Welcome Home, Mrs Morgenstern

[1420 Wörter]

„Rachel? Rachel, Schatz, ist bei dir alles in Ordnung?" riss mich eine dunkle Stimme aus meinen Gedanken und zurück in die Wirklichkeit. Ich sah auf und direkt in die wunderschönen, eisblauen Augen meines Verlobten. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Solange er in der Nähe war, ging es mir gut. Ich machte mir keine Sorgen darüber, wie ich ihm erklären sollte, das ich schwanger war, obwohl wir eigentlich immer verhütet hatten. Anscheinend nicht immer. Und jetzt - sobald er nicht in meiner Nähe war-hatte ich Angst, er würde mich verlassen, wenn er wüsste, dass wir Eltern werden würden.

Ich wusste, dass ich mir zu viele Gedanken machte, aber ich ging schon immer vom Schlimmsten aus.
Liz, meine beste Freundin, die uns bei dem Umzug half, hielt mir dann immer eine Motivationsrede a la
»James liebt dich, Rachel. Er hat dich schließlich auch gefragt, ob du ihn heiraten willst. Hätte er das, wenn er dich nicht lieben würde? NEIN. Also, mach dir keinen Kopf. Er wird sich freuen, glaub mir. James liebt dich. Du liebst James. PUNKT. Frieden, Freude, Eierkuchen!«
Ja, Liz war manchmal verrückt, aber einer der brillantesten Menschen die ich kannte und außerdem meine beste Freundin. Sie hatte auch schon darauf hingewiesen, dass sie Patin meines Kindes werden würde. »Und wenn ich dich dafür mit einer Bratpfanne K.O. schlagen muss!« hatte sie versprochen und so gemein gegrinst, dass ich ihr aufs Wort glaubte.

All diese Tatsache und Wortfetzen rasten in Sekunden durch meinen Kopf. „Hallo? Babe?" versuchte James meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich küsste ihn kurz auf den Mund. „Ja?" wisperte ich gegen seine Lippen. Er zog mich auf seinen Schoß - ich hatte nicht gemerkt, das er sich gesetz hatte - und flüsterte „Ist doch egal..." bevor er erneut seine Lippen auf meine legte. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinen Körper aus, während ich seine Kuss erwiderte. Wir hätten vermutlich noch eine Ewigkeit dort sitzen und uns küssen können, aber ein leises Räuspern ließ uns auseinander schrecken.
Liz stand ein paar Meter hinter uns auf dem Steg und schüttelte lachend den Kopf. „Ich wollte euch Turteltauben nicht stören, aber ich habe mich gewundert, wo ihr so lange wart. Bin schon wieder weg!" und damit verschwand sie.

„Wir sollten echt wieder zurück gehen. Immerhin sind wir schon im zweiten Stock angekommen beim renovieren." meinte James. Ich ließ ein enttäuschtes Seufzen hören. Die ganze Zeit irgendwelchen Kram von rechts nach links zu schleppen, war auf Dauer extrem anstrengend. Mein Verlobter stand mit mir auf den Armen auf und trug mich zurück in die Richtung unseres riesigen Anwesens, das früher einer gewissen Familie Morgenstern gehörte. Der letzte Vorbesitzer war bei einem Unfall gestorben und das große Haus verwahrlost. Liz hatte uns das Haus gezeigt und war von Anfang an der Meinung, es wäre das perfekte Haus für James und mich. Mir war immer noch nicht klar, wie sie es geschafft hatte, uns dieses zauberhafte Anwesen zu organisieren, aber Liz meinte sie »hätte da ihre Kontakte«.

Ich war mir ziemlich sicher, dass der Ring mit dem eingravierten "M" und dem Familienwappen der Morgensterns, den sie trug, etwas damit zu tun hatte, aber immer wenn sie darauf angesprochen wurde, machte sie komplett dicht.

Erst als James die Tür aufsties, bemerkte ich, das ich schon wieder in meiner Gedankenwelt verschwunden war. Ich kuschelte mich mehr in die starken Arme, die zu der Person gehörten, die mir die Welt bedeutete. Als ich vorsichtig abgesetzt wurde, bemerkte ich erst, dass mein Schatz mich die Treppe bis in den zweiten Stock getragen hatte. „Wie wäre es, wenn wir dieses Zimmer in ein Zimmer für unsere Kinder umbauen?" hauchte James mir ins Ohr und ließ seine Hand leicht über meine Hüfte gleiten. Ein kleiner elektrischer Schauer lief mir den Rücken runter. Woher wusste er, dass er... ?

„Müssen wir nicht, wenn du nicht willst, Babe." murmelte James und blickte leicht verlegen zu Boden. Ich streckte mich ein wenig und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Doch, das müssen wir wohl.." entschlüpfte es mir ohne mein Zutun. „Du bist schwanger?" wollte er wissen. Ich wand den Blick ab und nickte. Wenn er mich jetzt verlassen würde, wäre ich am Ende.

