Jily: Eine Lektion lernen & einen Schwur brechen


"Darf ich Zaubertränke bei dir abschreiben?"

...

"Sonst frag ich Lene!"

Keine Antwort.

"Hallo? Lil?"

Nichts.

"Lily?"

Wieder nichts.

"LILY EVANS!"

"Hm?"

Endlich regte sich etwas unter dem Haufen aus rotem Haar. Bis jetzt war nur die kleine Stupsnase und zwei stechende, grüne Augen, die an ihr vorbei zu blicken schienen, zu sehen. Nun erschien auch ein schmaler Mund und die Finger der Person legten außerdem noch das Kinn frei.

"Was?"

"Hör mir endlich mal zu! Und starr nicht immer hinter mich!"

Sie drehte sich um und was, oder besser gesagte wen, sie zu Gesicht bekam überraschte sie.

"Nicht im Ernst, jetzt starrst du dem schon nach, so wie alle anderen? Weißt du noch, unser Schwur?"

"Jaha, ich weiß! 'Niemals werd ich mich in einen von diesen arroganten, kindischen Hornochen verkucken' ich weiß ich hab das geschworen, so wie du, und ich werd mich auch dran halten!"

Schweigen.

"Du magst ihn, nicht war?"

"Pah! Denkste!"

"Ist doch war! Bestreit es nicht, es ist eh zwecklos, ich weiß es!"

"Jaja... du weißt es, genau!"

Sarkasmus war in ihrer Stimme zu hören, ja, ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

"Es stimmt doch! Und wenn du nicht endlich aufhörst, mir weiß machen zu wollen, dass das was ich sage falsch ist, dann geh ich rüber und sag es selber dem Glücklichen!"

"Das wirst du nicht tun!", sagte die Rothaarige, mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck.

"Doch. Und wenn du es mich nicht machen lässt, dann sag ich es Lene!"

"Marlene wird das nicht machen, ich... ich... nein! Das ist sowas von peinlich, das könnt ihr einfach nicht machen!", flüsterte sie ihr wütend zu. Sie wollte nicht, das jeder es hören konnte.

"Gib doch einfach zu das ich recht habe!"

"Pss!", Alice war so laut geworden, das auch schon Madam Pince um die Ecke kam und sie ermahnte leiser zu sein.

"Was ist jetzt wegen Zaubertränke?", fragte Alice.

Lily sprach kein Wort, sie kramte nur in ihrer Tasche und fand schließlich ihren Zaubertränke-Aufsatz, den sie Alice gab, damit diese ihn abschreiben konnte.

Jedoch fiel noch etwas dabei heraus. Ein weißes, zusammengefaltetes Stück Pergament, das nicht ihres war, da es viel zu hochwertig war, für das was sie besaß. Auf ihm waren einige Zeilen geschrieben und Lily faltete es auseinander und begann zu lesen.

Während sie die Zeilen überflog, wurde sie von ihrer besten Freundin beobachtet, die auch bemerkte, das die Rothaarige immer roter im Gesicht wurde.

"Das kann unmöglich sein!"

"Was?"

"Na-na... da steht, das-das-das ist sowas wie ein Liebesbrief!", stotterte Lily, "Wie kam der in meine Tasche?"

"Steht denn dein Name drauf?", fragte Alice.

"Seien Sie leise in der Bibliothek, muss ich Sie noch einmal ermahnen, fliegen Sie raus!", wieder war es Madam Pince, die zu ihnen gehuscht war.

"J-ja...", machte Lily, als die Bibliothekarin wieder verschwunden war.

"Das ist ja super, Lil, weißt du den Namen von dem Absender?"

Verächtlich kam ihre Stimme aus ihrem Mund, mit der sie sagte: "Potter. James Potter."

"Och ne!", auch Alice war enttäuscht, "Lies mal vor!"

"Nag gut!

Meine liebe Lily!

Ich weiß das ich dich nerve, und das schon seit Jahren. Ja, ich weiß! Bitte raste nicht aus. Ich weiß auch dass du mich hasst, und das du alle meine Anfragen auf Dates abgelehnt hast.

Aber trotzdem möchte ich dir sagen, dass ich dich liebe!

Ja, ich weiß, das hab ich oft mal so erwähnt und wahrscheinlich denkst du das ich dich anlüge und es nicht ernst meine."

Alice nickte mit dem Kopf und murmelte zwischen den Erzählungen Lilys: "Da hast du recht, du arroganter Schnösel!"

"Ich wollte dir das nur noch einmal schreiben und dich ein letztes Mal fragen ob du mit mir ausgehen würdest!?

In ewiger Liebe,

James", endete Lily.

"In ewiger Liebe, Pah!", ereiferte sich Alice.

"Warte, da ist noch ein PS.

PS: Ich habe jetzt übrigens eine Freundin, das heißt, falls du wirklich zu nem Date mit mir gehen würdest, was höchst unwahrscheinlich ist, dann könnte das leider nicht stattfinden. Und ich werde dich nicht mehr nerven!"

"Sehr aufschlussreich!", meinte Alice abwesend.

"Bist du noch anwesend Ally?", fragte Lily sie nach einiger Zeit, in der ihre braunhaarige Freundin nichts gesagt hatte.

