Kapitel 15

Luke's P.o.V.

Wütend knallte ich die Tür meines Zimmers hinter mir zu und stolperte die Treppen hinunter, wo ich mir meine Jacke schnappte und in meine Schuhe schlüpfte. Gerade wollte ich mich aus dem Staub machen, um einfach mal alleine zu sein, da bemerkte ich, dass May mir gefolgt war. Schon alleine, wie sie dort leicht angelehnt an dem Geländer stand und mich mit ihren wunderschönen grau blauen Augen musterte, machte mich total verrückt. Aber wieso? Wieso um Himmels Willen hatte ich das starke Verlangen sie in den Arm zu nehmen, zu beschützen und von den Jungs fern zu halten? Warum war da dieses merkwürdige Gefühl, was ich nicht richtig einordnen konnte, als Ashton sie in den Arm nahm?

,,Ist alles in Ordnung mit dir, Luke?", riss mich ihre sanfte Stimme aus den Gedanken, wodurch ich erst jetzt bemerkte, wie ich sie angestarrt haben musste. Kurz fiel mein Blick wieder zu ihren Augen und ich wollte schon fast antworten, doch ich hielt mich zurück. Wer weiß, was aus meinem Mund herauskam, wenn ich wütend war und gleichzeitig auch so nervös, weil ich sie sah. Ich schnaubte kurz und riss dann die Tür auf, bevor ich aus dem Haus stürmte. Natürlich musste es draußen, wie aus Kübeln schütten, aber umkehren wollte ich nicht. Ich konnte Ashton jetzt nicht in die Augen sehen. Außerdem konnte ich gerade für nichts mehr garantieren, weshalb es besser war jetzt erstmal für mich zu sein. Einfach mal alleine.

Ehrlich gesagt, war ich mir noch nichtmal sicher, warum ich eigentlich so sauer war, aber da war plötzlich diese Wut gewesen. Wäre ich länger mit den Jungs und May in einem Raum oder Haus geblieben, hätte ich vielleicht noch meine Wut an ihnen rausgelassen. Oder eher an Ashton. Als ich daran zurück dachte, wie mein bester Freund May getröstet und in seinen Armen gehalten hatte, kam wieder das Gefühl hoch mich abreagieren zu müssen. Ich wollte für May da sein und sie berühren. Nicht Ashton. Und auch nicht Michael oder Calum. Vielleicht wollte ich es mir nicht eingestehen, aber aus irgendeinem Grund war ich eifersüchtig.

,,Luke! Jetzt warte doch mal!", hörte ich auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir schreien und stoppte abrupt. Mir blieb keine Zeit mehr zu Überlegen, was ich gleich sagen würde, denn schon stand May neben mir. Total durchnässt und schwer am Atmen, da sie mir wahrscheinlich hinterher gerannt war. Warum machte sie das alles? Warum begab sie sich für mich in den Regen, obwohl ich nicht gerade freundlich zu ihr gewesen war?

,,Was machst du hier, May?", sprach ich meine Gedanken aus und scannte sie einmal kurz von oben bis unten, wobei mir auffiel, dass immer noch ihren Schlafanzug trug, welcher aus einem einfachen kurzen hellblauen Kleid bestand. Dazu trug sie ihre schwarzen Converse, welche noch nicht mal richtig zugeschnürt waren. Anscheinend hatte sie sich ziemlich beeilt, mich noch einzuholen. ,,Ich wollte mit dir reden.", antwortete sie und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Warum?", hakte ich gespielt nichtsahnend nach und setzte meinen Weg fort, wobei sie mir schnell folgte. Auch wenn ich nichts sagte oder dagegen tat, konnte ich genau beobachten, wie anstrengend es für sie war mit mir schritt zu halten. ,,Wieso warst du plötzlich so anders? So wütend?", half sie mir auf die Sprünge und zog eine Augenbraue hoch. Am liebsten hätte ich ihr jetzt die Wahrheit gesagt, auch wenn ich mir selbst nicht nicht im Klaren war, was überhaupt geschehen war. Aber sie würde mich für verrückt halten, wenn ich ihr weiß machen würde, dass ich eifersüchtig auf Ashton geworden bin, weil er sie umarmt hatte. Und wenn ich noch einen drauf setzen und erklären würde, dass ich sie gerne küssen und umarmen wollte, würde sie mich doch für komplett gestört halten. Warum wollte ich sie überhaupt küssen? Ich kannte sie gerade mal drei Tage, da dürfte nicht mehr als Freundschaft sein. Wenn überhaupt.

,,Ich habe mich nur an was erinnert.", log ich dreist und musste mich echt zurück halten, mich nicht sofort zu entschuldigen und ihr die Wahrheit zu sagen. Scheiß Schuldgefühle. ,,Ach ja und an was?", fragte sie weiter und brachte mich langsam zum Kochen. ,,Ich wüsste nicht, was dich das angeht!", fauchte ich schroff und bereute es sofort, als ich ihren erschrockenen und auch etwas enttäuschten Gesichtsausdruck sah. ,,Sorry.", flüsterte sie und blickte benommen auf den Boden. Jetzt hatte ich es endgültig verbockt. Warum musste ich auch gleich so ausrasten, nur weil sie ein bisschen neugierig war? Ich war manchmal so ein Idiot.

Fast automatisch blieb ich stehen und griff nach May's Händen, welche gefährlich kalt waren und zitterten. Sofort glitt mein Blick an ihrem Körper entlang, wo ich eine leichte Gänsehaut feststellen konnte. Nicht wunderlich, wenn sie hier im Regen bei dieser Kälte in einem kurzen Kleid rum lief. Ohne zu Überlegen zog ich meine Jacke aus und legte sie May um die Schultern. ,,Nein, ich muss mich entschuldigen.", sagte ich leise und hob ihr Kinn vorsichtig an, damit sie mir in die Augen sehen musste. Ihr verwirrter Blick zeigte mir, dass sie nicht wusste, was ich meinte, also fuhr ich seufzend fort. ,,Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Das war falsch und nicht fair. Und auch das ich so merkwürdig eben war. Ich war wütend und habe das einfach an dir ausgelassen. Es tut mir echt Leid."

Ich wusste nicht genau warum, aber irgendwie fühlte es sich gut an, sich bei ihr zu entschuldigen. Nervös fuhr ich mir durch die Haare und blickte direkt in ihr kleines Lächeln, was sich mittlerweile gebildet hatte. ,,Nicht so schlimm. Schon vergessen.", antwortete sie und umarmte mich leicht, was mich erneut aus dem Konzept brachte. Ihre Ausstrahlung, ihr Charakter und ihre Berührungen machten mich total hibbelig und ließen mich Achterbahnen fahren. Konnte es sein, dass ich mich in dieser kurzen Zeit, in diesen drei Tagen, in May Christine Elizabeth Lancasterson verguckt hatte?

Wieder einmal hatte ich mich nicht unter Kontrolle. Mein Verstand war, wie benebelt und ich handelte nur noch aus reinem Herzen. Und mein Herz wollte ihre Lippen auf meinen spüren und sie "mein" nennen. Hier und jetzt. Ohne zu Überlegen lehnte ich mich immer weiter zu May vor. Es war natürlich ein Risiko, was ich gerade einging, schon alleine falls sie nicht so, wie ich, fühlen würde, hätte ich unsere Freundschaft wahrscheinlich für immer zerstört. Wir würden uns, wie in diesen typischen Liebesfilmen benehmen. Uns aus dem Weg gehen. Aber das war es mir wert. Ich kam ihren vollen Lippen immer näher. Zentimeter für Zentimeter. Näher und näher.

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