Kapitel 1

May's P.o.V.

Alles begann an einem verschneitem langweiligen Wintertag. Der sonst so blaue Himmel war von grauen Gewitterwolken überzogen und es schien als wäre es das perfekte Wetter für einen Serien Marathon zu Hause im Warmen. Einzelne Schneeflocken fielen herunter auf die sich mittlerweile gebildete Winterlandschaft und ich, May Christine Elizabeth Lancasterson, stampfte wütend und mit Tränen in den Augen, bei den eisigen Minustemperaturen durch meine Heimatstadt Köln. Die Leute um mich herum, welche mich alle verwirrt oder spöttisch betrachteten, blendete ich total aus oder ignorierte sie. Ich hatte ganz andere Sorgen und es war mir herzlich egal, was die meist Fremden von mir dachten.

Niemals hätte ich das erwartet. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Als würde mir jemand ganz langsam und schmerzvoll mein Herz rausreißen und es vor meinen Augen in seine Einzelteile zerkleinern. Es tat so weh und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt emotional noch komplett fertig war, wusste ich dass ich das alles nicht schaffen würde. Nicht alleine. Nicht ohne ihn. Jason Karl-Heinz Bremer.

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich seit langer Zeit wieder an seinen vollen Namen dachte und ich musste ein Kichern unterdrücken. Welche Mutter nannte ihr Kind nur so?

Meine. Nur blöd, dass ich weder sie noch meinen richtigen Vater je kennenlernen konnte. Diese Chance hatte Jason wenigstens, während ich von Familie zu Familie wechselte und teilweise im Waisenhaus leben musste.

Na ja, auf jeden Fall ist Jason mein Bruder und bester Freund. Besser gesagt war er mein bester Freund. Eigentlich lief alles ziemlich gut und ich hätte mir keinen besseren Bruder vorstellen können, doch dieses Glück wurde mir nicht gegönnt. Er hat mich auf seinen Händen getragen, als wäre ich ein Engel oder Gott höchst persönlich. Er war immer nett und versuchte mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ich hatte ihm meine dunkelsten Geheimnisse, inklusive meiner schrecklichen Vergangenheit anvertraut und er hatte sie respektiert und nie jemanden weiter erzählt. Ich konnte ihm voll und ganz vertrauen.

Er war mein Lichtblick gewesen und hat mir bewiesen, dass es solche perfekte herzensgute Menschen noch gibt, obwohl ich schon länger nicht mehr daran geglaubt hatte. Vielleicht hatte ich so eine Person auch einfach nicht verdient und sollte für den Rest meines Lebens alleine mit zwanzig Katzen versauern. Möglicherweise wurde mir deshalb alles genommen, was ich hatte und liebte.

Durch das laute Klingeln meines Handys wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Seufzend fischte ich das Gerät aus meiner kleinen Handtasche und sah auf den Bildschirm, wo mit großen Druckbuchstaben 'Dad' geschrieben war. Dahinter prangte ein kleines rotes Herz.

Kopfschüttelnd drückte ich auf den roten Hörer und musste die Tränen in meinen Augen wirklich zurück halten, um nicht einfach heulend zusammenzubrechen. Zitternd stellte ich den Ton aus und steckte das iPhone in meine Hosentasche.

Ich konnte jetzt nicht mit meinem Adoptivvater sprechen und ihm alles erklären. Erstmal musste ich selber damit klar kommen, dass ich Jason nie wieder sehen würde. Dass ich ihn nie wieder umarmen und mit ihm kuscheln könnte. Er ist weg und mein Leben wirklich nur noch ein kleiner Trümmerhaufen, ohne jegliche Funken Hoffnung.

Ich brauchte Zeit. Zeit zum Nachdenken. Und Ruhe. Ich wollte ihn an meiner Seite haben. Ohne ihn hatte mein ganzes Leben doch gar keinen Sinn mehr, aber jetzt aufgeben, konnte ich nicht. Jason hätte das nicht gewollt. Nicht nach unseren Eltern. Außerdem war ich auch früher, als ich noch nicht mal von seiner Existenz wusste, alleine klar gekommen. Also musste ich kämpfen, trauern, akzeptieren und mich damit abfinden ihm nie wieder in die schokoladenbraunen Augen sehen zu können.

