Außer Kontrolle

Sherlock rechnete  damit, dass John ihn wegstoßen würde, ihn beschimpfen, ihn schlagen, oder einfach so abgestoßen sein, dass er aus dem Zelt stürmen würde - aber nicht mit dem, was passierte.

Auf einmal spürte er es warm und weich auf seinem Mund. Es dauerte einen Moment bis er überhaupt auf die Idee kam, dass sich gerade Johns Lippen gegen seine drückten.

Perplex zuckte der Lockenkopf zurück. Nun sah er in die genauso überraschten Augen von John, wie es seine sein mussten. Der Blonde öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nichts hervor. Stattdessen biss er sich auf die Unterlippe, rührte sich aber nicht, sodass Sherlock immer noch seinen Atem im Gesicht spürte.

Und da wünschte sich der Größere, dass er  es war der auf Johns Unterlippe biss, und nicht dieser selbst.

Johns Augen fixierten Sherlocks Lippen, die in Erinnerung an die Berührung übereinander fuhren.

Verdammt hatte dieses Kribbeln eine starke Nachwirkung. Sherlock hatte das Gefühl sich gleich zu überschlagen, wenn Johns Anwesenheit nicht verschwand. Doch der Amerikaner hatte nicht vor sich auch nur einen Millimeter von dem Briten zu entfernen.


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Wie in einem Bann starrte John liebevoll in die silber-blauen Augen seines Gegenübers. Dass er vor seinem politischen Feind stand, dass er vor seinem alten Freund stand, dass Sherlock ein Mann war, das war ihm gerade alles egal - er hatte nur den Drang bei diesem Wesen zu stehen und Gutes für es zu tun.

Wieso er ihn geküsst hatte wusste er selbst nicht. Er hatte einfach das Bedürfnis dazu gehabt - wie verrückt da auch klang. Vielleicht hatte Sherlocks Geständnis etwas in ihm wachgerufen, dass sich in den letzten Tagen und Wochen aufgebaut hat, oder schon immer da gewesen war ...

Wie von selbst wanderte seine Hand wieder zu den hohen Wangenknochen. Die Berührung lenkte Sherlocks Augen auf seine Hand und ließ ihn leise seufzen. Doch ehe John die letzten Tränen weg wischen konnte, trat der Dunkelhaarige einen Schritt zurück.


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"Das ... Ich ..." Sherlock suchte nach den richtigen Worten, doch seine Gedanken schwammen wirr umher. Peinlich berührt starrte er auf den Boden. "Ich bin diese Art von Berührung nicht gewöhnt."

Er schämte sich nicht für seine Unerfahrenheit, doch dafür sich jetzt vor John zurück zu ziehen. Er hoffte inbrünstig, dass John etwas tat, um diesen Schutzreflex bei ihm auszuschalten.

Und genau das tat dieser. Denn der junge Soldat wollte sich nicht damit zufrieden geben.

Er überwand den Abstand zwischen ihnen und schenkte Sherlock ein aufmunterndes Lächeln. Doch kurz darauf verzog er den Mund zu einem frechen Schmunzeln. "Das hättest du dir früher überlegen müssen" raunte er, bevor er eine Hand in Sherlocks Nacken legte.

Der junge General spürte warme Finger durch seine Locken streichen, den Hinterkopf kraulen, während seine Wange immer noch glühte - dort wo Johns andere Hand ruhte.

Die letzten Centimeter zwischen ihnen wurden durch den leichten Druck überwunden, den John in Sherlocks Nacken verursachte.

Diesmal wusste Sherlock, was geschah; dass sich die leicht rauen und doch so sanften Lippen von John auf seine legten, dass sein Körper die unmittelbare Nähe von John wahrnahm und in einem unglaubliches Gefühl von Glück kompensierte.


