Jetzt oder nie

Es war soweit.

Der von den Briten beschlagnahmte Rucksack mit Johns Soldatenausrüstung lag nun wieder neben seinem Besitzer. Diesmal jedoch nicht um mitgenommen zu werden.

John ergänzte den Erste-Hilfe-Koffer um die Schmerzmittel die er von Sherlock überreicht bekam und stopfte ihn in eine Tasche ohne Abzeichen. Sobald sie in Europa waren konnten sie die Kleidung wechseln und da war ein Militärs-Rucksack mit Amerikanischer Flagge ziemlich auffällig. Ebenso würde das britische Logo Aufsehen erregen, da alle wussten, dass die Soldaten gerade auf einem anderen Kontinent sein sollten; Und sie wussten beide was mit Fahnenflüchtlingen geschah.

Also schob Sherlock noch eine Wasserflasche in den dunkelgrünen unbeschrifteten Beutel.

Sherlock trug eine schwarze Hose, das weiße Hemd hineingesteckt und darüber eine schwarze Jacke, die fast wie seine Uniform aussah, nur ohne die Abzeichen und Beschmückungen. Zuletzt streifte er sich schwarze Stiefel über, die mit einer Art Stofftüte präpariert waren. John wunderte sich gerade was das für einen Sinn hatte, als Sherlock auch seine Schuhsohlen mit Stoff ausgestattet hatte. Ohne eine Erklärung kramte der Lockenkopf weiter in seinem Koffer, um ihn schließlich zu zuklappen und leise seufzend zu verschießen. Er ließ für einen Moment die langen Finger auf dem Leder ruhen bevor er aufstand und zu seiner Kommode lief. Dort zog er die zweitoberste Schublade heraus und nahm gedankenverloren ein Messer heraus. Es hatte einen ebenso schwarzen Griff, wie der Rest den er trug. Die Klinge schimmerte im matten Schein der schwach flackernden Kerze, die auf der Kommode stand. Sherlock ließ das Messer in seinen Stiefel gleiten, schloss die Schublade und stemmte sich die Hände in die Hüften, umsehend ob er etwas vergessen hatte.

John, der dem Ganzen tatenlos zugesehen hatte, betrachtete nun seine Schuhe. Er stopfte die dunkelbraune Cordhose, die er von Sherlock bekommen hatte in seine Militärstiefel. Die Hose war viel zu lang, aber besser als die, mit der er auf dem Feld zu Boden gegangen war. Sein eigenes weißes T-Shirt trug er aber, unter der dünnen grünen Jacke, welche auch von Sherlock sein musste, da er die Ärmel mehrmals umkrempeln musste - obwohl sie fast wie seine eigene Soldatenweste aussah.

"Sherlock."

Der Lockenkopf schritt im Zimmer umher und nahm ihn gar nicht wahr - oder er wollte es nicht. John wiederholte sich bis ihn der junge Holmes endlich ansah.

"Hilfst du mir mit den Knöpfen?" fragte er, leicht schief grinsend.

Etwas verwirrt nickte Sherlock und kniete sich vor seinen Soldaten. Mit leicht zittrigen Fingern begann er die dunklen Knöpfe der grünen Jacke zu verschließen. Mit jedem Knopf wurden seine Hände ruhiger, was John ebenfalls beruhigte. Beim Letzten angekommen seufzten sie beide. John lehnte sich vor, damit sich ihre Stirnen berührten.

"Tut mir Leid ..." begann Sherlock kleinlaut. "Es ist nur ..."

Doch John unterbrach ihn. "Ich weiß."

Auch wenn Sherlock das bezweifelte sagte er nichts dagegen, sondern schlang seine dünnen Finger um Johns Hals. Kurz darauf spürte er dessen warme Hände auf seinen und so saßen sie ein paar Minuten da, bis sie sich voneinander lösten um die Tasche zu schulterten.

John hielt die Zeltwand offen, als Sherlock sich über die Kommode beugte und Luft holte, um die Kerze auszupusten.

Als sein Atem die Flamme löschte, wussten sie, es gab kein Zurück mehr.

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