Leb wohl

Warnung: Sensible Personen sollten Taschentüche bereitlegen ...

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"Sherlock!" Mit einem Entsetzensschrei stürzte John zu dem Jungen am Boden.

Die gelockten Haare waren voll von Blättern, wie sie wirr in der Stirn des Mannes hingen. Seine sonst so wachen blau-grünen Augen sahen feucht und müde zu John auf. Sherlock gab ein leichtes Husten von sich, woraufhin noch mehr Blutspritzer auf seiner bleichen Haut landeten. So kreidebleich hatte John ihn noch nie erlebt.

Die geschwungenen Lippen zitterten leicht, als Sherlock erneut versuchte zu sprechen. "John ..."

"Nein. Nein, nein, nein, schhhhh ..." flüsterte der Blonde Soldat und wischte das rote Rinnsal von den matt rosa Lippen. Sherlocks lange Finger schlangen sich um die unbeholfene Hand des Soldaten.

Die erste Träne rollte über die hohen Wangenknochen.

"Wenn ich ... die Wahl hätte ...ich würde es ... wieder tun." brachte er schließlich hervor, die warme Hand von John gegen seinen Mund pressend. Scharf sog er die Waldluft ein, während weitere Tränen über sein Gesicht rollten.

"Nein, sag das nicht, ich krieg das wieder hin, ..." Suchend schnellten die himmelblauen Augen über den eingemummten Körper. Die schwarze Jacke war unter Sherlocks zweiter Hand noch dunkler gefärbt, als schwarz sein konnte. Der Mond beschien den Fleck und ließ ihn rostbraun schimmern. John kniff schmerzerfüllt die Augen zu.

Das konnte nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein. Sie hatten es fast geschafft! Nicht so kurz vorm Ziel ...!

Als er die Augen öffnete sah er in das so vertraute, so schöne Gesicht von dem Genie, dass er liebte.

Ein schwaches Lächeln legte sich auf die blutverschmierten Lippen, während Sherlock in Johns Hand murmelte. "Ich ... liebe ... dich. ...Das ha ... be ich schon ... immer ... getan."

John sah in die tränenden, wundervollen Augen, hielt fassungslos Sherlocks so kühle Hand, während sich seine Gedanken überschlugen. Das kann nicht sein, wie kann ich helfen, wo ist Verband, hilft das Schmerzmittel auch gegen seine Verletzungen, ich kann meinen Verband abmachen und ihm geben, wie viele Verletzungen sind es, ist es schon zu spät ...?

Die schweren Atemzüge verstummten.

Die sonst so Silber leuchtenden Augen verloren ihren Glanz.

John starrte in eisblaue Kristalle, deren Licht erloschen war. In Sherlocks Hand war kein Halt mehr, sie rutschte aus Johns Griff und fiel auf den belaubten Waldboden.


Sherlock war tot.


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John verlor jeglichen Halt. Er kippte nach vorne und ließ allem freien Lauf. Er schrie und weinte, über den leblosen Körper seines Freundes, seines Lebenspartners, seiner Liebe, gebeugt.

Er fühlte sich so leer. Selbst als er keine Tränen mehr zum Weinen hatte, ließ er nicht von ihm ab.

Er merkte weder das James ihn zu trösten versuchte, noch der amerikanische Trupp verschwand, noch dass die Sonne aufging.


Letztendlich schaffte es Sholto ihn zum Gehen zu bewegen. "Er wollte sicher nicht, dass du auch stirbst!"

John ließ seine Hand ein letztes Mal über die hohen Wangen gleiten, beugte sich vor und küsste die bleiche Stirn. Die weichen Locken kitzelten in seiner Nase, was ihm doch noch eine Träne entlockte. Sie fiel stumm auf die schwarzen Haare, lief an den leeren Augen vorbei, auf den schimmernden Waldboden.

Sanft strich John über die Augenlieder, damit sie sich schlossen.


Endlich schaffte er es sich zu erheben, sich von Sherlock zu entfernen.


Er sah so friedlich aus, als würde er schlafen.


John kamen alle Erinnerungen die er an Sherlock in den Sinn, was der Lockenkopf alles für ihn getan hatte, was er für ihn bedeutete ... was er für John bedeutet hat und immer tun wird.

Ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er sich umdrehte; die Zeit die sie gemeinsam gehabt haben für immer im Gedächtnis behaltend.

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