen und völlig zerstört im Zimmer verteilt lagen sowie eine feine Blutspur welche aus dem durch die zerstörte Türe führte erinnerten an die Geschehnisse welche sich in jenem Zimmer ereigneten.
Das Klirren eines Fensters hallte durch die Morgenröte. Dies hörte jedoch niemand.

Adam hatte seinen Mercedes auf dem Parkplatz eines Großhandels abgestellt, der Kofferraum war bereits mit einigen Tüten beladen.
Er hasste es einzukaufen, wenn er es tat dann richtig. So deckte er sich einmal im Monat mit dem wichtigsten ein und besorgte den Rest im kleinen Supermarkt in High Erants.
Er ahnte nicht was in seiner Villa geschehen war. Jeden Tag hatte er die Ketten überprüft. Er war immer so vorsichtig gewesen. So genau. Nun schon zwei Jahre lebte er so. Und doch, ein einziges Mal war er unvorsichtig.
Ein einziges Mal verbrachte er eine einzige Nacht aushalb seiner eigenen vier Wände.
Früher in Peterhead, seinem vorherigen Wohnort, hätte er so etwas leichtsinniges wohl nie getan.

Gedankenverloren schob er ein paar Packungen Pralinen in seinen Einkaufswagen. Da er weder besonders gut Kochen noch Backen konnte kaufte er vorwiegend Fertiggerichte und Dosenfutter.
Er hatte sich an den Geschmack gewöhnt und lebte damit. Sein Bruder, David, konnte sehr gut Kochen.

Jeden Abend stand David für sich und seinen großen Bruder in der Küche. Das machte ihm auch nichts aus, er liebte und bewunderte Adam. Er war schon immer ehrgeizig gewesen und erreichte seine Ziele meistens auch, wenn auch manches mal durch Umwege. David dagegen hatte wenig erreicht. Er war ein mittelmäßiger Schüler gewesen und wurde schließlich nur Verkäufer in einem Kiosk. Eigentlich hatte er sich sehr für Architektur interessiert, leider aber nicht die Ausdauer oder die Motivation dafür zu studieren. Nicht einmal einen ausreichenden Schulabschluss.
Ihre Mutter wurde früh krank und lebte über Jahre hinweg in einem Krankenhaus und einen Vater hatten die Brüder nie kennen gelernt.
So lebten sie einige Jahre zusammen.
Zumindest bis David sein 18. Lebensjahr erreicht hatte.
Ihre Beziehung war beneidenswert. Freilich hatten sie ab und an Streit. Aber nie waren sie wirklich böse aufeinander. David vertraute seinem Großen Bruder, er war alles für ihn.
Im Endeffekt aber war das sein größter Fehler.

Adam schüttelte den Kopf, es war nicht seine Schuld gewesen. Schlimme Dinge passieren nun mal, es war ein Unfall.
Tief in seinem innersten wusste Adam, dass er auf seinen kleinen Bruder hätte achten müssen. Er hätte es niemals soweit kommen lassen dürfen. Seiner Mutter hatte er doch versprochen auf den kleinen aufzupassen.
Allerdings lebte es sich leichter wenn er die Schuld von sich wies. Darin war er auch sehr gut. Er redete sich jeden Tag ein, dass ihn keine Schuld traf. Immerhin hatte David sich doch freiwillig angeboten. Es war schließlich seine Entscheidung.

In Wahrheit war Adam wütend. Auf seinen Bruder, auf seinen dummen Fehler und am meisten auf sich selbst. Er wusste nicht wo diese Gefühle so plötzlich herkamen, doch er wollte so schnell wie möglich nach hause. Zu seinem Projekt, seinem Bruder. Zu Malin, der süßen und äußert sympathischen Autorin mit der er allerdings niemals ehrlich würde sprechen können. Er vermisste sogar High Erants und die alte Villa. Allerdings schob er alles auf den Mangel an schlaf. Zur Hölle mit diesen ganzen Gefühlen!