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Es war fast wie bei einem der Mädchen, mit denen John schon seien Spaß gehabt hatte ... Nur besser. Es war mehr, aber John konnte nicht beschreiben, was es war, dass ihm das Gefühl gab zu fliegen und die ganze Welt um ihn herum zu vergessen. Er hatte keine Bedürfnisse mehr, außer seine Hände durch diese flauschigen Locken rennen zu lassen und die Hölle aus diesem wunderbaren Menschen heraus zu küssen.

Warning:  tiny bit smut

Wie auf Wunsch öffnete Sherlock zaghaft den Mund, was John nutzte um sich einen Weg hinein zu bahnen. Als er die Zunge des Größeren ertastet hatte, schreckte dieser für einen Augenblick zurück, ließ sich dann jedoch auf den Blonden ein und bekam fast keine Luft mehr.

John ließ nicht von ihm ab, bis er im Kampf aus Küssen und Durchs-Zelt-Stolpern nicht mehr atmen konnte.

Nach Luft ringend drückte Sherlock den jungen Mann von sich weg, doch dieser nutzte die Gelegenheit um Sherlock von seiner Uniformjacke zu befreien. Doch kaum hatte er die ersten Knöpfe geöffnet, begann er die blasse Haut zu liebkosen, die darunter zum Vorschein kam. Das entlockte dem Lockenkopf ein überraschtes Seufzen, was John zum Grinsen brachte. Er begann leicht in Sherlocks Hals zu beißen, das Schlüsselbein hinunter an der Haut zu saugen, bis leichte Spuren zu sehen waren. Frech grinsend befreite er den General von seiner Uniform und genoss dessen Seufzer, die mit jedem Zentimeter Haut den John ertastete zu leichtem Keuchen wurde.

Während John sich bis zu dem engen Gürtel hinuntergearbeitete hatte, war Sherlock mehr als überfordert von der Lage. Für ihn war es neu von jemandem so begehrt zu werden - zumindest ließ er es das erste Mal in seinem Leben zu.

"Warte ...ha, John, Stopp!"

Verwirrt sahen ihn die Blonden Augen an, die sich etwa auf Hüfthöhe befanden und mit seinem Uniforms-Gürtel kämpften. Seit ein paar Minuten tickte eine Uhr in Sherlocks Kopf und jetzt da sie gleich abgelaufen war, wusste er wieder wieso sie lief.

"Sie wird gleich hier sein!" brachte er mühevoll hervor, was John nur noch verwirrter drein blicken ließ.

"Molly ... sie darf uns nicht so sehen, sonst sind wir beide tot." war das letzte was er sagte, bevor die heißen Brandmale an seiner Hüfte verschwanden und John die Hände nun dazu nutzte aufs Bett zu klettern. Währenddessen stülpte sich Sherlock stürmisch die Uniform über, sich selbst verfluchend, dass er Molly nicht ganz weggeschickt hatte. Seine Gedanken hingen immer noch an den verlangenden Küssen von John die seine Haut gezeichnet hatten, als ein brauner Haarknoten mitsamt zugehöriger Person den Kopf durch die Zeltwand steckte.

Als sie John sah schwand ihr Lächeln, doch sie brachte ein halbvolles dunkles Fläschchen, neues Verbandszeug, sogar eine Schere und eine Kiste. Als sie alles vor Sherlocks Füße gelegt hatte, holte sie noch eine Flasche Wasser hervor. Während der ganzen Zeit - die sich wie Stunden anfühlte - plapperte sie in einem fort.

"Es ist einiges los, in der Krankenstation. Wir geben uns Mühe alle wieder auf Vordermann zu bringen, für den nächsten Feldzug natürlich. Ihr habt sicher schon einiges geplant, oder? Und wisst wann die Amerikaner wieder angreifen, ja? Aber es wird sicher nicht so leicht mit einem Kommandanten weniger, schließlich war er eine sehr große Motivation für alle."

Sherlock zuckte kaum mit der Wimper. Doch das lag weniger daran, dass es ihn nicht interessierte was Molly sagte. Es war vielmehr, dass er noch nicht begreifen konnte, was gerade mit John geschehen war ... Und was er wollte das noch geschah.



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