#20 Mental breakdown

Pov Jimin

21:30 Uhr

Er war immer noch nicht zurück.
Seit vierzehn Uhr war er weg.
Ich lief die ganze Zeit nervös im Haus herum, machte mir Vorwürfe. Ich hätte ihn niemals gehen lassen dürfen. Ich war den Tränen nahe, wusste nicht, was er gerade tat. So, wie er heute Nachmittag drauf war, konnte nichts gutgehen.
Ich wusste nichts. Vielleicht hatte ihn sein Vater gerade totgeschlagen oder er war vielleicht auf dem Weg hierher ausgewandert. Was war los? Ich hatte ihm schon tausende Nachrichten hinterlassen, doch keine davon hatte er gelesen. Meine Sorgen brachten mich um. Ich hätte es wissen müssen, ich hatte es doch geahnt, warum konnte ich mich nicht ein einziges mal über seinen Charakter stellen?

Ich lief zu Hobie, mal wieder, der am Esstisch saß und genauso wenig Ahnung hatte wie ich. "Was ist nur mit ihm los? Ich mache mir solche Sorgen." Meine Stimme zitterte. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht.
"Vielleicht braucht er nur eine Auszeit."
"Von was? Von 'Freiheit'? Der Typ lebt hier besser als irgendwo anders." Ich wollte ihn eigentlich gar nicht nur als irgendeinen Typen abstempeln, doch ich hatte keine Selbstbeherrschung mehr. Wie auch? Er war mir vor ein paar Stunden so nah gewesen und jetzt war er weg. Niemand wusste wo er war. Dieser Gedanke ließ mein Blut brodeln, niemand wusste, wo er war.

"Jimin! Telefon!"

Gleich darauf gefror mir das Blut in den Adern. Ich musste alle Kraft zusammen nehmen, um den Hörer von meiner Mutter anzunehmen. Vielleicht war es was über ihn, vielleicht nicht. Vielleicht ein Stück Hoffnung, vielleicht eine Sackgasse.

"H-hallo?" Man konnte mich bestimmt kaum verstehen.
"Park Jimin? Ich bin Kommissar Sanwoo von der dritten Wache im Östlichen Bezirk. Kennen sie einen jungen Mann namens Min Yoongi?" Er klang so selbstbewusst, dass ich Respekt vor ihm bekam.
"Ja!" Rief ich in weniger als einer Sekunde. Wer kannte ihn besser als ich?
"Wir bitten sie dringend sich um Herrn Min zu kümmern, ihr Name war der einzige, den er uns genannt hat."
"W-was ist denn passiert? Ich, ich kann nicht kommen, falls er bei Ihnen sein sollte. Ich bin eigentlich krank."
"Herr Min wurde unter einer Brücke bewusstlos aufgefunden und ist stark angetrunken. Heute wurde sein Vater in dessen Wohnung tot aufgefunden, vielleicht hat es damit zu tun. Jedenfalls hat er damit kein Familienmitglied mehr und wie gesagt, er nannte uns ununterbrochen ihren Namen. Wären sie damit einverstanden, dass wir ihn zu Ihnen bringen?

Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Hatte ich das richtig gehört? Tot und bewusstlos? Was sollte das heißen?
"Natürlich! Bitte beeilen sie sich!"
"Natürlich." Sagte er noch und das nächste, was ich hörte, war ein regelmäßiges tuten.

Ich zitterte, sank in mich zusammen, konnte nichts realisieren. Was hatte er getan, warum war er so abgerutscht? Und warum hatte er mich nicht angerufen? Eine kalte Träne lief über meine heiße Wange und schien zu verdampfen. Ich hielt mir den Kopf. Das durfte alles nicht wahr sein. Ich war gerade in meinem Kopf gefangen, wusste keinen Ausweg. Ich war schuld. Ich hatte ihn gehen gelassen, niemand anderes hätte das getan. Ich hatte noch nichtmal den Mut ihn zurückzuhalten. Damals hatte ich es mir doch geschworen, als ich bei ihm am Bett saß. Ich würde ihn nie wieder alleine lassen, hatte ich gesagt, warum hatte ich es nicht gehalten?
Was sollte nur aus mir werden?

Mein Bruder rüttelte an mir, bevor ich in seine angsterfüllten Augen sah.
"Jimin, was ist passiert? Wo ist er?" Er hielt meinen Kopf, sodass ich meinen Blick von ihm nicht abwenden konnte. "E-er kommt. Wird gebracht. I-ich bin so schwach, ich hätte ihn niemals gehen lassen dürfen."
"Nichts ist deine Schuld. Yoongi kann niemand aufhalten, wenn er etwas möchte." Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Ich hatte die Chance ihn aufzuhalten, aber ich hatte es vergeigt. Wie immer. Nichts brachte ich zu Stande. Was auch immer ich anfasste, machte ich kaputt. Ich wusste ja nichtmal, ob Yoongi überhaupt hier schlafen wollte. Oder ob er überhaupt in einem Bett mit mir schlafen wollte. Oder ob er mich.. küssen wollte. War es seine Entscheidung? Oder machte er das tatsächlich nur wegen meiner Gesundheit?

