Kapitel 14: Liebe und Eifersucht.

-"Keep you second guessin' like 'Oh my God, who is she?', I get drunk on jealousy."-

Es dauerte genau zwei Wochen, bis wir uns das erste Mal richtig stritten. Wir waren gerade mal fünf Tage offiziell ein paar gewesen. Dieses Mal war nicht ich derjenige gewesen, der seine Eifersucht nicht unter Kontrolle hatte, sondern Marcella. Seit etwas mehr als einem Tag herrschte Funkstille zwischen uns, weil ich es so gewollt hatte. Erstens wollte ich Marcella nicht bedrängen und ihr Zeit geben, sich zu beruhigen, und zweitens hätten wir beide mit Sicherheit Dinger gesagt, die wir bereut hätten, hätten wir uns gesehen oder auch nur geschrieben. Es war nicht nur das, mich hatte ihre Reaktion auch etwas überrascht, da ich sie auch noch nie so erlebt hatte. Folgendes war passiert: Peter, Tim, sie und ich waren zusammen mit Peters Flamme und Tims Date in eine Shisha-Bar gegangen. Die Bedienung, die sich um unsere Getränke gekümmert hatte, hatte mir laut Marcella immer wieder Blicke zugeworfen, angeblich hatte sie das aber nicht so sehr gestört. Gestört hatte sie, dass ich mich mit ihr unterhalten hatte, als ich gezahlt hatte, dass ich ihr Trinkgeld gegeben hatte und dass sie ihre Nummer auf unsere Rechnung geschrieben hatte. Solange die Anderen dabei gewesen waren, hatte Marcella sich nichts anmerken lassen, aber sobald wir alleine gewesen waren, ließ sie meine Hand los und sah mich an, als würde sie mich umbringen wollen. Auf meine Frage, was denn los wäre, hatte sie zwar ehrlich geantwortet und mir gesagt, dass sie das gestört hatte, sie hatte aber immer noch schlechte Laune gehabt, nachdem ich mich bei ihr entschuldigt hatte und die Rechnung mit der Nummer weggeworfen hatte. Selbst als ich ihr versichert hatte, dass mich keine andere Frau interessieren würde, war sie sauer geblieben. Mehr noch, sie hatte sogar noch angefangen, mir Dinge zu unterstellen und da hatte ich dann die Schnauze voll. "Ich fahr jetzt nach Hause. Kannst dich melden, wenn du dich wieder gefangen hast.", hatte ich gesagt, nachdem wir uns eine halbe Stunde in ihrem Wohnzimmer gestritten hatten. "Ja, mach das! Aber glaub ja nicht, dass ich zurückkomme, Cabrón (Arschloch)!", hatte sie mir wütend nachgerufen. Danach war ich gegangen und hatte erst einmal gegen den Reifen meines Autos getreten, als ich es erreicht hatte.

Babe 💞

Cariño?

Ja?

Können wir reden?

Klar, komm vorbei

Eine halbe Stunde später klingelte es an meiner Tür. Ich freute mich, sie wieder zu sehen, denn ich hatte sie vermisst. Klar, hatten wir uns vorher auch nicht jeden Tag gesehen, aber wir hatten sonst immer Kontakt gehabt. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen öffnete ich die Tür für Marcella. Sie sah müde aus und so als hätte sie geweint, viel geweint. Ich konnte sie nicht einmal begrüßen, so schnell hatte sie ihre Arme um meinen Oberkörper geschlungen und ihr Gesicht an meiner Brust in meinem T-Shirt vergraben. "Lo siento, mi amor. (Es tut mir Leid, Schatz.)", murmelte sie vor sich hin, während sie mich noch fester drückte. Ich legte meine Arme um sie und platzierte einen Kuss auf ihren Scheitel. Da ich nicht wusste, was sie gesagt hatte, blieb ich still. Eine ganze Weile standen wir so da, bis mich dann doch die Neugier überkam. "Du schuldest mir noch 'ne Erklärung.", sagte ich, als sie sich von mir löste. Beschämt sah sie zu Boden, nickte aber dann. Wir gingen in mein Wohnzimmer, nachdem ich endlich meine Tür geschlossen hatte.

