Ich habe mich für dich entschieden

Wie betäubt trottete Sherlock über die Erde. Er nahm weder die anerkennenden Blicke der Soldaten, noch die leisen Rufe und Seufzer der Krankenschwester oder Schulterklopfer der anderen Generäle wahr. Er achtete noch nicht einmal darauf, ob ihm jemand folgte, als er die Zeltwandaufschlug und in seinen Raum eintrat.

John schlug die Augen auf und grinste ihn an. Der Lockenkopf schaffte es gerade noch die paar Schritte zum Bett zu machen, bis er auf die Knie fiel und weinte.


-


John war in einem Moment noch so glücklich gewesen, dass er die Beziehung mit Sherlock nicht geträumt hatte, doch im nächsten lag der schöne junge Mann mit dem Kopf in den Armen vergraben auf seinem Bett und schluchzte.

Besorgt legte John seine Hände auf die bebenden Schultern und zog seinen Freund zu ihm auf die Matte, sodass er sich an seine Brust klammern konnte und sein Hemd mit seinen Tränen durchnässte.

John hielt ihn so fest, dass er wahrscheinlich kaum atmen konnte, aber er wollte Sherlock jetzt unter keinen Umständen loslassen. Seine Hände wanderten beruhigend die lange Wirbelsäule auf und ab und kraulten die dunklen Locken.

John wollte mitheulen, seinen Freund so zu sehen zerbrach das Herz. Doch er wartete geduldig, bis Sherlocks Schluchzen aufhörte und er sich nach weiteren Minuten von ihm löste.

Die sonst so strahlend silberne Iris glänzte farblos in den geröteten Augen. John trocknete die letzten Tränen auf der blasen Haut, bevor er endlich fragen konnte, was denn bitte los war.

Sherlock schniefte und drehte sich etwas aus der Umarmung. Doch der junge Soldat ließ das nicht zu. "Du bleibst schön hier!" Damit zog er Sherlock wieder an seine Brust, woraufhin sich lange schlanke Arme um seinen Brustkorb schlangen.

"hmpflgrumrr"

"Was?"

"hmmwllnfffmm"

"Sherlock wenn du so nuschelst, verstehe ich kein Wort!"

Langsam löste sich der Lockenkopf von Johns warmer Kleidung und sah betrübt auf das Laken. "Ich will für immer hier liegen bleiben."

"Dagegen habe ich nichts." meinte John grinsend und versuchte den Blickkontakt herzustellen. Endlich sah Sherlock in seine Augen. Er erkannte Furcht, was ihn zutiefst beunruhigte.

"Sherlock, sag mir was passiert ist."

Der Brite schluckte langsam, dann sagte er John die Wahrheit. "Ich soll in der nächsten Schlacht der Heeresführer sein."

Diese Information musste erst einmal kurz bei John sacken, bevor er begriff was das alles bedeutete.

"Kannst du da nicht irgendwie mit denen reden? Lässt sich niemand anderes finden?"

Sherlock verzog missmutig und traurig die Miene. "Sie wollen mich."

"Aber villeicht ..."

"Mich, John, sie wollen nur mich." entfuhr es dem Lockenkopf etwas zu harsch.

Es entstand ein Schweigen, in dem Sherlock das Laken anstarrte und John auf seiner Unterlippe herumkaute, nach Lösungen suchend.

Dann brach John die Stille. "Dann fliehen wir, noch bevor der Angriff startet."

Sherlocks Kopf zuckte nach oben. "Wir könnten dabei sterben ..."

"Ja? Und wenn du in die Schlacht ziehst stirbst du nicht? Hast du irgendeine Ahnung was für Mördermaschinen wir an Land benutzen können? Ich lasse dich nicht in den Selbstmord laufen!" empört setzte sich der Blonde auf. "Wir machen das zusammen, Sherlock. Du und ich."

Er sah wie ein funken Farbe in die wunderschönen Augen zurück kam und sich gleichzeitig Tränen darin ansammelten. Sherlock stemmte sich auf und fiel John um den Hals. Ein leises "Ich liebe dich" gelang an Johns Ohren, als er seine starken Arme um den schmalen Körper gleiten ließ.

"Ich dich auch." hauchte er zurück und jetzt liefen ihm auch die Tränen über die Wangen.

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