Es klingelte schon.

"Das ist er!" Hoseok sprang auf meinen Aufschrei hin auf und rannte zur Tür. Ich hörte Gemurmel und dann ein Schreien von einer mir sehr bekannten Stimme.

"W-wo ist Jishit? Ich will zu dem!"

Ich stand auf, wacklig und zittrig. In meine Richtung kam ein total zerstörter Yoongi gestolpert, nachdem er sich an den Polizisten vorbeigedrängt hatte. Er stürzte sich auf mich und riss uns zu Boden. Völlig panisch umschlang er meine Taille, so, als würde ich jeden Moment wegrennen wollen. Sein Haar war zerzaust, seine Klamotten dreckig und teils nass. Der Verband an seinem Handgelenk war nur noch zur Hälfte befestigt und er stank nach Alkohol. Er schmiegte seinen Kopf an meinen Bauch und verharrte dort. Völlig fassungslos und dennoch glücklich umarmte ich seinen Kopf.
Und noch mehr der kalten Tränen rannten über mein Gesicht. Er war wieder da. Er war in meinen Armen, da, wo ich ihn immer haben wollte. Ich krallte mich in seiner Jacke fest, wollte und durfte ihn nie wieder loslassen. Sein Körper zitterte, doch er löste seinen festen Griff nichtmal ein bisschen.

"Man fand ihn bewusstlos unter einer Brücke am Hangang. Er ist alkoholisiert, doch er ist gut bei Bewusstsein. Heute hat man seinen Vater tot aufgefunden, er hatte wahrscheinlich einen Herzinfarkt, Näheres werden wir noch erfahren. Er ist psychisch denke ich sehr angeknackst, es wäre besser, wenn er ein paar Tage Ruhe bekommt. Ich denke, das weitere werden wir dann mit ihrer Mutter besprechen." Ich spürte, dass er mich mit einem sanften Lächeln ansah. Wahrscheinlich kannte er Yoongi schon und wusste, dass er nicht die meisten Freunde hatte.

"Wir werden das schaffen, hörst du? Wir werden jetzt in unser Zimmer gehen und ins Bett gehen." Flüsterte ich Yoongi zu, hoffend, dass er mir vertraute, dass er durch diesen Schock nicht komplett den Glauben an ein gutes Leben verloren hatte.
Ich versuchte aufzustehen und ihn mit hochzuziehen, wobei mir ein Polizist helfen wollte. Doch Yoongi schlug ihn weg, wollte nicht, dass er mich oder ihn anfasste.
Zusammen schleppten wir beide uns ins Zimmer, ich stütze ihn, er hatte keine Koordination mehr. Und erst als die Tür geschlossen war und niemand anderes uns hören konnte, brach er zusammen. Sank auf dem Teppichboden in sich zusammen und zitterte heftiger.

Ich stürzte zu ihm. Ich konnte ihn nicht so sehen. Das tat weh, ließ alles in meinem Körper in sich zusammen ziehen. Er wollte immer noch, selbst in so einer Situation, dass nur ich ihn schwach sah. Ich hörte ein leises schluchzen, was eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper auslöste.
"Hey, es wird alles gut! Beruhig dich." Versuchte ich unter Tränen zu ihm durchzudringen.
"Nichts wird gut, Jimin! Mein Vater ist tot! Ich bin vollkommen alleine!" Seine gebrochene Stimme hatte ich noch nie gehört und ich wollte mit diesem Klang auch keine zweite Bekanntschaft machen. Ich hätte vor seelischen Schmerzen aufschreien können. Einfach, weil es mir mehr weh tat ihn so am Boden zu sehen, als dass es die Schmerzen aufgrund meiner Krankheit taten.

"Du bist nicht alleine! Ich bin hier, Hyung!"
"Bist du meine Familie?!" Er sah zu mir auf. Seine Augen waren rot und ausdruckslos. Ihre Farbe war einmal mehr in ein tiefes schwarz verfallen und ich konnte ihrem schmerzhaften Blick nicht standhalten. "Meine ganze Familie ist tot! Checkst du das?!"
"Beruhig dich! Bitte!" Seine Stimme war so laut, dass sie in meinem Kopf widerhallte und drohte, nie wieder von dort zu verschwinden.

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[Danke für's kommentieren und voten]

Ehehehehehe~
Das ist halt noch ein fieserer Cut als im vorherigen Part x3
Ich hab da gerade voll Bock drauf und würde eigentlich noch was hochladen, aber ich denke mal, dass das reicht :c

Wer weiß, bis zum nächsten malllllll♡

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