Entscheide dich endlich!
Ihm blieben noch etwa sieben Minuten, bis Molly zurück kam. Er hatte sie einfach loswerden wollen; John zu verarzten schaffte er auch alleine. Nur sie war ihm an den Fersen geklebt und hätte ihn ausspioniert, wenn er ihr nicht sein Geheimnis verraten hätte. Sherlock wusste, dass sie ihn nicht verraten würde, weil sie ihn nicht in Gefahr bringen würde - zumindest solange bis sie John als größere Gefahr für ihn ansah, als die Folgen es Mycroft zu sagen.
Sherlock rieb den Zeigefinger am Daumen. Zwischen diesen Fingern waren die Globuli gewesen, die er John zwischen die Lippen in den Mund gedrückt hatte. Er wurde das warme weiche Gefühl einfach nicht mehr los, auch wenn er versuchte jegliche Emotionen auszusperren.
Er hatte Angst sich für John zu entscheiden.
Würde John sich auch für ihn entscheiden? Selbst wenn, als was sah ihn der blonde Soldat? Feind, Freund? Und wie sollten sie überhaupt zusammen leben können?
Alles waren Gründe dafür, dass Sherlock alle Gefühle aussperren und endgültig verschließen sollte.
Da drang Johns fordernde Stimme zu ihm durch. "Wieso das alles?"
Binnen einer Sekunde brach Sherlocks gesamte Schutzwand vor Gefühlen zusammen. Eine laute Stimme sprang rasend in seiner Brust herum - wie eine tollwütige Kettensäge, die sich darüber Freude gerade ihr Gefängnisgitter zerstört zu haben.
Weil ich dich liebe!
-
Sherlock rührte sich keinen Centimenter. Ungeduldig stemmte sich John auf die Beine und ging auf den Briten zu. Er fasste ihn an der Schulter und drehte ihn gewaltsam um.
Schlagartig ließ er von dem Größeren ab.
Die sonst so tadellose Fassade schien vollkommen gefallen zu sein. Die sonst so klaren Augen waren gerötet, und voller Tränen, die nach und nach über die blassen hohen Wangen liefen, bis zu den perfekt geformten zitternden Lippen.
"Sherlock ... Du ... weinst ja?" brachte John ungläubig hervor und trat einen Schritt zurück. Er wollte eigentlich genau das Gegenteil tun. Sherlock in den Arm nehmen, beruhigend über seinen Rücken streifen, ihm durch die Locken wuscheln, bis er sich trösten ließ und an seine Brust schmiegte ...
" ... J ... Jo ..." Doch mehr brachte der Lockenkopf nicht raus. Seine Stimme brach bei einem weiteren Versuch ab und jetzt musste John ihm einfach eine Hand an die Wange legen. "Schhh, alles gut." Er war kurz davor mit seinen Fingern über diese perfekten Lippen zu fahren, um Sherlock zum Schweigen zu bringen.
Es brauchte ein Schniefen und einiges an Tränen-weg-Blinzeln, bis Sherlock seine Stimme wieder hatte.
Die ganze Zeit über lag die ruhige Hand des Soldaten fürsorglich auf der Wange des Generals.
-
"John ..." Setzte Sherlock an, um John einen Moment zu geben die Hand von seiner Wange zu nehmen.
"John, es tut mir Leid, dass ich dich von deinen Kameraden vom Schlachtfeld geholt habe und dir somit keine Chance gegeben, wieder mit ihnen in dein Heimatlager zurück zu kehren, oder auf die Art zu sterben, die dein Schicksal als Soldat vorgibt, und du nun im Feindeslager bist, weshalb du jede Sekunde mit dem Tod rechnen musst und wahrscheinlich unter enormen Stress stehst, was alles meine Schuld ist - genauso wie die Tatsache dass du nun auf mich angewiesen bist und der einzige Weg dich hier lebend herauszubekommen ist mit mir fahnenflüchtig zu werden."
Es dauerte einen Moment, bis John alles aufgenommen hatte, was sein Gegenüber innerhalb eines Atemzuges geschildert hat.
Er sah verwirrt aus, was Sherlock etwas Sorgen machte. Aber er konnte nicht mehr zurück. Er hat seine Entscheidung gefällt. Und er hat sich für John entschieden - koste es was es wolle.
"Aber ... warum?" stotterte John unschlüssig. Er konnte es sich anscheinend wirklich nicht erklären.
Sherlock atmete tief ein.
"Weil ..."
In der Hoffnung das Ausatmen würde seine Worte ungehört machen vollendete er den Satz:
"...Ich dich liebe."
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