Stunden später wachte Malin auf. Sie hatte ein seltsames Geräusch gehört. Fast so als wäre jemand an ihrer Zimmertüre vorbei gelaufen.
Sie setzte sich in ihrem Bett auf und lauschte in ihr abgedunkeltes Schlafzimmer.
Ein leises Poltern war zu Hören. Irgendetwas schien umgefallen zu sein.
Mit rasendem Herz stand die Autorin auf und ging lautlos zum Fenster. Sie schob den Vorhang zur Seite und schaute auf die Villa. Adams Auto war nirgends zu sehen. Sie konnte sich auch nicht mit jedem Problemchen zu ihm fliehen, es war nichts. Zumindest versuchte sie sich das einzureden.

Etwas entspannter setzte sie sich auf ihr Bett und griff nach einem Buch. Es war alles still, nur gelegentliches rascheln der Buchseiten war zu hören als sie umblättete.

Da sie das Buch sowieso schon ziemlich weit gelesen hatte, konnte sie es nun problemlos in unter zwei Stunden gänzlich fertig lesen.
Sie war auf der letzten Seite als sie das Geräusch brechenden Glases hörte. Ganz eindeutig. Diesmal konnte sie es nicht schön reden, es war jemand im Haus.
Dass Adam bei ihr einbrechen würde, glaubte sie nicht.
Klar, er konnte es. Aber hatte schließlich keinen Grund. Er musste nur klopfen und sie würde ihn rein lassen.

Sie griff nach ihrem Smartphone, doch es lag nicht auf dem Nachttisch.
»Nein, verdammt!«, flüsterte sie leise zu sich selbst.
Panik stieg in ihr auf.
Es lag wohl noch unten, vergessen auf ihrerm Sofa.

Sie musste allein aus der Situation fliehen. Alleine einen Weg finden.

Adam währenddessen sich auf dem Rückweg hatte in einen Stau navigiert.
Er stieg aus dem Auto, öffnete den Kofferraum und nahm gemächlich einige der Tüten heraus.
Er war zwar recht kräftig, würde allerdings trotzdem mehrfach gehen müssen.
Mit den ersten beiden Tüten lief er langsam zu seinem Haus.
Als er aufschließen wollte fiel im etwas ins Auge.

Langsam hob er eine Hand und fuhr über die tiefe Furche im Holz. Seine Ozeanblauen Augen weiteten sich angesichts der schrecklichen Befürchtung die sich sofort in seinen Hinterkopf drängte.
Er schloss die Tür auf, die beiden Taschen ließ er ungeachtet stehen, die Türe ebenfalls offen.
Seine Beine trugen ihn so schnell die Treppe hinauf, dass er beinahe den Halt verlor.
Egal, er lief weiter. Fing sich mit dem nächsten Schritt ab.
Seine Hand griff nach dem alten Gelände. Ein Splitter des Materials bohrte sich in seine Handfläche.
Egal, er lief weiter.
Sein Mantel welchen er immer noch trug schwang zur Seite als er plötzlich stehen blieb.
Die Türe vor ihm war angelehnt. Nicht wie sonst angeschlossen.
Er riss sie auf, mit genügend Kraft, dass sie gegen gie Wand schlug und wieder auf ihn zu kam. Er schlug sie erneut aus dem Weg und betrat das Zimmer.

Vier schwere Ketten lagen locker if dem Boden. Die fünfte war gänzlich aus der Wand gerissen.
Er wagte es nicht auch nur ein Wort zu sagen.
Vor dem Mittelpunkt der Zimmers ging er in die hocke. Zwei Finger tippten in eine Pfütze aus Blut.
Dunkles, frisches Blut welches zäh von ihm perlte und mit leisem Ton wieder in der restlichen Flüssigkeit landet.
Immernoch sagte er keinen Ton.

Adam brachte das tote Wesen

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