Kapitel 52: Betäubungen

Jeongguks Sicht:

Uns allen steht der Horror ins Gesicht geschrieben, als wir den Blutschwall aus Taehyungs Nase fließen sehen. Hoseok hält ihn fest und drückt seinen Kopf nach vorne, damit Taehyung nicht an seinem eigenen Blut erstickt. Ich sitze stocksteif da, während die anderen im Raum herumrennen und nach Hilfe schreien. Jimin hat sein T-Shirt ausgezogen und versucht das Blut aufzuhalten. Ihm klebt das ganze Blut an den Händen und es färbt den weißen Boden rot.

"Fuck, das hat uns noch gefehlt", flucht Jin, der ein nasses Handtuch in den Händen hält und es anschließend in Taehyungs Nacken legt.

"Das kann doch verdammt nochmal nicht wahr sein! Wo sind wir gelandet?", flucht Yoongi wütend, aber in seinen Augen sammeln sich Tränen der Verzweiflung.

"Bist du eigentlich komplett bescheuert, Namjoon?! Wieso zur Hölle schlägst du ihm auch so hart in die Fresse?", schreit Jimin Namjoon an und steht vom Boden auf, um ihn an der Brust nach hinten zu schubsen.

"Willst du mir wirklich sagen, dass das meine Schuld ist? ER HAT JEONGGUK ERWÜRGT UND IST AUSGEFLIPPT!", brüllt er zurück und stoßt Jimin gewaltsam von sich.

"Hey, Hey, Hey! Hört gefälligst auf zu streiten!", rufe ich aufgebracht und stelle mich zwischen die Beiden, die sich mit ihren Blicken umbringen.

"Ich glaube nicht, dass der Schlag das Nasenbluten ausgelöst hat. Das ist der unaufhörliche Stress", meint Yoongi und nimmt Namjoon ein wenig in Schutz, weil wir alle wissen, dass wir ihn nicht wütend machen sollten.

Plötzlich kommt ein lautes Schluchzen aus Taehyung, wodurch ich mich etwas erschrecke und in seine Richtung schaue. Jin hält ihm sofort das Tuch unter die Nase und wischt ihm das Blut weg, welches wie ein Wasserfall aus der Nase läuft. Er ist ziemlich blass im Gesicht und seine Haare kleben an seiner verschwitzten Stirn. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er mich vor wenigen Minuten noch erwürgt hat.

"I-Ich möchte nicht mehr. Ich schaffe das alles nicht mehr. Mein Leben ist eine reine Hölle", weint er und sinkt weiter in Hoseoks Arme.

"Wir haben alle ein beschissenes Leben! Du kannst jetzt nicht in Selbstmitleid versinken! Das bringt dich nicht weiter", gebe ich etwas unsensibel von mir und gehe vor ihm in die Hocke, um ihn ernst anzuschauen.

"Okay, was zur Hölle? Das hättest du auch netter sagen können", meint Jin und sieht mich entsetzt an.

"Nur so zur Info. Taehyung wollte ihn erwürgen!", verteidigt mich Namjoon und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Wie oft willst du das noch erwähnen?", zischt Jimin ihn an und ist bereit, wieder auf ihn loszugehen.

"Könnt ihr mal aufhören?", fragt Yoongi die beiden gereizt und stellt sich zwischen sie.

"Ach, wenn jeder seinen Senf dazu gibt, möchte ich euch mitteilen, dass ihr alle bescheuert seid", kommt es aus Hoseok, wodurch wir ihn alle irritiert anschauen.

Für einen Moment herrscht Stille zwischen uns allen und wir sehen uns gegenseitig an, bevor wir uns alle schnaufend voneinander abwenden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich Taehyung aufsetzt und sich mit Jimins T-Shirt das Blut aus dem Gesicht wischt. Er schnieft etwas, aber hat sich scheinbar wieder eingekriegt. Ich weiß nicht mehr weiter mit ihm. Seine Stimmungsschwankungen sind krasser als meine und das schon von Anfang an.

"Was sollen wir jetzt machen? Taehyung ist offensichtlich eine Gefahr geworden, wenn er Jeongguk aus dem Nichts attackiert", fragt Namjoon und lässt bei dem Thema nicht locker.

"Okay, was ist dein verficktes Problem mit Taehyung? Du hast Jeongguk am Anfang auch ständig angegriffen!", schreit Jimin wieder los.

"Ich habe kein Problem mit Taehyung! Sein komisches Verhalten ist mir bloß ein Dorn im Auge!", schreit er zurück und kommt Jimin einen Schritt näher.

"Hör auf zu lügen!", ruft Jimin wütend und versucht nach Namjoons Oberteil zu greifen, jedoch schlägt Yoongi seine Hand weg.

