Kapitel 11

Ein Mädchen stand in einem Flur, der unerträgliche Gestank von Desinfektionsmittel stieg der Kleinen in die Nase.
»Solltest du nicht in deinem Zimmer sein?«, fragte eine vertraute Stimme voller Freundlichkeit. Sie sah den Arzt an welcher sich nun neben sie kniete und die große Hand auf ihren Kopf legte.
»Soll ich dich begleiten?«
Das Kind nickte. Sie nahm die warme Hand welche ihr angeboten wurde nachdem der Mann sich auf die Beine hievte.
Sie hatte fast Probleme mit dem großen Erwachsenen Schritt zu halten.
Er führte das Kind in ein Zimmer an dessen Eingang ihr Name groß stand.
Das Bett war groß und hatte schöne Wäsche mit Pferdemotiv. Doch darum standen viele Gerätschaften. Dinge die dem jungen Wesen Angst machten.
Sie klammerte sich an das Bein ihres Arztes.
Dieser fegte die Decke beiseite, dann hob er das Kind in ihr Bett.
»Zeit für deine Medikamente, meine kleine«, er klang so unbeschreiblich sanft und seine warmen, blauen Augen gaben so viel Vertrauen.
Trotzdem machte ihr der Infusionsbeutel Angst.
»Wo ist Birdy?«, verlangte sie zu wissen.
Der Doktor schenkte ihr ein weiteres Lächeln. Dann griff er neben das Bett und zog ein Blaues Plüschtier hervor. Einen Vogel mit großen Augen und dünnen Beinchen.
»Meinst du ihn hier?«, fragte der Mann mit seiner sanften Stimme und ließ das Tier über das Bett kreisen bevor er es auf ihrer Brust ablegte.
»Ich werde dir jetzt deine Medizin geben. Hab keine kannst, ja? Birdy beschützt dich!«
Er griff nach dem dünnen Arm des Mädchens und drückte den Schlauch welcher an dem Beutel voller Flüssigkeit befestigt war in die dafür vorgesehene Kanüle deren Kappe er vorsichtig abschraubte.
»Schlaf gut, Malin«, flüsterte er.

Die Autorin wachte auf. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und streckte den steifen Rücken durch.
Der Tag begann ereignislos, Malin stand im Badezimmer und putzte sich die Zähne.
Die aufgeschürfte Haut ihrer Hand war schon jetzt weitestgehend verheilt und unter weiteren Halluzinationen litt sie ebenfalls nicht.
Sie spuckte die restliche Zahnpaste vermischt mit Wasser ins Waschbecken und grinste ihr Spiegelbild an.
Jap - genug Zahnpflege.
Ihren Mund trocknete sie schnell mit einem Handtuch ab.
Ihr nächster Weg führte in die Küche, sie stellte eine Tasse unter die Kaffeemaschine und schaltete diese ein. Während das Wasser erhitzte belegte die Frau sich ein Brot in welches sie genüsslich biss.
Zusammen mit diesem und der Tasse des allmorgendlichen Wachmachers lief sie barfuß in ihr gemütliches Wohnzimmer um sich dort mit einem Buch auf die Couch zu setzen.
Sie wurde generell immer sehr schnell wach. Kaum war sie aufgestanden fühlte sie sich wach und ausgeruht. Auf Kaffee verzichten wollte sie trotzdem nicht.

Als sie etwa bei der Hälfte des Romans angekommen war wurde sie des Lesens überdrüssig. Sie genoss es zwar generell sehr ein gutes Buch in den Händen zu haben, doch bekam sie vom langen schauen auf die Wörter irgendwann Kopfschmerzen.
Es war 16:00Uhr als sie entschied noch einmal ihren Nachbarn zu nerven. Der vorherige Tag war wundervoll gewesen.
Sie schlüpfte in ihre gemütlichen schwarzen Chucks und zog eine dünne sommerjacke über ihr Shirt.
Den Schlüssel packte sie sofort ein und verließ damit auch schon das Haus.