„Rachel." wisperte James. Ich vermied es noch immer, ihn anzuschauen. Seine Hand hob mein Gesicht an, sodass ich ihn ansehen musste. Tränen liefen über seine Wangen, aber er strahlte mich an.
„Meine Güte, Rachel. Das ist mehr, als ich jemals zu träumen gewagt hätte. Ich frage dich, einen Engel, ob du mich heiraten willst und du sagst »Ja«. ... Ich werde Vater. Wir werden Eltern! Ich glaube, ich träume! Das und das du mich liebst ist das größte Geschenk, das mir Gott je machen konnte. Ich liebe dich!" sprach er mit fester Stimme. Auch mir kamen die Tränen. „Ich liebe dich auch" flüsterte ich und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen. Es war, als würde ein Feuer in mir auflodern. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, zog ihn an mich, verlangend nach mehr. James dirigierte mich rückwärts, hob mich hoch und drückte mich gegen die Wand.

Als ein dumpfes Geräusch ertönte, löste ich mich -unfreiwillig- von James. „Was war das?" kam es synchron von uns. Er zog nachdenklich die Stirn in Falten, bevor ein Ausdruck des Verstehens auf sein Gesicht trat. „Hinter der Wand muss ein Raum sein. Wir könnten sie einreißen... Keine Sorge, es ist keine tragende Wand!" probierte er mir unseren "Fund" zu erklären. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Gehst du den Vorschlaghammer holen?" bat ich ihn. „Hat hier jemand etwas von Vorschlaghammer gesagt?" kam es vom Flur und Liz erschien im Türrahmen, einen Hammer in der Hand. Ich entzog mich James Griff, schnappte mir den Hammer, den Liz mir hinhielt und holte aus.

Eine halbe Stunde später hatten James und ich die dünne Wand durchgeschlagen. Liz hatte daneben gestanden, uns beobachtet und darüber philosophiert, was hinter der Wand verborgen sein könnte. Es war eine Art Gang, der eine lange Strecke geradeaus führte. Am Ende war eine kleine Nische, aus der ein schwaches Licht zu scheinen schien. Aus dem Nichts hielt Liz drei Taschenlampen in der Hand und sah James und mich fragend an. „Wollt ihr auch eine?" harkte sie nach. Mein wunderbarer Verlobter griff nach den Taschenlampen, gab mir eine und drückte mir noch einen Kuss auf den Scheitel. Dann marschierten wir in den Gang hinein.

Der Weg war zu Glück so großzügig, dass wir zu dritt nebeneinander laufen konnten. An den Wänden hingen Bilder von verschiedenen Personen. Alle hießen Morgenstern mit Nachnamen. „Valentin Morgenstern und Jocelyn Morgenstern, geborene Fairchild ..." laß ich leise vor. Der folgende Rahmen war leer. „Das muss die Ahnengallerie der Morgensterns sein!" murmelte James. „Ganz richtig." ertönte es aus der Nische. Und plötzlich stand ein ungefähr sechsundzwanzig Jähriger vor mir und James.

Liz war am Eingang der Galerie stehen geblieben und bewunderte noch immer die ersten paar Bilder. James verschränkte die Arme und musterte den fremden Blonden. „Wer sind sie und was tun sie in MEINEM Haus?" wollte er schließlich wissen. Der Fremde erwiderte : „Nun, in gewisser Hinsicht ist es MEIN Haus."
„Ach ja?" kam es von mir. Ich verschränkte ebenfalls die Arme. Was fiel diesem Fremden eigentlich ein? Wir hatten dieses Haus gekauft. „Ja. Ich bin der Sohn von Valentin Morgenstern, dem dieses Haus gehörte." Er streckte die Hand aus. „Jonathan Christopher Morgenstern, höchst erfreut."

Bevor James darauf etwas erwidern konnte, vernahm man hinter uns ein dumpfes „Klong!". Ich fuhr herum. Liz hatte, als der Morgenstern seinen Namen genannt hatte, ihre Taschenlampe fallen lassen. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Wut, Trauer und Freude. Schon faszinierend, wie viel ein einzelner Gesichtsausdruck sagen konnte. „John?" wisperte sie.

Der Morgenstern, der dem Geschehen hinter James und mir bisher kaum Aufmerksamkeit gewidmet hatte, hob überrascht den Kopf. „Kriegerprinzessin?" rutschte es ihm heraus. Im nächsten Moment lag meine beste Freundin in seinen Armen und küsste ihn. Nachdem sie sich wieder lösten, griff er nach ihren Händen, als suchte er etwas. Es war, als hätte die beiden vollkommen vergessen, dass James und ich auch noch existierten. Der junge Morgenstern hob ihre Hand und küsste erst ihren Handrücken und dann den Ring mit dem Wappen seiner Familie und dem eingravierten "M". „Willkommen zuhause, Mrs Morgenstern." hauchte er. Sie gab ihm erneut einen Kuss. „Naja, es gehört jetzt ja meiner besten Freundin und ihrem Verlobten James." lachte sie, als sie sich wieder lösten. Er schlang seine Arme um sie und hob sie hoch. „Macht nichts, dann ziehen wir eben ins Fairchild Anwesen..." murmelte er noch, bevor sie in einem erneuten Kuss versanken.

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