"Es gibt einen Grund, warum ich eigentlich keine Beziehungen wollte.", fing Marcella an und setzte sich auf meine Couch. "Und der wäre?", fragte ich langsam. Ich hatte Angst vor dem, was sie mir sagen würde, nicht weil ich befürchtete sie würde gehen und mir noch einmal wehtun, sondern weil sie sich öffnen und das erste Mal von ihrer Vergangenheit erzählen würde. Das hatte sie noch nie getan, vor allem nicht bei mir. Alles, was ich über sie wusste, hatte ich beiläufig über Nico mitbekommen. "Kurz bevor ich hierher gezogen bin, hab ich mich von meinem Ex getrennt. Er war der Grund, warum ich überhaupt weg wollte.", erzählte sie leise. Ich könnte spüren, dass ihr das überhaupt nicht leicht fiel, weswegen ich mich nun neben sie auf die Couch setzte und nach ihrer Hand griff. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor sie weiterredete. "Das war vor etwas mehr als vier Jahren, aber die Zeit hat meine Wunden nicht wirklich geheilt. Sascha, er hat mich gebrochen, immer und immer wieder.", sagte sie und sah dabei auf den Boden. „Wie gebrochen?", fragte ich verwirrt nach. „Er war mein erster Freund, also auch mein erster Kuss, mein erstes Mal und das alles. Ich war so verliebt in ihn und hab wirklich geglaubt, ich würde ihn irgendwann heiraten, aber nach drei Jahren Beziehung hat er sich auf einmal komisch verhalten. Er war ständig mit seinen Jungs unterwegs, hat mir nichts mehr erzählt und mich manchmal sogar versetzt, irgendwann hab ich ihn dann im Bett mit einer anderen erwischt. Jede andere wäre gegangen, aber ich hab ihm jedes Mal wieder verziehen, bis mir sein Bruder von allen Dingen erzählt hat, die er hinter meinem Rücken gemacht hat.", erzählte Marcella bedrückt. Das hatte ich nicht gewusst und ich bezweifelte, dass Nico es tat. „Und dann?", wollte ich interessiert wissen. „Ich hab meine Sachen gepackt, mir meine Ersparnisse geschnappt und bin abgehauen. Natürlich hab ich mich erst von ihm getrennt. Gott sei Dank wohnt eine meiner Tanten hier, so hatte ich wenigstens eine Bleibe, bis ich mir was eigenes suchen konnte.", fuhr sie fort. „Wow, das muss hart gewesen sein.", kommentierte ich und sah ihr weiterhin dabei zu, wie sie bedrückt auf den Boden starrte. „Das war es, aber ja, das ist der Grund, warum ich niemanden mehr so nah an mich ranlasse und warum ich vorgestern so ausgeflippt bin. Ich kann es nicht ertragen, wenn dich eine Andere auch nur etwas länger ansieht, weil er keine Gelegenheit ausgelassen hat zu flirten.", erklärte sie und zuckte mit den Schultern. „Ja, aber ich bin nicht dein Ex, Marcella.", sagte ich leise. Ich wollte, dass sie mich ansah, denn sie vermied immer noch Blickkontakt zu mir. Mit meiner freien Hand griff ich nach ihren Kinn und hob es vorsichtig an. Marcella schloss ihre Augen, um mich nicht ansehen zu müssen und das tat sie nur, wenn sie sich schämte, was sie wiederum nur dann tat, wenn sie sich an etwas die Schuld gab. „Sieh mich bitte an.", bat ich mit rauer Stimme. Langsam öffnete sie die Augen und sah mich an. Sie waren bereits mit Tränen gefüllt und es dauerte nicht lange, bis die erste ihre Wange hinunter kullerte. „Hör mir zu. Was er dir angetan hat, ist nicht verzeihbar, aber nichts davon war deine Schuld. Er war ein Arsch, der dich nicht verdient hatte.", sagte ich zu ihr und umfasste ihr Gesicht nun mit beiden Händen. „Sascha, ich kann nicht vertrauen. Wie sollen wir so eine ordentliche Beziehung führen?", schluchzte Marcella. Mittlerweile flossen die Tränen wie in Strömen ihre Wangen hinunter - oder besser gesagt, über meine Daumen. „Ich weiß es nicht, aber wir bekommen das schon irgendwie hin.", antwortete ich leise, aber entschlossen. „Warum bist du so sicher?", wollte sie wissen, als sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Ich überlegte eine Weile, ob ich das, was mir als aller erstes durch den Kopf gegangen war, sagen sollte und entschied mich schließlich dafür. „Weil ich dich liebe, Marcella, und ich alles dafür tun würde, dich glücklich zu sehen.", gab ich ihr als Antwort. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von traurig zu überrascht und etwas ängstlich. Es hatte mich selbst überrascht, dass das mein erster Gedanke gewesen war, aber es war nunmal was ich fühlte und ich hatte es ihr einfach sagen müssen.

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