Kapitel 54: Verlust

Jeongguks Sicht:

Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Diese Enttäuschung in mir betäubt wohl alles in mir, weil ich keine Reaktion mehr von mir gebe. Mir kommen nicht mal mehr die Tränen. Er war der einzige Mensch, bei dem ich mich wohl gefühlt habe und das war scheinbar ein riesiger Fehler. Ich habe wirklich alles für ihn getan. Yunho konnte mich zu allem überreden, da ich ihm blind vertraut habe.

"That's fucking disgusting", murmelt dieser blauäugige Kerl hinter mir angeekelt und holt mich aus meiner Trance.

Mein Blick wandert kurz zur Leinwand, aber Yunhos Anblick fühlt sich wie ein Schlag in die Fresse an. Ich senke meinen Kopf, jedoch greift der Blauäugige von hinten meinen Kiefer und hindert mich daran wegzuschauen.

"Urgh, bitte lass mich los", flehe ich ihn an und bekomme eine eklige Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.

"Let him go!", ruft Namjoon wütend und starrt dieses Arschloch feindselig an.

"Hey, isn't he your best friend? Does he like being fucked in the ass? Did you fuck each other?", flüstert er mir ins Ohr und ignoriert Namjoon gekonnt.

"Will der mich komplett verarschen? Was fragt dieser Wichser da?", flucht Yoongi und versucht sich irgendwie aus den Fesseln zu lösen.

"Answer my questions", knurrt er mich an und bohrt seine Finger in meinen Kiefer.

Ich zucke zusammen und spanne mich extrem an, weil seine Hände sich gefühlt in meine Haut brennen. Mein Atem beschleunigt sich und ich bekomme meinen Mund nicht auf. Ich presse meine Augen fest zusammen und atme tief durch. Flipp jetzt bloß nicht aus. Reiß dich zusammen, Jeongguk.

"N-N-No", bringe ich durch zitternde Lippen heraus.

"What do you mean by no? You didn't fuck him?", fragt er mich und lockert seinen Griff um meinen Kiefer.

Wild schüttle ich den Kopf und hoffe darauf, dass er endlich von mir ablässt, jedoch wandern seine Hände bloß zu meinen Schultern, die er beginnt zu massieren. Dabei lacht er und schnalzt mit der Zunge. Gequält schließe ich die Augen und wünsche mir, dass er aufhört.

"Wow, you didn't even know that he's in love with you, right?", lacht er verächtlich.

Kurz nicke ich und spüre schließlich doch dieses bekannte Brennen in meinen Augen, bevor ich anfange zu weinen. Die Geräusche von Stöhnem und aufeinander klatschenden Haut im Hintergrund macht es mir auch nicht einfach einen klaren Gedanken zu fassen.

"Are you in love with him?", möchte er von mir wissen und massiert meinen angespannten Nacken, was ziemlich weh tut.

"No", gebe ich ohne zu zögern von mir und schüttle dabei den Kopf.

Es stimmt auch. Ich war nicht mal ansatzweise verliebt in Yunho. Darum ekelt es mich irgendwie noch mehr an, dass er mich offensichtlich nie wie einen großen Bruder angesehen hat. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was er die ganzen Jahre lang noch vor mir verheimlicht hat. Blauauge fängt laut an zu lachen und nimmt seine Hände von mir, wodurch ich erleichtert aufatme. Ich sehe keinen von den Jungs an, da mir bewusst ist, dass sie selbst gerade total am kämpfen sind. Plötzlich spüre ich etwas kühles an meinem Handgelenk, aber ich konnte nicht so schnell reagieren, da hat er mir schon die Fesseln durchtrennt. Ruckartig ziehe ich meine Arme nach vorne und reibe meine Handgelenke.

"W-Why?", kommt es stockend von mir, jedoch packt er mich unsanft am Oberarm und zerrt mich auf die Beine.

Das Erbrochene auf meinen Oberschenkel läuft über meine Beine, während er mich ohne Worte zu der Luke zerrt. Ich stolpere hinter ihm her und sehe verzweifelt zu den anderen, die mich mit riesigen und besorgten Augen anstarren.

"WHAT ARE YOU DOING?", brüllt Yoongi los und rüttelt wie die anderen an seinen Fesseln.

"Leave him alone!", schreit Hoseok ihn ebenfalls an.

"Namjoon, bitte. Kannst du nicht irgendwas machen?", bettelt ihn Taehyung an und fängt an zu weinen.

Ich drehe mich nach vorne und muss hart schlucken, als ich diesen breiten Rücken vor mir sehe. Der Kerl ist bestimmt zwei Meter groß und könnte einen SUV mit bloßen Händen ziehen. Ich wage es auf keinen Fall, mich auf jegliche Weise gegen ihn zu wehren. Die Luke öffnet sich langsam und der Kerl schmeißt mich mit einer Handbewegung in den schwarzen Raum. Ich falle hart auf die Knie und jauchze schmerzerfüllt auf.

"Was zum Teufel macht er hier drin? Ich dachte, dass wir Spieler 0 das Gehirn rausficken sollen", kommt es von einem dieser Bastarde.

