Kapitel 8

May's Sicht:

,,Autogramme? Wieso?", hakte ich verwirrt nach und sah ihn wahrscheinlich an, wie ein Auto. Es passierte aber auch nicht jeden Tag, dass man so etwas gefragt wird und wirklich logisch erschien mir das schon von der Situation her nicht. Sollte das vielleicht ein Witz sein und ich verstand seinen Humor nicht, weil ich zu dumm dafür war, oder was? War das vielleicht auch britischer Humor?

Der Junge vor mir stockte und machte Anstalten mir zu Antworten, doch kein Ton verließ seinen Mund. Bevor ich noch einmal nachfragen konnte, sprang er auf und rannte aus dem Zimmer. Noch verwirrter als vorher, wollte ich ihm hinterher laufen, doch da viel mir ein, wie ich aussehen musste, deshalb suchte ich mir schnell eine Jeans und einen grauen einfachen Pullover dazu raus und warf mir beides über. Da Luke zum Glück einen Spiegel am Schrank befestigt hatte, schaffte ich es auch mit den vereinzelten Sachen, die ich mitgenommen hatte, mich dezent zu schminken und sah am Ende ganz passabel aus. Jedenfalls hatten weder Ashton noch Luke jetzt einen guten Grund einfach aus dem Zimmer zu laufen, weil ich so schrecklich aus sah und sie dachten, dass ich ein Monster war oder tot umzufallen, sodass die Presse doch noch was zu berichten hatte.

Entschlossen schlüpfte ich meinen schwarzen Schnürstiefel, verließ das Zimmer und rannte prompt gegen eine Männerbrust. Erneut kippte ich der Länge nach um. Würde das jetzt zum Alltag werden? ,,Und schon wieder.", hörte ich Luke leise kichernd sagen und ergriff seine mir ausgestreckte Hand, um wieder aufzustehen. ,,Sorry.", sagte ich bloß und versuchte die unglaublichen Kopfschmerzen zu unterdrücken, da ich unglücklicherweise genau gegen die Wand geknallt war. Typisch May. ,,Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte nicht einfach ohne eine Antwort abhauen dürfen und außerdem konntest du ja auch gar nicht wissen, dass ich vor der Tür stehe.", erwiderte der Blondschopf grinsend und schenkte mir im nächsten Moment einen entschuldigenden Blick, welchen ich mit einem leichten Abwinken abtat. ,,Ist schon gut.", antwortete ich ihm und verfing mich wieder in seinen meerblauen Augen. Ich merkte nicht mal, wie lange ich ihn anstarrte, aber auf jeden Fall tauchte plötzlich Jason's Gesicht statt Luke's auf und grinste mich an. ,,Jason.", flüsterte ich unbewusst und etwas geschockt. Meine Hand machte sich fast selbstständig und versuchte nach ihm zu greifen, doch er sprang schnell nach hinten. Erst jetzt bemerkte ich, was ich getan hatte und kniff seufzend die Augen zusammen in der Hoffnung, dass alles wieder normal werden würde, wenn ich sie das nächste Mal öffnete.

,,May, ist alles in Ordnung? Wer ist Jason?", holte mich Luke in die Realität zurück und brachte mich dazu meine Augen wieder aufzuschlagen. Kurz sah ich mich um, doch nirgendwo war mein Bruder zu sehen. Ich hatte ihn mir wirklich nur eingebildet. Hoffentlich würde das nicht nochmal passieren. Ich ertrug es nicht lange in sein makelloses Gesicht zu sehen und sein unbeschwertes Lachen leise im Hintergrund zu hören. ,,May!", rief Blondie jetzt erneut und schüttelte mich leicht an den Schultern. ,,Ja, ich- Es ist alles gut.", stotterte ich und sah dabei auf den Boden, da ich den Moment von eben unbedingt vermeiden wollte. Was wäre, wenn ich Luke oder andere Personen nie wieder ansehen könnte, weil ich immer Jason sehen würde? ,,Das sieht aber nicht so aus.", konterte er und strich mit seiner Hand über meine Wange, wo tatsächlich vereinzelte Tränen runter flossen und zu Grunde fielen. Schnell wischte ich mir auch die restlichen weg und lächelte dann. ,,Glaub mir, mir geht's super.", erwiderte ich nicht sehr überzeugend, da er sofort die Arme vor der Brust verschränkte und mich misstrauisch musterte. ,,Ich weiß, dass wir so gut, wie Fremde sind, aber wenn du reden willst dann-", fing er an, doch ich unterbrach ihn augenverdrehend. ,,Danke, aber das wird nicht passieren."

Vielleicht war ich etwas zu schroff, schließlich wollte er mir nur helfen, aber das war mir in diesem Moment ziemlich egal.

Kaum hatte ich das gesagt, drehte ich mich um und schnappte mir Koffer und Tasche aus seinem Zimmer. Damit quetschte ich mich an Luke vorbei und schleppte beides die Treppen runter, wobei mir der erste Koffer nach der zweiten Stufe umkippte und die letzten mit lautem Gepolter runter fiel. Ups. Hoffentlich hatte ich keinen kleinen Schaden oder sonstiges an der Treppe verursacht. ,,Sag mal, was wird das eigentlich?", hörte ich Luke's Stimme hinter mir fragen und auch Ashton stand jetzt mit einer Augenbraue nach oben gezogen unten und sah rauf zu mir. ,,Ich gehe.", sagte ich bloß und stolperte die Treppe nach unten, wo der Lockenkopf mich gerade noch so auffangen konnte. Schnell schnappte ich mir noch meine Jacke, welche an einem Hacken hing und stopfte sie in meine Tasche, so gut wie es halt ging. ,,Und wo willst du hin?", hakte Ashton nach und stellte meinen Koffer wieder richtig hin, sodass ihn gleich ziehen konnte. ,,Macht euch keine Sorgen. Ich finde sicher was, wo ich bleiben kann.", beruhigte ich wahrscheinlich eher mich selbst, als einen der Jungs. Ehrlich gesagt hatte ich fast gar keine Hoffnung mehr noch etwas zu finden, aber da ich vor hatte dieses Mal die andere Richtung zu erkunden, gab es ja noch eine klitzekleine Chance dort ein Hotel zu finden. Schließlich konnte ja nicht die ganze Stadt total überfüllt und ausgebucht sein, oder?

,,Willst du nicht doch lieber hier bleiben?", fragte Ashton und betrachtete mich skeptisch von oben bis unten, wodurch er mich meiner Meinung nach als schwach dar stellte, aber das war sicher nicht seine Absicht. Ich mochte es noch nie, wenn mich jemand von oben bis unten musterte. Woran das eigentlich lag, wusste ich selbst nicht so richtig. ,,Nein nein, ich will euch nicht zur Last fallen. War nett euch kennengelernt zu haben, bye.", antwortet ich knapp und hatte schon die Tür in die Freiheit aufgerissen, als ich stoppte. Wollte ich wirklich da raus und bis in die Nacht rum irren oder lieber hier bei den Jungs bleiben, die ich kaum kannte?

,,May.", versuchte Luke es auch nochmal, aber ich schüttelte bloß den Kopf und verließ mit meinem Gepäck das Haus. ,,Wenn du es dir anders überlegst, kannst du jederzeit klingeln kommen und hier übernachten, okay?", rief Ashton mir noch hinterher, bevor ich endgültig ihr Anwesen verlassen hatte, was bei Tag noch größer und luxuriöser aussah, als gestern im Dunklen. ,,Okay, auf nimmer Wiedersehen!", antwortete ich noch und verschwand dann im Menschen Getümmel Londons.

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