#11 Waitin'

Pov Jimin

Ich saß am Esstisch. Meine Mutter hatte mich gebeten direkt unten zu bleiben, da sie gleich fertig sein würde. Ich hatte noch nicht mal die Chance Yoongi Bescheid zu sagen, dass er warten musste. Ich bekam so ein schlechtes Gewissen, wie noch nie zuvor. Und dabei waren wir uns gerade näher gekommen. Ja, für mich war es sowas, wie Näherkommen. Er hatte mich nicht wieder weggestoßen, sondern blieb ruhig und überlegte, was er sagen könnte. Hin oder her, dies war ein Anfang.

Meine Mutter rief Hoseok zum Essen und ich war wenigstens erleichtert, dass es endlich anfing. Hoseok schliff sich zu seinem Stuhl und ließ sich murrend auf diesen sinken.
"Was ist?" Fragte ich und nahm den Teller an, den mir meine Mutter angab. "Nichts, nur dass ich gerade noch Hausaufgaben gemacht habe. Ich will nur noch ins Bett."
"Na, dann solltest du jetzt schnell aufessen um-"
"Schatz." Kam es tadelnd von meiner Mutter.
Ich wollte doch nur jede Chance nutzen, um wieder nach oben zu gelangen. Yoongi und mich trennten eine Treppe und ein paar Schritte. Am liebsten würde ich wollen, dass er jetzt hier mit am Tisch säße.

"Jiminie, du bist nicht zu fett." Sagte Hobie mit Reis im Mund, als er bemerkte, dass ich nichts aß. Das hatte ich öfter als Ausrede genommen, wenn ich nicht essen wollte.
"Dein Bruder hat nur keinen Hunger, Hobie. Erzählt doch mal, wie war euer Tag?" Sie wollte das wirklich durchziehen. Mich extra lange, unbewusst quälen, um meine wahrscheinlich bevorstehende Strafe immer härter ausfallen zulassen.
"Gut." Gab ich so schnell es ging von mir und warf Hoseok, wegen dem Vorfall heute Morgen, einen warnenden Blick zu. Dieser beachtete mich aber nicht.

"Ich wurde heute Morgen von Jimin geweckt. Der kann sich ja nicht mal leise davonschleichen." Wenn ich etwas gegessen hätte, hätte ich es ihm wahrscheinlich genau in diesem Moment ins Gesicht gespuckt. Tolle Unterstützung. Er wusste doch, wie wichtig mir diese Sache war.
"Davonschleichen? Wann? Das habe ich gar nicht mitbekommen." Sie guckte mich verwundert an. Ich rollte mit den Augen, doch mein Bruder kam mir zuvor.
"Naja, vielleicht neun oder halb zehn. Er wollte einem Freund helfen und wollte euch nicht aufwecken."
Tolle Unterstützung - diesmal wirklich.
"Achso, na dann." sie lächelte.

Ich schaute auf die Uhr, die an einer der tapezierten Wände hing. Schon zwanzig Minuten waren vergangen. Und noch weitere Minuten voller Schweigen und Schmatzen verstrichen. Was Yoongi wohl gerade machte, hatte er sich wieder vor den Fernseher gesetzt?

"Mama, ich muss jetzt wirklich-"
"Wie geht es denn deinem Freund?" Ich seufzte innerlich.
"Gut, aber ich sollte ihn eigentlich schon angerufen haben, um zu fragen, wie es ihm geht." Ich flehte beinahe, dass sie mich gehen ließ. Meine Augen bettelten nach Bemitleidung. "Na dann geh halt. Aber stell dein Essen in den Kühlschrank." Bittete sie mich und ich gehorchte. Endlich war ich frei.

Stolpernd rannte ich die Treppen hoch, ich war noch nie so schnell gerannt, rannte den Flur entlang, rannte meine Tür fast ein und fand schließlich einen schlafenden Yoongi vor. Ich sollte wohl glücklich sein, da seine Augen geschlossen waren und er mir so keinen bösen Blick zuwerfen konnte. Ich schloss die Tür so leise wie es ging und tapste auf Zehenspitzen zu ihm ans Bett.
Er hatte sich an den Rand gelegt und sein Mund war geschlossen. Er sah aus, wie ein kleines Kätzchen. Ihm waren ein paar längere Strähnen ins Gesicht gefallen und seine Atmung war rhythmisch und normal. Er sah so friedlich aus, so ganz anders, als man ihn kannte.
Ich wollte noch länger hier sitzen, ihm beim schlafen zusehen und seine Ruhe genießen, die auch er nun genoss. Doch was machte ich hier? Ich war kein Stalker und wollte auch nicht gruselig aussehen.