Mir wird kotzübel, als ich ihre Schwänze tief in Yunhos Körperöffnungen stecken sehe. Ich kann das nicht. Wie auf Knopfdruck breche ich zusammen und heule wie ein kleines Kind los. Womit haben wir das verdient?

"Möchte der Kleine etwa mitmachen?", lacht der andere gehässig und ignoriert Yunhos erstickten Laute, da sein Penis tief in seinem Hals steckt.

"Shut up. Take your dirty cocks out and get off him", zischt Blauauge unerwarteterweise die beiden an und ich höre, wie es er hinter mir eine Waffe entsichert.

Die Farbe weicht ihnen aus den Gesichtern und sie sehen sich völlig verwirrt an, während ich mich nicht traue einen einzigen Muskel zu bewegen.

"What are you doing? That's not part of the plan", fragt der eine ihn, aber nimmt langsam sein Glied aus Yunhos Loch.

"I don't care! GET OFF HIM! NOW!", schreit Blauauge plötzlich los und bringt mich dazu meine Hände auf meine Ohren zu pressen.

Was geht hier ab? Wieso macht er das? Wieso hilft er mir? Zitternd drehe ich mich um und sehe hoch in sein Gesicht. Mein Atem stockt etwas, da ich die Wut in ihnen erkennen kann. Die zwei Kerle entfernen sich sofort von Yunho und heben die Hände hoch. Yunho fängt an zu husten und ringt nach Luft, was mich noch mehr zum Weinen bringt. Ihm fließen haufenweise Tränen über die Wangen und er kauert sich wie ein Baby zusammen. Unsicher krabble ich auf ihn zu und habe Angst, dass Blauauge mich gleich abknallen wird.

"J-Jeongguk", flüstert er erschöpft und kann seine Augen kaum aufhalten.

Meine Kehle schnürt sich zu und ich bleibe einfach nur vor ihm sitzen. Ihn zu berühren, ist mir eindeutig zu viel. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Blut an seinem Hintern klebt. Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich fühle mich so, als würde ich innerlich sterben. Blauauge läuft um uns herum und stellt sich zwischen die zwei Arschlöcher und Yunho.

"E-Es tut m-mir alles so leid. I-Ich wollte das nicht", schluchzt er und versucht nach meiner Hand zu greifen.

"F-Fass mich nicht an. D-Du hast mich an diese Bastarde verkauft. Dachtest du wirklich, dass sie dich verschonen würden? Bei so einem hohen Geldbetrag? Bist du wirklich so dumm?", warne ich ihn und kann meine Wut auf ihn nicht zurückhalten, obwohl ich mir extreme Sorge um ihn mache.

Seine Lippen beben stark und er fängt schließlich stärker an zu weinen. Ich versuche mich zusammenzureißen, aber schaffe es nicht. Schluchzend verdecke ich mein Gesicht mit einer Hand und würde ihn am liebsten verprügeln, weil er mir schrecklich weh getan hat. Jahrelang hat er mich belogen und mir irgendwas vorgespielt.

"H-Hyung, bitte... ha-hass mich nicht", weint er und umschließt mein Handgelenk, um meine Hand aus meinem Gesicht zu ziehen.

"Hör auf. Du hast mich noch nie Hyung genannt. Jetzt musst du nicht damit anfangen. Ich war einfach nur eine Geldquelle für dich", fauche ich ihn an und möchte mein Handgelenk aus seinem Griff lösen, aber er lässt es nicht zu.

"Nein, Guk... Ich-Ich liebe dich doch. Ich habe dich nie als eine Geldquelle benutzt. Du... Du mu... musst mir glau-... glauben", weint er noch stärker und seine Kraft zum Reden schwindet immer mehr.

"Aber ich liebe dich nicht. Nicht so wie du es tust. Du warst mein kleiner Bruder und ich habe mich jahrelang um dich gekümmert. Du durftest bei mir wohnen, als deine Eltern dich rausgeschmissen haben. Ich habe dir alles über mich erzählt... Du warst bei meinen Höhen und Tiefen dabei und dann tust du mir sowas an. Ich hasse mich selbst, dir jemals so vertraut zu haben", erwidere ich wütend und werfe ihm die Dinge an den Kopf, die mir die ganze Zeit schon auf der Brust lagen.

Yunho sieht mich durch wässrige Augen an und lässt mich langsam los. Sein Atem geht flacher und seine Augen flattern etwas zu. Ein beunruhigendes Gefühl macht sich in mir breit und ich lege meine Hand auf seine Schulter, um ihn durchzurütteln. Er weitet seine Augen ganz kurz und lächelt mich minimal an.

"Es tut mir leid", haucht er leise und regt sich nicht mehr.

"Yunho? Hey, Yunho! YUNHO, DAS IST NICHT WITZIG!", rüttle ich ihn heftig durch und schreie ihn anschließend an.