Als sie sich Adams Haustüre näherte flog diese auch schon auf und der Mann kam ihr entgegen.
»Zu dir wollte ich gerade!«, verkündete er mit geöffneten Armen.
»Was ein Zufall!«, kicherte Malin.
»Hast du Hunger?«
»Sag bloß du hast gekocht!«
Der blauäugige grinste.
»Ob du's glaubst oder nicht, aber das hab' ich tatsächlich!«
Malin lies sich in eine sehr kurze Umarmung und anschließend mit ins Anwesen ziehen.
Es roch... Einzigartig.
»Da sagt man doch nicht nein!«
Sie nahm am Esstisch, dieser war sogar für zwei gedeckt, Platz.
»Du bist gestern eingeschlafen«, bemerkte Malin.
»Ja? Vielen Dank für die Diagnose, das ist mir auch aufgefallen!«
Er stellte eine Dampfende Tasse Fruchtetee auf den Tisch vor sie.
»Hört, Hört! Woher die gute Laune? Sag mal, ist das Früchtetee? Ich dachte du hast nur Kamille?«
»Und dann bin ich einkaufen gegangen«, grinste er.
Danach wanderte auch ein Teller gefüllt mit etwas das Chicken Curry sehr ähnlich sah auf den Tisch.
»Ich wusste nicht, dass du kochen kannst«, gab die Frau zu.
»Ich auch nicht.«
Malin musste kichern, sie sah zu wie der Mann sich mit einer Dose Energy drink gegenüber von ihr nieder ließ.
»Trinkst du jemals Getränke die kein Koffein enthalten?«
»Selten. Nur wenn ich krank bin oder... Krank bin!«
»Dir ist schon klar, dass das super ungesund ist?«, wollte sie wissen, dabei deutete sie mit der Gabel auf die Dose in seiner Hand.
Er zuckte die Schultern,  »Mag sein. Aber ich hab dich zum Essen eingeladen. Nicht um meine Lebensweise zu kritisieren!«
Malin nickte und füllte eine Gabel welche sie sich gleich in den Mund schob. 
»Gott, das ist köstlich!«
Das entsprach der Wahrheit. Es schmeckte wirklich fantastisch!