Als ich gerade um die Ecke zu unserer Straße bog, wurde ich auf einmal von hinten fest umarmt und zur Seite gezogen. Verwirrt fuhr ich herum und sah in die strahlend blau-grünen Augen meiner besten Freundin Nala, welche ich schon länger nicht gesehen hatte, da sie die letzten Wochen in New York bei ihrem Onkel gewesen war. Ihr fröhlicher Gesichtsausdruck änderte sich jedoch schlagartig, als sie erkannte wie schlecht es mir gerade ging. Schon nach einigen Sekunden in denen sie geschockt mein wahrscheinlich total verquollenes Gesicht begutachtet hatte, schloss sie mich in eine weitere Umarmung und dass war es was ich gerade am meisten brauchte. Jemanden der für mich da war und mir half die Geschehnisse zu verarbeiten. Eine Person, die mich einfach festhielt und mir half wieder aufzustehen, wenn ich das überhaupt jemals schaffen würde.

Ihre langen blonden Haare, welche einst mal schwarz gewesen waren, hatte sie unter einer warmen flauschigen Mütze versteckt. Ich merkte gar nicht wie ich das wärmende Ding anstarrte, denn erst als meine beste Freundin mir seufzend die Beanie über den Kopf zog, erwachte ich aus meinen Gedanken und meiner Starre.

,,Nala..", flüsterte ich fast lautlos, brach aber wieder ab, da ich es nicht schaffte auch nur ein Wort mehr über die Lippen zu kriegen. ,,Hey, alles wird gut!", redete meine beste Freundin mir ein und drückte mich erneut an sich, wodurch mich eine angenehme Wärme durchströmte. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt es eigentlich war, aber was hatte ich erwartet?Immerhin war es Winter und da konnte ich ja schlecht verlangen, dass den ganzen Tag die Sonne scheint und wir dreißig Grad hatten. ,,Komm. Wir gehen jetzt zu dir nach Hause und wenn du willst, kannst du mir erzählen was vorgefallen ist, okay?", bestimmte sie und ich nickte bloß, immer noch unfähig etwas zu erwidern. Nala schnappte sich meine durchgefrorene Hand, drückte sie einmal kurz und zog mich dann in Richtung Marktplatz, wo die alte Villa meiner Eltern stand. Die erste Zeit über sprach niemand ein Wort, was mal wieder so gut zeigte, warum die Blondine neben mir meine beste Freundin war. Sie drängte mich zu nichts, ließ mir die Ruhe und den Freiraum den ich benötigte und war immer für mich da, wenn ich sie doch mal brauchte und wie so oft nicht mit mir und meinem Leben klar kam. Egal in welcher dummen Situation ich mich mal wieder befand, ich konnte immer auf Nala zählen.

,,Er ist tot.", brach es dann doch aus mir heraus und wieder wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich ihn für immer verloren hatte. ,,Wer? Jason? Aber- Wie kann dass sein?! Es tut mir so Leid, May.", stotterte sie sichtlich geschockt und schenkte mir einen bemitleidenden Blick. Ich wollte kein Mitleid, war aber trotzdem froh, dass sie endlich wieder aus Amerika zurück und jetzt in diesem Moment bei mir war.

,,Wir wollten uns bei Starbucks treffen und ich- ich habe sein Auto schon kommen sehen. Und dann- Glatteis. Er hat die Kontrolle verloren. Er- Ich habe seine Schreie gehört. Wollte ihm helfen, aber-", ich brach ab und musste schlucken, als wieder die schrecklichen Bilder vor meinen Augen auftauchten. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte und mir mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen gewischt hatte, fuhr ich langsam fort. ,,Sein Auto ist von der Bahn abgekommen und rein in ein anderes. Die Autos sind explodiert und er war weg. Tod." Meiner besten Freundin klappte derweil der Mund auf und sie starrte mich ungläubig an. ,,Scheiße!", rief sie wütend und stampfte ein Stück voraus in den tiefen Schnee. Schnell rannte ich Nala nach und beobachtete sie, wie sie fluchend gegen einen Baum trat und danach laut aufjaulte. ,,Nala, ich hätte ihn sicher irgendwie retten können. Es war meine Schuld! Hätte ich mich nicht mit ihm getroffen und-", fing ich an, doch die Blondine unterbrach mich hysterisch kreischend. ,,Nein May, du bist nicht Schuld! Meinetwegen jeder andere, aber nicht du! Mach' dir keine Vorwürfe. Komm, wir gehen jetzt erstmal zu dir. Du bist ganz kalt."  Kaum hatte Nala ihren Satz beendet, packte sie mich am Arm und zog mich weiter durch die verschneiten Straßen von Köln.

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Na, wie hat euch das erste Kapitel meiner neuen Story gefallen? Hoffe ich hab ein paar fleißige Leser gewinnen und überzeugen können. XD

Ein Vote würde mich wirklich freuen, damit ich sehe, ob die Story gut ankommt.

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Danke ;-*
So, das wär's von mir für heute. Bleibt auf jeden Fall dran. Noch viel Spaß beim Lesen.
Love you all!

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