Tränen fließen aus seinen offenen Augen, die den Fokus verloren haben und er atmet einfach nicht. Ich halte meinen Zeigefinger und Mittelfinger an seine Halsschlagader und warte mehrere Sekunden, jedoch spüre ich nur ein minimales Pochen. Meine Hände beginnen zu zittern und mir läuft der kalte Schweiß runter. Ich schaue in sein Gesicht und realisiere endlich, dass er einen Atemstillstand hat.

"Fuck. Fuck! Nein, du darfst nicht sterben! Fuck, Yunho!", schreie ich ihn panisch an und schubse ihn auf den Rücken.

Ich lege meine Hände übereinander und drücke sie mit ausgestreckten Armen in die Mitte seines Brustkorbs, um die Herzdruckmassage auszuüben. Angestrengt versuche ich so tief wie ich kann runterzudrücken, aber ich habe keine Kraft mehr in jeglichen Körperteilen und bewirke kaum etwas. Aus Verzweiflung schlage auf Yunhos Brust, während ich rüber zu Blauauge sehe.

"Help me!", rufe ich schluchzend und lenke seine Aufmerksamkeit auf uns.

"What the fuck happend?", fragt er mich und kommt ruckartig auf uns zu, um sich so wie ich vor Yunho hinzuknien.

"N-No air", gebe ich zitternd von mir und zeige auf Yunho.

"He's not breathing?!", gibt er entsetzt von sich.

Er flucht los und beginnt mit der Herzdruckmassage, während ich Yunhos Gesicht beobachte, um irgendeine Regung von ihm zu erkennen. Die zwei anderen Kerle sitzen in der Ecke und schauen uns mit gleichgültigen Gesicht zu. Wie viel Stoff haben sie ihm gegeben? Mir laufen Bäche an den Wangen herunter und ich bereue es so sehr, Yunho so angefahren zu haben. Das waren die letzten Worte, die er vor seinem Tod gehört hat, wenn er jetzt stirbt.

Blauauge stoppt kurz und fordert mich auf nach seinem Puls zu checken. Ich halte zwei Finger an seine Halsschlagader und spüre diesmal gar keinen Puls mehr. Ich presse die Lippen zusammen und schüttle den Kopf. Er lässt die Schultern sacken, aber macht weiter. Schluchzend streichle ich durch Yunhos Haare und kann nicht anders als wie ein Baby zu weinen. Er reagiert kein bisschen auf die Herzdruckmassage.

"Ist das dein verdammter Ernst? Du stirbst vor meinen Augen? Nachdem du von diesen Wichsern missbraucht wurdest und auch noch von mir gehört hast, dass ich dich nicht liebe? Verfickte Scheiße, ich habe dich geliebt. Du warst mein bester Freund und mein kleiner Bruder. Du warst die einzige Familie, die ich hatte! Warum hast du uns das alles angetan? Warum? Fuck, stop it! He is dead! They killed him", weine ich bitterlich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.

"I'm so sorry", entschuldigt er sich und klopft auf meine Schulter.

Mit glasigen Augen schaue ich ihn an und könnte ihm in die Fresse spucken. Er hat mir zwar eben geholfen, aber er gehört auch zu diesen kranken Leuten. Er wollte uns auch vor wenigen Minuten abknallen. Hat er es etwa geahnt, dass Yunho sterben wird und wollte mir die Möglichkeit geben nochmal mit ihm zu sprechen?

Die Wut kocht in mir hoch, zusammen mit der Verzweiflung, die meinen Körper zu lähmen scheint. Ich presse meine Hände auf Yunhos Brust, spüre seine kühle Haut unter meinen Fingern und will einfach nicht akzeptieren, dass er wirklich weg ist.

"Yunho, bitte! Du kannst mich nicht einfach allein lassen!“, schreie ich und schlage erneut verzweifelt auf seine Brust.

Doch sein Körper bleibt reglos, und die Realität trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin hier allein. Die einzige Person, die ich je als Familie betrachtet habe, liegt tot vor mir, und ich kann nichts dagegen tun. Tränen brennen in meinen Augen, aber es ist nicht genug, um den Schmerz wegzuwaschen, der tief in meiner Brust wütet.

Blauauge steht auf, seine Miene leer, aber in seinen Augen sehe ich einen Hauch von… Mitleid? Es macht mich krank. Ich will sein Mitleid nicht. Ich will gar nichts von ihm. Er gehört zu denen, die uns das alles angetan haben.

"Nummer 7, verlasse den schwarzen Raum", ertönt die verzerrte Stimme des Professors.

"Seid ihr glücklich? Ihr habt es geschafft, mir richtig weh zu tun, indem ihr mir alles genommen habt, was mir liebt ist. Ich hoffe, dass ihr alle glücklich darüber seid", presse ich heraus und schniefe etwas.

Ich schaue in Yunhos lebloses Gesicht und spüre nichts als einen unbeschreiblichen Schmerz. Wie viele Leichen muss ich in meinem Leben noch sehen, bevor ich selbst an der Reihe bin? Behutsam fahre ich mit meiner Hand über Yunhos Wange und schließe anschließend seine Augenlider.

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