"Hm? Ach so, ich bin froh das er dich nicht mehr belästigt jetzt hast du endlich Ruhe!"

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Sie wusste, das er eine Freundin hatte und vielleicht war es genau das, was sie störte. Sie hatte mitbekommen, das er aufgehört hatte, sie nach Dates zu fragen und das er ihr nicht mehr so oft nachblickte, wie früher.

Vor einem hatte sie sich allerdings die ganze Zeit gedrückt. Ihm ihre Meinung zu sagen und ihn zu beglückwünschen, das er jetzt endlich jemand anderen hatte.

Immer wenn sie es tun wollte, sammelte sich eine Portion Wut, auf das Mädchen, welches nun James Freundin war, und sie wusste auch warum, aber eingestehen wollte sie es sich nicht.

Sie musste immer wieder an den Schwur denken, den sie mit 13 Jahren abgelegt hatte. Und was Alice dazu sagen würde, sie wäre sicher enttäuscht.

Wovor sie sich auch gedrückt hatte, war wieder in ihrem Zimmer in der Schulsprecherwohnung zu schlafen, da sie Angst hatte ihm allein zu begegnen. Sie wusste nicht, was ihr da rausrutschen konnte und außerdem hatte sie Angst, ihn dort vielleicht mit seiner Freundin anzutreffen.

Sie hatte bei Alice geschlafen, in ihrem alten Schlafsaal.

Aber heute war der Tag gekommen, vor dem sie sich gefürchtet hatte, sie musste wieder in den Schülersprecherräumen wohnen und wollte am liebsten gleich im Erdboden versinken.

So lief es jedoch nicht.

Es kam nicht einmal so weit, dass sie sich in der Schulsprecherwohnung gegenüberstanden.

Denn die beiden trafen sich schon Stunden, bevor es zu so einer Konfrontation kommen konnte, auf dem Gang in der Pause.

Als sie ihn sah, erschrak sie und wollte sich eigentlich direkt wieder umdrehen um zu verschwinden, doch auf einmal konnte sie sich nicht mehr bewegen.

Und bei ihrem Glück hatte James sie auch noch gesehen und kam auf sie zu.

Sie versuchte noch einmal zu fliehen, doch sie schaffte es nicht. Das Mädchen hängte fest und sie hatte keine Ahnung warum.

Er kam also auf sie zu, und er fragte sie auch schon, wieso sie nicht weglief, das hatte er zumindest erwartet.

Schließlich stand er neben ihr und wollte sie gerade ansprechen, als sie begann: "Lass mich bitte in Ruhe!"

"Ich wollte doch nur..."

"Nein! Bitte geh!"

Er wollte sie nicht belästigen. Doch als er los gehen wollte, bewegte er sich kein Stück.

"Nicht... nein... shit!", murmelte er.

"Was!?", fragte sie mit Wut in der Stimme.

Er versuchte wegzugehen, doch wie zuvor kam er nicht gegen die unsichtbare Wand an, also drehte er sich wieder zu Lily um und sagte: "Schau mal nach oben!"

Sie drehte den Kopf und sah nach oben, wo sie einen Mistelzweig zu Gesicht bekam.

Zu Weihnachten musste man in Hogwarts immer aufpassen, nicht mit jemanden unter dem Mistelzweig zu kommen. Sie hielten einen fest, bis man ihm einen Kuss gab.

"Wir müssen...", begann er.

Sie antwortete erschrocken: "NEIN! Du hast eine Freundin!"

"Die bringt mir auch nichts, wenn ich mein Leben hier verbringen muss. Außerdem denke ich, dass sie eh schon ziemlich eifersüchtig ist!", antwortete er.

Sie seufzte.

"Also?", fragte er, "Ich will nicht ewig hier bleiben."

"Bringen wir's hinter uns!", meinte sie.

Nach kurzem Zögern, küssten die beiden sich. Als sie sich wieder voneinander lösten, wurde Lily rot und hätte sich am liebsten weggedreht, doch hielt der Blick aus seinen strahlenden haselnussbraunen Augen, sie gefangen.

"Dein Ernst Lily?", fragte Alice, die wohl gerade erst aufgetaucht war, und nicht mitbekommen hatte, dass die beiden das nur wegen dem Mistelzweig gemacht hatten.

Doch das interessierte weder Lily noch James, die sich weiter unaufhörlich in die Augen schauten.

Und dann war es Lily, die sich nach vorne beugte und James noch einmal küsste. Der Junge erwiderte den Kuss.

Als sie sich wieder trennten, fragte James Lily: "Was war denn das? Und was ist mit Alice?"

"Alice ist nur wütend, weil ich unseren Schwur gebrochen hab... die kriegt sich wieder ein..."

Ohne von seinen Augen wegzusehen, fügte sie noch hinzu: "Ich weiß nicht!"

"Was?"

"Ich weiß nicht was das war? Ich-ich ich weiß doch nichts mehr! Ich..."

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte keine Ahnung und das alle um sie herum die beiden anstarrten, machte das nicht besser.

"Gehen wir wo anders hin!", murmelte James und die beiden verschwanden aus dem Blickfeld der anderen.

Sie flüsterte ihm, beim Gehen durch Gänge, zu: "Eigentlich weiß ich was los ist... ich hab mich in dich verliebt!"

Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. 

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