Sie redeten eine weile während dem Essen, bis Malin ein altes Thema in den Sinn kam.
»was ist eigentlich in diesem Zimmer in das ich nicht durfte?«
»Das geht dich gar nichts an«, erwiderte Adam plötzlich distanziert.
»Bitte?! Wieso nicht?!«
Malin wusste selbst nicht wieso sie so reagierte. Im Endeffekt hatte er ja recht. Er kannte schließ auch nicht jeden Raum ihres Hauses.
Trotzdem verletzte es sie, dass er es ihr nicht erzählen wollte.
»Es ist privat. Okay?«
Sie verdrehte die Augen.
»Okay, dann eben nicht!«
Sie wandte sich wieder ihrem Teller zu und stocherte in dem Reisgericht herum.
Adam, der sie dabei beobachtete, presste die Lippen zusammen und seufzte langgezogen.
»Hör zu, ich würde es dir ja sagen, wenn es was spannendes wäre. Aber es ist einfach ein Zimmer. Wie jedes andere«, er gestikulierte mit dem Besteck in der Hand.
Malin sah auf,  »Okay«, wiederholte sie deutlich entspannter.
Sie aß langsam auf.
»Darf ich deine Toilette benutzen?«
»War es so schrecklich?«, grinste der Mann mit schirfgelegtem Kopf, »Klar darfst du«.
Malin schmunzelte leicht über den Witz und ging zur Treppe um diese hoch zu joggen. Am Schlafzimmer jedoch ging sie vorbei.
Stattdessen fand sie sich vor der verbotene Tür wieder.
Diese lehnte immernoch einen Spalt offen. Zu wenig um hinein zu sehen, aber genug um ihre Interesse zu vergrößern.
Ihre flache Hand legte sich auf das staubige Material. Ganz sanft und zögernd öffnete sie die Tür ein wenig weiter. Der Geruch von Putzmittel stieg ihr unangenehm entgegen. Bevor die Autorin den Durchgang ganz aufstieß überlegte sie kurz. Es wäre ein Vertrauensbruch erster Güte. Aber wenn sich sowieso nichts von belangen darin befand würde es ja nichts ausmachen. Richtig?
Die Pforte wurde aufgestoßen und Malin betrachtete entsetzt was sich darin befand.
Vier starke Ketten waren in die Wand geschlagen worden, zwei links, eine rechts und eine hing an der Decke. Eine fünfte lag lose auf dem Boden. Diese war gewaltsam aus dem Beton gerissen worden.
Ein scharlachroter Fleck hatte sich ziemlich mittig des Raums in den hölzernen Boden gefressen.
Blut.
Die Farbe war ihr schnell aus dem Gesicht gewichen und ihre Beine fühlten sich an wie gelähmt. Die Knie wurden weich. Bitzelten als wären sie eingeschlafen.
Langsam taumelte Malin rückwärts, doch noch bevor sie den Raum verlassen konnte stieß sie gegen etwas. Oder jemanden.
Sie wirbelte um die eigene Achse, starrte Adam an welcher mit verschränkten Armen im Rahmen lehnte.
Pures Entsetzen und Fassungslosigkeit lag tief in ihren weit aufgerissenen Augen. Adam hingegen schien völlig gefasst.
»Was hast Du getan?«, brachte sie bestürzt heraus.
Der Mann antwortete nicht, er sah sie nur mit leerem Blick an.
Das war zu viel. Viel zu viel!
Die Autorin stürzte an ihm vorbei, rammte seine Schulter hart mit der eigenen.
Malin hörte, dass er ihr langsam auf den Flur folgte und den Durchgang schloss.
Sie drehte sich um, doch sie sah an ihm vorbei. Konnte ihn nicht direkt ansehen.
»Was war in diesem Raum?!«
»Hast du wen umgebracht?!«, drängte sie weiter.
Als der Mann näher trat wich die Autorin sofort zurück.
»Was?! Nein! Hör zu, ich erkläre es dir«, er klang nun selbst bestürzt, fing seinen Tonfall jedoch schnell wieder.
Malin verschränkte die Arme und sah ihn auffordernd an.
»Ja, erklärt es mir bitte!«
»Schön, ja! Ich habe einen Hund gefunden. Er sah verwildert aus und ich wollte dem Tier helfen. Er war zu aggressiv und mir ist nichts besseres eingefallen.«
»Und dazu musst du dein persönliches fort Knox errichten? Was soll das für ein scheiß Hund gewesen sein?!«
Malin sah ihn direkt an. Enttäuschung und Wut lag in ihren Augen.
»Die Wahrheit! Adam! Kannst du mir nicht ein einziges Mal die gottverdammte Wahrheit erzählen?!«
Der Mann schwieg, den Blick auf die Dielen gerichtet.
Sie lachte bitter auf und schüttelte den Kopf.
Ohne zu zögern machte sie kehrt und stampfte den Flur entlang zu den Treppen. Doch noch bevor sie die erste Stufe erreichen konnte packte Adam ihren Arm.
»Malin, bitte. Ich kann das nicht erklären. Vertrau mir einfach«, bat er.
»Vertrauen?!«, sie spuckte ihm die Worte förmlich entgegen,  »Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mich die ganze Zeit belügst?! Weißt du, ich habe dir vertraut! Sehr sogar!«
Damit riss sie ihren Arm aus seinem Griff und lief die Treppe hinunter.
Tränen rannen unaufhörlich über ihre Wangen und tropfen von ihrem Unterkiefer auf das schwarze Shirt.
Sie schmeckte die salzige Flüssigkeit deutlich auf ihren Lippen.
Stolpernd rannte sie aus seinem Haus über den Kieshof an ihrem vorbei in den Wald.
Es dämmerte bereits, nicht, dass sie das abhalten würde.
Nein - sie lief sogar tiefer in die Wälder.

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