Yoongi wird zwischen den Beiden eingequetscht und versucht sie gleichzeitig auseinander zu drücken. Seufzend stehe ich auf und laufe zu ihnen hin, um Namjoon am Handgelenk zu schnappen, um ihn von Jimin und Yoongi wegzuzerren. Feindselig starrt er Jimin an, der beleidigt die Arme vor seiner Brust verschränkt und den Blick abwendet. Komischerweise entspannt sich der Blonde neben mir, aber schaut mich kein einziges Mal an.

"Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Bitte, verzeih mir. Ich möchte kein Außenseiter werden. Ich brauche euch. Ich halte es nicht eure Unterstützung aus", fleht Taehyung auf einmal um Verzeihung und krabbelt vor Namjoon und mich.

Überfordert reiße ich die Augen auf und kriege ein mulmiges Gefühl im Magen, als sich Taehyung an Namjoons Bein klammert und tränenüberströmt zu ihm hochschaut. Seine Lippen beben und ihm tropft immer noch Blut aus der Nase. Automatisch muss ich würgen und wende den Blick schnell ab. Ich kann diese dunkelrote Flüssigkeit nicht mehr sehen, ohne das mir übel wird.

"Was zur Hölle? Lass mich los! Mach das einfach nie wieder!", gibt Namjoon schrill von sich und versucht Taehyung von sich wegzudrücken, aber dieser umklammert seine Beine noch fester und denkt gar nicht daran loszulassen.

"Klasse, Namjoon! Das ist alles deine Schuld!", fängt Jimin schon wieder an.

"Bei Gott, JIMIN! Ich werde dich gleich gegen die nächste Wand schleudern!", brüllt der Blonde los.

"VERSUCHS DOCH, ARSCHLOCH!", kreischt der andere Blonde zurück und muss nun von Yoongi mit ganzer Kraft festgehalten werden.

"Seid ihr komplett bescheuert, oder so?!", ruft Jin wütend und eilt Yoongi zu Hilfe, da Jimin immer wieder versucht ihn wegzuschuben.

"Hört bitte auf zu streiten! Das ist doch alles meine Schuld! Namjoon, bitte! Beruhig dich", weint Taehyung und umklammert mit Armen und Beinen den Größeren, der schon feuerrot im Gesicht ist.

Zu meiner Überraschung schaut Namjoon runter zu Taehyung, der in einen Heulkrampf verfällt und panisch nach Luft ringt. Er lässt den Blonden los und legt seine zitternde Hand auf seine Brust.

"N-Namjoon!", gebe ich mit zittriger Stimme von mir und schlage auf seinen Arm, damit er etwas tut.

"Taehyung, atme! HEY!", stürzt Namjoon zu ihm zu Boden, um sein Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen.

"I-Ich kr-kriege kei-...", kommt es atemlos aus dem Braunhaarigen, dem die Todesangst im Gesicht geschrieben steht.

Die anderen Jungs eilen ebenfalls zu ihm und versuchen auf ihn einzureden, während ich wie versteinert dastehe und am ganzen Körper zu zittern beginne. Ich wende mich sofort von ihnen ab und versuche durchzuatmen, um nicht ebenfalls in Panik zu geraten. Ich bohre meine Fingernägel in meine Handinnenflächen und blinze die aufkommenden Tränen immer wieder weg.

Plötzlich höre ich die Luke vom schwarzen Raum und sehe ruckartig in die Richtung. Die Schiebetür öffnet sich langsam und ein riesiger Kerl steht dahinter. Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich die strahlenden blauen Auge sehe, die ich mich finster anstarren. Er hat zwar eine Skimaske an, aber ich kann deutlich erkennen, dass er nichts Gutes für mich übrig hatte. Die Jungs sind komplett mit Taehyung beschäftigt, dass sie den Kerl hinter ihnen nicht bemerken. Stocksteif stehe ich da und kann mich nicht mehr rühren. Er betritt unseren Raum und holt auf einmal eine Pistole hinter seinem Rücken hervor, mit der er direkt auf mich zielt.

"Leute!", gebe ich zögerlich von mir und renne augenblicklich los, um sie zu warnen.

Bevor ich bei ihnen ankomme, drückt er schon ab und ein Pfeil trifft mich direkt in den rechten Oberarm.

"JEONGGUK!", höre ich die anderen kreischen, während ich selbst aufzische und mir den Pfeil aus dem Oberarm reißen möchte, aber ein weiterer Pfeil durchbohrt meinen rechten Oberschenkel.

Ich falle zu Boden und spüre wie sich ein taubes Gefühl in meinem Bein und in meinem Oberarm ausbreitet. Hoseok und Jin rennen auf mich zu, aber sie werden ebenfalls von den Pfeilen getroffen, wodurch sie zu Boden fallen. Meine Sicht verschwimmt langsam und die Kraft mich oben zu halten, schwindet in sekundenschnelle. Es fühlt sich so an, als würde ich in ein dunkles Loch gezogen werden, aus dem ich nicht entkommen kann. Gegen meinen Willen schließen sich meine Augen und alles um mich herum wird ganz still, jedoch bleibt diese unbändige Angst in mir bestehen.

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