Ich ging leise zu meiner Kommode und öffnete diese geräuschlos. Ich zog mir ein T-Shirt statt des Pullis und eine Jogginghose an. Dann öffnete ich das Fenster ein Stück, um die benutzte Luft rauszulassen und frische hineinzulassen. Ich deckte den Schlafenden zu und hockte mich neben ihn ans Bett.
"Ich werde dich nie wieder alleine lassen. Du machst einem viel zu viele Sorgen." Flüsterte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und schlief neben ihm, in dieser Position ein.

*******************

Pov Yoongi

Etwas später als sonst, wachte ich auf. Ich war noch viel zu müde um etwas zu tun, also blieb ich liegen und öffnete nach einiger Zeit meine Augen. Vor mir erstreckte sich ein schlafender Jishit. Ich zuckte zurück, hatte er die ganze Nacht so ausgeharrt? Danach bemerkte ich die Bettdecke über mir. Och, jetzt wurde er auch noch fürsorglich.
Langsam richtete ich mich auf, um ihn nicht aufzuwecken. So eine Rücksichtnahme kannte ich von mir gar nicht. Ich sah auf seinen Digitalwecker, welcher mir die Uhrzeit 8:40 Uhr anzeigte und recht schnell entschied ich, dass diese Uhrzeit definitiv zu früh war an einem Sonntagmorgen.

Ich wollte mich also wieder hinlegen, doch ich konnte den Jüngeren jetzt nicht einfach am Rand verschimmeln lassen, da ich ihn ja bereits gesehen hatte, und mit meinem Gewissen nicht verhandeln wollte. Also machte ich etwas Platz, schob die Decke an die Seite. Ich kletterte waghalsig hinter ihm aus dem Bett und zögerte. Es sah ganz danach aus, als hätte er sich sogar umgezogen und sich trotzdem vor mir hingesetzt. Sollte ich ihn aufs Bett legen? "Idiot." Fauchte ich, als ich ihn dann tatsächlich unter den Armen packte und sein Gewicht bemerkte. Er war höchstens einen Zentimeter kleiner als ich und dennoch mindestens 2 Kilo schwerer. Ich stieg auf das Bett und hievte ihn auf dieses, um ihn anschließend zuzudecken. Dass er bei dieser Aktion nicht aufgewacht war, war ein Wunder für sich. Wieder zögerte ich, sollte ich mich neben ihn legen? Wollte  ich das überhaupt?
Ich seufzte, das alles war mir zu früh und jetzt auch wieder egal.

Also legte ich mich hin, jedoch so nah wie möglich an den Rand. Natürlich sahen wir jetzt aus wie ein Ehepaar. Wenn man es so wollte, sollte man sich das einbilden, doch ich wollte nicht auf Decke verzichten und schlüpfte mit unter sie. Und ein weiteres Mal schlief ich tief ein.

********************

12:30 Uhr

Ja, wir hatten lange geschlafen. Aber bei mir konnte man davon absehen, denn ich hatte eine Nacht gar nicht geschlafen und brauchte diese Ruhe, um Kraft zu tanken. Nachdem ich zum Glück später aufgewacht war, zeigte mir Jishit, wo sich das Bad befand und ich ging duschen.

Als das warme Wasser meinen Körper herunter floss, fühlte es sich beinahe an, wie eine Erlösung. Wenn man bedachte, dass mein letztes Bad in einem Fluss stattgefunden hatte, kam dies auf jeden Fall nah dran. Ich ließ mich vom Rauschen benebeln, schloss die Augen.

Hier war ich das erste mal wieder alleine, nach vierundzwanzig Stunden mit Jishit. Doch zu meiner Verwunderung bereute ich es kein bisschen, ihn gestern angeschrieben zu haben. In diesen vierundzwanzig Stunden hatte ich so viel mehr Wärme und Zuwendung bekommen, als in den letzen paar Wochen. Es kam mir komisch vor, aufgrund meiner Phobie hatte ich erwartet, dass mir das Leben mit ihm schwerer fallen würde, dass ich vor peinlichen Situationen im Erdboden versinken hätte können. Doch so war es nicht. Auf irgendeine Weise mochte ich seine Anwesenheit und bei ihm konnte ich wie ein ganz normaler Mensch handeln, unabhängig von meiner Angst.

Aber ich stellte mir die Frage, wo sollte das alles noch hingehen? Wie weit wollte er noch gehen? Fest stand, dass ich hier nicht für immer bleiben konnte. Auch, weil seine Eltern irgendwann davon mitbekommen würden. Doch ich wusste mir nicht zu helfen, wusste rein gar nicht was ich erwarten oder sogar hoffen sollte. Und das war das Problem. Ich wusste ja noch nicht mal, ob ich ihm wirklich vertrauen konnte. Doch ich hoffte es. Etwas in meinem Inneren hoffte so sehr, dass er sich weiter um mich kümmerte.


Nachdem ich aus der Dusche gestiegen war, musste ich mit bedauern feststellen, dass meine Sachen, die ich vorher ausgezogen hatte, nicht mehr an Ort und Stelle waren. Ich suchte, doch fand nichts.
"Jishit!" Rief ich, doch es kam nichts. Meine Gedanken von eben waren verflogen. Dieser Typ wollte mich hier vielleicht noch missbrauchen. Ich band mir eines der großen Handtücher um die Hüfte und öffnete leise die Badezimmertür. Ein kalter Luftzug umschlung mich und hinterließ eine Gänsehaut auf meinem nackten Oberkörper. Leise tapste ich zu Jishits Zimmer und legte ein Ohr an diese Tür. Nur um sicherzugehen, dass er nicht dort drin war und mich wohlmöglich nackt sah. Auf Stille trat ich ein. Doch als ich die Tür schloss, hörte ich ein prustendes Kichern.

"Ich hab dir frische Sachen dort hingelegt." Ich spürte förmlich, wie das beschämte Grinsen auf meinem noch feuchten Rücken brannte und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg.
"Du kleiner.." Entwischte es mir.
"Du weißt schon, dass mein Bruder den Ruf von eben wahrscheinlich gehört hat und in weniger als zwei Minuten hier sein wird, oder?" Ich drehte mich um. Jishit saß im Schneidersitz auf seinem Bett und musterte mich genau. Er zeigte auf seinen Schreitisch, wo sich ein Stapel  Klamotten befand.
"Das hast du extra gemacht." Fauchte ich. Ich fühlte mich erniedrigt und stolperte unbeholfen zum Schreibtisch. Schnell zog ich mir  das schwarze T-Shirt über.
"Eigentlich wollte ich das nicht extra machen, aber ich hab einfach deine Sachen gesehen, als-"
"Als was? Als du spannern warst?! Aber sonst geht's dir gut-"
"Nein! Ich wollte nicht spannern! Ich wollte nur fragen, ob alles gut ist, weil ich lange nichts mehr gehört hatte." Verteidigte er sich. Oder versuchte es zumindest.
"Wahrscheinlich hast du die ganze Zeit an der Tür gehangen, so aufdringlich wie du bist." Ich sah ihn schlucken. "Nicht dein Ernst?!"
"Nein!" Er verzog sich unter der Decke. "Ich mache mir halt Sorgen.. wer weiß, ob dir was zu gestoßen ist." Gab er kleinlaut zu.

Ich rollte genervt mit den Augen, "Duschen kann ich ja wohl noch alleine." Ich hielt die verwaschene Jeans hoch. "Sind das deine Sachen?" Fragte ich und betrachtete weiter die Hose. "J-ja, warum?" Er kam wieder aus seiner Deckung. "Wusste nicht, dass du so einen guten Stil hast. Süß." Ich hielt sie mir an, sah zurück auf den Schreibtisch, wo graue Boxershorts lagen und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Erwartungsvoll, dass er sich umdrehen würde, guckte ich ihn an. "Was?" Langsam breitete sich ein unbewusst, schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht aus.

Doch noch bevor ich ihm Sachen an den Kopf werfen konnte, klopfte es plötzlich.

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[Danke für's Kommentieren und Voten]

Schönes Wochenende noch allen~♡
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